Neu Von Shanghai nach Singapur mit Aida Bella (6.Teil) //Nagasaki // Tiefschlaf, Pauken, Trompeten, und ein Hauch von Halong Bucht //Der "etwas andere Reisebericht".../Randerscheinungen und die Reiseabenteuer von Teddy Kaufhof und dem Ty

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Kabinenkategorie
Balkonkabine
Reisedatum von
11. März 2024
Reisedatum bis
1. April 2024

Seetag auf dem Weg nach Nagasaki


Heute Morgen haben wir es mal ohne Wecker probiert und so viel Schlaf nachgeholt, dass wir „satt“ verschlafen haben. Jedenfalls haben die es nicht mal mehr zum Frühstück geschafft, sind also im wahrsten Sinne des Wortes doch nicht „satt“. Das Mittagessen nach dem „Lektorenvortrag“ hat den Magen aber dann wieder auf Kurs gebracht.


Ja, die lange Anreise hatte offenbar auch optische Spuren hinterlassen. Der Träger muss auf dem Sicherheitsfoto wohl so schei… aussehen, dass er nun einen Fototermin bei der Rezeption hat. War uns gar nicht aufgefallen. Ich habe ihn am Ankunftstag jedenfalls wiedererkannt.


Das Seewetter ist heute wechselhaft bei 12 Grad und während all dem halten wir durch das „Ostchinesische Meer“ Kurs auf Nagasaki. Und weil danach auch die nächsten 4 Ziele in Japan liegen, lohnt es sich, die anderen mit meinem Halbwissen darauf einzustimmen. Falls der geschwätzige Ty mich nicht wieder unterbricht.



Also dieses Japan ist ein Inselstaat, mit einem Wirrwarr von fast 7000 Inseln. Und wenn man die ganzen kleinen unter 100 m Umfang noch dazuzählt, wird die Zahl sogar fünfstellig. Betrachtet man die Sache aber von oben aus, dann herrscht da schon eine gewisse Ordnung vor der Ostküste Asiens. Riesige 3000 Kilometer lang reihen sich die Landesteile von diesem flächenmäßig viertgrößten Inselland der Welt langgezogen von Nordost nach Südwest.


Eine riesige Küstenlinie und in Kilometern zusammengezählt reicht die Summe der tausenden von Landkleksen fast einmal um den gesamten Erdball. Flächenmäßig aber relativiert sich das wieder. Erstaunlicherweise ist Japan so gesehen nur geringfügig größer als Deutschland. Sozusagen also ein „Scheinriese.“


Vom 45. Breitengrad bis zum 20. Breitengrad geht das und entsprechend unterschiedlich ist das Klima. In die kalt-gemäßigte Klimazone in Hokkaidō mit kalten und schneereichen Wintern fahren wir nicht, aber günstiger Weise zum Abschluss zu den Subtropen in der Präfektur Okinawa. Und so wird es auf der Tour wohl immer wärmer werden, was uns Frostbeulen übrigens nicht ganz ungelegen kommt. Die Jacken mit denen die jetzt noch rumlaufen können dann wohl nach und nach im Schrank verschwinden.


Die 5 großen Hauptinseln Japans sind Hokkaidō im Norden, Honshū, Shikoku, Kyūshū und im Süden dann das kleine Okinawa. Und für die nächsten Tage fahren wir jetzt erstmal zur größten, nach Honshū.


Mehr als zwei Drittel der Landfläche Japans sind Berge, ein erster Hinweis auf die Entstehung. Auf nur etwas über 20 % der Landfläche sind daher Landwirtschaft, Industrie und Besiedlung beschränkt. Durch Terrassenfeldbau dehnt man daher die Landwirtschaft auch auf die Berghänge aus. In den Ebenen entstanden im Gegenzug diese riesigen Ballungsgebiete für die aktuell 126 Millionen Einwohner vom damit bevölkerungsmäßig zweitgrößten Inselstaat der Welt.


Ein vergleichsweise dann doch nur kleiner Teil davon lebt in Nagasaki. Und den Rest, liebe Fellkameraden, erzähle ich dann morgen. Schlaft erst mal eine Nacht drüber...





Nagasaki


So, Aufstehen! Wir laufen gleich ein, der Ausflug startet früh und unsere Leute sind schon beim Frühstück. Und als Motivation verspreche ich Euch, dass es zur Eingewöhnung heute mal raus in die Natur geht




und der Tag „tempelfrei“ bleibt. Ein Angebot, dass ihr nicht ausschlagen könnt. (Als ob die irgendeine Wahl hätten... ;) )


Erstmal aber werden wir mit Pauken und Trompeten begrüßt.




Nagasaki, hier irgendwo wurden übrigens auch Perla und Prima gebaut,




ist die größte Stadt derPräfektur“ Nagasaki. Das ist in Japan so eine Art Regierungsbezirk. 400000 Einwohner hört sich jetzt nicht so viel an, aber früher war es

nur ein kleines unbedeutendes Fischerdorf, und erst durch die Ankunft der Portugiesen, damals, Fünfzehnhundert und noch was, wurde es dann zu einer bedeutenden Hafenstadt im Ostchinesischen Meer.


Damals unterstützten die Einwohner die Reisenden eines dort gestrandeten Schiffes. Zum Dank schenkten die portugiesischen Kaufleute denen dann einige Gewehre. Und nebenbei war die Sache dann der wohl erste direkte Kontakt zwischen Japanern und Europäern“. Dieses bis dahin beiderseits positive Erlebnis lockte 6 Jahre später Missionare nach dort, um den Bewohnern den Glauben aufzuschwätzen. Diese ließen sich auch erstmal weitgehend bekehren und im Gegenzug fing dann auch der Handel mit den Portugiesen an. Die kamen nun regelmäßig, denn der Hafen war windgeschützt und daher eine recht sichere Handelsbasis.


Ging lange gut dieses Agreement, aber dann hatte der Kaiser ein Problem mit dem Christentum. Mit deren Behauptung nämlich, dass „jeder vor Gott gleich“ ist, konnte er sich so gar nicht anfreunden. Und auch die Shogune, diese vom Kaiser ernannten Art Herzoge oder Landesfürsten, die Oberbefehlshaber der legendären Samurai, sahen sich bei weitem nicht mit „jedem“ gleich.




So war es auch für die ein grundlegendes Problem, sahen sich in ihrer Macht beschränkt und durch den Einfluss der Ausländer ohnehin die japanische Einheit gefährdet. Man begann dem Volk diesen Gott wieder auszutreiben, mit Gewalt zu verbieten und jagte die Fremden aus dem Land.


Einigkeit gab es dann trotzdem nicht, denn die folgenden Kaiser hatten jetzt andere Problemtypen. Den Shogunen war die Macht zu Kopf gestiegen, jeder machte sein Ding, Vielstaaterei und Zerstrittenheit untereinander war die Folge. Der Blick für die Bedrohungen von außen ging verloren, das machte verwundbar, die ersten Amis standen vor der Tür, späte Einsicht kehrte ein und so übernahm den Laden wieder der Kaiser als erster und führender Mann.


Was wir uns hier heute übrigens nicht anschauen, das ist dieses Nagasaki. Wir tanken stattdessen gleich schon mal Abwechslung von Gebäuden, Städten und vor allem Tempeln.


Erstmal werden ohnehin jetzt wir angeschaut. Erste Einreise in Japan heißt: Alle mit Ausweiskopie zum „Fellcheck“. Und jeder muss sehen, dass er dann rechtzeitig bis zum Ausflug damit fertig ist. Gibt keine Unterschiede, keine „Time-Slots“ für gebuchte Ausflüge oder individuell. Und das ruft nahezu alle früh auf den Plan. Auf dem Schiff herrscht „Rush Hour“.


Bei der Fellbande nicht. Wir schauen unterdessen in aller Ruhe in den Park hinter der Kaimauer. Der füllt sich langsam mit Frühsportlern die hier joggen, sich zum gemeinschaftlichen Tai Chi treffen, oder einfach auch nur das bunt bemalte Schiff anschauen.


Und euphorisch begrüßt werden wir ja auch.





07:05 Uhr, das Schiff eiert noch vor der Kaimauer rum, der frühe Vogel fängt den Wurm, da sind unsere Leute beim „Facecheck“ bestimmt eine der ersten. So der Plan. Und tatsächlich, vom Frühstück aus durch`s 9. Deck, kaum einer unterwegs hier, und dann hinten die Treppe hoch zur 10, der Aida Bar. Ziel erreicht, Absperrband und keiner davor. Super, hat geklappt, die sind echt die ersten! Kann doch eigentlich gar nicht, die ganzen Leute da eben im vollen Marktrestaurant? Na die scheinen ja Nerven und Sitzfleisch zu haben.


Diesen Glauben behalten die aber nicht lange. Das Glücksgefühl bekommt einen leichten und später gar einen herben Dämpfer. Der Aida-Mensch hinter dem Absperrband ist nämlich nur ein Posten und weist freundlich darauf hin, dass der richtige Wartebereich durch den seitlichen Fotoshop führt.


Okay, also kein Problem, dann gehen die jetzt halt ein Stück zurück und dann um die Ecke. ...Na ja, so richtig um die Ecke müssen die jetzt nicht, denn dort stößt deren Blick auf eine Schlange von Menschen und eigentlich ist kein Ende in Sicht. Dann heißt es eben doch anstellen. Wird schon irgendwo das Ende sein. Aber wo?


Jedenfalls schon mal nicht in der Vinothek und auch nicht in der Almhütte. Stattdessen geht es weiter bis ins Weite Welt und damit das Schiff keine Schlagseite nach Backbord bekommt, eher aber gezwungenermaßen aus Platzgründen, führt sie nach dem Buffet in Schneckenform mehrfach durchs Restaurant und füllt sich stetig, später wohl sogar bis auf die Außenterrasse. Ja, das kann dann wohl dauern…


Natürlich aber kann die Sache vorne in der Schiffsspitze erst beginnen, wenn das Schiff angelegt hat. Dann erst können die Begutachter an Bord kommen. Und noch rauschen die Seitenstrahlruder.

Jetzt aber geht es los, wohl ziemlich exakt um 07:15 Uhr.


Wir kriegen von dem ganzen Treiben zwar nichts mit, werden aber gleichsam unruhig. Die müssten doch längst wieder da sein. 08:30 geht der Ausflug los und die Busse stehen diesmal noch einige hundert Meter entfernt. Denn an die Anlegestelle schließt sich erstmal ein Park an.


08:20 Uhr stehen sie dann endlich hektisch in der Kabine, schnappen sich den Rucksack, vorher noch einmal diese Vakuumgeschichte, und nun aber schnell von Bord. Am Terminal noch die frisch abgestempelten Ausweiskopien vorzeigen, Abgleich mit den abgehetzten „Faces“, durch die Halle und dann sind wir exakt um 08:30 Uhr am Bus. Und 10 Minuten später geht es los.


Der Busfahrer nimmt seine Sache als Chauffeur noch ernst, trägt stolz eine Schirmmütze und eine schicke Uniform. Welch eine standesgemäße Begrüßung.


Und der Reiseleiter ist noch total jung, spricht fließend Deutsch und erst seit einem Jahr wieder in Japan. Vorher hat er lange in Hamburg gelebt, dort sein Abitur gemacht. Wie übrigens mehrere andere deutschsprachige Reiseleiter an diesem Tag ist er extra schon gestern aus Tokio eingeflogen worden, hat dann eine Art „Vortour“ gemacht und in einem Hotel in Nagasaki übernachtet. Okay, Glück gehabt und nun aber los zum Ausflug.


Sakai-Brücke und 99 Inseln (NGS05)


Das erste Mal durch die uns noch fremde japanische Landschaft.

Und, sieht das hier anders aus als daheim?

Richtig fetten Bambus gibt es hier, da können wir mit unseren Stängeln im Garten schon mal nicht mithalten.




Und auch fallen manche Dächer auf. Haben so ein schwungvoll nach innen gewölbtes Dach wie bei den Tempeln, gehören aber zu ganz normalen Wohnhäusern. Soll wohl noch nicht ewig so sein, dass es überhaupt erlaubt ist, hat aber wohl Vorteile, diese althergebrachte Dachform. Welche jetzt genau, das weiß ich nicht mehr, habe ich vergessen. Außer den Vorteil, dass es schick aussieht und auffällt. Aber da war auch noch was anderes?


Eine Stunde etwa haben wir nun Zeit, uns das erste Mal das japanische Land anzuschauen, dann erreichen wir Sasebo.




Hier ist die Japanische-, aber vor allem auch US-Marine stationiert. Seit dem Ende des 2. WK zahlreich vertreten, nutzen sie im Gegenzug für ihre neuzeitliche Verbundenheit, Japan als strategisch günstige Basis. Aber deshalb sind wir nicht hier, am Ende des Ortes biegt der Bus ab auf eine schmale Straße, hoch zum Yumharidake-Berg.




Und von dort oben kann man sie dann sehen, diese 99 Inseln vom Nationalpark. Wobei es eigentlich sowieso mehr Inseln sind, gezählt wohl so 208, aber 99 hört sich nicht nur viel besser an, sondern die Zahl steht in Japan für „unendlich/viel“ und wahrscheinlich hatten die vorher auch keinen gefunden der sie mal durchzählt.


Zwar steht in der Ausflugsbeschreibung, dass man über Nagasaki schaut, aber das ist nur die halbe Wahrheit. Es fehlt das entscheidende Wort „Präfektur“, damit es nicht zu falschen Erwartungen kommt. Von der Stadt Nagasaki sind wir gerade 1 Stunde Fahrt entfernt. Da sieht man nichts von. „Blick auf Teile der Präfektur“ wäre treffender.


Na schön, dann schauen wir uns die Sache jetzt erstmal von oben an. Und zählen könnten wir die jetzt eh nicht, denn wir haben Gegenlicht und das erschwert Sicht und Fotos.




Das Foto vom Prospekt ist dann wohl am Nachmittag entstanden.


Bergab nun wieder, geht es jetzt zur Bootsfahrt durch dieses Labyrinth.




Das Boot ist gar nicht mal so klein und wir ergattern noch einen Stehplatz auf dem offenen Deck am Heck. Wie man sich jetzt freiwillig unten ins Schiff reinsetzen kann, erschließt sich mir nicht. Da hat man doch gar keinen Überblick und sieht maximal die Hälfte. Na ja, solange man sich hinterher nicht beschwert, dass alles Schei… war, dann jedem das Seine. Leute, man muss schon auch aktiv werden, um mal was Schönes zu sehen, gerade jetzt. Da muss man auch mal einen Stehplatz in Kauf nehmen. Oder so klein sein wie wir, dann hat man sogar einen Sitzplatz, im Rucksack.




Mobile Heckkabine mit bester Aussicht.


Auffällig klein sind übrigens auch viele der „klassischen Japaner“. Das berücksichtigt man sogar bei der Anbringhöhe der Waschbecken.




Ist nun mal so und das mit der Größe haben damals schon die Chinesen erkannt und nannten es „Land der Zwerge“. Aber das kann man denen nicht so sehr verübeln, denn nett waren die „Zwerge“ ja nicht gerade, strebten immer nach anderer Größe, mit Gewalt und nicht nur in China. Das werde ich den anderen später noch erzählen. Und auch warum der Name „Nagasaki“ denen irgendwie bekannt vorkommt. Dafür ist jetzt keine Zeit. Jetzt müssen wir erstmal Schauen, denn das hier ist nun wirklich toll und aus diesem Labyrinth durch welches wir jetzt eiern, manchmal noch dazu ziemlich eng,






würde ich wohl nicht mehr zurückfinden. Aber zum Glück für alle halte ich mich zurück und schaue einfach nur. So ähnlich muss das in der vietnamesischen Halong Bucht sein, wo wir leider nicht hinfahren.






Diese zum Teil kleinen Inseln, die herausragenden, manchmal mit 1 oder 2 Bäumen bewachsenen Felsen… Alles nur ein bisschen kleiner, ein bisschen flacher, also praktisch Halong Light, so als Ersatz...





Manche Felsen haben auch Konturen wie ein Tier, haben dann auch Namen.




Aber das schnappe ich jetzt nur so am Rande auf, denn die Ansagen sind bei der Menge an Leuten hier oben nur sehr bruchstückhaft zu verstehen. Nicht alle haben Ehrfurcht vor der Landschaft, labern und grölen rum. So ähnlich wie bei Kapitänsdurchsagen. Da wird ja am Nachbartisch auch oft die lautstark aufgedrängte Schilderung der Heldentaten der letzten 30 Reisen nicht aus Anstand wenigstens mal kurz unterbrochen.


Ist jetzt auch egal, wir sehen ja alles, oder sagen wir mal – viel.




1 Stunde rum und es geht weiter zum nächsten Ziel.



---Fortsetzung folgt ---


Und da erzähle ich mal

- von der schönen Landschaft bei der Sakai-Bogenbrücke,

- warum das Essen mit Stäbchen nicht immer die beste Lösung ist

- und warum unsere Leute und das japanische Essen keine wirklichen Freunde geworden sind...

- Grandioser Abschied mit Pauken und Trompeten


- Und dann geht es ab nach Tokio, einer Hauptstadt die es so eigentlich gar nicht gibt...

- Sind aber trotzdem nicht nur mit der Aida mittendrin, sondern erleben direkt mal interessante kulturelle Eigenheiten.