
12. Juni 2024 – Stornoway
Als wir wach wurden, lag das Schiff schon ruhig am Kai. Der Blick vom Balkon nach draußen: eine sehr große Baustelle – die Hafenanlagen wurden erweitert.
Zum ersten Mal suchte eine AIDA die Hebriden-Insel Lewis and Harris und damit den Hauptort Stornoway auf. Ein Grund, nach oben zu eilen, rundherum zu schauen und bei einem Deckrundgang eine Übersicht zu erhalten. Hinter uns lag die recht enge Einfahrt mit dem Leuchtturm von Arnish Point.
Diese schmale Enge wurde gerade von der Hanseatic nature passiert,
die kurz darauf die Pole-Position einnahm und am Rande der Stadt festmachte.
Wir gingen den Tag langsam an. Unser Ausflugsbeginn wurde von 8.45 Uhr auf 11.45 Uhr verschoben. Schade – so fiel die Stadtbesichtigung ins Wasser. Der Stadtkern lag ca. 40 Minuten per pedes von unserer Anlegestelle entfernt. Da nicht genügend Shuttle-Busse zur Verfügung standen, wurden Stadtbesucher parallel per Tenderboot in den Ort gebracht. Anfangs wurden die Landgänger von zwei Pipers und einem Drummer begrüßt, deren Klänge nicht unwesentlich dem Baustellenlärm zu Opfer fielen.
Was sollten wir bis zum Ausflugsbeginn machen? Auf dem Schiff bleiben? Langweilig … So entschlossen wir uns, einige Minuten Richtung Stornoway zu spazieren. Einige Minuten reichten nicht; wir waren aufgrund der Schönheit der Gegend länger als vorgesehen unterwegs. Auf einem erst kürzlich angelegten Weg ging es zunächst aufwärts. Keuch … na ja, so schlimm war es nicht. Anfangs hatten wir freie Sicht auf Stornoway und Lews Castle, ein vor ca. 180 Jahren erbautes Herrenhaus, das – umgeben von einem riesigen Park mit Golfanlage - aktuell als Museum mit angeschlossenem Hotel genutzt wird. Die von uns zu bewältigenden Hügel waren mit Bäumen und Sträuchern bewachsen. Zunächst mit vereinzelten Farbtupfern in Form von Rhododendronsträuchern versehen;
später wurden daraus kleinere und größere Blütenfelder. Die Pflanzen hatten sich in den letzten Jahrzehnten selbst vermehrt; quasi Wildwuchs. Aber ein wunderschöner Wildwuchs – eine einzigartige Pracht. Die wir leider hinter uns lassen mussten, denn der Ausflugsbus wartete, um mit uns den Halbtagesausflug „Highlights der Isle of Luis entdecken“ zu unternehmen. Leider mit einem englischsprachigen Reiseleiter, womit wir in diesen Regionen jedoch rechnen mussten; die wesentlichen Informationen bekamen wir mit.
Vorbei an Lews Castle verließen wir schnell Stornoway und durchquerten Lewis and Harris von der Ost- zur Westküste. Zunächst sattgrüne Weiden mit vereinzelten Baumgruppen und kleinen Wäldchen. Auf den Weiden sahen wir ab und zu Rinder, vermehrt Schafe. Ein wenig später erreichten wir die Highlands, die allerdings nicht sehr high waren. Eine öde, triste, traurige Landschaft. Trotz der Monotonie irgendwie fesselnd. Dazu passte das Wetter. Bedeckt, trüb, aber zum Glück kein Regen. Links und rechts der Straße mit Feuchtgräsern bewachsene Flächen. Noch weniger Baumgruppen als zu Beginn der Fahrt. Auffallend waren flache, enge, fast schnurgerade, vorwiegend direkt zur Straße verlaufende Vertiefungen. Das Ergebnis vom Torfstechen. Zum Trockenen gestapelte Torfsoden erkannten wir ab und zu.
Es wurde heller. Streifen blauen Himmels tauchten auf. Und zwar kurz vor Erreichen der Westküste der Insel
und unserem ersten Ziel – dem Butt of Lewis. Butt? Hat nichts mit Ilsebill zu tun. Aus dem Englischen übersetzt bedeutet „Butt“ dickes Ende, Amerikaner benutzen diesen Begriff für einen bestimmten menschlichen Körperteil. Also befanden wir uns am A…. der Welt. An diesem Flecken endet Schottland – es beginnt das weite Meer.
Logisch, dass hier, am A…. der Welt, für die sich vom Meer nähernden Schiffe eine Warnung aufgestellt werden musste. Und zwar vor etwa 160 Jahren. Der inzwischen automatisierte Leuchtturm zeigte den Schiffern – hier musst Du vorsichtig sein!
Eine knappe halbe Stunde wurde uns zugestanden, rund um den Leuchtturm unsere Beine zu bewegen. Sie zog es Richtung Klippen.
Steil ging es runter. Unten tobte die Brandung. Auf den aus dem Meer ragenden Felsen brüteten unzählige Seevögel.
Petrus meinte es gut mit uns. Er schob die Wolken beiseite – blauer Himmel und Sonnenschein! Und kaum Wind. Hier, an dem lt. vielen Berichten stürmischsten Flecken Schottlands! Gut, denn so konnten wir uns für unsere Aufnahmen weiter dem Abgrund nähern als geplant.
Hinter den Vogelfelsen hatten wir freie Sicht auf das Meer. Ganz, ganz weit weg in der Ferne lag Grönland. Ein Foto dieser Insel kann ich leider nicht bieten.
Huch, wir waren nicht allein.
Vor uns huschten einige von den Hauptbewohnern Schottlands vorbei … Sie liefen zu einer kleinen Bucht mit einem Sandstrand.
Leider sahen wir sie erst sehr kurz vor der Weiterfahrt, so dass wir sie nicht aufsuchen konnten. Die Weiterfahrt zu unserem nächsten Ziel, der St Moluag’s Church, dauerte nicht lange. Der Bus hielt im Dorf Eoropie. Nie zuvor gehört … Und wir sahen das Kirchlein. Mitten auf einer Wiese stehend.
Und nun kam die Zumutung … Alle Interessierten mussten zu Fuß (!) zur Kirche. Auf einem ca. 100 m langen schmalen eingezäunten Weg. Echt unerhört! Der Bus hielt in der Tat nicht unmittelbar vor dem Altar! Originalfrage einer Ausflüglerin: “Da müssen wir zu Fuß hin?!“. Na ja, wir gingen freiwillig zur irgendwann zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert erbauten Gotteshaus und besichtigten sie kurz. Bis zu 80 cm dicke Steinmauern. Kein Wasser, kein Licht. In der dunklen Jahreszeit werden die Gottesdienste bei Kerzenschein abgehalten.
Einfach eingerichtet – auch so erfüllt sie ihren Zweck.
So interessant sie sich uns präsentierte – wir hätten gerne auf die Besichtigung verzichtet. Nicht wegen des unzumutbaren Fußmarsches … Wir wären lieber länger um den Leuchtturm herumgestromert.
Weiter – und nach einigen Minuten erreichten wir Port of Ness. Ohne dass uns Nessie vom Hafen aus beobachtete. Port of Ness ist ein Hafenörtchen, dass nach unseren Beobachtungen mehr vom Tourismus, auch Tagestourismus, als vom Fischereierwerb profitiert. Ganz nett anzuschauen …
Uns gönnte man eine ¾ Stunde bis zur Rückfahrt. Wir nutzten die Zeit voll aus. Zunächst spazierten wir zur Hafenmole
und von dort aus zum lang gestreckten Strand.
Unsere ersten Aktionen: Mützen vom Kopf, Jacken geöffnet. Aus uns warteten auf unvermutete sommerliche Temperaturen. Leider hatte ich meine Badehose zu Hause gelassen … Aber auch so nutzten wir unser Zeitfenster: Strandspaziergang,
noch einmal zum Hafen, dabei Genießen des Sonnenscheins und schließlich saßen wir alle pünktlich im Bus.
Die Rückfahrt führte weitgehend über dieselbe Strecke wie die Hinfahrt. Nach einer knappen Stunde standen wir wieder vor unserem Schiff und freuten uns, etwas zwischen die Kiemen zu bekommen: Kaffee und Kuchen. Danach ruhten wir uns nach dem Stress des Tages bis zum pünktlichen Ablegen um 17 Uhr aus.
Unzählige Mitreisende verabschiedeten sich von Stornoway. Typhongetöse, sail-away, während sich die AIDAsol langsam vom Kai löste und den recht engen Hafenausgang anvisierte. Gut, dass wir ganz oben waren und auf unserem Geleitschutz aufmerksam wurden. Eine Delphinschule verabschiedete uns von den Hebriden – sympathischer konnte das Verlassen Schottlands nicht sein.
Ca. 90 Minuten fuhren wir parallel zur grünen, von Steilhängen und Sandstränden begrenzten Küste.
Bis zum Tiumpan Head Leuchtturm; er war für fast zwei Tage unser letzter Außenposten bis Island.
Nun war es Zeit zum Essenfassen. An diesem Abend im Rossini,
in dem wir uns mit Vitello Tonnato, Jacobsmuschel und Garnele, geeiste Maracuja sowie Créme Brulée verwöhnen ließen.
Danach kam ein Kontrastprogramm auf uns zu. Alpenglühen in der AIDA Bar, aus der wir uns nach nicht langer Zeit verzogen. Nach draußen, denn so etwas wie ein Sonnenuntergang kündigte sich endlich an. Die Entwicklung anzusehen war wunderschön.
Leider fiel die Sonne nicht ganz ins Wasser. Aber wie es im Leben so spielt: Man kann nicht alles haben. Einst hatten wir allerdings: einen angenehmen, vom leichten Schaukeln geförderten Schlaf …
13. Juni 2024 – Seetag 2
Vor dem Frühstück Vorbereitung auf das Frühstück: viele Runden auf Deck 12 bei nicht zu starkem Wind, bedecktem Himmel und Temperaturen um 10°. Nach dem Frühstück Fortsetzung der Tätigkeiten vor dem Frühstück. Beim Besuch des Theatriums frischte der Lektor unsere Kenntnisse über „Island - Land und Leute“ auf.
Den danach geplanten Runden an der frischen Luft machte sehr leichter Nieselregen ein Strich durch die Rechnung. Also: warten auf das Mittagessen, das uns satt und schläfrig machte. Den Nachmittag verbrachten wir vorwiegend außerhalb der Schiffsinnereien. Dick in Decken eingemummelt, im Strandkorb sitzend und auf Schiff und Meer schauend.
Am Abend stärkten wir uns zunächst im Marktrestaurant – Thema „Niederlande“, was nicht der Hit war. Auch das Bella Donna mit der Auswahl „Umbrien“ überzeugte uns nicht.
Der Abend wurde im Theatrium fortgesetzt. Als wir kurz nach 20 Uhr ins Theatrium kamen, waren gefühlt 1/3 der Plätze frei; de facto aber nur einige wenige … Wenn man sämtliche freie Plätze besetzende Handtaschen eingesammelt hätte …Miss Chantal´s Travestie-Show begeisterte die Massen.
Stimmgewaltig, witzig, frivol – das, was alle hören und sehen(?) wollten. Das Publikum tobte …
Den Abend beschlossen wir mit einem Absacker in der sich nach und nach füllenden Ohschän-Bar.
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