Neu Von Shanghai nach Singapur mit Aida Bella (7.Teil) //Nagasaki-Tokio //Bogenbrücke, Start in Tokio, japanisches Brauchtum und ein goldener"Kackhaufen"//Der "etwas andere Reisebericht".../Randerscheinungen und die Reiseabenteuer von Teddy Kaufhof und dem Ty

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Kabinenkategorie
Balkonkabine
Reisedatum von
11. März 2024
Reisedatum bis
1. April 2024


Fortsetzung Nagasaki und Start in Tokio


Nach der Bootsfahrt nun also zur „ehemals drittgrößten Bogenbrücke der Welt“. Über eine andere stählerne Brücke schleichen wir uns an.




Oben am Parkplatz ein oder zwei Geschäfte und Markthallen.




Die lebenden Fische und Krabben hier dürften aber für touristische Souvenirjäger eher nicht so geeignet sein. Kurzes Schauen und nun ab zum Essen fassen.


Ein japanisches Mahl, welches vom Reiseleiter vorab als lecker und schmackhaft angepriesen wurde. Aber ist das auch was für Nicht-Japaner, die es zu Hause noch niemals in ein japanisches Restaurant verschlagen hat?


Der Auftakt am Tisch beginnt mit Suchen. Viele Töpfchen, ein Teller und zwei überdimensionale „Zahnstocher“. Scheint wohl gleich was Faseriges und Plombenfüller zu geben. Doch wo verdammt haben die das Besteck versteckt? Ach richtig, da war doch was… Die beiden Holzstäbe sind gar keine Zahnstocher. Damit soll man essen. Das ist aber nichts für Ungeübte und so bekommt man ganz ohne Betteln und unaufgefordert auch normales Besteck. Ist ja nicht so, als wenn hier gerade die ersten Touristen eingefallen wären.


Doch manche am Tisch bestehen darauf, ihr daheim beim Japaner um die Ecke erworbenes Wissen umzusetzen und greifen selbstsicher und beherzt zu den Stäbchen. Aber mindestens einer war wohl noch nicht so oft da und saut sich jetzt „plopp“ ordentlich das T-Shirt ein. Und weil die keinen Bock darauf haben, jedesmal nach einem Touristeneinfall die Sauerei vom Boden aufzusammeln, reichen die hier eben auch Besteck.


Das Essen selbst ist ja ganz nett angerichtet,




aber nach der unmaßgeblichen Meinung unserer Leute ist es ein Beweis dafür, dass man für sich persönlich alles richtig gemacht hat, daheim bisher und von nun an auch künftig, asiatisches Essen eher mit vietnamesisch oder auch chinesisch zu verbinden und dem Osten bezüglich Japan fernzubleiben.


Warum sollten die sich, nur um sich weltoffen zu zeigen, daheim freiwillig mit einem Fischkopf quälen und dafür auch noch bezahlen. Denn das hier ist wohl einer, jedenfalls ist die Augenhöhle nur des Inhaltes entledigt, an welchem der Träger, wenn er nicht nach 3 Rippen- oder Kiemenbögen im Mund aufgegeben hätte, jetzt wahrscheinlich noch immer das Essbare suchen würde. Hat es aber versucht, das wollen wir mal würdigen und man muss es ja auch nicht gut finden. Nur weil man jetzt in Japan ist, besteht diesbezüglich trotzdem kein Assimilierungszwang. Zum Glück gibt es hier noch andere Kulturen, als die des Essens zu entdecken. Und genau deshalb sind wir hier. Und da überzeugt zum Glück vieles.


Selbst einige „Japankenner“ fanden diese Fischbeilage übrigens seltsam und rätselten. Auch der Nachtisch warf Fragen nach den Inhaltsstoffen auf. Und so wissen wir nicht, ob wir, wie es wohl hier als Zeichen für den Dank an den Koch üblich ist, die Suppe laut schlürfen sollen, damit der es bis in die Küche hört und zufrieden zur Kenntnis nimmt. Der kann ja nichts dafür, hat halt einfach traditionell und wie hier üblich gekocht…


Mit regulärem Besteck kann man auch nicht den fatalen Fehler machen, Essensstücke mit den Stäbchen aufzuspießen oder etwa die Teile zur Zwischenlagerung in den Reis zu stecken. Ersteres ist respektlos und Letzteres gehört einzig zum Ritus einer Totenfeier. Daher stecken dann also nicht nur die Stäbchen in der Reisschüssel, sondern man selbst tief im Fettnapf. Kommt wohl noch vor „Naseputzen“ in der Öffentlichkeit. Andererseits sind die Gastgeber hier insgesamt sicher einiges gewohnt.


Normalerweise muss der Reis auch vollständig aufgegessen werden, denn auch unserem jungen Reiseleiter haben schon die Großeltern beigebracht: „In jedem Reiskorn wohnt ein Gott!“


So, dann haben die das japanische Essen jetzt also weitgehend ohne Frevel hinter sich gebracht, wird gezwungenermaßen auch nicht das letzte sein, daheim werden wir also dem „fernen“ Osten diesbezüglich jedoch weiter „fern“ bleiben, aber heute Abend können ja die Lücken im Magen am „heimischen“ Buffet gefüllt werden.


Jetzt gilt es weiter ganz andere Kultur zu verdauen. Das ist wesentlich angenehmer und da ist die Fellbande auch wieder voll mit am Ball.


Hinter dem Restaurant geht der Weg runter zur ehemals drittgrößten Netzwerkbogenbrücke der Welt, von wohl 1991 und mit stählerner 254 m Bogenstützweite.



Da laufen wir jetzt auch ein Stück drauf, doch das reicht dann auch.




Aber netter Ausblick von hier oben.




Das Highlight vom Ausflug war eh die Insellandschaft, ist jetzt nur schwer zu toppen.


Was mir eben schon aufgefallen ist und uns in Japan weiter begleiten wird, das ist diese „Automatenkultur“. Auf 23 Einwohner kommt 1 Automat. Nahezu überall, auch an den vermeintlich unmöglichsten Orten, stehen hier zig Stück nebeneinander, gegenüber und auch übereinander. Getränke, Mittagessen, Spielzeug, Klimbim und was weiß ich noch alles. Und die werden auch benutzt. Habe ich selbst gesehen und nicht nur einmal. Und keiner davon ist aufgebrochen, angeschmort oder auch nur beschmiert.




Ist halt alles etwas anders hier in Japan...



Und vor etwa 80 Jahren war es, vor allem auch hier in Nagasaki, - leider noch ganz anders.

Und tut mir leid liebe Reisegenossen, das Schläfchen auf der Rückfahrt fällt jetzt aus. Das nun ist der angedrohte Punkt, wo ich mal, „Geschichte einfach“, die Zusammenhänge grob erzählen muss. Denn das ist wichtig für Euch, um zu verstehen, warum wir später mal vor genau dem ein oder anderen Gebäude stehen und warum es hier noch immer nicht ganz so einfach ist mit dem friedvollen Miteinander. Und vor allem welches Glück wir haben, die Region gerade überhaupt so zusammenhängend besichtigen können. Kann sich nämlich schnell mal wieder ändern. So wie derzeit an anderen Orten und Regionen...


Nicht immer waren die Japaner nämlich so nett wie heute. Schon lange vor dem 1. Weltkrieg strebte man dauernd nach Macht im Pazifikraum, eroberte Kolonien wie Taiwan und Korea, stand im Ersten Weltkrieg (1914 bis 1918) noch auf Seiten der Verbündeten und übernahm nach Kriegsende diejenigen deutschen Territorien in China, welche eigentlich die Chinesen zurückerwarteten. Hatte ich Euch ja schon in China erzählt, dass das bei denen mehr als Ärger auslöste. Kurz probierte man in Japan schon früh auch mal Demokratie aus, aber immer mehr nutzte das Militär die Zerstrittenheit aus, übernahm die faktische Kontrolle, kriegte den Hals nach Ausdehnung nicht voll und so schlitterte man langsam dem bitteren Ende entgegen.


Erstmal wurden wieder Teile Chinas besetzt, aus den südostasiatischen Ländern vertrieb man die europäischen Kolonialmächte und beherrschte dann kurzzeitig große Teile Südost- und Ostasiens. Nicht nur in China, sondern auch in den anderen japanischen Territorien Südostasiens verübte Japan dabei Kriegsverbrechen, z. B. Zwangsprostitution, richtete Massaker an und verübte gar unglaubliche Experimente an Menschen.


Das fanden die USA dann mehr als übertrieben, sahen ihre Interessen in Asien, vor allem auch ihre Kolonien wie die Philippinen gefährdet und reagierten mit zahlreichen Sanktionen, einem Embargo und dem Einfrieren japanischen Vermögens im Ausland.


Größenwahnsinnig griffen daraufhin im Dezember 1941 japanische Truppen den US-Stützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii an. Das nahmen die und die Alliierten nicht einfach so hin und zack schwappte der 2. Weltkrieg nun auch zum pazifischen Raum über.


Bis 1945 gelang es dann Gebiete nahe den japanischen Inseln zu erobern, doch besonders auf kleineren Inseln, wo wir später noch hinkommen, tobten weiter heftige und verlustreiche Kämpfe. Zwar wollten der dadurch einsichtig gewordene Kaiser, der Premierminister und seine Anhänger Friedensverhandlungen aufnehmen, doch immer noch hatte das japanische Militär da mehr Macht.


So kam das Ende von der anderen Seite und dies grausam...


Am 6. August 1945 warfen die US-Amerikaner eine Atombombe über der Stadt Hiroshima und am 9. August eine über Nagasaki ab.

Denn da die Schiffbauindustrie hier in Nagasaki schon damals nicht nur eine hohe wirtschaftliche Bedeutung hatte, sondern auch das Werftenzentrum für die kaiserliche Kriegsmarine war, gelangte die Stadt in den erweiterten Zielfokus. Eigentlich aber sollte es die Stadt Kokura treffen. Aufgrund schlechter nebliger Wetterbedingungen musste der Abwurf jedoch 3x abgebrochen werden und man hatte dann so viel Sprit verbraucht, dass die Maschine das Gewicht der Bombe loswerden musste, um überhaupt wieder den US-Stützpunkt erreichen zu können. Kurzfristig musste mit Plan B die Stadt Nagasaki als Ziel herhalten. Man warf die Bombe „Fat Man“ um 11:02 Uhr durch eine kurzzeitige Wolkenlücke über der Mitsubishi-Waffenfabrik ab, also nicht mal über die Schiffswerften wie eigentlich vorgesehen. Wegen der widrigen Bedingungen aber wurde am Ende keines der Ziele getroffen, die Bombe verfehlte sie radargesteuert um satte 2 Km.


Explodiert über dem Wohnbereich, wurden 1/3 der Gebäude Nagasakis zerstört. Klingt bei dem Ausmaß komisch, aber das hügelige Gelände bewahrte die Gegend vor noch mehr Zerstörungen, wie es sie zuvor noch in Hiroshima gegeben hatte. Gebäude sind wieder herstellbar,




aber viele Menschen starben infolge der Strahlenkrankheit.

Die Überlebenden nennt man Hibakusha (Leiden Bombe Mensch) und noch heutzutage leiden viele Menschen und ihre Nachkommen unter den Spätfolgen.


Die Glocke des Fukusai-ji-Tempels, damals auch zerstört, wird seit der Wiederherstellung täglich um 11:02 Uhr geläutet.


Nach den Atombombenabwürfen und dem Kriegseintritt der Sowjetunion am 8. August 1945 kapitulierte Japan am 15. August 1945 bedingungslos, der Kaiser verlas um 12.00 Uhr mittags den "Kaiserlichen Erlass zur Beendigung des Krieges", der im Radio übertragen wurde.


Manches wurde wieder aufgebaut, einige Trümmer wurden als Mahnmahl stehen gelassen, wie z. B. das Einbeinige Torii, ein Steinbogen nahe dem Bodennullpunkt (Ground Zero), und auch wurden neue Gebäude als Mahnmale errichtet, wie z. B. das Atombombenmuseum.


All das werden wir heute nicht sehen, auch nicht jetzt, wo wir gerade in die Stadt einfahren und der Ty mich mit glasig verwirrten Augen anschaut und dabei gerade den kleinen Tiger weckt.


„Kaufhof, da hast Du ja jetzt ordentlich dick aufgetragen und ich hoffe das stimmt auch nur halbwegs. Werde das im Verlauf der Reise immer mal wieder vor Ort hinterfragen. Wär ja nicht das erste Mal, dass Du…“


Diese unverschämte Unterstellung ignoriere ich jetzt mal. Wir sind am Liegeplatz und ich habe fertig. Demnächst erzähle ich dann mal, was der Reiseleiter so Interessantes an Nebensächlichkeiten vom heutigen japanischen Leben erzählt hat.


Gar nicht nebensächlich finde ich die Verabschiedung vom Busfahrer. Wieder mit Uniform, Chauffeurs-Mütze und weißen Handschuhen steht er jetzt stolz und aufrecht parat, gibt mir einen Hauch von Exklusivität. Der weiß es wenigstens noch wertzuschätzen, dem Teddy Kaufhof sein Land zu zeigen. Oder eben umgekehrt.


Entgegen vielfacher Trinkgeldgerüchte ist es übrigens auch in Japan (mittlerweile) durchaus üblich, dem Reiseleiter Trinkgeld zu geben. Beim Dienstleister Busfahrer weiß ich das nicht so genau. Da halten wir uns mal zurück, von wegen Beleidigung und so. Habe auch sonst keine Zahlungen an ihn beobachtet. Soll der Reiseleiter entscheiden. Kann sicherlich was von seinem Salär abzweigen.


Im Terminalzelt konnte man heute Morgen übrigens Karten für die Straßenbahn kaufen, wohl auch die „Sui“, also die Tageskarte und außerdem auch Geld tauschen. Netter Service, brauchten wir aber nicht, waren heute mal auswärts unterwegs und sind mit Yen versorgt.


Versorgung ist auch das Thema der vielen Milane die über der Wiese bei der Pier kreisen.




Die werden hier gefüttert.


Zur Abfahrt hauen die Japaner nochmal ordentlich auf die Pauke




und überraschen uns mit traditionellen Klängen.


Tiger ist beeindruckt und gerührt. „Aber Teddy, Du hast doch erzählt, also bevor ich eingeschlafen bin, dass die Japaner so schrecklich sind?“


„Waren Tiger, sie waren schrecklich. So nett wie jetzt sind die erst danach geworden.“





Seetag auf dem Weg nach Tokio


Nach einer „heißen Nacht“ in der Kabine wacht unser Träger heute verschwitzt als erster auf…

Ja tatsächlich, es ging heiß her…, wir haben nämlich die Heizung höher gedreht und dabei etwas übertrieben.

Ist aber auch wirklich gar nicht mal so warm draußen und wir haben an Backbord auf dem Weg nach Tokio noch dazu die Nordseite.


Die Delfinschule da draußen, richtig große Tiere sind es, sehen das zwar möglicherweise anders. Aber die sitzen ja auch nicht im Schatten.


An Bord finden tagsüber auch einige Aktivitäten statt, aber unsere Leute rennen jetzt nicht zum Frühschoppen, oder holen sich das x-te Gratis-Fischbrötchen ab und das "Clubtreffen" hatten die ja vorgestern eh verschlafen.


Die verschwinden mittags stattdessen in die Wellnessoase.


Hätten die mich mal mitgenommen, denn nun werde ich auf der Kabine stattdessen mit Fragen gelöchert. Tiger lässt es keine Ruhe, warum das hier „Land der aufgehenden Sonne“ heißt, obwohl es jetzt draußen so trübe ist. „Mein lieber Kleiner, das musst du anders sehen. So sehen wie die Chinesen. Für die liegt das Land im Osten und da geht nun mal die Sonne auf. Auch wenn sie nicht immer sichtbar ist…“



Und so setzt sich der Landesname aus ni="Tag, Sonne" und hon, "Ursprung, Wurzel, Beginn" zusammen. Also heißt es Nippon, oder auch Nihon.


Der europäische Name "Japan" hat sich irgendwie mal ergeben, irgendwie ein Gemisch aus Chinesisch und anderen Sprachen, als stille Post dann als „Japan“ in Europa angekommen.





Tokio


Die Weltstadt Tokio, japanisch geschrieben „Tokyo“,




übersetzt als die „östliche Hauptstadt“, früher mal Kaiserstadt „Edo“, aber auch eine Stadt die es eigentlich gar nicht mehr gibt…!

Denn seit 1943 sind es stattdessen mehrere relativ selbstständige Bezirke auf dem Gebiet, der als Verwaltungseinheit abgeschafften Stadt Tokio. Daher existiert verwaltungstechnisch also gar keine „Stadt“ Tokio mehr, denn z. B. gibt es auch keinen gemeinsamen Bürgermeister.


Aber allein dieses „Kerngebiet“ kommt schon auf über 10 Millionen Einwohner plus dem Kaiser. Der wohnt auch da. Und auch die Regierung sitzt in diesem Kernbereich der ehemaligen Stadt Tokio, welche jetzt eher die „Präfektur“ Tokio ist. Erst diese Präfektur plus 7 weitere Präfekturen bilden dann das große „Hauptstadtgebiet“. Und auf die Spitze getrieben wird es mit der noch weiter gefassten „Metropolregion“, die sogar noch ganze Riesenstädte beinhaltet. Und so wird eine Millionenstadt wie Yokohama auch mal zum Vorort. Wenn man sich da im Vergleich dazu mal eine Millionenstadt wie Berlin als Vorort vorstellt!


Seltsam also, alles mal ohne noch weitere Feinheiten dargestellt, also Teddy einfach, aber so kommt diese Metropolregion Tokio auf etwa 38,5 Millionen Einwohner, ist der bevölkerungsreichste Ballungsraum der Welt, in welchem mittlerweile etwa ein Viertel von Japans Gesamtbevölkerung lebt.

Und dann ist es wie bei AIDA. Alle wollen mit dem Schiff fahren, das ist voll und dann steigen die Preise wie eben auch in dieser jetzt schon einer der teuersten Städte der Welt.


Aber Erleichterung ist in Sicht. Schon für 2050 wird mit einer Bevölkerung von „nur noch“ 32,6 Millionen Einwohnern gerechnet. Und 2100 sollen es sogar nur noch 25,6 Millionen sein. Das liegt an den schwachen Geburtsraten. Der Nachwuchs fehlt. Die Japaner begnügen sich, wenn denn überhaupt, mit zumeist nur einem Kind.


Übrigens ist es auch hier wieder, wie in Schanghai und auch Singapur, flach genug, um dem Meer größere Flächen abzuringen.


Das mit der Bevölkerungsentwicklung kann aber auch noch ganz anderes kommen, denn in Japan treffen ganze vier tektonische Platten aufeinander, die sich mit einigen Zentimetern pro Jahr gegeneinander bewegen. Da ist unterirdisch ganz schön was los, hat aktuell etwa 40 aktive Vulkane und nahezu tägliche Erdbeben zur Folge. Und das wird nicht besser werden da unten, denn die anhaltende Bewegung lässt dabei keine Verschweißung und damit Stillstand zu. Besonders Tokio liegt in einer der aktivsten Erdbebenzonen der Welt. In manchen Phasen treten insbesondere hier fast täglich kleinere Beben auf.


Heute Morgen aber war das wohl kein Beben als wir kurz durchgeschüttelt wurden. Da ist der Träger nur mit dem Zeh gegen unseren Sitzhocker gestoßen und hat vor Schmerz geschrien.

Ty ist über diese Geologie dennoch weniger begeistert und ist froh wenn er hier wieder weg ist.


Das jüngste schwere Beben 2011 war dann auch schon das stärkste Erdbeben in der japanischen Geschichte. Durch das Beben wurden ein Tsunami sowie eine Serie katastrophaler Unfälle im Kernkraftwerk Fukushima ausgelöst. Für die nähere Zukunft sagen Seismologen speziell für Tokio ein verheerendes Erdbeben in der Größenordnung des Großen Kantō-Erdbebens von 1923 vorher. Hoffentlich überleben wir den heutigen Tag hier…


Zumal die hier noch ein Problem haben, den Wind. Zu gegebener Zeit oftmals bis zur Taifunstärke, bringt er viel fremden Umweltmist mit, nennt man wohl transnationale Umweltverschmutzung.


Na ja, die Erde ruhig, kein Wind, haben offenbar ein günstiges Zeitfenster erwischt. Dann wollen wir uns mal vom Schiff wagen, welches natürlich wieder schön zentral an der Mündung des Sumida River liegt.





Und hier startet auch unser heutiger Ausflug:


Bootsfahrt auf dem Sumida River,

Asakusa

und Besuch des Tokyo Tower (TYO03)


Am Bus schon die erste Überraschung, es ist wieder der selbe Reiseleiter wie schon in Nagasaki, von der Truppe junger deutschsprechender Leute also, die man in Nagasaki extra mit Hotelaufenthalt von Tokio aus eingeflogen hatte und die man auch für die nächste Station Kochi engagiert hat. Das bei einem solchen Sonderaufwand auf Betreiben von AIDA seitens der örtlichen Agentur sicher nochmal extra die Hand aufgehalten wird, wirkt sich natürlich auf die Ausflugspreise aus. Das bekommt man bei diesem Aufwand nicht mal eben für 10 Pfennig Fünfzig. So erklärt es sich sicher auch, dass einzelne Preise zwischendurch gestiegen sind.


Start also, und wirklich schon nach 10 Minuten sind wir da, am „Bootsanleger“.


Vorher noch ein japanisches Plagiat, die Freiheitsstatue.




Ein weiteres wird später folgen, der „Eifelturm“.





Exklusivcharter von Aida, bzw. der Agentur, aber leider steigen wir als letzte der Meute ein. Da ist die Platzauswahl nun nicht mehr so üppig, bzw. bezüglich exponierter Fotobasis eher gleich null. Wegen der vielen flachen Brücken über den Sumida River ist das Boot gezwungenermaßen von breiter gedrungener Form, mit geschlossenem Dach




und da kann man von einem Mittelplatz aus fototechnisch erstmal nichts reißen. Bewegung ist angesagt. Immer mal wieder an das ebenfalls noch überdachte, aber wenigstens an den Seiten offene Heck, und dann aus dritter Reihe. Liebe Leute, leider werdet ihr später alle als unerwünscht und störend geköpft, beim Fotozuschnitt.


Die japanische Bandansage, die ohnehin wohl die wenigsten verstehen, wird abgedreht und eine der Reiseleiterinnen kommentiert Fahrt und Geschichte lageangepasst auf Deutsch. Etwa eine Stunde schippern wir nun rum, immer wieder sieht man mal mehr oder weniger. Zwischen den Lücken der Hochhäuser, die beiden eigentlich markanten Türme, den Tokyo Tower, den die Fellbande später noch „erstürmen“ wird




und den wesentlich höheren schmalen Sky Tree, den wir nicht besuchen.


Dieser Tokyo Sky Tree, den wir gleich noch besser sehen werden, wurde 2012 fertig gestellt und ist seither wohl der höchste Fernsehturm der Welt. Und nach dem Burj Khalifa in Dubai momentan wohl auch das zweithöchste Gebäude der Welt. Mit zwei Aussichtsplattformen und insgesamt 634 m Höhe kann man von ihm auf ganz Tokio hinunter schauen – und mit etwas Glück sogar bis zum Fujijama sehen. Bei Nacht wird er in den verschiedensten Farben beleuchtet, aber da werden wir später sehen, dass dies aus der Ferne, also vom Schiff aus, gar nicht mal so imposant wirkt. So gesehen leuchtet der irgendwie nur schwach. Da sind wir von Schanghai Besseres gewohnt. Mag aber nicht am Stromsparen, sondern an der weiten Entfernung liegen. Ty aber meint dazu später trotzdem, es wäre wohl ein „Öko-Turm“ und ist enttäuscht.


Schon während seiner Bauphase löste der Sky Tree den Tokyo Tower im März 2010 als höchstes Bauwerk Tokios ab. Trotzdem fahren wir später aber nur zum „kleinen“ Turm, wir sind halt Minimalisten.


Genau gegenüber den beiden Gebäuden der Asahi Brauerei steigen wir aus. Das ist auch gut so, denn nun haben wir mal freie Sicht auf den Sky Tree Turm und den Verwaltungssitz hier, dieses Hochhaus und den großen schwarzen Kasten daneben, die Asahi Super Dry Hall, ein Museum der Brauerei.




Beide beherbergen auf ihren Dächern Besonderes. Die Glaskonstruktion auf dem Dach links lässt noch, zumindest wenn man es weiß, insgesamt ein gefülltes Bierglas mit Schaumkrone erkennen, aber der schwarze Kasten daneben soll ein Bierkrug mit einer Flamme sein. Und das ist dem französischen Designer Philippe Stark jetzt nicht so doll gelungen. Der kleine Tiger stutzt beim Anblick und wagt seine Gedanken kaum auszusprechen. Aber Recht hat er. Mit dem Gedanken ist er nicht allein, im Volksmund wird das Gebäude häufig "der goldene Haufen" oder auch das "Kackgebäude" genannt. Doch gerade so wird man bekannt.


Jetzt sind wir also im historischen Viertel, dem Verwaltungsbezirk Asakusa. Und das war mal das größte und populärste Vergnügungsviertel, welches neben einem gutgehenden Rotlichtmilieu auch über zahlreiche (jugendfreie)Theater und Kinos verfügte. Doch im 2. Weltkrieg wurde der Spaß zerbombt.


An Rotlicht aber haben wir außer bei den Ampeln heute ausnahmsweise mal kein Interesse, sondern uns interessiert die damals natürlich auch nahezu zerstörte Tempelanlage, ein wichtiger Pilgerort für Buddhisten. Da müssen wir jetzt erstmal so 200 oder 300m hin latschen. Aber was wir auf dem Weg dorthin schon so alles sehen...


Die Japaner sind scheinbar alle verkleidet. Mit Kimonos und so anderen Kleidern, hinten eine kunstvolle Schleife gebunden.




Andere machen einen auf Schulmädchen, mit so langen Kniestrümpfen und kurzem Röckchen. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass hier außer den Touristen überhaupt keiner anders gekleidet ist.


Das können die Touristen aber nicht auf sich sitzen lassen und so geistern hier viele offenbar „Nicht Japaner“, Plagiate, ebenfalls auch mit solcher Kleidung rum. Nicht alle „Fälscher“ aber kommen mit dieser Übernahme der Sitten und Gebräuche so ganz problemlos klar. Da sehe ich einen Typen, der ein massives Schuhproblem hat. Oben hui aber unten pfui. Großzeh und der Zeh daneben passen mit den Strümpfen nicht so ganz zwischen den Zehensteg. Die Ferse hängt daher etwa 5 cm über der Hacke und so schlurft er mit den harten Latschen lustig vor sich hin. Die "Original-Japaner" werden da mächtig ihren Spaß dran haben.


Diese von Menschen gezogenen Wagen hatte ich vorher auch gar nicht auf dem Schirm und wir sind überrascht.




Muss doch eigentlich eine elende Quälerei sein. Aber das gibt wohl ordentlich Muckis. Da sehe ich einen, der den Job wohl schon lange macht. Der hat eine Wadenmuskulatur, da träumt manch ein Oberschenkel von. Für ein Detailfoto aber ist es jetzt zu spät, der Typ rennt mit dem Wagen einfach weiter.



--- Fortsetzung folgt ---



Im nächsten Teil dann geht es durch das "Donnertor" in die Tempelanlage von Asakusa,

Kirschblüten säumen den Weg zum Haupttempel,

wir kurbeln die Klimbimwirtschaft an

und werfen mal einen Blick hinter die japanischen Losbuden, bzw. auf 0die käuflichen Horoskope und ihren vermeintlichen Wahrheitsgehalt...