Fortsetzung und Ausfahrt von Shanghai
Allein etwa 4000 Hochhäuser sind in Shanghai mittlerweile schon entstanden. Und da meint man nur die ab 10 Stockwerke.
Wenn man in einem Hochhaus wohnt, dann sollte man übrigens darauf achten, dass es mindestens 8 Stockwerke hat, denn dann hat man Glück. Ich vermute mal, dass es in diesem Zusammenhang an der chinesischen „Glückszahl 8“ liegt, dass man erst dann nämlich das Recht auf einen Aufzug hat. Alles darunter ist mit viel Latschen verbunden, wenn man nicht gerade einen Dummen hat, der einen im Rucksack hochschleppt. Was soll`s, bleibt man zwangsweise fit bis ins hohe Alter. Und auch der Geist und die Merkfähigkeit werden geschult. Denn wehe man hat sich hochgequält und hat was vergessen… Ja, die Chinesen sind voll im Training und wohl fit in Körper und Geist.
Die Träger müssen jetzt auch fit sein, denn ausnahmsweise geht es erstmal nicht mit dem Bus weiter. Der Reiseleiter führt uns in diesem historischen Viertel,
vorbei am „Alter Tempel aus Silber und Gold“,
durch einen Basar voller Klimbim. Aber noch werden wir nicht schwach. Noch bleibt der Yuan stabil… (in der Hosentasche).
Stabil wie bisher unsere chinesische Barschaft, ist sicher auch das letzte Ziel, der Jinmao-Turm, das „goldene prachtvolle Gebäude“, der „goldene Reichtum".
Gesehen haben wir den „kleinen“ mit seinen 421 m ja nun schon im Dunkeln und im Hellen, also von weitem. Jetzt wollen wir rauf. Dazu wechseln wir auf die andere Seite, fahren durch den Tunnel unter dem Huangpu-Fluss, rüber zum Finanzdistrikt Pudongs.
Unterwegs fallen wieder diese vielen Blumenkübel auf, selbst auf dem Mittelstreifen von Autobahnen. Wie gießen die eigentlich? Noch aber sieht alles frisch aus.
Frisch sind auch wir jetzt, frisch angekommen am Turm.
Direkt mal rein und überraschend darf auch der Rucksack mit hoch, keine Frage. Zwar durchleuchtet, aber nun kann es losgehen. Der Träger braucht uns also nicht, wie damals auf dem Petronas Tower, einzeln vor sich herschleppen, oder wir kommen etwa gar nicht hoch.
Es ist schon erstaunlich, was man bei den Kontrollen doch noch so findet. Im Augenwinkel sehe ich im Vorbeigehen einen kleinen Tisch voll mit Obstmessern und kleinen Dolchen u. ä.. Sind wir hier knapp einem Anschlag entgangen? Oder sind die Chinesen wirklich so große Obstliebhaber? Oder aber haben doch nur welche aus den Aida-Gruppen wieder Obst aus dem Marktrestaurant mitgenommen und wollten das hier in luftiger Höhe….
Egal, hoch geht es auf 340m in die 88. Etage.
Ja, da ist sie wieder diese Glückszahl, diese „8“. Das geht so weit, dass man für eine Wohnung in der 8. Etage, für die Hausnummer 8 oder das entsprechende Autokennzeichen, stets mehr bezahlen muss und auch bezahlt. Alles mit Feng Shui Ausrichtung und dann noch die „Acht“ dabei, das ist hier das Größte.
Anders dieser Turm, da sind wir bei weitem nicht auf dem größten, können aber trotzdem prima runterschauen ,
sehen da drüben sogar die Aida.
Kleinen Moment noch, wir kommen gleich. Aber mit dem Fahrstuhl, so nicht… .
Und so denken hier offenbar viele, wenn nicht sogar alle. Selbst der Jubiläumspreis von umgerechnet nur knapp 40 € hält die Leute nicht von der konservativen Fahrstuhllösung ab. Das Klettergeschirr bleibt ungenutzt.
Nun liegt es nicht daran, dass die hier etwa nicht die Scheiben geputzt haben und wir deshalb durch Schlieren fotografieren müssen… Es ist die Luft da draußen welche den Blick trübt…
Shanghai ist heute die modernste und dem Westen ähnlichste Stadt in der Volksrepublik China und das teuerste Pflaster zur Pflege eines luxuriösen Lebensstils. Insbesondere seit den 1980er Jahren setzte hier erneut ein rasanter Wirtschaftsaufschwung ein.
Und dafür ist sie im Gegenzug zu einer der am stärksten umweltgeschädigten Städte weltweit geworden, steht auf der Skala der am meisten von Luftverschmutzung betroffenen Städte der Welt ziemlich weit vorne. Na ja, den Rest des Tages werden wir wohl noch überleben meint der Ty, blickt sinnierend in die Trübe und hält uns jetzt einen Vortrag über chinesische Heimatkunde.
Das wäre Basiswissen und wegen der Zusammenhänge in der gesamten bereisten Region extrem wichtig für die gesamte Tour. Diese besteht eben nicht nur aus bunte Figuren gucken. Nur damit der mich nicht für einen oberflächlichen Einfaltspinsel hält, lasse ich mich jetzt mal „zutexten“. Und der hält sich aber auch dran damit…
„So riesig ist dieses Schanghai“, beginnt er theatralisch, …aber irgendwann wird es ja auch hier, wenn auch bei dem jetzigen Anblick schwer vorstellbar, alles mal klein angefangen haben. Hat es auch. War wohl tatsächlich mindestens so um 4000 v. Chr.. Jedenfalls gab es dann etwa im Jahr 1000 n. Chr. mittlerweile schon einen wichtigen Handelshafen, von dem die Riesen-Baumwollernten der gesamten fruchtbaren Deltaregion ins Hinterland nach Peking und nach Japan verschifft wurden.
Etwaig aufkommenden Begehrlichkeiten begegnete man schon 1554 mit einer Stadtmauer von zehn Metern Höhe und die musste damals schon einen Umfang von fünf Kilometern haben. Große Kaufmannszünfte, ähnlich den Gilden in Benelux formierten sich. Und weil Geld regiert, übernahmen sie so langsam die wirtschaftliche und teilweise auch politische Kontrolle über die Stadt.
300 Jahre später, im 19. Jhdt. war man mittlerweile zum „wichtigsten Marktplatz Ostasiens“ geworden. Der Erfolg und die günstige Lage an der Seidenstraße lockte auch noch andere wie die Schmeißfliegen an. Erst Briten, Franzosen und gegen Ende auch die US-Amerikaner und die Japaner.
Ihre Gebiete gliederten sie der schon bestehenden "britischen Konzession" an, zum sogenannten „International Settlement“. Aus der wichtigen Hafenstadt wurde nun auch noch ein Industriezentrum.
Es war eine wilde Zeit, „Wirtschaft und Handel“ weitgehend kontrolliert von kriminellen Syndikaten, wie z. B. der Grünen Gang, einer berüchtigten „Triade“, welche die Begriffsübersetzung „Gesellschaft der 3 Harmonien, Himmel, Erde, Menschheit“ etwas sehr weitgefasst auslegte. Harmonisch wie das Fähnlein im Winde verhielten sie sich pragmatischer Weise einzig gegenüber den jeweiligen Machthabern. An Kaufleuten und Kriminellen der weitverzweigten Unterwelt jedoch, welche sich nicht an den strengen Verhaltenskodex hielten, wurden hingegen grausame Exempel statuiert. Und das ging so bis zum Beginn der 1920er Jahre.
„Triaden“, viele andere Gruppen welche überall im Lande meinten herrschen zu müssen, dazu kaiserliche Gängeleien, Fremdherrschaft und die Ausbeutung des gemeinen Volkes schafften Unfrieden, soziale Unruhen welche populistisch vielseitig für eigene Triaden-Zwecke ausgenutzt wurden. Zwischen all dem Hunger, der Armut, dem entstandenen Frust bei den Benachteiligten und Minderheiten, stellte man sich als die vermeintlich „Guten“ dar, überzeugte als das geringere Übel, zog so verzweifelte Leute auf seine Seite und erlangte im Ergebnis willige und billige Gefolgsleute. In der als Folge wechselseitiger Massaker, mit 20 bis 30 Millionen Todesopfern immer noch opferreichsten Bürgerkriegszeit der Menschheitsgeschichte, flohen am Ende dann viele in die ausländischen Ansiedlungen, die „Konzessionen“, die „Settlements“.
Dort wieder als billige Arbeitskräfte ausgebeutet und weiter mittellos, bildete sich daraus die erste städtische Arbeiterbewegung Chinas. Kolonialherrschaft, Ungleichheit, Ausbeutung, Überbevölkerung und die damit einhergehende Arbeitslosigkeit, brachten das Fass schließlich zum Überlaufen und die Opfer all des Übels sahen die Lösung in der Besinnung auf das Nationalbewusstsein, die Revolution kochte hoch. Als erstes besiegelte man das Ende des letzten chinesischen Kaisers Puyi (1911).
Und nun kommt in der mittlerweile Millionenstadt dieser Sun Yat-sen als neuer starker Mann und Gründer der Nationalen Volkspartei Chinas (Kuomintang) ins Spiel.
Nach den ganzen aufgezwungenen und fremden Herrschaften wollte man endlich mal eigene Politik für sich selbst machen.
„Seht ihr“, meint der Ty und holt dabei den Tiger aus dem Halbschlaf. „und deshalb finden die Chinesen den noch immer gut, auch wenn er von einer anderen Partei und nicht mal Kommunist war.
Aber nicht alle waren mit den „Nationalen“ so richtig zufrieden, wollten eine andere Entwicklung und aus den Kritikern wurde die Gegenbewegung geboren. Nur wenige hundert Mitglieder erstmal, diese beschränkt auf Unterwanderungstaktik, sollte dies aber im weiteren Verlauf bis heute weitreichende Folgen haben und wird uns auf der Reise immer wieder begegnen. Denn „Kuomintang“ und „Kommunisten“, die Japaner, die Amis und so, irgendwie hängt in der ganzen Region hier geschichtlich alles zusammen.
„Erinnert mich irgendwie an die letzte Reise, die Sache mit „Heinrich dem Achten“, unterbreche ich den Ty in der Hoffnung, dass er nun sein Pulver verschossen hat. Falsch gedacht. Der macht fröhlich weiter:
„Den ersten richtig großen Ärger gegen die Kolonialherren gab es schon nach dem Ersten Weltkrieg, als man über alle chinesischen Köpfe hinweg, sämtliche deutsche Besitztümer des Landes nicht an China sondern an Japan zurückgab.
Und als dann noch mehrere Studenten von der britischen Kolonialpolizei erschossen wurden, organisierte hier von Schanghai aus die Kuomintang eine landesweite erfolgreiche Protestbewegung. Man „einigte“ sich mit zerstrittenen Gruppen und Gebieten, verkündete 1928 als Ergebnis stolz die Chinesische Wiedervereinigung.
So richtig frei von allen war man da aber noch nicht. Immer noch waren da die lästigen Japaner, die gewohnheitsmäßig weiterhin ihr Ding in China machen wollten. Auch die aber wollte man loswerden und boykottierte deren Waren, bis die Japaner dann den Handel in der dafür bedeutenden Stadt Schanghai gewaltsam erzwingen wollten. Hielt die „Nationalrevolutionäre Armee der Kuomintang“ dem Angriff außerhalb der Stadt erstmal stand, musste sie wegen der Übermacht dann doch bis in die Stadt zurückweichen und den Handelsboykott beenden. Reichte den Japanern aber nicht, und in einer neuen Schlacht nahmen sie direkt mal die ganze Stadt ein. Alles bis auf die „exterritorialen Gebiete“, die „Konzessionen“ der anderen Fremden.
Und im 2. WK, von dem der Ty androht, das wir davon in Japan später noch mehr zu hören bekommen, kurz nach dieser erfolgreichen „Pearl Harbour-Sache“, wurden die immer größenwahnsinniger und richteten sich auch noch gegen die Staatsangehörigen der Alliierten. Die nicht wenigen Juden, die eigentlich vor der Verfolgung nach Schanghai geflüchtet waren, pferchte man in einen kleinen Distrikt und beschränkte deren Bewegungsfreiheit außerhalb dieses Shanghaier Ghettos.
Ja, so nett und gastfreundlich wie wir sie die nächsten Tage erleben werden waren die Japaner nicht immer.
Erst nach dem Krieg, der hier im Pazifik ja noch weiter ging, wurde alles anders, fiel die Stadt Schanghai endlich an China zurück. USA, Großbritannien und Frankreich hatten noch während des Krieges gegenüber der damals noch „national-chinesischen Regierung“ auf ihre Ansprüche verzichtet.
Und jetzt wo alles angerichtet war, marschierte 1949 „Mao Zedong“ mit seinen mittlerweile zahlreichen Kommunisten, in Shanghai ein und übernahm die Kontrolle.
Während die verbliebenen Ausländer noch meinten, trotzdem wie bisher ihren Geschäften nachgehen zu können, sah die neue Mao-Regierung das anders und wollte auch in Shanghai alles radikal umgestalten. Klappte übrigens auch nicht so reibungslos, es gab Zank, Streit, Gewalt mit dieser aufgezwungenen neuen „revolutionären Kultur“, sowie soziale Probleme und so manche Tote und „Verschwundene“...
Nach der kommunistischen Machtübernahme verlegten deshalb viele ausländische Firmen ihre Einrichtungen nach Hongkong, denn ausländisches Kapital wurde sonst weiter konfisziert oder erheblich besteuert.
„Ach so Ty. Und deshalb bist auch Du damals zu uns geflüchtet?“ versuche ich den Monolog zu unterbrechen und zu zeigen, dass ich die Zusammenhänge verstanden habe. Aber war wohl verkehrt…
„Boah Kaufhof, das war viel später und hatte rein gar nichts damit zu tun. Mich haben die in China zusammengenäht, mir eine zugegebenermaßen etwas zu üppige Füllung verpasst und dann als Seefracht in einem Container ungefragt auf die Reise geschickt.“
„Also praktisch schanghait“ versuche ich die Situation mitleidig zu retten.
„Nee, auch nicht. „Schanghaien“ nannte man es, wenn man Seeleute unfreiwillig von der Straße weg auf ein Schiff, aber nicht in einen Container sondern zum Arbeiten verfrachtet hat. Und ich bin jetzt Kreuzfahrer und freiwillig hier. Auch wenn Du mir gerade ziemlich auf die Nerven gehst.“
„Und das das mit der chinesischen Einigkeit nicht ganz so unblutig verlaufen ist und wo die „Kuomintang“ abgeblieben sind, erzähle ich euch erst in Taiwan!“ macht er jetzt einen auf Spannung und Geheimnis. Na ja, bis dahin wird der Monolog von gerade ja gesackt sein und ich kann meine Neugier gerade noch bremsen.
Während der kleine Tiger genervt und der Meinung ist, dass es reicht, wenn er wie bisher und entgegen meinem Bildungsauftrag, alles zusammenhanglos einfach „nur schön“ findet und sich nicht mit Geschichte belasten möchte, bin ich jetzt doch ins Grübeln gekommen. Ins Grübeln darüber, wie ich es geschafft habe, dem Oberlehrer Ty so lange zuzuhören. Das sage ich dem jetzt aber nicht und gebe mich weiter interessiert. Irgendwie ist es ja offenbar doch nicht so unwichtig, „wenn in China ein Sack Reis umkippt…“.
Nun muss aber auch mal Schluss sein mit seiner Heimatkunde. So geschwätzig habe ich den ja noch nie erlebt, muss an der Heimatluft liegen.
Na gut, dann halte wenigstens ich jetzt den Schnabel und schau mal, warum hier innen in der Turmmitte eine Scheibe ist. Und wo ich jetzt da runter schaue, sehe ich ganz tief unten eine Hotellobby und an den Wänden darüber zieht sich jeweils eine umlaufende Galerie, von der wohl die Zimmer abgehen.
Na das ist ja eine Platzverschwendung, alles hohl hier! Hätte man doch auch noch Zimmer einbauen können, praktisch Innenkabinen ohne Sicht. Aber ob dann noch Platz gewesen wäre für diesen längsten Wäscheschacht der Welt. Der geht nämlich vom 52. Stockwerk bis nach unten. Kann man jetzt nicht sehen, aber ist auch gut so. Denn ich vermute, dass der Ty mich da im Moment am liebsten reinstecken würde…
Hoffentlich hat der nichts dergleichen an den Wunschbaum gehängt, den es natürlich auch hier oben in der 88. Etage gibt.
Statt durch den Wäscheschacht fahre ich dann doch lieber wieder mit dem Aufzug runter, steige jetzt in den Bus und es geht wieder in meine Heimat, dem Schiff.
Ja, der Ausflug hätte eigentlich länger gedauert, musste aber schon im Vorfeld gekürzt werden, weil da diese eine Brücke im Weg ist. Da kommen wir wohl mit der AIDA nur knapp durch und jetzt kommt die Flut. Dann passt das nicht mehr und wir müssten noch Stunden hierbleiben. Wäre eigentlich nicht schlimm, wir haben hier noch längst nicht alles gesehen, aber wir müssen doch übermorgen pünktlich in Japan ankommen.
Welch ein Glück, dass wir hier überhaupt so zentral anlegen konnten. Die Aida Stella kann das im nächsten Jahr jedenfalls nicht, die ist ein Stockwerk zu hoch dafür. Wo die anlegt sehen wir später, ganz weit draußen, an der Mündung des Jangtsekiang.
Und jetzt dauert es nicht mehr lange. „Alle Mann an Bord“ und die große Tempeltour kann beginnen. Und dank unserem Aushilfs-Historiker Ty weiß ich nun auch, warum die Chinesen und Japaner nicht so richtige Freunde sind und später soll ich noch erfahren das das mit Taiwan „so eine Sache“ ist... Von Hongkong, Vietnam und Singapur jetzt erstmal noch ganz abgesehen.
Vielleicht kriegt sich der Ty ja wieder ein, wenn wir jetzt die Heimat verlassen.
Das Schiff legt ab und wir werden denen fehlen, den Leuten hinter den Monitoren. Denn auch hier im Hafen, auf dem Balkon, fühlte ich mich die ganze Zeit irgendwie beobachtet.
Wir verlassen diese Volksrepublik China
und haben auf den letzten Drücker übrigens doch noch ein wenig „Volksgeld“, chinesische „Yuan“ investiert. Ein Schlüsselanhänger für den Lanyard der Reise. Wenn er später zu den anderen gehängt wird, dann wird neben den Bordkarten also auch ein Schlüsselanhänger mit dem „Pearl-Tower“ baumeln.
Der liegt nun schon ein paar Meter Steuerbord hinter uns.
Und nicht mal diese Brücke kann uns jetzt aufhalten.
Rechtzeitig losgefahren, passt noch.
Nun also erstmal 30 km „Flusskreuzfahrt“. Und da kommen immer mehr Hafenanlagen. Kein Wunder, irgendwann muss der größte Containerhafen der Welt ja anfangen. Ob die deshalb eine Städtepartnerschaft mit Hamburg haben? Und traditionell gibt es fast seit jeher über den Kaiserkanal sogar eine Verbindung nach Peking.
Wir erreichen die braunen Fluten des Jangtse. Hat wohl wieder viel neues Land dabei. Da drüben links, beim anderen Ufer, ist die Anlegestelle wo dann die Stella hin muss. Dafür hat die es dann aber nicht so weit, China wieder zu verlassen. Sparen dann eine gute Stunde. Ein schwacher Trost. Heute liegt da irgendein anderes großes Kreuzfahrtschiff. Und da ich das mit dem Liegeplatz der Stella jetzt noch nicht weiß, fahre ich ungerührt vorbei und lasse den Fotoapparat in der langsam beginnenden Dämmerung stecken.
Stattdessen fällt mir noch was anderes ein. Früher hatte der „Jangtse“ übrigens noch eine ganz besondere Bedeutung. Er war die staatlich verordnete „Heizlinie“. So waren niedrige Temperaturen für die Bewohner südlich des Jangtse sehr unangenehm, denn die durften nicht heizen. Dann hat man das aber eingesehen und seither dürfen es sich die Südländer auch schön muckelig machen.
Und wo wir gerade China, als „Land der untergehenden Sonne“ verlassen und in die Nacht gleiten,
blicke ich mitleidig zum sicher enttäuschten Ty, der hier wohl doch keine Verwandten getroffen hat.
„Ach Teddy, habe so viele Chinesen gesehen und manche sicher auch erst gar nicht entdeckt, war nett hier, aber nun muss auch gut sein. Die haben mich damals schließlich ungefragt ausgewiesen. Und eine Familie hab ich ja gefunden, schon seit langem.“
Mann ist mir das jetzt peinlich! Wo ich doch manchmal so brummig zu dem bin.
Übermorgen schauen wir uns mal die gegenüberliegende Seite vom fernen Osten an, das „Land der aufgehenden Sonne“ und vieles mehr. Wir haben ja Zeit.
Und da fallen mir die Worte des chinesischen Reiseleiters ein. Nicht viel mehr als 5 Tage Urlaub haben die meisten Chinesen. Also eines weiß ich, das wäre mir echt zu wenig, ich hab 365!
--- Fortsetzung folgt ---
Und da setzen wir, der Sonne entgegen, durch das ostchinesische Meer von China nach Japan über.
- Erstes Ziel Nagasaki und das gestalte ich mal tempelfrei, -versprochen.
- "Halong Bucht light" nenne ich mal die schöne Tour zwischen den "99 Inseln" im Nationalpark,
- erste japanische Eindrücke,
- ein Empfang mit Pauken und Trompeten,
- aber erstmal die lange Einreise...,
bei der sich die Schlange längs durch das ganze Schiff zieht,
und die sich schließlich unversehens im Weite Welt-Restaurant wiederfinden.
Und die dachten sie sind früh dran...
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