4. Das hätte auch in die Hose gehen können …

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Kabinenkategorie
Balkonkabine
Kabinennummer
7.136
Reisedatum von
9. Juni 2024
Reisedatum bis
23. Juli 2024

15. Juni 2024 – Reykjavik


Morgens um 7 war die Welt noch in Ordnung – richtig in Ordnung! Wir sprangen früh aus den Federn und nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zu der Mietwagenstation. Zu Fuß durch ein langweiliges Industriegelände. Es zog sich hin … aber wir kamen wie immer an. Nach kurzer Zeit saßen wir in einem Suzuki Ignis, der uns dank Tante Guggels Draihf schnell durch Reykjavik und nach Verlassen der Stadt auf die Ringstraße 1 brachte. Keine Häuserzusammenballungen mehr. Vor uns Grün in unterschiedlichen Tönungen. Hügel, Berge. Wir mittendrin. Dann begannen auf der Hochebene Hellisheiði die Lavafelder. Vorwiegend anthrazitgrau, doch vielfach nach Jahrtausenden mit Flechten und Moosen bewachsen. Vorbei am Kraftwerk Hellisheiði, das wir vor Jahren bei strömenden Regen besuchten.


Bei einem etwas höher gelegenen Aussichtspunkt gab es endlich einen Parkplatz. Logisch, dass wir anhielten, um uns einen Überblick zu verschaffen.



Gigantisch, was die Natur geschaffen hatte. Unterschiedliche Farben am Berg. Auf der Steuerbordseite, pardon, rechts das Meer. Vor uns die Ebene mit den Ergebnissen der Vulkantätigkeiten.



An vielen Stellen traten Wasserdampfsäulen aus der Erde. Rechts glitzerten die Gewächshäuser Hveragerðis, in denen durch die natürliche und damit preiswerte Wärme des aus der Erde gepumpten Wassers nicht nur bei uns in Deutschland heimische sondern auch tropische Pflanzen wachsen und Früchte reifen. Das Obst- und Gemüsezentrum Islands.


Nun aber weiter. Auf der Straße mit starkem Gefälle. Die Ebene nahm uns für eine lange Zeit auf. Wir erreichten Selfoss und durften die Geschwindigkeit von atemberaubenden 80 km/h auf 30 km/h drosseln. Auch zwangsläufig, denn an diesem Samstag strömten die Kaufwilligen in diese mit ca. 9.600 Einwohnern für isländische Verhältnisse große Stadt. Immerhin waren wir so gezwungen, uns dem Ort anzuschauen. Besonders schöne war der Blick von den auch vom Gullfoss und damit der Hvítá gespeisten Fluss Ölfusá; mit einem Fotobeweis war aber leider nix.


Hinter Selfoss durften wir wieder stochen. Durch eine insgesamt eintönige Landschaft. Weiden, vereinzelt Baumgruppen, Gehöfte, Einzelhäuser. Fehlende Parkplätze vermissten wir nicht. Besonders deshalb nicht, da es auf einmal nicht weiterging. Vor uns eine lange Autoschlange. Am Beginn der Blechkarawane eine Ampel mit dem ganz oben leuchtenden Licht. Rot … Eine Baustelle – die Ringstraße wurde instandgesetzt. Nicht nur 100 m, nicht nur 200 m … es waren einige Kilometer. Mist! Ein Baustellenfahrzeug holte einen Teil der Autoschlange ab, nachdem es den von ihm durchgeleiteten Gegenverkehr entlassen hatte. Uns nicht … kurz vor uns sahen wir wieder rot … Also warten bis wir an der Reihe waren. Langsam wurden wir vom Baustellenfahrzeug über eine nicht festgefahrene Schotterstrecke geführt. Kostbare 20 Minuten belasteten unsere Ausflugszeit und wir nahmen uns vor, für den auf derselben Strecke zu fahrenden Rückweg zusätzliche 30 Minuten einzuplanen.


Wir konnten endlich wieder auf die Tube drücken. Die vormals eintönige Landschaft hatte sich gewandelt. Rechts sahen wir ab und zu in weiter Ferne das Meer, links oftmals Gletscher, z.B. den über den Vulkan Katla. Island. Leider gab es zumindest auf der von uns befahrenen Strecke der Ringstraße keine Parkplätze und aufgrund der Beschaffenheit des Straßenrandes keine Möglichkeiten, zu halten, um in Ruhe die Landschaft zu genießen oder ein Foto zu schießen. Das änderte sich, als wir dem Hinweisschild „Seljalandsfoss“ folgten. Und bald auf dem Parkplatz standen. Parkgebühren (ca. € 6,--, nur per Kreditkarte!) bezahlt und schon lockte der Wasserfall.



Ein Wasserfall? Nein, mehrere … aber wir nahmen uns nur den Seljalandsfoss vor. Wassermassen, die 66 m von einer Felswand hinunterstürzten. Bewundert von unzähligen Ausflüglern.



Auch von uns, die sich langsam näherten. 66 m erschienen uns nicht sehr hoch. Woher kam das Wasser? Von den Ausläufern des Gletschers Eyjafjallajökull. Könnt Ihr Euch noch an den sich unter ihm befindlichen gleichnamigen Vulkan erinnern, der 2010 nach seinem Ausbruch einen Teil des europäischen Flugverkehrs lahm legte?! Nicht an diesem Tag – der blaue Himmel sollte nicht von Aschewolken beeinträchtigt werden.



Ein herrliches Farbenspiel. Die mitunter sattgrünen Wiesen und Moose. Der graue und braune Fels. Oben der knallblaue Himmel. Dann das schneeweiße Wasser. Wie eine Gardine von der Fallstufe bis zum Becken fallend. Dahinter Farbtupfer. Viele Personen, die ihr Abenteuer wagten, den Seljalandsfoss zu umrunden.



Sie kamen uns entgegen – nass wie begossene Pudel. Nicht mürrisch sondern strahlend. Sie hatten ihren Höhepunkt des Tages voll genossen. Ich muss gestehen – wir waren nicht dabei. Wir hatten noch mehr vor und mussten die Uhr im Auge behalten.



Wir gingen langsam zurück zum Parkplatz. Am Fluss Seljalandsá entlang. Und beneideten die Wanderer, die mehr Zeit für die gewaltige Felswand mit den vielen Wasserfällen hatten.



Neben den Wasserfällen faszinierte uns auch die Flora Islands. Wie auf diesem Foto die Sumpfdotterblumen mit herrlichem Kontrast zu Gras, Wasser und Himmel.


Jetzt aber hinein in unseren Suzuki. Etwas mehr als eine halbe Stunde Fahrt zu unserem nächsten Wasserfall lag vor uns. Und schon sahen wir ihn von weitem. Wir verließen die Ringstraße und fanden schnell einen freien Parkplatz. Beeindruckend war die ganze Gegend – auch ohne den Wasserfall.



Vor uns ein steiles Bergmassiv. An dessen Fuße ein Anwesen. Dann zwischen herrlichen Wiesen, die mit ungewohnt dicken Löwenzahnblüten besprenkelt schienen, der Fluss Skógá. Aber wo war der Wald? Der gehörte eigentlich zum (übersetzt) Waldwasserfall, dem Skógafoss.



Kein Baum, kein Strauch weit und breit. Vor ca. 1.200 Jahren, in der Zeit der Landnahme durch die Wikinger, war die gesamte Gegend mit Wäldern bewachsen. Die Siedler nutzten das Holz. Wohl zu sehr … wie man es überall in Island erkennt.


Den Skógafoss kann man von unten oder auch von oben bestaunen. Rechts vom Wasserfall zogen Besucher karawanenmäßig über eine Treppe nach oben. Schweiß treibend. Das war aber nicht der Grund, dass wir die erste Möglichkeit wählten. Allein der Blick auf die Uhr überzeugte uns, ihn nur von unten zu bestaunen. Der Wasserfall wirkte auch so …



Schon von weitem hörten wir ein starkes Brausen. Der den Höllenvulkan Katla abdeckende Gletscher Mýrdalsjökull entlässt den Fluss Skógá, der mit aller Macht dem Meer zustrebt. Mit insgesamt mehr als 30 Wasserfällen. Einer der schönsten Wasserfälle war der vor uns nach unten donnernde. 60 m Fallhöhe, 25 m breit, keine Kaskaden. Das macht die Schönheit des Skógafoss´ aus. Nahezu rechteckig, da keine weiteren Felsen überwunden werden müssen. Die Wassermassen finden fast senkrecht ihren Weg nach unten. Und beglücken zu nahe an ihn Herankommende mit einer Gischtdusche. Schade, dass uns die Sonne keinen Regenbogen bescherte. Aber auch ohne ihn fanden wir alles wunderbar. Wie auch die gesamte Umgebung.



Eigentlich hatten wir noch weitere Ziele. Doch das Hauptziel lautete: „Zurück zur AIDAsol“. Also los. Am Skógá




entlang zum Auto. Die Rückfahrt begann. Mit zunächst kleinen Unterbrechungen. So auf einer Parkmöglichkeit mit Blick auf den Skógafoss.



Ja, die arktischen Lupinen oder Alaska-Lupinen bezauberten uns immer wieder. Viele Isländer finden wie wir diese Pflanzen wunderschön. Andere sind gegen diese invasive Vegetation. Vor ungefähr 70 Jahren gab es sie noch nicht auf der Insel. Um die Bodenerosion zu stoppen, wurden sie gesät. Damals konnte man sich nicht vorstellen, wie sie sich vermehren und zu einer Bedrohung der indigenen Vegetation werden sollten. Auch an den Folgetagen bekamen wir mit, wie sehr sie sich in noch nicht einmal einem Jahrhundert ausgebreitet hatten.


Eine freiwillige Pause gönnten wir uns noch. Nach wenigen Kilometern, als einer der wenigen Parkplätze auf unserer Strecke erschien.



Ein Blick auf den an diesem Tag zum Glück ruhigen Eyjafjallajökull. Eine herrliche isländische Idylle, die wir nach kurzer Zeit hinter uns ließen und uns auf die „Socken“ machten. Auf der Ringstraße 1. Zügig bis Hella. Nicht mehr so zügig kurz hinter Hella. Die schon auf der Hinfahrt genossene Baustelle ärgerte uns. Und zwar kolossal. Eine gefühlt kilometerlange Autoschlange vor uns, die sich kaum bewegte. Hmh, die Nervosität stieg. Auch kolossal. Zwischendurch schossen wir ein Staufoto. Nein, nicht von den Autos vor uns sondern von der Landschaft.



Wann sollten wir AIDA Bescheid geben, dass wir uns verspäten würden? Na ja, wir versuchten ruhig zu bleiben und warteten ab. 1 ½ Stunden … dann war es geschafft. Voll Stoff bei maximal 80 km/h. Noch knapp zwei Stunden bis zum „Alle Gäste an Bord“. Das sollte knapp werden … Wir durchfuhren Selfoss; dieses Mal erfreulicherweise nicht im Schneckentempo. Und passierten Hveragerði, durchquerten die Hochebene Hellisheiði und erreichten schließlich Reykjavik. So, nun nur noch einmal quer durch die Stadt zur Mietwagenstation. Waren wir pünktlich? Wie man´s nimmt … Wir hatten keine Zeit, den Suzuki vollzutanken, stellten ihn einfach ab und legten den Schlüssel in einen dafür vorgesehenen Einwurf. Zu Fuß hätten wir es nicht rechtzeitig zum Schiff geschafft. Zu unserer Freude war ein Mitarbeiter des Verleihers bereit, uns zum Schiff zu fahren. Logisch – er hatte sich sein Trinkgeld verdient. Waren wir pünktlich! Ja, sogar eine halbe Stunde zu früh … Uns ist nicht nur ein Stein vom Herzen gefallen.


Nicht nur wir hatten als Mietwagenfahrer das Zeitproblem. Eine junge Familie mit Kleinkind fuhr den Goldenen Ring ab und kam mit der Zeit nicht zurecht. Er fuhr Frau und Kind zum Schiff, gab den Mietwagen ab und trainierte im Dauerlauf zum Schiff seine auf der AIDAsol „gewonnenen“ Pfunde ab. Da war es für uns bequemer …


Auf dem Schiff informierten wir die Mietwagenstation per Mail, dass wir wegen des gefühlt nicht endenden Staus keine Zeit hatten, den Wagen aufzutanken; man sollte mit den Spritkosten unser Kreditkartenkonto belasten. Anscheinend hatte man Mitleid mit uns – bis heute liegt keine Abbuchung vor …


Entschädigt wurden wir mit Traumwetter.



Da wir an diesem Tag zwangsläufig mehr im Auto saßen als zu Fuß unterwegs waren, drehten wir einige Runden auf dem Oberdeck und beobachteten, wie das Lotsenboot näher kam.



Auch unser Kapitän war nicht pünktlich – er und wir mussten auf einen nicht rechtzeitig zurückgekommenen Ausflugsbus warten. Mit einer halben Stunde „Verspätung“ löste sich die AIDAsol vom Kai, ließ uns noch einmal die Insel Viðey genießen



und bewegte sich gemächlich in Richtung offenes Meer. Wir hatten ein anderes Ziel: das Buffalo,



in dem wir uns mit einem Caesar Wrap, Beef Rip Eye sowie mit Erdbeer-Crème Brulée verwöhnen ließen.


PS: Würden wir nochmals die Südtour mit einem Mietauto wagen? Jaaa … Trotz allem war sie wunderschön …

Kommentare 2

  • Was für eine super Tour bei super Wetter und ganz tollen Fotos, eingerahmt in einen wie immer sehr informativen Reisebericht, Danke Achim :)


    Eurer Ausflug ist für uns Inspiration diesen Teil Isands auch mal einen Besuch abzustatten. :sdafuer:

    Achim, was habe ich geschrieben. Nur eine Nacht und schon biste wieder zurück.

    Und zum Glück auch pünktlich zurück zum Schiff gekommen. :abfahrt:

    Liebe Grüße

    Jürgen

  • Toll