Naha/Okinawa
Nach einem Seetag ist der „unversenkbare Flugzeugträger der USA“ erreicht, Okinawa. Es ist Japans südlichste Präfektur und umfasst insgesamt aber 3 große zu den Ryūkyū-Inseln zählende Inselgruppen, die das Ostchinesische Meer vom Pazifik trennen.
Die Hauptinsel Okinawa Hontō mit ihrer heutigen Hauptstadt Naha stellte ehemals den Mittelpunkt des Königreichs Ryūkyū dar, das bis 1879 Bestand hatte.
Heute sind in der Präfektur 36 Prozent der Landfläche von Naturparks bedeckt. Muss wohl ganz nett hier sein.
Zuvor jedoch wütete hier noch 1945 die 3 Monate dauernde „Schlacht um Okinawa“, eine der letzten großen Schlachten im Zweiten Weltkrieg, die wohl 120.000 Menschenleben kostete. Naha und alle anderen Orte im Süden der Insel wurden dabei fast vollständig zerstört und als Folge der Niederlage wurde die Insel durch die USA besetzt.
Während der Besatzungszeit versuchte man einen von Japan unabhängigen „Staat Okinawa“ oder die „Republic of the Ryukyus“ zu bilden und es kam sogar die Idee auf, ein US-Bundesstaat zu werden.
Erst 1972 erhielt Japan die Insel zurück, mehr als 20 % allerdings blieben US-Militärgelände. Die geo-strategische Nähe zu Taiwan macht sie für die USA so wichtig. Noch immer gibt es mehrere US-amerikanische Militärstützpunkte und fast alle in Japan stationierten Marineinfanteristen befinden sich hier. Und genau daher wird die Insel Okinawa auch „unversenkbarer Flugzeugträger“ der USA genannt.
Die Japaner hier haben aber noch ein ganz anderes Problem: Mittlerweile macht sich insbesondere bei den jüngeren Einwohnern der „foodtechnisch“ schlechte Einfluss der Amis zunehmend bemerkbar. Eigentlich die Region mit der höchsten Lebenserwartung, die legendäre „Insel der Hundertjährigen“, sind hier mittlerweile viele Menschen dicker und kränker als im übrigen Japan, was die Forscher eben unter anderem auf den Einzug US-amerikanisch geprägter Ess- und Lebensgewohnheiten zurückführen. Ja, wenn da nicht die Amis gewesen wären, dann hätte man in Ruhe alt werden können. Mal sehen was die uns heute beim Ausflug vorsetzen. Teddy wird dann mal die „ausgewogene“ Kost einer traditionellen Lebensweise überwachen. Die Fellbande will ja nicht frühzeitig Waise werden. Sponsoren muss man hegen und pflegen. Sonst ist bald vorbei mit der Rumreiserei.
Noch ist es früh am Morgen, aber Ausschlafen war gestern. Der Ausflug startet direkt um 08:00 Uhr. Doch als der Träger unter der Dusche steht, bahnt sich das Malheur an. Das Schiff schaukelt, dreht ab und durch die Schräglage läuft die Duschtasse leer und das Bad ist überflutet. Ein Zeichen? Ja, denn wenig später, die Lichter der Insel entschwinden bereits, verlässt der Lotse wieder das Schiff.
Der Kapitän bestätigt jetzt: Heute „Now Show“, kein Okinawa, die Einfahrt in den Hafen ist wegen dem Wind zu riskant. Wenn ich mir das Bad ansehe, vertraue ich dem blind.
Andere Hobbymetereologen und Seefahrer wissen natürlich nach einem „geschulten“ Blick aus dem Bullauge wieder alles besser, stellen Verschwörungstheorien und sonst was auf, sind sauer.
„Also man hätte doch aber!“ „Damals in XY sind wir doch auch“, „Die XY-Reederei hat aber“, „Die wollen doch nur die Liegegebühren sparen.“
Ja Leute, natürlich die „Liege“gebühren. Dann „legt“ euch doch wieder hin und bleibt auch da. Dann wird noch mehr gespart, -euer Frühstück.
Denken wir so, als wir gerade das Badezimmer trockenlegen… und sind froh, dass diesmal nicht auch noch die Sofakapitäne von tausende Kilometer entfernt mit einer Ferndiagnose allein anhand „MarineTraffic“, „windy.com“ usw. „fundiert“ per Ferndiagnose Öl ins Feuer gießen…
Also keine Kriegsgeschichte heute, keine „Brandruine Shuri-Castle“, keine „Gärten von Shikana-en“ und keine „Kokusai-dori-Enkaufsstraße“, sondern Alternativprogramm, ein gammeliger Seetag.
Doch wenigstens das Wetter spielt uns im perfekten Zusammenspiel mit der Kabinenlage heute doch noch in die Karten. Während man Steuerbords den Reißverschluss vom Anorak hochzieht, reißt man sich Backbords die Klamotten vom Leib. Auch an Deck tatsächlich noch teilweise recht zugig, liegen wir unterdessen, größtenteils entblättert, auf dem Balkon und schwitzen wie beim gestrigen Saunagang.
Zumindest bis etwa 14 Uhr. Dann ist das Schiff im Weg...
Teddys nautischen Berechnungen zufolge dürften wir ähnliches auch für die Überfahrt nach Hongkong erwarten. Aussichten die bei der restlichen Fellbande auf wohlwollende Zustimmung stoßen. Mit solch Unwägbarkeiten wie einer Änderung der Wetteraussichten will ich die Sache jetzt nicht unnötig kompliziert machen. Ty und Tiger haben gerade so einen Spaß.
Spaß haben wir auch an der Truppe großer Delfine, hier mal extra ganz klein dargestellt… ,
die gerade in etwas Entfernung vor uns auftauchen und von denen der kleine Tiger jetzt meint, sie zuerst entdeckt zu haben.
Ja, hast sie entdeckt, beim ersten Augenaufschlag, nachdem wir dich aus dem Mittagsschlaf gerissen haben.
Aber die seltene "Doppelschwanz-Seekuh" bleibt uns allen verborgen, die schwimmt nicht mitten im Meer. Und Wale sind bei der aufgewühlten See auch schwer auszumachen. Wir sehen jedenfalls keine.
Ishigaki
Na also, da kommen wir ja doch noch nach Okinawa. Zur Hauptinsel der Yaeyama-Inseln und die gehören wenigstens noch zur „Präfektur Okinawa“ und Ishigaki ist da die südlichste Stadt Japans und der Verkehrsknotenpunkt der Region.
Bootsfahrt in der Kabira-Bucht und Japanisches Steakhaus (ISG08)
Ja, unsere Leute wollen es heute Mittag nochmal mit dem japanischen Essen probieren. „Schweine“teuer der Ausflug, doch es gibt „Rind“...
Als Höhepunkt wird denen ein Wagyu-Rindersteak versprochen, genannt „Ishigaki Beef“. Angeblich nur eine begrenzte Anzahl von Restaurants ist für das Servieren von „diesem kulinarischen Highlight“, dem Ishigaki-Rindfleisch zertifiziert. Große Worte, soll halt was Besonderes sein und hoffentlich weiß der Koch das auch!
Nicht aber nur gegessen wird heute, sondern es geht mit dem Bus raus in die Natur. Erstmal berghoch durch den Dschungel, zum Aussichtspunkt vom Banna-Naturpark.
Ohne das der Ty da seine Finger Pfoten im Spiel hat, holt uns nun die Vergangenheit ein, denn der Reiseleiter hier in Japans Süden ist ein Chinese. Der ist lustig, aber seine Witze verstehen wir leider nicht. Und das liegt nicht nur daran, dass er immer wieder vergisst, das Mikro zu benutzen und wir im Bus hinten sitzen.
Scheint hier eine friedfertige Gegend zu sein. Keinen Mord hat es seit Jahren hier gegeben, berichtet er stolz und manche Dächer sind mit Kuhschei… gedeckt.
Was das beides miteinander zu tun hat? Nun, beides können wir nicht nachprüfen, wir riechen jedenfalls nichts.
Der Bus hält an, dann müssen wir jetzt wohl raus. Und ja nun hören wir es auch, endlich wird mal für die letzten 2 Sätze doch das Mikro genommen.
So eine Art überdachte Aussichtsplattform stürmen wir hoch und schauen rundum auf Grün, eine Art Dschungel.
Unten an der Küste die Stadt, da hinten rechts wohl die Insel Taketomi und die Aida ist auch noch da.
Das wundert uns aber weniger, sind ja gerade erst losgefahren.
Ein bisschen Zeit ist jetzt noch und da wollen wir mal sehen, wo diese Wege von hier oben so hinführen. Teddy sucht das Abenteuer,-und die anderen müssen mit. Dieser hier scheint jedenfalls nach unten zu gehen, doch ich werde nie erfahren wohin, nicht mal ansatzweise.
Denn das Buschwerk am Rand ist so dicht, dass man nicht mal sieht, ob es 50m weiter rechts, links oder geradeaus weitergeht.
Ein Blick auf den Wegweiser hätte Erleuchtung gebracht. Gibt nämlich viele Varianten hier.
„Naturwaldpfad mit Brücken und Treppen“, der könnte es gewesen sein. Aber wer weiß? Ein Weg über grasbewachsene Flächen mit zahlreichen Schmetterlingen, ein Gipfelpfad und auch einer mit vielen Steindenkmälern. Aber eben nichts davon kriegen wir zu sehen. Wir sind hier mutterseelenallein, kein weiterer Wagemutiger hat sich bis hierher heruntergewagt, und wir müssen zurück zu den Anderen, hoch zur Plattform. Ach was hätten wir hier alles machen können... Aber mal wieder bringt uns die Zeit um ein Abenteuer.
Hätte aber auch ein ganz anderes Abenteuer werden können, denn erst jetzt lese ich, dass es hier bei den Wegen „Habu“ gibt, die „Gelbgefleckte Grubenotter“. Ein unbehandelter Biss kann lebensbedrohend sein.
„Na toll Kaufhof, schön das du jetzt erst damit rausrückst! Stelle dir vor, der Träger hätte den Rucksack mit uns mal eben für ein Foto auf den Boden gestellt…“ ist der Ty jetzt ein wenig angesäuert.
„Ach was, alles halb so tragisch, angeblich hält man 6 Stunden durch bis… Und dann ist der Ausflug schon vorbei. Den kriegen wir auf jeden Fall noch fertig. Selbst wenn es jetzt die Beine des Trägers erwischt hat“ versuche ich mein Fell zu retten.
„Und außerdem sind die sowieso nur dort, wo die Schilder mit der Aufschrift "ハブに注意 (habu ni chui)“ sind. Also wenn die „Habu“ denn lesen können...!“
Der Träger jedenfalls wendet sich jetzt lieber mal ungefährlicheren Tieren zu, den Schmetterlingen.
Und der hat ja auch noch mindestens 6 Stunden zu leben...
Ob nun noch 6 Stunden oder nicht, hier können wir keine Minute länger bleiben. Der Bus ruft.
Oh, da hätte ich ja fast vergessen, dass die Schmetterlingssafari noch unterbrochen wurde. Kaum dem Tode entronnen, kommt ein Wesen mit so komischen Hörnern auf uns zu, gibt vor, ebenfalls kein Einheimischer, ungefährlich und genau wie wir ein „Reisetier“ zu sein. Schüchtern lässt es über seinen Träger nach einem Foto mit der Fellbande fragen. Kein Problem, bin zwar sichtlich etwas vorsichtig bei dieser Vertrautheit,
doch andererseits endlich mal wieder jemanden getroffen, der genauso komisch wie der Träger drauf ist, sich aber nichts draus macht, wenn er bei solchen Aktionen verwundert angeschaut, wenn nicht sogar „belächelt“ wird.
Abwärts nun zum Essen fassen. Auch die Fellbande macht Mittag, nämlich Mittags-schlaf.
Aber erstmal noch nicht, denn wieder zeigt sich dieses Phänomen, dass nahezu jeder vom vorderen Teil des Busses unbedingt meint, dass es durch den mittleren Ausstieg schneller „für sie“ aber dann natürlich auch nur für sie geht. Dafür kann der hintere Teil des Busses erstmal getrost sitzen bleiben. Denn wehe man wagt es, dann kriegt man noch einen vorwurfsvollen Blick. Von wegen Reißverschlusssystem. Und während der vordere Ausstieg schon lange gänzlich frei ist, warten unsere Leute noch immer. Eher haben die „erzwungenen Ersten“ schon gegessen, bevor hier von hinten die letzten raus sind.
Teddys Studien zeigen abermals: Manchmal sind die Menschen komisch. Aber wehe den „sozialen Typen“ nimmt einer angeblich eine Liege weg oder Leute stellen sich vor dem Marktrestaurant zum Essen an, was regen die sich dann auf, diese ach so „entspannten“ Typen!
Das Lokal ist auf dem platten Land und um an die Futterstelle zu gelangen, müssen die jetzt erstmal durch einen großen „Klimbimladen“ der z. T. nobleren Art. Diese fürchterlichen Gestalten
Schutzgottheiten des Hauses, können wir aber nicht auch noch mitschleppen, der Rucksack ist schon besetzt. Brauchen wir auch nicht, denn daheim ist die Fellbande der Schutzgott.
Hübsch dekoriert hier, dazwischen alte Ausstellungsstücke,
doch auf solcher Ware lassen die Mittagspäusler die Verkaufswilligen erstmal sitzen.
Es ist nämlich hübsch angerichtet, aber in einem seltsamen Hinterzimmer.
Also das Ambiente ist eher nüchtern kahl und kühl. Heiß ist hingegen der kleine Brennofen, auf dem sich jetzt jeder diese Beefsteakteile drauf brötscheln soll. Teile, welche nicht nur auf dem Foto betrachtet irgendwie glasig und speckig aussehen.
Jeder hat hier einen Rauchabzug mit so einer silbernen Alu-Röhre über sich. Sieht alles ein bisschen aus wie im Chemieraum einer Schule. Und irgendwie haben sich wohl auch die meisten anderen das mit dem „einzigartigen Erlebnis“ irgendwie anders vorgestellt. Egal, ist teuer bezahlt, wird wenigstens aufgegessen. Nun wissen die halt, wofür es sich zukünftig nicht lohnt, teuer Geld zu bezahlen...
Nach dieser „einzigartigen“ lukullischen Erlebnisreise lungern die noch ein wenig in dem Laden rum, kaufen nichts und kümmern sich lieber wieder um uns.
Und außer den Fellträgern gibt es auf dem Parkplatz noch einige steinerne fotogene Dekoobjekte.
Schon die ganze Zeit freuen wir uns auf das nächste Ziel. Das soll nämlich jetzt endlich unser „einzigartiges“ Erlebnis werden. Es ist weniger die hochgelobte Kabira Bay, sondern für uns ist es die Fahrt mit dem Glasbodenboot. Haben wir alle noch nie gemacht. Da soll man den Meeresgrund und die Fische wie in einem Aquarium sehen können, ist wie „mittendrin statt nur dabei“ und man bleibt dennoch trocken. Letzteres ist ja für uns ein nicht unwesentlicher Aspekt, weil wir ja bauartbedingt weder schwimm- noch tauchtauglich sind.
Jede Menge los hier, schon direkt beim Parkplatz. Obwohl man das Meer von hier aus nicht mal sieht. Aber es lockt eben die Leute an. Und da besteht die Hoffnung, dass die was zu essen oder trinken kaufen. Darauf haben wir aber jetzt mal gar keine Lust. Unsere Leute sind halbwegs gesättigt und wir voll aufgeregt.
Auf dem Weg zur Bucht, man sieht sie sogar schon schemenhaft durch die Botanik, kommen wir noch an einer „Holzbude“ vorbei. Der Reiseleiter sagt nichts, aber ich vermute aufgrund meiner Reisevorbereitungen, dass es sich um den Kabira Kannon Tempel handelt und alles andere als eine bloße Strandhütte ist.
Von vorne erkennt man das jetzt auch, bin stolz auf meine Entdeckung und ich zwinge den anderen die Story dazu auf:
Im 17. Jahrhundert noch, war die Bucht von Kabira nämlich einer der wichtigsten Häfen für die Hauptinsel Okinawa.
Und dazu gibt es wieder so eine Legende, wo ich nicht weiß, wie viel man davon glauben kann. Der skeptische Ty winkt gleich schon ab und murmelt was von „Teddys Märchenstunde“. Dabei hab ich mir das gar nicht selbst ausgedacht, dass da mal ein Schiff vor Anker lag und wartete, dass das Wetter aufklart. Ein kleiner Junge nutzte das, um sich neugierig und unbemerkt von Bord zu schleichen und auf Erkundung zu gehen. Als er dann ans Ufer zurückkehrte, war das Schiff ohne ihn abgefahren! Kaum ausgesprochen, stößt der Ty jetzt den kleinen Tiger an und fordert ihn auf zuzuhören, was passiert wenn man einfach abhaut. Der vergessene Junge betete und betete, dass das Schiff zurückkommen möge. Offenbar mit Erfolg. Denn daraufhin setzte ein starker Nordwind ein und das Schiff musste wegen des schlechten Wetters in die Bucht zurückzukehren. Und so konnte der Junge doch noch in seine Heimat Okinawa zurückkehren.
„Und wenn er nicht gestorben ist, dann lebt er noch heute“ setzen sich nun bei Ty doch wieder die Zweifel durch.
„Nee, wahrscheinlich nicht. Aber vorher kam er noch einmal, mittlerweile als bekehrter Mönch, in die Bucht zurück und baute diesen Kabira Kannon Tempel.“
Wie auch immer, hier steht jetzt ein Tempel. Und ich fühle mich an die Story mit den Fischern und der „Kannon-Statue vom Sensoij-Tempel in Tokio“ erinnert.
Diese Gedanken sind jetzt aber augenblicklich verflogen, als wir von oben auf die Bucht blicken und vor uns der weiße Sandstrand mit dem smaragdgrünen Wasser im Sonnenlicht funkelt.
Da haben die Fotos aus der Werbung ja mal nicht gelogen.
--- Fortsetzung folgt ---
Und darin geht es auf unsere erste "Tauchfahrt", also zumindest so in etwa...
-Ein alter Sack sorgt für Missverständnisse,
-wir schmälern den Gewinn vom örtlichen Perlenhändler,
-erleben eine aufdringliche Affenbande,
-hören einheimische Weisen im Wohnzimmer,
-blicken mit den vom jungen Reiseleiter aus Tokio erzählten Internas rückblickend mal hinter die Kulissen der Japaner
und dann verlassen wir dieses Japan in Richtung Taiwan...