Hongkong
Endlich mal wieder ein Seetag. Mir schwirren die letzten aufregenden Tage im Kopf herum, werfe schon alles durcheinander und weiß gar nicht mehr was ich wo erlebt habe. Und wenn ich es nicht aufschreiben würde…
Aber es ist nur ein „verkappter Seetag“. Gegen 18:00 Uhr sollen wir einlaufen, gegen 16:00 Uhr will der Lektor oben auf dem Pooldeck die Einfahrt moderieren. Dann ist ja Zeit und die Fellbande macht es sich erstmal schön gemütlich auf dem Blechhocker. Mal entspannen, erstmal zur Besinnung kommen.
Doch plötzlich schon wieder Unruhe. Überraschend taucht in der Ferne schon Land auf. Das muss es sein, dieses sagenhafte Hongkong, wir sind wohl etwas früher da.
Und da gleiten wir auch schon ein, in das Hafenbecken von Hongkong und als unsere Leute auf das Pooldeck kommen, tönt da bereits der Lektor durch die Lautsprecher. Nicht allzu weit weg tauchen schon die Wolkenkratzer auf und wir passieren jetzt die ersten meist schmalen aber immens hohen Wohnsilos.
Was wir noch passieren, das ist diejenige Anlegestelle an der wir zum Glück vorbeifahren, die Rampe des ehemaligen Flughafens.
Teddy hat da was Besseres ausgesucht, Victoria Harbour, einen tollen Liegeplatz, in einem der wohl schönsten Kreuzfahrthäfen der Welt. Zumindest von denen, wo ich bisher schon war. „Mittendrin statt nur dabei“ töne ich strunzend und erwarte jetzt eigentlich Schulterklopfen. Aber Ty verweigert den Pfotenschlag und stichelt: „Ja Kaufhof, auf dich werden die bei der Auswahl sicher gehört haben.“ Tief beeindruckt und begeistert ist er aber schon, nur eben leider nicht sprachlos…!
Was für eine Kulisse! Da möchte man direkt losziehen. Aber „noch liegen wir nicht fest.“
Andere schon. Auf einem gewaltigen Friedhof mit Aussicht. Wer hier seine verstorbenen Liebsten besuchen will, der braucht wohl eine Hicking-Ausrüstung.
Nur einige wenige Passagiere wurden diesmal exemplarisch für den „Facecheck“ ausgewählt. Unsere Leute und auch die Fellbande hat es nicht getroffen. So haben wir auch nach dem Anlegen erstmal Zeit zum Halsverdrehen. Man weiß gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll.
Allerdings nicht von unserem Balkon Backbord...
Dort glotzen wir direkt in ein Restaurant samt Aussichtsterrasse und die von drüben auf uns. Wir fühlen uns wie im Zoo. „Man kann aber auch nicht immer Glück haben.“ versuche ich die enttäuschten Gemüter zu beruhigen. „Das Schiff hat 2 Seiten, die Chancen standen 50:50 und Steuerbord hat gewonnen.“ Jetzt haben eben die den Blick über das Hafenbecken und die unverbaute „Skyline“ von Hongkong. Aber auch nur einen Teil davon, denn die „Skyline“ zieht sich rund um das Hafenbecken, bis auf unserer Seite. Und wenn die uns jetzt nicht dieses Terminal samt Restaurant vor die Nase gesetzt hätten, dann könnten auch wir vom 6. Deck aus einiges sehen.
Von Deck 12 aus aber kann man zum Glück alles sehen meinen unsere Leute, als sie vom Erkundungsgang zurückkommen. Ja, das ist toll, aber da werden die kaum die Fellbande hochschleppen. Wohl nicht mal das Alpha-Teddymädchen.
Tiger ist da weniger enttäuscht, gähnt und meint: „Ach, gleich ist doch sowieso dunkel, da sieht man eh nichts mehr draußen.“ Na der wird sich wundern…
Schon gleich machen wir einen ersten Ausflug in diese „finstere“ Nacht.
Abendliches Panorama und Nachtmarkt (HGK19)
Dafür gehen die Träger sich erstmal stärken. 17 Uhr bereits öffnet heute das Markt-Restaurant, was leider offenbar auch der Rest vom Schiff mitbekommen hat. Irgendwie scheinen die aber dann doch halbwegs erfolgreich in die Buffetschlacht haben eingreifen können. Also Beute gemacht, kann losgehen.
Fiebermessen läuft im Vorbeigehen durch Kameraüberwachung, kenne ich noch aus „Coronazeiten“ von den Kanaren, zügig mit der Passkopie durch die Einreisekontrolle im Terminal, Fingerabdrücke, Foto, Einreise genehmigt und ab in den Bus. Die werden hier wie immer einer nach dem anderen gefüllt und sobald voll, fährt er dann ab, auch schon vor der eigentlichen Zeit.
Ist noch nicht ganz dunkel, aber für den Nachtmarkt reicht es schon. „Also ab zum Markt“ erklärt die deutschsprechende einheimische Reiseleiterin. Durch die Häuserschluchten und manchmal auch an komischen alten Häusern vorbei,
landen wir am Nachtmarkt Temple Street.
Und rein ins Getümmel, doch so voll ist es hier gar nicht.
Hinter den Ständen ist auch ein Markt, ein „Markt der Möglichkeiten“. Da stehen vor den wenig vertrauenserweckenden Eingängen alter Häuser einige Marktfrauen besonderer Art. Ganz ohne Marktstand, aber mit Auslage.
Nix da, darauf fällt der Träger hoffentlich nicht rein und verprasst etwa auch noch unser ohnehin geringes Taschengeld.
Passend dazu gibt es auch einige Läden mit Vorhängen vor der Tür, damit man nicht reinschauen kann. Und unfassbar, der „Koberer“ ist ein offenbar vollkommen moralfreier Chinesenbär.
Tja Ty, so geht es als Chinesenbär natürlich auch mit dem Geldverdienen.
Doch grinsend entgegnet er aus dem Rucksack: „Der hat bestimmt auch schon „einiges“ gesehen, aber nicht von der Welt. Also alles richtig gemacht, den Sponsoren einfach nur faul auf der Tasche zu liegen.“
Frauen und Mädchen dürfen da zwar sowieso nicht rein, aber im Vorbeigehen gelingt den neugierigen Teddymädchen doch ein flüchtiger Blick durch einen Vorhangspalt. Vor Scham erröten die sonst hartgesottenen Teddys und der Ty hält dem unbedarften kleinen Tiger noch schnell die Pranke vor die Augen. Ist das ein Schreibfehler in der Ausflugsbeschreibung? Hätten die „Nachtmarkt“ da nicht besser mit „ck“ geschrieben?
Und das sind halt, wie der Untertitel dieser Reiseerlebnisse schon sagt, diese „Randerscheinungen“. Wenn man in der Mitte zwischen den Ständen läuft, dann passt es wieder. Spielzeug, Bilder, Taschen und Markenklamotten mit „edlem“ Namen, aber trotzdem überraschenderweise billig… und hunderte von Buddhas und Winkekatzen.
Aber wieder finden wir keinen Windsack, der zuhause auf dem Gartenhaus thronen soll. Was ist hier los? Das Angebot deckt sich jedenfalls nicht mit unserer speziellen Nachfrage. Selbst Schuld, mit uns hättet ihr heute einen Riesen-Reibach machen können, 2 bis 3 hätten wir genommen. Andere Businsassen haben da mehr Glück und kehren später mit Waren ihrer Wahl zurück.
Von der Nutzung einer am Anfang gelegenen „Wechselstube“ rät die Reiseleiterin ab. Obwohl die schon extra „Honesty“ dranstehen haben,
kriegt man da wohl oftmals einen ganz schlechten Tauschkurs, was man als Tourist aber erst bemerkt, wenn man irgendwas damit bezahlen will. Falschgeld nehmen die Händler hier nicht so gerne...
Am Ende sind die Imbissbuden. Hier kann man sich stärken. Sieht interessant aus und riecht auch lecker.
Aber als wir ein paar Stände weiter gehen, schlägt der Duft gar sonderlich um und wir wundern uns. Also irgendwie…? Erst habe ich ja den Ty in Verdacht und werfe ihm einen strafenden Blick zu, erkenne aber, dass auch dem offenbar das Grinsen vergangen ist. Der Träger schnüffelt und schaut unter seine Sohlen, ob er da nicht etwa in irgendwas reingetreten ist. Bis wir gegenüber den fröhlichen Koch entdecken, der gerade hingebungsvoll mit dem Pfannenwender in matschigen halbgaren Innereien rumwühlt und für Interessierte ein üppig Mahl bereitet (kein Foto, konnten echt nicht näher ran gehen...). Wir sind da eher weniger interessiert und suchen schnell das Weite.
Aber so weit ist das hier alles nicht, der Markt geht ja nur über eine Straße und die ist nicht besonders lang.
Interessant ist, dass man sich hier offenbar schon auf die (wegen dem Smartphone) „Kopf unten-Generation“ eingestellt hat und die Verkehrsregeln und Warnhinweise lieber mal auch auf die Wege und Straßen malt.
Und hatte ich noch in Shanghai diese Bambusleitern bewundert, hier und wohl überhaupt in Asien, baut man ganze Gerüste aus diesen mächtigen Stängeln. Und da klettern die auch drauf, obwohl man die nur mit Bändern zusammenbastelt…
Und wenn man jetzt schwerer ist als der Teddy, oder sogar der Ty…? Aber scheint sich wohl bewährt zu haben? Sonst würden ja laufend Bauarbeiterjobs frei.
Unterwegs auf dem Rückweg interessiert mich für meine "Marktforschungen" nochmal die Gilde der besonderen Marktfrauen. Und siehe da, hier zumindest scheint das Angebot auf offenbar rege Nachfrage gestoßen zu sein. Die Truppe ist wie ausgewechselt. Weg ist das „Schulmädchen“ mit den weißen Kniestrümpfen, die macht sicher Hausaufgaben, und die lässige Frau mit dem Handy sitzt auch nicht mehr auf ihrem Hocker oder hat die Perücke gewechselt. Die komplette Auslage hat gewechselt, andere lungern nun hier rum. Hätte der finstere Hausflur Beleuchtung,
so wäre die in der Zeit unserer Abwesenheit wohl oftmals aufgeflackert. Aber so musste auch dieser fremde Mann, der da gerade entschwunden ist, zu seinem „Besuch“ im Dunkeln nach oben geführt werden.
Während hier allenthalben also mehr oder weniger Hongkong-Dollar den Besitzer wechseln, wird es, nach einer kurzen Erfrischungspause im 7-eleven,
Zeit für uns zu gehen.
--Fortsetzung folgt--
Und darin geht es auf den Peak,
haben dort "Garantie auf Sichtung von Menschen",
stören eine Filmaufnahme,
genießen die „Einmal im Leben“ Mission Talblick,
erleben einen „freundlichen“ Aida-Gast
und am Ende überzeugt uns der Ty überraschend davon, dass der Weihnachtsmann wohl ein Chinese ist…