Fortsetzung Hoi An
Ja das sieht jetzt schon eher nach Tempel aus! Dieses kunstvolle Eingangstor ist irgendwie voll chinesisch.
Der Quan Cong Tempel mit der Phuc Kien Versammlungshalle, die auch noch Fujian Assembly Hall heißt. Diese vielen Namen für einen Bau verwirren uns jetzt, ist aber alles hier, an diesem Platz, wo wir jetzt reingehen.
Alles wurde von chinesischen Einwanderern erbaut und dient Händlern als Ort, um „Quan Cong“ Respekt zu zollen. Das war ein General der beim Volk riesig beliebt war. Gab damals also offenbar sogar beliebte Chefs. Hat man ja eigentlich nicht so oft.
Durch den Innenhof
schreiten wir halbwegs andachtsvoll zur „Hauptanbetungskammer“. Der Typ scheint aber echt beliebt zu sein. Wände sind voll mit Gedichten, Lobpreisungen und Huldigungen. Müsste mir jetzt das Handy vom Träger ausleihen um das mal stichprobenartig mit dem Translator zu prüfen, aber es sollen wohl tatsächlich nur nette Texte sein. Normalerweise würde ich sagen: „Was für eine Schleimerei“, aber der ist ja nun mal schon lange tot. Ich glaube, die versprechen sich hier trotzdem was davon.
Anders als die überwiegend rot-goldene Farbpalette der anderen Tempel und Pagoden von Hoi An ist hier das Innenleben mit Blau, Gelb und Rot auf weißem Grund gestrichen. Dazu tiefkarminrote Säulen, Banner und goldene chinesische Schriftzeichen.
Ist schon echt toll hier.
Einige Zeit nach ihrer Errichtung wurde die Halle offiziell in einen Tempel umgewandelt, der „Thien Hau“ gewidmet war. Diese Göttin des Meeres, die die Seeleute vor der Bosheit des offenen Wassers schützt. Deshalb steht auch oben drüber „Respektiere das Meer“.
Noch so eine Anbetungskammer ist auf der Rückseite des Tempels. Die ist 12 Hebammen, dem Gott des Reichtums und den Wohltätern der Halle geweiht. Ehe wir jetzt noch die Träger als unsere Wohltäter anbeten müssen und die sich eine Stange drauf einbilden, bleibt die Fellbande mal lieber hier vorne.
Im großen Innenhof des Tempels sind überall Figuren und auch Mosaikbrunnen. Besonders toll finde ich den mit dem Drachen.
Vergessen zu fotografieren habe ich aber wohl die große Trommel mit dem Yin-Yang-Symbol des Gleichgewichts, umgeben von Trigrammen. Sie repräsentieren Wasser, Berge, Erde, See, Himmel, Donner, Feuer und Wind. Die acht Symbole der daoistischen Kosmologie.
Weil wir hier dem General die Ehre erwiesen haben,
werden wir nun vom Reiseleiter zur Belohnung in die Freiheit, ich meine Freizeit, entlassen. Bisher waren wohl auch ein paar inkludierte Sachen dabei die Eintritt gekostet haben. Nun also wer will der kann.
Da orientieren wir uns mal zum Markt, werden aber von unseren Nasen in diesem Vorhaben ausgebremst. Die Nasen melden ans Hirn einen ziemlichen Gestank. Ja, auch hier also ziemlich authentisch.
Vielleicht sind wir die Sache auch von der falschen Seite angegangen und in der Schlachterei gelandet, doch der Verzicht auf eine Eingewöhnungsphase fällt jedenfalls nicht allzu schwer. Stattdessen flüchten wir zum Fluss, bzw. dem versandeten Hafen. Genau weiß ich das jetzt nicht. Zwar liegen haufenweise Boote hier, aber das sind nur Ausflugsboote zur (Hafen)-Rundfahrt.
Genau dahingehend beschwatzen will mich nun eine „Schlepper-Vietnamesin“ mit diesem typischen Tellerhut. Ihre Gesten wechseln dabei immer zwischen dem Werbeplakat und einem dort liegenden Bötchen, doch ich bleibe standhaft, halte die Truppe weiter beisammen und verfalle dieser Versuchung nicht. Wer weiß auch, wo die uns hin entführen und wie lange das dauert. Wir müssen doch irgendwann auch mal wieder von hier weg und da habe ich keine Lust, dem Bus vom Boot aus hinterherzuwinken.
Aber ein Gutes hat die Begegnung doch. Irgendwie hat die Schlepperin uns unbewusst nämlich doch überzeugt, aber ganz anders. Wir wollen jetzt genau so einen Hut wie die! Nur etwas kleiner wäre nicht schlecht.
Und ich weiß jetzt nicht ob die uns hier erwartet haben, ob es sich rumgesprochen hat, aber tatsächlich entdecken wir einen Stand mit Hüten selbst in unserer geringfügig kleineren Größe. Ist ja wie beim Schneider, bzw. Hutmacher, Kleidung nach Maß. Und sogar für den kleinen Plüschschädel vom Tiger findet sich so ein Teller. Hat der einen Spaß! Oben jetzt Sonnenhut und unten dicken Wollpullover.
Das wurde aber auch Zeit. Was für eine Erlösung. Warum sind wir eigentlich nicht früher darauf gekommen? Denn die Sonne brennt uns schon die ganze Zeit fürchterlich auf das empfindliche Viskose-Fell. Nicht das da noch was zusammenschmilzt, verklebt und mir die Langhaar-Frisur ruiniert. Und damit die anderen jetzt mal dankbar schauen und mich lobpreisen, werfe ich in die Runde, wohlweislich ohne dass die Sponsoren es hören, dass es natürlich einzig und allein meine ach so tolle Idee war. Hey Fellkameraden, braucht mir ja nicht gleich so einen Tempel mit schleimigen Sprüchen bauen, wie gerade der vom General, aber so ein bisschen Dankbarkeit wird man doch wohl auch aus euch rauskitzeln können.
Okay, wie gefällt euch denn das hier, dirigiere ich den Träger jetzt in eine offene Türe gegenüber. Und da bin ich nun selbst überrascht. Lauter alte Sachen drinnen,
fast wie in einer Ausstellung. „Ich glaube wir sind in einem Museum gelandet“, meint der erstaunte Ty. Oder auch nicht, denn ich finde keine Kasse. Aber Wohnen wird hier wohl auch keiner, jedenfalls keiner da. Und es geht sogar noch eine Etage höher. Vorsichtig die Stiege hoch, oben ist aber auch keiner, dafür aber lauter Ausstellungsstücke. Da erkenne ich auch diese Masken, die die Chinesen sich über den Schädel ziehen und dann z. B. bei Umzügen damit durch die Straßen wetzen.
Habe ich schon mal im Fernsehen gesehen. Und jetzt eben hier, doch kein Chinese drin. Und der Chinesenkumpel Ty will jetzt ersatzweise auch nicht. Egal, ist trotzdem schön.
Und als wir wieder runtergehen ist sie dann doch da, die Kasse, an der anderen Seite vom Haus. Also doch ein Museum!
„Ach wisst ihr, so lange waren wir nun auch wieder nicht hier. Wir geben uns jetzt einfach touristisch geizig und gehen da wieder raus, wo wir hergekommen sind. Durch die Türe, die man wahrscheinlich nur zum Lüften aufgemacht hat. Haben doch schließlich schon die Hüte bezahlt.“
„Ja, das war aber doch woanders!“ schämt sich der Tiger.
„Quatsch nicht rum Kleiner, da hinten ist jetzt Treffpunkt. Sieh es mal so: Durch den Vordereingang wäre es ein Umweg und wir würden den Bus verpassen“, sind der Ty und ich uns ausnahmsweise mal einig, haben diebischen Schmarotzerspaß und ziehen grinsend von dannen.
Selten so einig sind wir uns jetzt auch im Bus. Das ja war mal eine tolle Sache hier. „Tempel- und Schreinlastig“, aber insgesamt doch mal was anderes. Jedenfalls aber ist auch klar, dass wer nur annähernd alles sehen will, mit 2 Stunden nicht klarkommt. Aber muss man alles sehen?
Teddy, Fellkumpels und Träger wollen lieber viel Verschiedenes sehen, und von Hoi An hat man jetzt wenigstens einen Eindruck. Und dieser Gesamteindruck ist nicht der schlechteste und bleibt auch so, ob wir 2 Stunden oder den ganzen Tag hier rumgeschlichen wären, nachhaltig bestehen. Wir waren mal hier und das zählt. Außerdem wollte ich die anderen nicht noch mit z. B. der Hai Nam Assembly Hall, Phap Bao Tempel oder auch der Chuc Thanh Pagode verwirren. Weiß doch jetzt schon selber kaum noch was wo und warum es da war.
Aber die Tran Family Chapel hätte ich schon noch gerne besucht... Da soll es kostenlose Süßigkeiten geben.
Für unsere Leute gibt es jetzt ohnehin was mehr oder weniger Handfestes, wir sind unterwegs zum Mittagessen. Da werden die mal schauen, was die vietnamesische Küche so zu bieten hat.
Die Zeit bis dorthin plaudert der junge alte Reiseleiter mal ein wenig aus dem Nähkästchen. Irgendwie geht es dabei wieder um dieses „gut bedienen“. Das A und O ist auch in Vietnam das Zeugen eines Sohnes. Und da geht es dann „so lange rund“, bis das Werk vollbracht ist. Er nennt es „Kinder machen bis ein Junge da ist.“ Wobei man da in einen Zwiespalt gerät, denn der Staat betreibt seit den 80er-Jahren eine „Zwei-Kind Politik“. Die Kehrseite der Medaille ist dann diejenige, dass leider sehr viele weibliche Föten abgetrieben werden und im Ergebnis ohnehin schon ein Männerüberschuss herrscht.
Das sieht ja mal ganz nett aus wo gerade der Bus einbiegt. Und das hier in dem gartenähnlichen Gelände mit verschiedenen Speiseräumen ist auch nicht etwa eine Stinkfrucht mit der man uns etwa verschrecken will,
sondern eine Jackfruit, hat nämlich nicht die kleinen Stacheln.
Im Gegenteil freut man sich hier offenbar schon auf die Fellbande und das scheinen die ernst zu meinen.
„Warmly Welcome Passengers of Aida Bella“
Tja, da sind ja wohl auch wir mit gemeint. Auch wenn für uns natürlich mal wieder nicht eingedeckt ist und wir dann mal wohlweislich im Bus bleiben und statt „eindecken“ jetzt mal „einbetten“ praktizieren: Mittagsschlaf.
Für unsere Leute dagegen läuft es wohl gut. Dort ist nicht nur für die eingedeckt, sondern es schmeckt auch.
Zig Töpfchen, Tellerchen, Schüsseln und irgendwann gibt es dann wieder so ein in Blättern eingewickeltes Dessert. Vorgestern in Taiwan war es wohl eine gekochte Banane, heute fällt das Dessert mal als Überraschung aus. Die Verpackung des Geschenkes geöffnet, liegt da ein, ich sag es mal ruhig wie es ist, es liegt da ein „Köttel“.
Zwar sieht es so aus, aber schmeckt nicht so, ist wohl eher lecker. Klappt aber nur, wenn man sich von der Sache „das Auge isst mit“ verabschiedet, also einfach trotzdem probiert. Und was immer das auch war, wir werden es wohl nie erfahren…
--- Fortsetzung folgt ---
Darin „erklimmen“ wir einen der Marmorberge,
erleben heimische Gefühle mit einem vietnamesischen Brüllfrosch,
verpasse ich da oben die Erleuchtung,
wir enttäuschen die Souvenirhändler,
und der lustige Reiseleiter erzählt nicht nur Storys,
sondern er ist nach dem Wasserberg auch mit allen Wassern gewaschen…