Fortsetzung Tokio und Auslaufen
An diesem Ort mit dem Bachlauf hier im Tempelgelände fallen auch besonders viele „Trachten“ auf. Denn hier wird von den Damen posiert, manche auch mit buntem Papierschirm, für Fotos des Freundes oder Mannes. Wie der Reiseleiter später meint, ein Fall für Instagram und Co.
Bei Fotos fällt mir ein, was der Reiseleiter erzählt hat. In Japan darf es vom Gesetz her nicht möglich sein, den Auslöseton einer Handykamera auszustellen. Das soll vor allem das beliebte heimliche „unter den Rock“ fotografieren, diese „Schlüpfer-Fotos“ und mehr, also voyeuristische Aufnahmen verhindern.
Gut, das die Teddymädchen Hosen tragen...
Selbst wenn man ein Handy mit Abschaltmöglichkeit hat, muss man in Japan den Ton anschalten! Ist sicher kaum bekannt, gut zu wissen und ich habe es nicht geglaubt. Aber bei der Recherche wurde es mehrfach bestätigt. Stimmt also.
Das älteste erhaltene Gebäude, eine kleine Sechseck-Halle (rokkakudō) befindet sich im Nordwesten des Tempelgeländes.
Ansonsten noch daneben befindet sich ein Shintō-Schrein (religiöse Stätte des Shinto), hier in Asakusa also der sogenannte Asakusa-jinja (Jinja=Schrein). Im 17. Jahrhundert von einem Shogun errichtet, werden hier die drei Männer verehrt, die den Sensō-ji-(ji=Tempel) erbaut haben. Und genau dieser Schrein blieb, anders als der Rest des Viertels, während des 2. Weltkrieges weitestgehend unversehrt. Obwohl der Sensō-ji (Buddhismus) und der Asakusa-Schrein (Shinto) gänzlich anderen Religionen zugehörig sind, stehen diese Stätten Seite an Seite nebeneinander, vermischt wie die Glauben, ohne sich zu widersprechen. Weil ja auch 80% der Japaner beide Religionen haben.
Auf dem Tempelgelände steht auch eine Steinsäule (maigo shirase sekihyō), wo verirrte Kinder gesammelt und von ihren Eltern gefunden werden können. Weiß jedoch nicht wo die sein soll, wir sitzen die ganze Zeit im Rucksack, gehen nicht verloren, brauchten die also nicht suchen. Und bringt ja auch nichts, wenn die Träger im Ernstfall dann nicht mal die Steinsäule finden…
Also diese ganzen grellbunten „Fressbuden“ hier. Da geht schon ordentlich was über den Tisch. Und selbst für den Mitteleuropäer sieht alles sehr appetitlich aus.
Komisch finden wir nur diese „Fischspieße“.
Da steckt mit dem Kopf nach unten ein ganzer Fisch, also so in Größe und Form wie ein heimisches Rotauge drauf, ist wohl gegrillt und da wird dann seitlich reingebissen. „Fisch-Stäbchen“ auf Japanisch. Kennen die hier keine Gräten? Die Sponsoren lassen sich auf diese Art der Kultur dann auch nicht ein und nehmen die sichere Variante, eine „Schokobanane“. Die hat dann auch tatsächlich keine Gräten und es bleibt nur der Holzspieß über.
Oben rechts neben dem Tempel, wohl beim Asakusa-Schrein, hat sich ein großer Kreis gebildet. Ist es eine religiöse Massenveranstaltung? Nein, es ist Tierquälerei. Ein angezogener Affe mit Krückstöcken muss hier kleinere Kunststücke zeigen. In seiner Mine spiegelt sich so wenig Begeisterung wie bei mir, wenn ich meinen Willen nicht bekomme. Aber das geht ja vorbei, bei dem leider nicht.
Die Japaner scheinen es gut zu finden, man gestattet es seltsamerweise auf dem Tempelgelände und wir ziehen uns von diesem Teil der Kultur zurück.
Wird ohnehin Zeit zu gehen, wir müssen uns gleich wieder am vereinbarten Treffpunkt einfinden. Den Rückweg nehmen wir jetzt aber durch eine Nebenstraße, nicht wieder durch die überfüllte Nakimis-Dori. Ein echter Geheimtipp vom Teddy! Der Tipp scheint aber verraten worden zu sein. Wesentlich leerer ist es hier nun auch nicht. Aber irgendwie schlängeln wir uns durch, finden und erreichen den Treffpunkt.
Ab in den Bus und ich weiß nicht warum man da drin alles durcheinander bringen und Kettenreaktionen auslösen muss. Kann man nicht einfach seinen Sitzplatz von heute Morgen behalten und sich nicht bei jedem Einstieg mal hier und mal da hin setzen? Ist doch schließlich kein Linienbus! So setzen wir uns jetzt gezwungenermaßen auf die Plätze von anderen, die nun sicher verwundert sind, in uns den Urheber sehen und sich wahrscheinlich wieder auf Plätze von Nachfolgenden setzen. Ist peinlich, verzögert die Sache ja auch irgendwie, aber was soll`s, wenigstens bleibt es heute ruhig.
Nun aber ab zum Tokio Tower.
Über Hochstraßen schlängeln wir uns durch die Hochhäuser und durch den engen Kern von Tokio.
Hatte ja schon gesagt, dass dem Wohnraum hier Grenzen gesetzt sind und der junge Reiseleiter erzählt nun passend dazu, dass er in einer kleinen Ein-Raum-Wohnung untergekommen ist, in der vieles wegen dem Platzmangel multifunktional sein muss. So wird das Klappbett der Nacht dann durch Wende üblicherweise zum Tisch. Solche Enge scheint für manche aber offenbar schier unvorstellbar und tatsächlich fragt nun jemand erschrocken nach dem Standort der wohl überlebensnotwendigen „Einbauküche“. Ty schmeißt sich bei solchen Prioritäten vor Lachen fast weg und meint: „Unvorstellbar!? Sollen sich doch mal scheiden lassen, dann lernen sie den „Luxus“ einer 25 qm Wohnung mit 2-Platten-Kocher wieder schätzen. Man kann auch so durchaus überleben. Ganz im Sinne der Lebenseinstellung des Buddhismus:
„In Bescheidenheit leben, den Weg der Mitte finden, um mit sich selbst und allen anderen Lebensweisen im Einklang existieren zu können.“
Okay, nur jeder Dritte erhält statistisch gesehen dieses (böse) Erwachen nach der „Erleuchtung.“ 1, 2, 3 dabei!
Mehr Platz hätte nach einer Scheidung sicherlich der Tenno, der „vom Himmel gesandte Herrscher“, der japanische Kaiser. Den gibt es ja auch noch hier und in seiner Form als Staatsoberhaupt auch nirgendwo anders mehr auf der Welt. Mit dem „Herrschen“ aber hat er heute nicht mehr viel am Kopf.
Nur bis nach dem Pazifikkrieg war Japan eine „konstitutionelle Monarchie“. Nach dem verlorenen Krieg ist das Kaisertum 1947 von der Besatzungsregierung zwar nicht abgeschafft, aber der Kaiser als "Symbol des Staates und der Einheit des japanischen Volkes" auf zeremonielle Aufgaben ohne eigenständige Autorität in Staatsangelegenheiten reduziert, also eher wie bei unserem Bundespräsidenten. Offizielles Staatsoberhaupt ist er aber noch immer.
Bereits der 126. Japanische Kaiser ist aktuell Tenno Naruhito. Sein Großvater Hirohito hatte 1945 bei der Kapitulation Japans zwar die Göttlichkeit der japanischen Kaiser zurückgewiesen. Dennoch ist er weiterhin „oberster Priester des Shintō“.
Sein Palast mag groß sein, aber Berichten zur Folge eine Besichtigung nicht so toll. Man sieht ihn wohl nur halbwegs von weitem.
Die Sache mit dem Raumangebot des Durchschnittsjapaners geklärt, fahren wir zwischen -den Hochhäusern mit Räumen ohne Einbauküchen- nun weiter zum hohen Turm, der ja vergleichsweise dann doch nicht so hoch ist. Insbesondere auch, wenn man dort nur bis zur unteren Plattform auf 150m hochfährt. Aber wenigstens fahren wir überhaupt alle hoch. Rucksack, Teddys, alles kein Problem, hier landet zwangsweise nichts im dunklen Schließfach, hier wird nichts kontrolliert. Komisch, wo die doch andererseits wegen der Angst vor Terroranschlägen in ganz Japan fast alle öffentlichen Abfalleimer entfernt haben.
Wir sind am Wahrzeichen der Stadt. Früher noch frei sichtbar, mittlerweile ziemlich zugebaut und längst nicht mehr das große Luftfahrthindernis, obwohl er mit 28000 Litern Farbe sicherheitshalber rot/orange weiß angestrichen ist.
Schon seit 1958 steht er hier, dieser nach dem Vorbild des Eiffelturms in Stahlfachwerkbauweise erbaute Fernsehturm. Und mit 332,6 m ist er dabei sogar höher als das Original. Doch nicht nur die Konkurrenz zum Eifelturm war das Ziel, sondern unter anderem wurde aus Gründen der Erdbebensicherheit genau diese bewährte Konstruktion gewählt.
Und tatsächlich hat sich Infolge des „Tōhoku-Erdbebens“ am 11. März 2011 die Turmspitze verbogen und das Gebäude war daraufhin kurzfristig für die Öffentlichkeit gesperrt. Ob die den nun wieder gerade gebogen haben? Ich erkenne nichts Verbogenes. Vielleicht hat das ja „Godzilla“ wieder geregelt, denn hier spielten schon Filmszenen daraus, genauso wie er auch in einem James Bond vorkommt.
War damals dann auch erstmal der höchste Fernsehturm der Erde und nach dem Empire State Building in New York (449 m) die zweithöchste freistehende Konstruktion der Welt
Hoch geht`s jetzt und von da oben suchen wir erstmal den Fujijama.
Aber das wird heute nichts. Schönes Wetter, blauer Himmel, aber zur Fernsicht auf den Fuji reicht es dennoch nicht. Den werden wir dann also niemals sehen. Das war unsere Chance. Trotzdem ganz nett hier, verfrühte Kirschblüte
und wir klettern mal schnell aus dem Rucksack und lümmeln uns zu nem Foto hin.
Und auch der japanische Kumpel hier wird mal schnell abgelichtet. Mit einem entscheidenden Unterschied. Den fotografieren wir bei der Arbeit...
Die Japaner sind offenbar so fleißig, dass diese bedauernswerte Kreatur hier als Aufzugswächter arbeiten muss. Angewidert von so viel Fleiß, lässt sich die faule Fellbande auf kein Gespräch ein und dreht sich lieber schnell weg, ehe noch einer auf dumme Gedanken kommt… Die machen hier ja offenbar vor nichts Halt.
Also lieber Blick in alle Richtungen und auch die Bella könnten wir da hinten hinter der Brücke sehen. Könnten wir, wenn wir früher hier hoch gekommen wären, sehr viel früher. Denn mittlerweile steht da wohl das ein oder andere Gebäude im Weg, denn Tokio wächst.
Unten erkennen wir Friedhöfe,
Sportplätze
und auf einer Wiese lauter Leute beim samstäglichen Picknick. Und in der Ferne auch die übermächtige Konkurrenz, den Sky-Tree.
Der war auch nötig geworden, denn durch die hohe Bebauung waren zwischenzeitlich einige Fernsehbildschirme schwarz geblieben.
Die Plattform hat noch eine Etage darunter und dort ist der Start für die Fahrt nach unten. Erst jetzt erkennen wir, dass es auf dieser Ebene auch Glasscheiben für den Blick nach unten gibt, sozusagen ein „Skywalk-Fenster“.
Vollkommen frei von Höhenangst springen wir da mal drauf und der Alpha-Teddy simuliert todesmutig den persönlichen Abgang.
Pfiffiger Weise endet die Aufzugsfahrt jetzt nicht im Erdgeschoß, sondern 2 Etagen drüber. Wie auch sonst gerne üblich, werden wir dadurch zwangsweise durch einen Souvenirladen und die Fressmeile geführt. Normalerweise würde uns das ja gar nicht so ungelegen kommen, sind wir immer für zu haben, aber jetzt nicht, die Zeit drängt. Gibt wohl auch unter anderem noch ein Wachsfigurenkabinett, eine Spielhalle, weitere Souvenirläden und Restaurants. Nicht alles sehen wir, aber warum hat der Weg eigentlich nicht durch das Aquarium mit den seltenen Fischen, geführt? Mit diesem Verbesserungsvorschlag wäre ich aber wohl auf taube Ohren gestoßen.
Und jetzt geht es heim auf`s Schiff. Hätten uns jetzt auch mit Abmeldung genehmigt von der Truppe entfernen können, aber wir verzichten. Sicher ist Tokio im Dunkeln eine Wucht, ist ja die Stadt mit der weltweit höchsten Neondichte, aber da muss man sicher auch die richtigen Stellen kennen. Und diesbezüglich muss ich bei all meinen Reisevorbereitungen nun doch mal ein gravierendes Versäumnis, eine Wissenslücke offenbaren. Also heute kein „Times Square 2.0“.
Ersatzweise wird uns für die Dunkelheit die Brücke beim Liegeplatz als „Regenbogenbrücke“ angepriesen.
Wird dann später auch beleuchtet, aber Regenbogenfarben sehe ich nicht.
Gut erkennen, also wenn man sich Mühe gibt (oder nach dem vom Teddy reingekritzelten Pfeil schaut), kann man vom Liegeplatz aus zwischen den Hochhäusern die Spitze vom Tokio Tower.
Der wird von 176 Scheinwerfern angestrahlt, die im Winter orange und im Sommer wohl weiß leuchten.
Teddy folgert aus dem aktuellen Bild da drüben: Im Moment haben die hier wohl noch Winter. Kam mir eben gar nicht so vor...
Die Ausfahrt wird heute vom Lektor moderiert. Kann man aber nur mit Kopfhörer von der „Silent Party“ hören. Warum eigentlich? Denn bis hinten zur „Anytime Bar“ reichen die nicht. Nur eben rund um das "Pooldeck". Warum also dieser Umstand. An verbotener Lautstärke kann es nicht liegen. Denn die Auslaufmusik wurde noch über Lautsprecher abgespielt. Wer also will jetzt bei der tollen Ausfahrt seine Ruhe haben...
Fühlten wir uns tagsüber noch im Frühling, ist es nun ziemlich frisch und zugig an Deck, unsere Leute brechen ab und kehren zu uns in die geheizte Stube zurück. Draußen ziehen unterdessen Backbord noch die Hafenanlagen von Chiba vorbei.
Scheint hier was Größeres zu sein. Sind jedenfalls noch da, als Steuerbords vom Flughafen schon lange nichts mehr zu sehen ist. Na ja, ist ja auch nur der kleinere Inlandsflughafen. Doch wir durchfahren noch eine der Einflugschneisen und damit ein unerwartetes Highlight so nebenbei. Mindestens 2 x mal donnern Maschinen so tief über das Schiff, also viel tiefer noch als die hier,
dass man sich schon ein wenig nach St. Maarten/Maho Beach versetzt fühlt. Das ist selbst für uns in der Stube noch interessant.
Seetag nach Kochi
Heute gibt es plötzlich Probleme mit der Toilettenspülung. Der Druck auf den Knopf geht ins Leere. Wiederholt bleibt es aus, dieses vertraute und erlösende „Vakuumgeräusch“. Das ist in der aktuellen Situation jetzt eher unangenehm.
Anruf bei der Rezeption und der Herr dort meint, dass sie schon Anrufe vom ganzen Gangabschnitt bekommen haben, die Monteure sind unterwegs. Und dann fügt er noch (Originalton) hinzu: „Scheint was Größeres zu sein.“
„So was liegt bei uns zum Glück nicht drin.“ antwortet der Träger spontan. Aber das meinte der Herr wohl gar nicht. Ty grinst.
Einige Minuten später dann das erlösende Vakuumgeräusch, ganz von allein. Reparatur erledigt, Problem gelöst, alle Verbote aufgehoben,
wer will der kann nun wieder...
---Fortsetzung folgt---
Nächster Halt Kochi
-Schon vom Schiff aus sehen wir den Strand wo Baden verboten ist,
-fahren trotzdem hin,
-treffen dort einen hoch verehrten Samurai
-erklimmen eine Burg,
-erobern mit der Aida Kohorte den Wehrturm,
-suchen die „Küche Kochis“
-und das alles mit einem „seltsamen“ Reiseleiter…