10. Juli 2015 - Tromsø
Und schon wieder zu Beginn des Tagesberichtes das Unwort: Ausgeschlafen … ja, so etwas gab es während dieser Kreuzfahrt. Aber selten … So auch an diesem Tag. Ausgeschlafen war so gegen 6.30 Uhr. Schließlich mussten wir das Anlegen beobachten! Wir schafften es – mit dem üblichen Pott heißen Kaffees in der Hand. Kapitän May ließ die AIDAluna auf dem Handtuch drehen und sich ganz, ganz langsam an den Kai nähern. Butterweich … Ein Blick nach oben. Der Himmel war bedeckt. Also sonnenfrei. Doch von Norden kamen die ersten Auflockerungen.
Dann die Blicke rings um das Schiff. Eine mit viel Grün aufgelockerte Bauweise in Tromsø. In alle Richtungen. Kein Wunder, dass die Stadt mit seinen rd. 72.000 Einwohnern als flächenmäßig größte Norwegens gilt. Wir lagen im Industriehafen. Der bevorzugte Liegeplatz am Rande der Innenstadt ist von großen Schiffen nur mit großen Umwegen zu erreichen. Die AIDAluna hätte auf dem direkten Wege jede der beiden zu durchfahrenden Brücken gerammt, die den Hauptteil der Stadt mit dem Festland bzw. einer weiteren Insel verbinden. Schade – aber es ging nicht anders! Oberhalb des Hafens sahen wir drei Sprungschanzen.
Nicht weit hinter der AIDAluna die Tromsøbrua, rechts davon das Wahrzeichen der Stadt, die Eismeerkathedrale. Über ihr baute sich der Hausberg Storsteinen auf. Alles Ziele dieses Tages.
Nach dem Frühstück – wie immer sehr ausgiebig – trafen wir uns mit Kreuzfahrergerds vor dem Schiff. Floppys und Pingus machten sich per Shuttle (€ 12,-- p.P. - hin und zurück) auf den Weg in die Stadt. Wir nahmen einen ÖPNV-Bus (Tageskarte € 9,-- p.P.) und erreichten nach einmaligem Umsteigen recht schnell die Eismeerkathedrale. Als wir die Tromsøbrua überquerten, sahen wir Floppys am Ende der Brücke. Fast 1.016 m hatten sie p.P. (pro Person und auch per pedes …) hinter sich gebracht. Sie sahen noch recht fit aus!
Die Eismeerkathedrale war zum Zeitpunkt unserer Ankunft wegen einer Beerdigung geschlossen. Warten war nicht angebracht – so zogen wir den Hausberg vor. Wir spazierten durch eine Siedlung mit vorwiegend liebevoll gepflegten Holzhäusern und Gärten
und erreichten schließlich die Talstation der Fjellheisen-Seilbahn. Also rauf – besser hinein. Allein während der Fahrt faszinierte uns die immer kleiner werdende Stadt. Und erst der Blick von ganz oben … Schon wieder unvergesslich! Die weite, klare Sicht. Immer mehr Blau am Himmel. Das Häusermeer – schön bunt. Vor der Tromsøbrua die mit klaren Linien erbaute strahlende Eismeerkathedrale.
Die entfernt liegenden, noch mit Schneeresten versehenen hohen Berge. Nicht zu vergessen unser Schiff – sehr weit weg. Und was war in der Ferne zu erkennen? Ein weißer, sich bewegender Fleck – ein Schiff. Das konnte nur die MS Astor sein – zunächst reine Spekulation.
Wir eroberten die nähere Umgebung des Storsteinen. So weit die Füße trugen? Nein, so weit es die Zeit zuließ. Auch durch ein größeres Schneefeld – ein Verhängnis für ein Mitglied von uns. Keine Angst – keine Verletzung! Nur einen nassen Hosenboden. Das konnten wir resp. die betroffene Person verschmerzen!
Zurück - und bei der Bergstation der Fjellheisen-Seilbahn sahen wir, wie aus der vermeintlichen MS Astor die tatsächliche MS Astor wurde. Wir erkannten sie an ihrem charakteristischen Schornstein. Es sah gut aus, wie sich die MS Astor der Brücke näherte und sie unterquerte. Brachte sie das noch bessere Wetter mit? Wir nahmen es gerne an …
So, nun aber runter. Wir wollten noch ein wenig durch Tromsø schlendern. Zwangsläufig spazierten wir nochmals durch die Holzhaussiedlung.
Wie romantisch. Welch eine Vegetation. Hier müsste man wohnen – aber nur im Sommer … oder auch im Winter … oder … oder ...
Bei der Eismeerkathedrale
trennten wir uns von Kreuzfahrergerds, die zu Fuß die Tromsøbrua bewältigen wollten. MarcoPolo besichtigte die Kathedrale; er kannte sie noch nicht von innen. Er staunte über wunderbare Lichtspiele, die die wie gewohnt einfache Ausstattung wirkungsvoll zur Geltung brachten.
Wie viele neuere Bauten im hohen Norden sollte auch die Eismeerkathedrale die Verbindung mit der Natur symbolisieren. 35 m hoch sind die Frontpartien, die auf Gletscherspalten hinweisen sollen. Das die gläsernen Räume zwischen den mit Wellblech umhüllten Betonstreben durchscheinende Licht erinnert an Mitternachtssonne und Polarlicht.
Vom Vorplatz der Kirche gab es Ausblicke, die uns einfach erfreuten.
So auf die AIDAluna, die sich im Industriehafen richtig zur Geltung brachte.
Und auch auf die MS Astor, die zwischenzeitlich die Insel Tromsøya umrundet und angelegt hatte. Quasi in der Pole-Position …
Anschließend fuhren wir mit dem Bus in die Tromsøer Innenstadt. Kurz nach Verlassen der Tromsøbrua verließen wir den Bus und wandten uns Richtung Wasser. Dorthin, wo sich das Polarmuseum befand. Eine Büste des Polarforschers Roald Amundsen durfte nicht fehlen
wie auch einige Harpunen aus verschiedenen Walfängerepochen. Vom Museum aus hatten wir wieder gute Ausblicke auf die Tromsøbrua und die Eismeerkathedrale sowie auf ein Walfängerschiff, das anscheinend abgewrackt wurde. Ein gutes Vorgehen …
Weiter gingen wir Richtung Markt mit diversen, vorwiegend für Touristen gedachten Ständen, wo wir uns auch ein wenig eindeckten. Vorbei am Denkmal für Fischer und Walfänger spazierten wir wieder zur Wasserlinie. Dort hielten wir uns ein wenig länger auf.
Einige laute Typhonklänge kündigten die Ankunft eines Hurtigrutenschiffes an. Die MS Polarlys, die unmittelbar vor der MS Astor einparkte. Interessant … Schade, dass wir nicht diesen bevorzugten Liegeplatz hatten …
Von hier aus schlenderten wir Richtung Innenstadt, vorbei an einem weiteren Denkmal für Roald Amundsen, zur Bischofskirche, dem Dom von Tromsø.
Leider war er wie vor zwei Jahren geschlossen, so dass wir uns nach kurzen Besuchen der Plastik Mutter mit Kind und eines attraktiven Andenkenladens mit Kartengrüßen Richtung Heimat beschäftigten. Natürlich fehlte vor dem Geschäft nicht der Eisbär. Satt und ruhig war er – zum Glück für uns …
Nicht weit vom Dom hielten sich in einem wundschön restaurierten Jugendstilhaus Anfang der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts unsere Landsleute auf. Eine Zeit, an der man nicht gerne zurückdenkt – im Stengården war das Gestapo-Hauptquartier untergebracht. Aktuell wird es als Teil einer Bankfiliale genutzt.
Es wurde Zeit, sich Richtung AIDAluna zu orientieren. Aber nicht, ohne sich das eine oder andere anzuschauen. Am Rande des Marktplatzes Stortorget stießen wir auf einen interessanten Pavillon mit einem Denkmal für Haakon VII, der von 1872 bis 1957 lebte. Als dänischer Prinz nahm er im Zuge der Selbständigkeit Norwegens 1905 die Wahl zum König an; er gilt als Stammvater der aktuellen norwegischen Königsfamilie.
Vorbei an pittoresken Holzhäusern, die auch mit moderneren Gebäuden harmonierten,
suchten und fanden wir die Bushaltestelle und ließen uns in die Nähe des AIDAluna-Liegeplatzes bringen. Ein ausgezeichnetes Timing – 15 Minuten vor „Alle Personen an Bord“ waren wir auf unserem Schiff und bereiteten uns auf das Auslaufen vor. Bei – wie von uns im Norden gewohnt – hervorragendem Wetter im Außenbereich des Weite-Welt-Restaurants. Und wie an den Vortagen waren alle Passagiere pünktlich an Bord. Kein Wunder – beim Neunerclan als Vorbild …
Pünktlich löste sich die AIDAluna vom Kai und nahm langsam Fahrt auf. Weg von Tromsø
und hinein in eine Zauberwelt. So etwas wie Schiffsslalom stand auf Kapitän Mays Programm. Zahlreiche Inseln mussten nach und nach umfahren werden. Mal schnell, mal langsam. Mal saßen wir im Schatten, mal in der Sonne. Mal im Wind, mal im Windschatten. Und immer flitzten unsere Augen hin und her – wir saugten das uns gebotene Wundervolle ein. Teilweise hohe, mit Schnee bezuckerte Berge, dann wieder flache Inseln, ab und zu größere, steil aufragende Felsen.
Aber wie immer viel Grün. Kaum Städte, vereinzelte Häuser und Höfe. Nahezu regelmäßig mit eigenem Bootsanleger. Wie anders sollten die Bewohner auch zu ihren Häusern kommen? Straßen oder Wege waren selten zu erkennen. Für Einsamkeitsfanantiker Ruhe und Natur pur.
Wir hatten Begleitung. Neben uns, über uns. Möwen, die auf die noch nicht vorhandenen Häppchen warteten. Sie froren – warum versteckten sie ihre Füße hinter ihren Federn?
Dann kam die Abwechslung. Für uns. Auf unseren Tisch. Er füllte sich nach Öffnung des Restaurants. Wir hatten einen Bärenhunger. Oder sollte man in dieser Gegend Elchshunger sagen? Egal – wir hauten rein.
Und löschten unseren Durst. Was konnte schöner sein als im Freien – bei zugegebenermaßen nicht allzu hohen Temperaturen – für das leibliche Wohl zu sorgen und eine Märchenlandschaft an sich vorbeiziehen zu lassen?!
Besser als jedes Fernseh- oder auch Showprogramm! Doch irgendwann war damit Schluss … wir waren satt, die Inselwelt lag hinter uns und es wurde richtig kalt.
Sogar zu kalt, die Ohschän-Bar (offizielle Schreibweise!) aufzusuchen. Doch es gab im windgeschützten Bereich genügend Alternativen für so etwas wie den Absacker. Und eine neue Liebe begann – Floppymanns Liebe zum Mai Tai …
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