Kaohsiung
Gestern noch im Norden, heute im Süden und da kommen gerade ziemlich futuristische Bauten auf uns zu.
Hier im größten Hafen der Insel, der zweitgrößten Stadt Taiwans, die sich „Kauschung“ spricht.
Früher türmten sich da hinten die Bananen zum Export, heute dreht es sich vorwiegend um importiertes Öl das hier raffiniert wird oder auch um Maschinenteile.
Futuristisches Kreuzfahrtterminal also
und im Hintergrund das größte Gebäude der Stadt, der Tuntex Sky Tower.
Doch wir planen schöne Bilder anderer Art, machen eine große Tempel und Pagodentour. Und diesmal steht neben „schön“ vor allem das Wort „Groß“ im Vordergrund.
Fo-Guang-Shan-Kloster und die Pavillons und Pagoden
am Lotus-See (KHH04)
Und super Start heute, wir haben einen Panoramaplatz ergattert. Doppeldeckerbus und wir oben ganz vorne. War noch frei und unsere Leute merken jetzt, je länger die Fahrt dauert, auch warum. Die Beine können nicht runterbaumeln, sitzen sehr unbequem wie die Affen auf dem Schleifstein, aber was tut man nicht alles für eine zufriedene Fellbande.
Dieses 145 cm-Schild ignorieren wir mal.
Die paar fehlenden Zentimeter gleichen wir dadurch aus, dass wir uns auf so ein dickes speckiges Buch setzen, was hier im Bus rumliegt. Gestern lag da auch schon so eine „Schwarte“ im Bus und da habe ich noch gedacht, dass es ein Gästebuch ist. Fand ich zwar ungewöhnlich, aber als der Teddy die Fellbande mit einem blöden Spruch drin verewigen wollte, ist beim Aufschlagen aufgefallen, dass es ein Textbuch für „Karaoke“ ist. Ja, hier in Asien kann jeder Fahrgast, wenn er denn will, zum Superstar werden, zumindest auf Zeit. Solcherart Party-Kunstgenuss kennt man ja auch bei uns aus Bus und Bahn, aber dann ohne Textbuch und meist eher als grölende „Hordendarbietung“.
Uns jedoch ist nicht nach Party, wollen nicht schräg rüberkommen, sondern in Ruhe durch das Frontfenster schauen. Und noch bevor der Teddy jetzt das „Haar in der Suppe“, den mangelnden Durchblick reklamieren kann und man die schmierigen Scheiben reinigt, fährt der Fahrer schon los. Fototechnisch wird es also optische Störungen geben.
Aber erstmal stört noch der Reiseleiter und lügt uns zur Begrüßung direkt mal dreist an, indem er behauptet, dass er „Fritz“ heißt. Stimmt doch im Leben nicht, der macht einen auf Deutsch und jetzt zeigt er ein Sicherheitsvideo auf Chinesisch.
Na, da können wir ja auch durch die trübe Scheibe gucken, Sicherheitseinweisung am Bildschirm hatten wir doch schon vor 2 Wochen, also schon erledigt. Kann losgehen.
Ansonsten störungsfrei verläuft dann wenigstens die Anfahrt und nach einer Stunde können sich unsere Leute mit steifen Knochen aus den Sitzen schälen. Was kann ich dafür, dass die so groß sind. ...Also wir hatten genug Platz.
Viel Platz soll uns auch jetzt erwarten, denn das da oben links am Berg ist wohl was ganz Großes, dieses Fo-Guang-Shan-Kloster, das buddhistische Zentrum Taiwans. Schauen wir uns später an, denn räumlich noch größer ist das Fo-Guang-Shan-Buddha-Museum oder auch Buddha Memorial Center wo wir nun vor stehen.
Vor der Eingangshalle begrüßen uns schon mal übergroße Löwen und Elefanten.
Dahinter das „Tor der vollendeten Leichtigkeit“ und an der anderen Seite das „Tor der Befreiung“. Doch nichts hier ist ohne Bedeutung. Die Viecher stehen nicht nur hier weil sie so hübsch aussehen. Der Löwe z. B. repräsentiert die „Macht der Worte des Buddha“.
Doch wir gehen sowieso nicht durch die Tore, sondern durch die Mitte, durch die Eingangshalle.
Und dann wird alles riesig und wir stehen am Anfang eines gigantischen Platzes.
Fo Guang Shan („Buddhas Berg des Lichtes“) ist ein chinesisch-buddhistischer Orden, der außer bisher bei der Fellbande, sogar eine internationale Bekanntheit erreicht hat. Weltweit mehrere Tempel gibt es von denen, aber der Hauptsitz, das größte buddhistische Kloster in Taiwan, ist genau hier. Auch eine der größten Wohlfahrtsorganisationen in Taiwan ist dieser „Buddhas Berg des Lichts“. Und der von denen geförderte „humanistische Buddhismus“, eine moderne buddhistische Philosophie, ist in Taiwan derzeit „in“. Um ihn den Leuten schmackhaft zu machen, hat man ganz modern sogar einen Fernsehsender.
Der Blick ist frei auf den großen goldenen Buddha da oben. Siddhartha Gautama thront mit seinen 40 Metern auf dem eher indisch gehaltenen Museumsgebäude.
Und nachdem mehr als ein Jahr lang 1800 Tonnen Metall für die Herrichtung des Buddha verbraucht wurden, hat er nun Pause und kann in Ruhe da oben sitzen und voller Gelassenheit schon von weitem die ankommenden Heerscharen von Besuchern beobachten.
Und dies aus insgesamt 108 m Höhe. Wieder kein Zufall, denn dies gilt im Buddhismus als eine „gute Zahl“.
Wohlgenährt thront er also auf der Haupthalle die an jeder Ecke jeweils von einer „Stupa“ begrenzt ist.
Zusammen ergeben diese domartigen Türme mit den typischen sich nach oben verjüngenden Ringen seine „4 Edlen Wahrheiten“, die Grundlagen des Buddhismus:
- das Leben ist geprägt von Leid
- Hass, Gier und Verblendung sind die Ursachen des Leids
- aber das Leid kann beendet werden
- und zwar durch den achtfachen Pfad, wie z. B. richtige Ansichten, richtiges Denken usw., halt alles recht machen
Und grinsend spricht der Ty nun mal gar keine „guten Worte“: „Oh Kaufhof, Edle Wahrheiten, na dann ist der Buddhismus wohl eher nichts für dich. Dreiste Unverschämtheiten sind da jedenfalls nicht aufgeführt. Du bist einfach zu viel „erleuchtet“. Erleuchtet bis zu Verblendung, -so wird das nix.“
„Ja bei dir aber auch nicht. Obwohl… so rein figurtechnisch...“ streiche ich ihm mal schnell über den dicken Bauch, denn das soll Wohlstand bringen. Und das Dauergrinsen bedeutet beim Buddha Glück.
Fortan werde ich mir Mühe geben ein besserer Teddy zu sein. Will nämlich auch so faul rumsitzen können wie der da oben. Und meine Symbole sind dann halt die Buttons. Buddhas gibt es nämlich auch in schlank.
Ein vielverwendetes Zeichen ist hier das „Sonnensymbol“, das spiegelverkehrte „Hakenkreuz“. Prangt nicht nur an diesem Buddha, sondern auch allgemein an so manchen buddhistischen Figuren, Tafeln usw. Das könnte für Irritationen sorgen, macht es auch daheim z. B. auf so manchen buddhistischen Kalendern, ist aber als „Glückssymbol“ tatsächlich ein fester Bestandteil dieser Religion.
Rechts und links ist der Weg zum Buddha von je vier chinesischen Pagoden gesäumt. Diese gemischten Baustile der Anlage sind nicht zufällig so, sondern auch wieder ein Symbol für die historische Ausbreitung des Buddhismus von Indien nach China.
Noch dazu hat jede Pagode eine eigene Bedeutung. Darunter auch eine für Kinder, eine andere mahnt Sünden an und richtet sich dabei auch gegen Drogen, Gewalt, Alkohol und gegen „verletzende Worte“. Wer will oder es wegen seines Glaubens muss, der kann sich hier lehren und mahnen lassen. Und in einer der Pagoden kann man, so gereinigt und bekehrt, zur Belohnung dann übrigens auch heiraten.
Das Museum versucht die elementaren Werte des Buddhismus zu vermitteln, also die „Drei Akte der Güte“ und die „Vier Arten des Gebens“.
Ganz in diesem Sinne geht man bei der „Güte“ mit leuchtendem Beispiel voran. Zeigt sich nämlich gütig und man braucht keinen Eintritt zu „geben“.
Ist dem Teddy nun doch ein wenig unangenehm, so direkt angesprochen zu werden, als die drei Akte der Güte schon vor dem Museum auf solchen Stahlkonstruktionen geschrieben sind:
- Tue gute Taten
- Sprich gute Worte
- Denke gute Gedanken
Woher kennen die mich, dass die mir so ein schlechtes Gewissen machen?
Mit den „Vier Arten des Gebens“ kann ich mich zumindest vereinzelt da schon eher arrangieren. Mit der „Freude geben“ zumindest…
Gib anderen Vertrauen
Gib anderen Freude
Gib anderen Hoffnung
Gib anderen Trost
Ganz schön weit ist der Weg an den Pagoden vorbei, bis man endlich da hinten am Museumsgebäude angekommen ist. Davor liegt noch der große „Bodhi-Weisheits-Versammlungsplatz“, am Rand achtzehn sogenannte Arhat-Figuren,
ich sage jetzt mal „erfolgreich erleuchtete Schüler Buddhas und Gründungsväter des Buddhismus“. Kenne aber keinen von denen, war wohl vor meiner Zeit.
Von draußen der brennenden Sonne entronnen, gedenkt man in der Haupthalle „Siddhartha Gautama“, dem ersten Lehrer aller Buddhisten,
während der ja vergoldet oben drauf sitzt.
Wir aber gedenken unserer Reisegruppe, die wir wegen der ganzen Fotografiererei wohl verloren haben. Egal, für später, zum Essen fassen, wurde ja ein Treffpunkt ausgemacht. Nur großartige Infos kann nun keiner mehr erwarten, denn durch den Verlust des Reiseleiters hat man den Teddy nun auf der falschen Pfote erwischt und ist ziemlich ahnungslos. Wer soll denn da auch durchblicken bei diesen ganzen verschiedenen Typen, den fremdländischen Namen und den ganzen Glaubensrichtungen. Zur Ablenkung von meiner Unwissenheit weise ich in Richtung der großen domartigen Decke, mache einen auf schön und preise die architektonische Leistung und den indischen Baustil an.
Na ja, sind wir also auf uns gestellt. So behaupte ich mal, dass dies hier der Potalaka-Avalokiteshvara-Schrein ist.
Aber dem Ty erzähle ich mal besser nicht, dass die angeblich tausend Arme und tausend Augen haben soll. Sonst zählt der noch nach und dann hat sich das mit dem „Vertrauen geben“ schon mal wieder erledigt.
Dahinter sind sowieso noch andere Schreine und da kann ich wenigstens dem Tiger jetzt „Freude geben“. Dem ist ja sowieso egal was es ist, Hauptsache es funkelt.
Und das macht dieser hier, -kann man ja auch erwarten von einem Goldenen Buddha-Schrein. Und mächtig groß ist der Goldjunge auch noch. Also nur keine weiteren Fragen jetzt, der Jade-Buddha-Schrein ist ja auch noch da und lümmelt sich ganz in weiß da rum, -darf aber wohl nicht fotografiert werden.
Vieles haben wir in der großen Haupthalle gefunden, aber 2 Dinge nicht. Unsere Gruppe nämlich und wohl dadurch bedingt auch nicht diesen berühmten Zahn, diese Reliquie vom Begründer des Buddhismus, diesem Siddhartha Gautama, den man auch „Sakyamuni Buddha“ nennt. Ach, was ist schon so ein kleiner fauliger Zahn, der irgendwo verloren und getarnt beim weißen Jade-Buddha liegt, gegen diese ganzen glänzenden Riesenstatuen und funkelnden Wände hier. Und ob die „Zahnfee“ wirklich bei Sakyamuni war?
Ganz im Sinne des Buddhismus handle ich daher, „spreche gute Worte“ und „gebe den anderen Trost“. Gehen wir mal davon aus, dass es eh nicht stimmt. Wie vermutlich bei dem „Barthaar des Propheten“ im Topkapi Palast in Istanbul. Das wir zwar gefunden haben, -aber ob das wirklich von dem ist...?. Und was ist z.B. mit dem Tuch Jesu, den Blut tränenden Madonnen oder irgendwelchen Schädeln von wem auch immer. Entweder man glaubt es oder eben nicht. Und da renne ich beim ungläubigen Zweifler Ty ohnehin offene Türen ein. „Da haben wir wohl nichts verpasst.“ Na hoffentlich und ich sag mal so: „Wir werden es ohnehin nie erfahren!“
--Fortsetzung folgt --
Dabei geht es nun ins Kloster,
-schwitzend den „Weg der 1000 Buddhas“ hoch,
-es menschelt,
-es funkelt,
und ich habe ein fürchterliches Erlebnis mit 2 Hasen,
schnell also weg zum „Lotussee“…