2. Tag Singapur, Abreise und Ende
Die letzte Nacht an Bord verbracht, die nächste wird im Flieger sein.
Aber erstmal noch sind wir ja mitten in Singapur und das schreit nach Unternehmung.
Doch irgendwie ist die Luft raus. Und diese Luft trägt ohnehin Entscheidendes dazu bei. Es ist drückend feuchtschwül und schon gestern Abend zeichnete es sich ab, -wir bleiben einfach an Bord. Schon die letzten Tage waren merklich "kleidungsintensiv". Noch den halben Tag auf eigene Faust durch die Hitze, dabei die Teddys auf dem Buckel. Wer will denn solche „Stinkbolzen“ im Flieger mitnehmen? Ist doch peinlich. Da geht es jetzt also hoch auf das nahezu menschenleere „Nackedeideck“, man will ja keine Klamotten mehr einsauen. Aussicht auf Marina Bay,
hatten wir ja gestern schon bei Nacht genossen,
jetzt noch mal in den Whirlpool, lecker Mittagessen und dann irgendwann ab in den Bus, der Flug geht um 18:45 Uhr.
Wir haben ja die freie Wahl was wir machen. Die Singapurer müssen sogar wählen, zumindest bei den politischen Wahlen, da besteht Wahlpflicht. Wer trotzdem nicht vom Sofa hochkommt und Nichtwähler bleibt, der wird aus den Wählerlisten entfernt, erst auf Antrag wieder hinzugefügt, unter Umständen auch gebührenpflichtig. Und das sorgt dann wohl für eine regelmäßig hohe Wahlbeteiligung…
Auf dem Schiff sind zwischenzeitlich schon neue Gäste eingetroffen. Und sie kommen mit Problemen. Es sind Probleme die momentan nicht greifbar sind, der Griff geht ins Leere, es sind die fehlenden Zigaretten.
Singapur ist der einzige Staat der Erde, in welchem Zigaretten nicht „Duty Free“ eingeführt werden dürfen. Das Zehnfache des Preises beträgt die Geldstrafe für die Einfuhr einer Stange Zigaretten innerhalb Singapurs (derzeit wohl 110 Singapur-Dollar pro Schachtel, folglich 1100 Singapur-Dollar, also rund 740 Euro). Ob man eine angebrochene Schachtel mit sich tragen darf, in welcher dann maximal 17 Zigaretten drin sein dürfen, da sind die Aussagen widersprüchlich. Jedenfalls haben die Raucher an Bord nun keine Zigaretten und der Bordshop ist bis zum morgigen Auslaufen dicht. Ein Teufelskreis.
Nicht, das ich sowas an Bord ebenfalls mitbekommen hätte, aber wer sich jetzt gerne die Zeit mit so komischen Zeitschriften vertreiben will, dem Teddy liegt ja so was eh fern, die haben mir da drin alle zu wenig Fell…, der hat ein ähnliches Mangelproblem. Pornografie ist verboten; die Darstellung von Sex und Nacktheit ist eingeschränkt. Und so sind z. B. selbst der Playboy und andere "Erwachsenenmagazine" in Singapur verboten. Nur einige wenige etwas weniger freizügige Magazine, also „Porno light“, gibt es hier wohl.
Aber grundsätzlich fährt man hier eine einheitliche Linie und ist daher auch in anderen Bereichen von Schriften und Medien konsequent, wenn die nämlich das Zusammenleben der Bevölkerungsgruppen und da gibt es in Singapur ja besonderes viele verschiedene von, wenn die Schriften also stören und religiöse Gefühle beleidigen, dann sind sie verboten. Hat daher auch die „Zeugen Jehovas“ erwischt. Und deshalb stehen hier keine solche Heftchenverteiler, -weil im harmlos klingenden „Wachturm“ stehen verbotene Sachen drin.
Zurück zu den Zigaretten. Anders als die „Schmuddelschriften“ gibt es die in Läden durchaus offiziell zu kaufen. Die sind dann aber nicht öffentlich sichtbar und in einer Art „Giftschrank“ untergebracht. So jetzt auch bei der Ausreise am Flughafen.
Nur ist es wegen der Menge dann ein ganzes verschlossenes „Giftzimmer“. Und alle Stangen sind einheitlich schwarz mit Schreckensbildern drauf.
Ansonsten ist der Flughafen, wo wir mittlerweile hingebracht worden sind, natürlich eine Riesennummer für sich. Uns jedoch fehlt die Zeit, um z. B. diesen „Dschungelgarten mit Wasserfall“ zu suchen, geschweige denn zu besuchen, müssen uns mit den „Fischbecken“ begnügen.
D. h. wir hätten schon noch Zeit. Aber wenn man jetzt natürlich unbedingt noch was essen will… So ein Quatsch, gibt doch gleich im Flieger was.
Auf dem Weg zum Gate, angeschlagen sind 15 Minuten, wir schaffen es in 10, gehen praktisch im Vorbeigehen noch die letzten, aber auch die wirklich allerletzten Singapur Dollar über den Tisch. Schlüsselanhänger für den „Lanyard“, alle Dollars weg, hier brauchen wir erstmal nicht mehr hin.
Jetzt aber rein in den Flieger, denn als wir das Gate erreichen, beginnt schon gerade das „Boarding“. Und das ist jetzt dieser Flieger mit der „Q-Suite“ von Qatar-Airways. 8 Stunden wie in einem Separee. Wer will kann die Schiebetüre zumachen, machen wir auch erstmal. Sollte es vielleicht nicht, aber irgendwie ist mir das mit dem „Business“ doch fast schon ein wenig peinlich. Die anderen denken jetzt…, dabei bin ich doch nur „Teddy Normalverbraucher“.
Fensterplatz gebastelt,
und direkt nach dem Start erkennen wir unten deutlich diese Landgewinnung.
Überall wird geschüttet und gebuddelt und das Meer trocken gelegt. 25 Prozent schon hat man mit Milliardenaufwand dem Meer geklaut. „Gardens by the Bay“, Teile der Innenstadt und auch der Riesen-Flughafen war eigentlich mal Meer. Heute ist da alles trocken, außer die Fischbecken von eben.
Und dann sind wir auch schon über Malaysia
und überfliegen ein Lichtermeer, von dem der Ty plötzlich meint, dass es Kuala Lumpur ist. Woran er das erkennt? „Schau Teddy, da sind die beiden Riesen-Türme vom Petronas-Tower deutlich zu sehen.“ Da hat uns der Träger damals einfach auf den Arm genommen und hochgebracht, weil doch Rucksäcke, aber keine Teddys verboten waren. Und heute sitzen wir hier oben und fliegen einfach drüber. Aber für ein vernünftiges Foto ist es jetzt zu spät. Egal, war auch so ganz nett.
Der verfressene Ty hat unterdessen die Situation des abgelenkten Trägers ausgenutzt und ihm etwas vom Eis stibitzt.
Ist auch nicht aufgefallen, die Schnute wischt er sich an meinem Hoodie ab und da kann er von Glück sagen, dass ich das erst bei der Zwischenlandung merken werde.
Diesmal wird es in Doha sein. Kurz nach Kuala Lumpur fliegen wir nun raus auf das Meer, über die Straße von Malakka, da wo die Bella bald ohne uns durchfährt und bei der Finsternis da unten ist erstmal Schluss mit Fensterschauen, wir sind jetzt eh müde. Die Massagefunktion vom Sitz ist für kleine Teddys übrigens nicht geeignet. Da wird man seekrank.
Okay, dann denke ich noch mal kurz über das Erlebte nach. Aus höchstpersönlichen Gründen, Problemen im engsten Verwandtenkreis, haben wir diesmal im Vorfeld sicherheitshalber nur Aida-Ausflüge gebucht, da unser gesamtes Verreisen lange Zeit nicht gesichert war. Keiner von uns, selbst der Teddy nicht, hatte in dieser unsicheren Zeit den Nerv dazu gehabt, sich mit individuellen Alternativen zu beschäftigen. Und als sich diese Unsicherheit im November dann auf tragische Weise plötzlich zerschlagen hatte, waren wir noch zu angeschlagen, um noch irgendwas daran zu ändern.
Möglichst breitgefächert und vieles Verschiedene wollten wir bei den Ausflügen in den Ländern abdecken, wo wir zumindest teilweise wahrscheinlich nie mehr hinkommen werden. Und im Ergebnis ist uns das nach unserem Empfinden gut gelungen. Wir haben nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben, eher im Gegenteil, im Gesamtergebnis ein klares Daumen hoch für diese Aida-Ausflüge. Die eine oder andere Anmerkung habe ich ja jeweils in die Berichte einfließen lassen. Sicherlich hatten wir oftmals auch Glück mit den Reiseleitern und damit dem gewünschten Informationsfluss, aber auch mit dem „abgespulten“ Programm an sich. Und den Begriff „abgespult“ meine ich dabei in absolut positiver Hinsicht, es entsprach zumeist genau unserem Ziel der Konzentration auf das Wesentliche.
Individuell, Fremdanbieter, Reedereiausflüge, alles hat seine Vor- und Nachteile. Mit allen Varianten sind wir in anderen Reisegebieten nicht unerfahren. Ob nun das eine oder andere besser oder schlechter ist und vor allem war und da rede ich nicht von den Preisen, kann für dieses Reisegebiet sicher auch nur jemand sagen, der tatsächlich schon unterschiedliche Varianten an einem der bereisten Orte erleben durfte. Und das werden die wenigsten sein. Unter Berücksichtigung von persönlicher Interessenlage kann ich insofern nur sagen, dass sich unsere Erwartungen weitestgehend erfüllt haben. Und auch „Nebensächlichkeiten“, Interna und Randerlebnisse sind nicht zu kurz gekommen. Dafür sorgt man selbst, Mitreisende und vor allem auch die Reiseleitung, welche ich auf so einer Reise für mehr als wichtig erachte. Jedenfalls viel gelernt.
Landung in Doha, 3 ½ Stunden Zeit und die Lounge ruft. Und völlig unverständlich für die Rucksackinsassen, gehen die jetzt zu Fuß. So fährt dieser Indoor-Zug da oben unter der Decke dann leider ohne uns. Warum diese falsche Bescheidenheit?
Überhaupt wieder so ein Prunk und Pomp am ganzen Flughafen. Ja, mit Reichtum protzen, das können die hier. Und nicht nur die Touristenteddys sind da mittendrin…
Diese Lounge ist so riesig, da macht man woanders einen ganzen Flughafen draus und wir laufen direkt auf ein tolles Wasserbecken zu. Immer wieder simulieren kleine Wasserkreise auf der sonst spiegelglatten Oberfläche, das hier Leben drin ist.
Und ich glaube wirklich erstmal, dass man hier sogar Angeln kann. Ist aber nicht so, obwohl ich denen hier alles zutraue. Also erste Enttäuschung, sind gar keine Fische drin. Was soll das? Ohne Fische würde das Angeln also noch erfolgloser ausfallen als damals am Garten. Da hatten wir wenigsten einmal „fast“ und einmal „beinahe“ einen Fisch gefangen…
Auch die Toiletten sind eine Nummer für sich. Gerade aus der Kabine raus, den Wasserkran gegenüber noch nicht aufgedreht, da rennt schon ein Typ mit dem Feudel in den Ort der Verrichtung rein. Der liegt hier echt auf der Lauer nach solchen schnellen Service-Gelegenheiten. Ty grinst und meint: „Das kann aber auch schon mal unangenehm sein, dieses sofortige Betreten der Kabine, -also für beide Seiten.“ Jedenfalls ein hartgesottener Kerl dieser Servicemann. Und in mir läuft jetzt Kopfkino ab...
Und wer will der kann hier… ja, der kann… sich aber wohl auch einfach nur die Hände waschen… also ohne Rasieren, Ohren reinigen, Zähneputzen und sonstige erweiterte Körperpflege…
Erst habe ich ja gedacht die Scheibe nach draußen würde so reflektieren, dass sie wie so ein Endlos-Spiegel nur ein- und dasselbe Flugzeug zeigt, doch tatsächlich keine optische Täuschung, da draußen stehen multiple Mehrfachgeburten.
Auf zur letzten Etappe. Nahe Ziele gibt es von hier wohl nicht.
Und tatsächlich finden wir unter den ganzen Doppelgängern da draußen dann den richtigen Flieger. Besser ist das, denn wir möchten weder zurück nach China, nicht nach Indien oder Australien und auch (noch) nicht nach Afrika.
Nochmal 6 Stunden Flug bis Düsseldorf und wir wollen jetzt alle schnell ins Bett. Schnell kann man ja auch einchecken, wird „Priority“ durchgewunken und wieder kurz vor der Kontrolle eingereiht. Die Sicherheitskontrolle ist hier nämlich erst kurz bevor man die Maschine besteigt, also direkt am Gate.
Das löst bei einer anderen Passagierin nun allerdings Verlustängste aus, weil sie es nicht erträgt, dass sie für die kommenden 2 Minuten von ihrem Mann getrennt ist. Können wir doch nichts dafür, für dieses Trennungsdrama. Uns wurde der Platz ja förmlich aufgezwungen. „Aber irgendwann muss ich doch wieder zu meinem Mann!“ Ja, kommen sie doch auch, in wenigen Minuten, schneller als ihnen in manch anderer Situation lieb wäre. …Habe ich aber nur gedacht, nicht etwa gesagt.
Tatsächlich fahren wir jetzt auch noch mit einem Extra-Bus „Priority“ über das Rollfeld, sind als erstes in der Maschine.
Und was für ein Hallo hier an Bord, der Teddy ist da! Überraschend will die Stewardess erstmal wissen wie ich heiße. „Teddy“ sagt ihr was, aber mit meinem Nachnamen „Kaufhof“ kann sie wohl nichts anfangen. Na ja, daheim kann mit „Kaufhof“ ja auch schon bald niemand mehr… Das wird dann aber nicht am Teddy liegen.
Sogar eine kurze deutsche Ansage gibt es vor dem Start. Ein Gruß aus dem arabischen Cockpit, der Co-Pilot ist Deutscher.
Nicht auf Deutsch gefragt werden wir etwas später, als ich mich gerade zurücklehne: „Ein „Smint“ gefällig?“ Danke, das haben wir nach bisher etwa 14 Stunden unterwegs jetzt auch verstanden… Wenn wir heute Mittag noch einen schweißtreibenden Ausflug gemacht hätten, würden die dann auch noch mit Duschgel wedeln? Aber zu meiner Beruhigung bekommen jetzt alle dieses „Pfefferminzbonbon“ angeboten.
Landung in Düsseldorf, Koffer direkt da, vor die Türe und Mann ist das frisch hier! Vor 20 Stunden noch im schwülwarmen Singapur,
vor 3 Wochen noch im halbkühlen lichterfunkelndem Shanghai,
und nun gleich wieder im trübtristen Duisburg. Märchenhafte Zeit vorbei. Was für eine tolle Reise!
Mit Tränen gestartet, tolle Sachen erlebt, viel gelernt und kurz vor Ende „machen wir jetzt mal schnell noch einen auf beste Freundinnen…“
Wochen werden wir brauchen, das Erlebte alles zu verarbeiten. Und das habe ich jetzt durch das Schreiben erledigt…
Nun also ist Schluss mit diesem Mammutbericht, der von seiner „etwas anderen“ Art sicherlich auch nicht jedermanns Sache ist. Wer durchgehalten und dabei etwa sogar alles gelesen hat, was erfahrungsgemäß wohl die wenigsten sein werden, der weiß jetzt ungefähr genau so viel wie die Fellbande. Doch auch wer nur die Bilder angeschaut hat, der hatte es wenigstens schön bunt von dieser farbenfrohen und mit dem politischen Hintergrund so eindrucksvollen Reise.
An alle jedenfalls Vielen Dank für die Treue und ein ganz besonderer Dank aber an all diejenigen die dann noch Herzchen, Pokale und Kommentare hinterlassen haben.
Teddy Kaufhof, der Ty und die halbe Portion werden sich frühestens in einem Jahr wieder melden, von der Grönland-Expedition oder halt später von der Afrika-Safari. Jetzt machen wir mal „unbeobachtete“ Kreuzfahrt-Urlaube…
Dazu in eigener Sache:
Nüchtern betrachtet stimmt aktuell die persönliche Aufwand/Nutzen-Relation nicht mehr. Die Zeiten nicht nur hier im Forum haben sich geändert und der eigene Spaß und das Interesse an der Sache/meine Motivation sind bei der erheblichen Arbeitsintensität derzeit leider weitgehend abhanden gekommen. Bin darin aufgegangen, wollte mit diesen „etwas anderen Reiseberichten“, dem ohnehin vergleichsweise ja nur überschaubaren Kreis in diesem Forum, Nutzen, Randerlebnisse und Spaß nach außen bringen. Nun muss ich aber einsehen, dass es wesentlich zu zeitaufwändig geworden ist, diese Internetversion zusätzlich zu erstellen. Wobei die Veränderungen beim letzten Forenupdate die Sache in meinem Sinne noch weiter erschwert haben. Der rein private Zweck ist dabei immer mehr ins Hintertreffen geraten. Ausführlichkeit und Länge der Berichte würden sich meinerseits auch zukünftig nicht reduzieren lassen, dienen sie doch immer der Aufarbeitung und der Erinnerung an die Reise. Viel Aufwand, den ich mir natürlich selber schaffe, um seit 2016, wie auch bei den vorangegangenen 20 Reiseberichten, im Nachgang an die mittlerweile nur noch ausschließlich hiesige Veröffentlichung, meinen ganz eigenen Erinnerungsschatz, das private Fotobuch zu erstellen. Und da ist seit 2022 erstmal noch ne Menge aufzuarbeiten. Bin halt einfach zu viel verreist…
So, das war´s dann also. Sorry an die treuen Leser
und
Mit lieben Grüßen verabschieden sich Teddy Kaufhof, Teddy Ty und der kleine Tiger
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