Freitag, 3. August 2018
06:30 Uhr: ENDLICH! Es ist soweit! Die Regionalbahn rollt an, meine Reise ans Meer beginnt! Vor mir liegen rund 620 Schienenstrang-Kilometer, bevor ich am frühen Nachmittag Kiel, die Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins, erreichen werde. "Das Land zwischen den Meeren", wie das norddeutsche Bundesland schon beinahe poetisch und somit gewürzt mit einer Prise Sehnsucht auch beschrieben wird.
Rund anderthalb Stunden vorher …
Aufgrund der schon seit Wochen in großen Teilen Europas andauernden Hitze, die uns einen schon lange nicht mehr gekannten Super-Sommer beschert, was manchmal schon fast zu viel des Guten ist, war die zurückliegende Nacht erneut tropisch und damit wieder einmal mehr oder weniger schlaflos. Mein Radiowecker lässt mich zu Latino-Rhythmen von "Marquess" erwachen: "La vida es limonada". Wer steht da nicht gern auf?! Die Müdigkeit ist wie weggeblasen, was nicht zuletzt auch daran liegt, dass es für mich heute endlich wieder ans Meer geht, die Vorfreude ist riesig.
Während über meiner Heimatstadt eine glutrote Sonne an einem wieder einmal wolkenlosen Himmel aufgeht, fährt mich mein "Privat-Chauffeur" zum Bahnhof. Es geht eben nichts über eine liebe Familie.
Auf dem Bahnsteig ist es noch relativ kleinstädtisch ruhig. Ich bin aber nicht die einzige Reisende mit einem großen Koffer … Ein Bahnmitarbeiter zählt die Frequenz der Fahrgäste. Viel zu tun hat er nicht. Ein Stück entfernt diskutieren zwei Reisende mit drei Polizisten mit Händen und Füßen, da sie sich aufgrund augenscheinlicher sprachlicher Barrieren gegenseitig nicht verstehen.
Der Zug ist pünktlich und so rolle ich ab morgens halb 7 durch eine von der aufgehenden Sonne golden beschienene Landschaft. Ich lehne mich zurück, öffne mein Reisetagebuch und beginne mit meinen Aufzeichnungen.
Da ich aus der Provinz komme, ist die Messestadt Leipzig nach wie vor leider nicht per Direktverbindung zu erreichen. Also nach einer halben Stunde raus aus dem Zug, um nach weiteren 30 Minuten in einen anderes "Schienenross" einzusteigen. Die Wartezeit habe ich gut überbrücken können. Neben mir stand eine Fränkin samt Koffer und wir kamen ins Gespräch - "Bahnsteig-Talk". Ihr Ziel ist das Ruhrgebiet, wo sie hofft, in 9 Stunden pünktlich anzukommen. Auch ein ganz schön langer Weg. Da ist meine Reise ans Meer kürzer.
Und so rolle ich meiner nächsten Station - Leipzig - entgegen. Die Zugbegleiterin hat mich schon entdeckt - kaum, dass ich Platz nehmen konnte. Im Gegensatz zu ihrer Kollegin in der Regionalbahn vorhin, der meine zusammengetackerten Reiseunterlagen schon reichten und die mein Ticket gar nicht sehen wollte, nimmt sie es nun sehr genau und inspiziert Fahrkarte und Personalausweis akribisch, bevor sie meinen Anreisevoucher mit einem ordentlichen Zangenabdruck versieht. "Na dann, schönen Urlaub!" wünscht sie mir schließlich und entschwindet.
Inzwischen ist es kurz nach 10 und die große Halle des Leipziger Kopfbahnhofs liegt bereits etliche Kilometer hinter mir. Seit rund 45 Minuten sitze ich nunmehr im ICE und rolle meinem heutigen Ziel Kiel entgegen, wo ich in viereinhalb Stunden pünktlich ankomme. Hoffe ich zumindest, denn ich hatte ja schon so einige besondere "bahn-tastische" Abenteuer mit der Deutschen Bahn. Die S-Bahn hatte in Leipzig ein paar Minuten Verspätung, so dass ich mich auf meinem Weg vom City-Tunnel hinauf in die Bahnhofshalle ziemlich sputen musste. Der ICE stand bereits abfahrbereit am Bahnsteig. Natürlich befindet sich mein in der 1. Klasse reservierter Platz genau am anderen Ende - bzw. in dem Fall - am Anfang des Zuges. Nochmal einen Spurt einlegen. Die vier Rollen meines großen Koffers beginnen fast zu glühen. Puh, geschafft. Kaum, dass ich eingestiegen bin, ertönt auch schon das Signal zur Abfahrt, die Türen schließen sich, der Zug rollt sanft an.
Meinen Koffer bringe ich unter einer Sitzreihe gegenüber unter, wo er erst einmal niemanden stört. Im Gang darf aus Sicherheitsgründen kein einziger Koffer mehr deponiert werden, was auch richtig ist. Ich richte mich auf meinem Fensterplatz "häuslich" ein und atme tief durch. Der Morgensport bei abermals selbst zu dieser Stunde schon relativ warmen Temperaturen hat mir ein paar Schweißperlen auf der Stirn beschert. Erst einmal etwas trinken. So ein "Early Bird Coffee" kann nicht schaden. Aus Gründen der Müllvermeidung wird dieser nunmehr nicht mehr in Pappbechern, sondern in Porzellantassen mit DB-Logo serviert. Während ich warte, bis der brühheiße Kaffee auf Trinktemperatur heruntergekühlt ist, rauscht die Landschaft in ICE-Geschwindigkeit an mir vorbei. Auch hier überall das gleiche Bild wie in vielen Regionen Deutschlands: vertrocknete Wiesen und Äcker, Flüsse, die diese Bezeichnung eigentlich gar nicht mehr verdienen aufgrund der schmale Rinnsale, die sich träge durch breite Flussbetten bewegen.
Reisen bringt auch immer so nette Begegnungen, Anekdoten und kurzweilige Erlebnisse mit sich. Da ist der schicke, gutaussehende Geschäftsmann, der sich vorhin in der S-Bahn in Richtung Leipzig zu mir und meinem Koffer ins Abteil quetscht. "Darf ich fragen, wo´s hingeht?", wendet er sich an mich - mit einem interessierten Blick auf meinen AIDA-Koffergurt. Tja "Mit einem Lächeln auf Reisen" mit buntem AIDA-Logo auf glänzend-schwarzem Polycarbonat-Untergrund ist halt ein Blickfang. "Nach Kiel, auf´s Schiff" antworte ich ihm - mit einem breiten Lächeln. "Und dann weiter?" - Seine Neugier scheint noch nicht gestillt zu sein. Gern erzähle ich ihm noch ein bisschen mehr und zähle ihm die Destinationen meiner bevorstehenden Reise auf (wieder einmal selbst noch gar nicht ganz glauben könnend, dass ich all das in den nächsten Tagen wirklich erleben werde). Nun steigt auch das Interesse umsitzender Fahrgäste. "Ich frage deshalb, weil meine Familie und ich kürzlich auch mit dem Schiff unterwegs waren", freut er sich, nun auch mir etwas berichten zu können. Bis zum Nordkap und nach Spitzbergen ging seine Reise mit MSC. Eine Station vor dem Leipziger Hauptbahnhof trennen sich schließlich unsere Wege, denn er muss ins Büro. Ich kann gut verstehen, dass er lieber mit mir getauscht hätte.
Am Bahnhof Berlin-Südkreuz - die 1. Klasse hat sich inzwischen merklich gefüllt - steigt ein Mann zu, der erst keine Platznummern findet und mir schließlich meinen Sitz streitig machen will. Tja, Nummer 12 habe aber nun mal ich. Er schaut etwas verdutzt und beginnt schon, sich als "Platzhirsch" behaupten zu wollen, da ich mein "Reich" so partout nicht räumen will. Schließlich setzt er seine Brille auf, schaut auf seine Reservierungsbestätigung und wird plötzlich ganz kleinlaut: "Oh, ich habe ja die Nummer 11 …" "Das kann doch mal passieren", mit diesen Worten schenke ich ihm ein nettes Lächeln. Und plötzlich ist der Platzhirsch lammfromm. Na also, die Welt ist wieder in Ordnung - für uns Beide.
Nachdem wir den quirligen Berliner Hauptbahnhof hinter uns gelassen haben, wo auch die letzten Sitzplätze noch in Beschlag genommen wurden, zieht nach und nach wieder diese himmlische Ruhe ein, die ich an der 1. Klasse so schätze. Eine gute Zeit, um mich meiner Lektüre, dem Reiseführer über Kiel, zu widmen (die kostenlose 1. Klasse-Zeitung mit den vier großen Buchstaben habe ich bereits mehr oder weniger ausgelesen). Bereits zu Hause habe ich ein paar Kleber an den Stellen angebracht, die ich noch einmal besonders intensiv studieren möchte.
Der Super-Sommer schickt warme Strahlen durch die Fenster des Zuges, der jetzt übers platte Land rollt. Der Horizont - so weit. Der Himmel - so wolkenlos. Und meine Gedanken?! Sie sind auch schon irgendwo hinter dem Horizont … Am Meer … Und bei AIDA …
Wer bisher dachte, bei uns in Sachsen stünde der Mais auf den Feldern schlecht, der sollte mal die Felder hier in den nördlicheren Bundesländern sehen. Mickrige Pflanzen, vertrocknete Äcker. Die Blätter der Bäume - ein Anflug von Herbst. Und das Anfang August … Fluch und Segen eines sonnigen, heißen Sommers, wie ihn sich ja so ziemlich jeder von uns wünscht. Einzig Millionen von Goldruten-Dolden lassen die trockene Landschaft etwas strahlender erscheinen.
12:15 Uhr - In wenigen Augenblicken erreicht der Zug den Hauptbahnhof von Hamburg, meinem Ziel im vergangenen Jahr, auch im August, als ich mit AIDAprima auf Westeuropa-Tour ging (dieser Reisebericht folgt auch noch, versprochen). Heute bleibe ich ganz entspannt sitzen, während viele Fahrgäste aussteigen und der Zug sich merklich leert. Draußen "fliegt" die Hansestadt vorbei. Hamburg bei schönstem Wetter! Klasse! Zwischen den Häusern kann ich einen kurzen Blick auf "Elphi" und Elbe erhaschen. Vorbei am Hotel "Atlantic" ("Hallo, Udo!") und schließlich an der Binnenalster. Gern komme ich wieder einmal ins schöne Hamburg, doch heute nicht. Meine Reise geht weiter. Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich auf der Bahnstrecke von Hamburg nach Kiel unterwegs. Noch rund anderthalb Stunden bis zu meinem heutigen Ziel.
Mit rund zehn Minuten Verspätung fährt der ICE schließlich um 13:52 Uhr in den Bahnhof von Kiel ein. Da unser Zug ab Hamburg rückwärts gefahren ist, befindet sich mein Reisewagen nunmehr wieder ziemlich am Ende des Zuges. Fast erschrecke ich etwas, als ich ihn in der heißen Sonne und bei hochsommerlichen Temperaturen verlasse. Eigentlich hatte ich mit einem zumindest ansatzweise kühleren Seewind gerechnet. So kann man sich täuschen …
Mit einem fröhlichen und unüberhörbaren "Moin!" werden wir Gäste von einer norddeutschen und an einen blonden Wikinger erinnernden Frohnatur in Person eines hünenhaften Bahnhofsmitarbeiters herzlich begrüßt, kaum, dass sich die Zugtüren geöffnet haben. Ein regelrechter "Fels in der Brandung" der Zugpassagier-Flut. So eine tolle Begrüßung habe ich auch noch nicht erlebt. Gefällt mir. Resultat: Meine ohnehin schon gute Laune wird gleich noch besser und ich grüße ihn mindestens genauso fröhlich mit einem "Moin!" zurück, aus dem man hoffentlich heraushört, dass ich mich im mir so sehr gefallenden norddeutschen Dialekt im Vorfeld etwas geübt habe. Zumindest lacht der Bahnmann mir zu.
Okay, weder Rolltreppe noch Aufzug. Dann übe ich mich mal wieder als Kofferträger, wobei "Kofferschlepper" angesichts des Gewichts des zu bewältigenden Gepäck-Ungetüms (Frauen auf Reisen eben …) dem Ganzen näherkommt. Ausgang Kaistraße - den muss ich nehmen, wie ich im Vorfeld bereits gelesen habe. Also nichts wie raus aus dem stickigen und stellenweise etwas mehrdeutig riechenden Bahnhofsgebäude. Raus - an die frische Luft. Und was soll ich sagen?! Ich verlasse das Gebäude, atme tief ein und muss erst einmal meinen Koffer abstellen und innehalten: frische Luft, nach Meer duftend. Die leichte Luft des Nordens, die ich zu Hause immer irgendwie vermisse. Frische Luft und Möwengeschrei. HIER bin ich richtig. Ich bin endlich wieder da - am Meer! Wie wunderbar! Ausgeblendet der Trubel um mich herum, denn meine Augen haben etwas erspäht, genau gegenüber des Bahnhofsgebäudes: die abfahrbereite "Color Magic" drüben am Norwegenkai, von wo ich vor etlichen Jahren bereits zweimal nach Oslo aufgebrochen bin, ebenfalls mit der Kreuzfahrt-Fähre "Color Magic". Ich und die großen Pötte. War meine Welt bis eben 98-prozentig in Ordnung, so ist sie es nun zu 99 Prozent. Das fehlende Prozent füllt morgen früh AIDAluna, denn ich werde garantiert an der "Kiellinie" stehen, um sie beim Einlaufen zu begrüßen.
Wer glaubt, ich würde mir ein Taxi nehmen, um auf bequeme Art die rund zwei Kilometer lange Strecke vom Hauptbahnhof bis zu meinem Hotel "Flämischer Hof" zurückzulegen, der kennt mich schlecht. Immer am Wasser entlang und dann irgendwann mal links abbiegen. Auf geht´s mit meinem Koffer, denn ich möchte Sonne und frische Luft genießen. Außerdem tut Bewegung nach dem stundenlangen Sitzen wirklich gut. Dank vieler guter Beschreibungen und Fotos im "Wasserurlaub"-Forum kommt mir vieles schnell bekannt vor, obwohl ich hier noch nie war.
Unterwegs bleibe ich immer wieder stehen, um die Hafenatmosphäre in mich aufzunehmen. Der nächste große Pott kommt in Sicht, denn ich nähere mich dem Schwedenkai: "Stena Scandinavica" liegt ebenfalls vis a vis.
Plötzlich hupt es lang und sicher weithin hörbar: "Color Magic" legt ab. Gemächlich und keine 100 Meter von mir entfernt zieht sie majestätisch vorbei, Ziel: Oslo. Ich stehe am Sartorikai und winke hinüber, einige Passagiere winken zurück. Gute Reise nach Norwegen! Ich komme auch bald nach!
Kurz darauf erreiche ich die Flämische Straße, die ich nicht nur durch einen nach links führenden Wegweiser erkenne, sondern auch aufgrund von jeder Menge Werbung für bestimmte "Dienstleistungen" und erotischen Darstellungen an großen von innen verhüllten Fenstern … "Thai-Massage", "Eros Center", "Table Dance" ... Ja, hier bin ich richtig. "Wie bitte?!" fragt sich jetzt vielleicht mancher etwas erschrocken. Jaja, das Hotel "Flämischer Hof" befindet sich mitten im Rotlichtviertel von Kiel. Ich wusste das schon vorher und bin deshalb nicht überrascht. Normalerweise mache ich um solche Gegenden einen großen Bogen, doch jetzt geht´s mitten hinein. Die in verschiedenen Reiseportalen immer wieder positiv erwähnte Super-Lage zum Ostseekai war das ausschlaggebende Kriterium für die Wahl dieses Übernachtungsdomizils auf "heißem Pflaster". Wahrscheinlich liegen aber gerade alle in den Betten, um bei diesen heißen Temperaturen "Siesta" zu halten. Also … Ich meine … Oh je, ich schreibe mich hier gerade um Kopf und Kragen. Grins …
Nun, wie auch immer. Das Viertel scheint sicherlich erst abends wieder zum Leben zu erwachen. Von daher alles gut. Lobby und Rezeption meines Hotels sind überschaubar und ich bin gerade der einzige Gast, als ich etwas verschwitzt einchecke. Zimmer 44. Toll, 4. Etage! Der Lift geht jedoch nur bis zur 3. Etage - weniger toll. Irgendwie fühle ich mich gerade so ein bisschen wie bei der "Versteckten Kamera". Als ich endlich den etwas klapprigen Fahrstuhl in Gang gesetzt habe, rumpelt er los. 3. Etage - Endstation. Es folgen noch etliche steile Stufen. Und das mit DEM Koffer … Bei DER Wärme … Was soll´s. Gleich erwartet mich ein kühles Zimmer.
Pustekuchen! Denkste! Als ich kurz vor 14:30 Uhr mein Dachgeschoss-Zimmer öffne, trifft mich fast der Schlag! Normalerweise finde ich schräge Wände direkt unterm Dach immer total gemütlich. Wer konnte denn bei der Zimmerbuchung auch ahnen, dass selbst im sonst ja immer etwas kühleren Norden der Sommer genauso gnadenlos zuschlagen würde wie im Rest des Landes und die Dachfläche in einen wahren Glutofen verwandelt?! Eine Lüftung oder gar eine Klimaanlage?! Fehlanzeige! Und obendrein die Fenster schön zur Sonnenseite - mit Blick auf schwarze, heiße Dächer … "Heißes Pflaster" eben … Total verschwitzt bringen die gefühlten 35 Grad im Zimmer nicht unbedingt Abkühlung. Na, das kann ja lustig werden. Ich ziehe die Übergardinen zu, was aber auch nichts bewirkt.
Erstmal unter die Dusche. Ooookeeeeh, das Bad hat auch schon bessere Zeiten gesehen … Und wer diese "anhänglichen" Duschvorhänge genauso hasst wie ich, dem brauche ich nichts weiter zu erklären. Das Wasser aus dem Hahn?! Lauwarm … Kaltes Wasser scheint es nicht zu geben. Die Wahl der Wassertemperatur beschränkt sich auf warm oder heiß. Meine Unterkunft "begeistert" mich immer mehr. 9 Einmal mehr sehne ich mich nach meiner Balkonkabine auf AIDAluna … Bald …
Kaum aus der Dusche, kommt die Hitze schlagartig zurück. Also nur raus hier. Das hatte ich sowieso vor, denn jetzt geht´s auf Kiel-Erkundung. Im Sommerkleid, die Sonnenbrille auf der Nase, Sonnencreme auf der Haut, die Kamera um den Hals und den Wind im offenen Haar ziehe ich los, das Rotlichtviertel schnell hinter mir lassend. Befreit von der Last meines Gepäcks geht´s mir jetzt wieder richtig gut.
Unweit des Hotels und direkt am Sartorikai befindet sich das Kieler Schifffahrtsmuseum. Zu Füßen der historischen Backsteinmauern, die einst eine Fischauktionshalle beherbergten, erstreckt sich an der Museumsbrücke ein kleines Ausstellungsgelände. Einige Museumsschiffe wie ein Tonnenleger, ein Feuerlöschboot oder ein Seenotrettungskreuzer dümpeln auf dem Wasser und laden zu einem kostenlosen Besuch ein. Ich begebe mich auf die schwankenden Planken, erklimme schmale Niedergänge, bewundere die alte Technik.
Die "Kieler Sprotte", ein über 100 Jahre altes Fahrgastschiff, gehört ebenfalls zur Museumsschiff-Familie am Sartorikai.
Nebenan befindet sich ein kleines himmelblaues Gebäude - die "Brausebude". Hier wurden einst alkoholfreie Getränke ausgeschenkt.
Das Gebäude des Ostseekais kann ich bereits von hier aus sehen. Na, "denn man tau" und mal schauen, wo ich morgen Mittag AIDAluna entern werde.
Die Atmosphäre am Hafen ist wirklich toll. Wie sehr ich all das schon wieder vermisst habe, wird mir bewusst, als ich mich im warmen Sommerwind einfach treiben lasse. Die Kieler Förde zu meiner Rechten, die Möwen in luftiger Höhe über meinem Kopf, meine Gedanken irgendwo weiter nördlich. Dort, wo sich gerade AIDAluna befindet und Seemeile für Seemeile näherkommt …
Flaniert man immer weiter am Wasser, passiert man auch einige Anlegestellen der Fördedampfer, die regelmäßig zwischen Kiel und den Orten entlang der Förde bis zum Ostseebad Laboe verkehren. Tragen diese kleinen Ausflugsboote die Namen der die Kieler Förde säumenden Orte, so schmücken sich die Anleger mit wohlklingenden Begriffen wie "Bellevue", "Reventlou" oder "Seegartenbrücke", die ich gerade passiere.
"Port of Kiel - OSTSEEKAI" - An Bord eines wunderschönen Kussmundschiffes beginnt morgen Abend hier meine Reise in mein geliebtes Norwegen. "Port of Kiel - OSTSEEKAI" - Diese Worte klingen gerade wie Musik in meinen Ohren - die Sinfonie der See, die Melodie des Meeres …
"Samstag, 08:00 Uhr, AIDAluna" - tatsächlich: "Mein Schiff": AIDAluna. Schwarz auf Weiß steht es auf der großen Tafel der Schiffsankünfte.
Im Moment ist hier gar nichts los, das Cruise Terminal scheint in einem wahren Dornröschenschlaf zu liegen. Keine Menschenseele, der Parkplatz nur von einer Handvoll Fahrzeuge genutzt, beinahe eine Oase der Ruhe zwischen Geranien, Ziergräsern und Lavendel. Das wird sich ab morgen früh wieder ändern …
In dieser Stille treffe ich auf ein ziemlich ratlos wirkendes älteres Ehepaar. Die Beiden gehen morgen an Bord der "Color Fantasy" auf eine dreitägige Mini-Kreuzfahrt Kiel - Oslo - Kiel. Eigentlich wollten sie nur wissen, wann die Fähre morgen einläuft. Mit dieser Frage schickte sie die Tourist-Information wohl zum Ostseekai, "… wo wir doch aber das Schiff so gar nicht auf der Ankunftstafel finden. Können Sie uns vielleicht helfen?" Na klar, man ist ja hilfsbereit. Ich sage ihnen, dass sie leider falsch "gelotst" wurden und erkläre ihnen den Weg zum Norwegenkai. Sichtlich erleichtert bedanken sie sich sehr herzlich bei mir. Sie hätten sonst ihr Taxi morgen zum Ostseekai fahren lassen. Ich freue mich mit ihnen, als sie glücklich von dannen und aufgeregt erzählend in Richtung Color Line-Terminal ziehen. Sicher die Vorfreude auf die eigene Reise, die ich in ihren Augen gesehen habe, als ich ihnen mit einem glücklichen Lächeln erzählte, dass auch ich morgen an Bord eines Schiffes gehen werde.
Vom "Wall" biege ich hinter dem Ostseekai in den Düsternbrooker Weg ab und erreiche nach dem Unterqueren einer Fußgängerbrücke direkt die kilometerlange "Kiellinie" - DIE Flaniermeile der Stadt. Segelboote, Fähren, Kreuzfahrtschiffe, ein freier Blick auf die Förde, gemütliche Restaurants, einladende Imbissbuden mit leckeren Fischbrötchen, schattige Bäume, zu einem Picknick einladende Rasenflächen und jede Menge bequeme Bänke - das alles macht diesen Ort so besonders. Und so sollte jeder Kiel-Besucher wenigstens einmal die Kiellinie entlangbummeln und die Seele baumeln lassen.
So wie auch ich jetzt. Und das genauso, wie ich es mir bereits zu Hause in den schönsten Sommerfarben vorgestellt habe: im leichten Sommerkleid, die Sonnenbrille auf der Nase, Sonnencreme auf der Haut. Dazu der Wind im offenen Haar … Herrlich! Beinahe sogar fast zu warm, denn noch nicht einmal von der Förde weht ein erfrischendes Lüftchen herüber. Das Lüftchen, das hier weht, fühlt sich an, als würde man von einem riesigen Fön mit warmer Luft angepustet. Dennoch bin ich einfach nur glücklich. Das kleine Glück des Augenblicks und das große Glück, morgen wieder an Bord eines meiner geliebten Kussmundschiffe gehen zu können. Ich zähle schon die Stunden …
Jede Menge Boote - sie gehören zur Kiellinie wie der Kussmund zum AIDA-Bug.
Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung ist gleich am Beginn der Kiellinie beheimatet. Ein Aquarium mit Außengelände, in dem sich mehrere Seehunde tummeln, die zweimal täglich zur großen Freude der Besucher gefüttert werden, grenzt direkt an. Das mit Ostseewasser gefüllte Seehundbecken ist von der Kiellinie durch große Scheiben einsehbar und kann jederzeit quasi im Vorbeigehen besichtigt werden. Sie heißen "Kielius", "Krümel" und "Sally" und einer hört sogar auf den Namen "Luna", doch keiner von ihnen ist momentan zu sehen. Auch die für den Nachmittag geplante publikumswirksame Fütterung fällt aufgrund der Hitze leider aus.
Überall auf den Stegen und Brücken liegen die Sonnenanbeter oder sie springen in die Förde-Fluten - der perfekte Sommertag. Dennoch sehne ich mich nach den letzten schweißtreibenden Wochen so ganz allmählich noch moderateren Temperaturen. Ab morgen Abend werde ich sie sicherlich haben.
Als ich schon von weitem auf ein einladendes, verwittert aussehendes, aber dennoch wie ein schickes Strandhaus wirkendes Gebäude aufmerksam werde und davor auch noch mehrere Strandkörbe sowie andere bequeme Sitzmöbel entdecke, beginnen die Synapsen zu arbeiten und senden mir ein eindeutiges Signal: APPETIT. Appetit auf ein leckeres Fischbrötchen. Hiervon werden in der "Fischbar" jede Menge angeboten - ausgefallen kreiert und mit viel Liebe zum Detail angerichtet. Die fröhliche und äußerst dynamische Mannschaft hinter dem Tresen ist wirklich "auf zack". Sie jungen Leute verbreiten gute Laune, geben einem das Gefühl, schon wie gute Bekannte hier ständig ein- und auszugehen. Gibt es Trinkgeld, wird eine Schiffsglocke geläutet. Und sie läutet oft … Verständlich, denn hier gefällt´s auch mir auf Anhieb … Klingeling …
Meine Wahl fällt auf Goldrauchmatjes im Mais-Brötchen, garniert mit geriebenem Holsteiner Apfel und knackigem Salat. Dazu ein kaltes, süffiges Störtebeker-Pils. Tut DAS gut, wenn der kühle Gerstensaft die Kehle hinunterrinnt. Eine Weile ruhe ich mich aus, genieße die Atmosphäre. Ich beobachte die Möwen, die aber komischerweise die Gäste gar nicht belästigen, sondern respektvollen Abstand halten.
Eine Jung-Möwe bettelt ihre Mutter (oder Vater, wer weiß das schon so genau) an, hüpft ihr (oder ihm) fiepend hinterher, wird aber immer wieder ignoriert. Armes Vögelchen. Fast bin ich geneigt, ihm einen Brocken meines Brötchens abzugeben. Was dann passieren würde, ist mir aber sonnenklar … Also lasse ich es lieber.
Eine Gruppe Segler mit jeder Menge farbenfroher Bötchen macht sich bereit, während ich auf Höhe "Sandhafen" ankomme. Wobei es sich bei "Sandhafen" keineswegs um einen Umschlagplatz des Baumaterials für Gebäude (oder für Kleckerburgen am Strand …) handelt, sondern um eine erst vor rund drei Monaten eröffnete Strandbar mit ganz viel Sand - mitten auf dem Wasser. Sieht sehr einladend aus, ist aber knackevoll, so dass ich meinen Besuch leider auf ein anderes Mal verschieben muss.
Auf der Höhe von "Gosch" wird der Blick über die Kieler Förde dann weit und man kann bis zum rund 11 Kilometer entfernten Ostseebad Laboe schauen, dessen markantestes Wahrzeichen, der 85 Meter hohe Turm des Marine-Ehrenmals, weithin sichtbar über die Förde ragt, wenn auch aus meiner Perspektive der Turm auf Stecknadelkopfgröße geschrumpft ist. Nur mit Zoom wird er ein wenig größer. Auf seiner Aussichtsplattform werde ich am Tag nach Rückkehr von meiner Norwegen-Reise stehen. Aber diesen Gedanken verwerfe ich in diesem Moment der Vorfreude auf AIDAluna ganz schnell wieder.
Gegenüber meines Standpunkts befindet sich "das schönst gelegene Kraftwerk Norddeutschlands", wie ein in Kiel lebendes Mitglied des "Wasserurlaub"-Forums immer so schön schreibt. Im Moment wird die Industrie-Kulisse von einigen kleinen Segelbooten etwas aufgehübscht. "Kiel - Sailing City". Nun weiß ich auch, warum die Stadt diesen Beinamen trägt. Man sieht sie überall: kleine und große Segelboote, auf dem Wasser oder vertäut an den Stegen. Hunderte …
An dieser Stelle mit dem freien Blick auf den weiteren Fördeverlauf beschließe ich umzukehren. Auch, weil der weitere Weg von einer unschönen Baustelle "verziert" wird. Vom Hotel bis hierher habe ich gut und gern rund drei Kilometer zurückgelegt. Und der Rückweg erwartet mich bei diesen warmen Temperaturen auch noch. Also wieder vorbei am Sporthafen sowie am Schleswig-Holsteinischen Landtag, dessen Gelände samt Rasenfläche und Skulpturen ebenfalls direkt an die Kiellinie angrenzt.
Kiellinien-Idylle ...
Die Wärme des Tages will dem unweigerlich einsetzenden frühen Abend einfach nicht weichen. Gut, dass ich immer wieder an kleinen Buden mit verschiedenen kühlen Getränken vorbeikomme, wobei der eine oder andere Verkäufer am frühen Abend vor der Hitze "in die Knie" gehen musste: Wasser ausverkauft. Schließlich ergattere ich aber doch noch eine Wasserflasche. Puh, das tut gut.
Wer sich jetzt wieder hervortraut, nachdem die Sonne hinter den das Helmholtz-Institut einrahmenden altehrwürdigen Bäumen verschwunden ist, das sind die Seehunde. Kurz kann ich sie durch eine der Spalten zwischen den einzelnen Panoramascheiben "einfangen", bevor sie wieder auf Tauchstation gehen.
Bei der institutseigenen "Littorina" mit Baujahr 1975 handelt es sich um ein in Ost- und Nordsee bis hinauf nach Norwegen im Einsatz befindliches Forschungsschiff der Universität Kiel. Direkt am Anleger des Helmholtz-Instituts ist es zu finden.
Am nach wie vor verwaisten Ostseekai lasse ich mich von der "Blauen Linie" - auch "Touristenführung" genannt - leiten. Einfach auf den - pardón - DEM Strich gehen und man wird praktisch mit der Nase auf alles gestoßen, was ein Gast während seines Kielbesuches nach Meinung der Tourismusbehörde von der Kieler Altstadt mal so gesehen haben sollte.
Ich lasse mich überraschen und werde kurz darauf in einem lauschigen zum Kieler Schloss gehörigen kleinen Park sehr nett, wenn auch etwas sehr stumm, begrüßt - von keinem Geringeren als Zar und Kaiser Peter III. von Russland und Herzog von Holstein-Gottorf. Okay: von einer ihm zu Ehren errichteten Bronzestatue. Meine Güte, was für ein Titel. Dabei wurde der Gute im Jahr 1728 mal unter dem ganz profanen Namen Carl Peter Ulrich geboren. Doch Titel und Ränge scheinen ihre Wirkung auch nach Jahrhunderten nicht verloren zu haben, denn vor lauter Ehrfurcht traue ich mich so gar nicht, auf dem bequem aussehenden Thron wenigstens mal kurz Platz zu nehmen.
Im Innenhof des Kieler Schlosses gibt´s noch mehr Kunst - erinnert mich irgendwie an "Walflossen im Trockendock" (wahrscheinlich ist das Wasser schon verdunstet) und ist nicht so ganz mein Geschmack. Hätte mich persönlich jemand vor die Wahl gestellt: "Ist das Kunst oder kann das weg?" - Ich glaube, ich hätte mich ziemlich spontan für letzteres entschieden.
Ich sehe schon, den Kunstbanausen scheint man mir hier etwas übel zu nehmen. Oder warum sonst guckt der Löwe so grimmig und brüllt mich an?! Der in der direkt nebenan befindlichen Einfahrt wartende Taxifahrer guckt auch so komisch, als ich meine Kamera in Position bringe. Wahrscheinlich wird dieses Kieler "Kleinod" sonst eher selten als fototechnische Reiseerinnerung mitgenommen … Egal, mich kennt hier keiner.
Weiter geht´s durch verschiedene Straßenzüge … Dänische Straße, Holstenstraße, Alter Markt… Bis ich irgendwann mitten im Herz der Kieler Altstadt vor der Sankt Nikolai-Kirche stehe. Diese aus dem Jahr 1242 stammende Kirche ist das älteste Gebäude von Kiel.
In der Nähe der Sankt Nikolai-Kirche und rund um den Alten Markt und die Holstenstraße tobt das Leben, da steppt der Bär. Viele Menschen überall. Multi-Kulti, Restaurants, Biergärten. Und gleich nebenan das große Einkaufszentrum "Sophienhof" mit rund 120 Geschäften. Nach Einkaufen steht mir heute nicht der Sinn. Nur zwei kleine Erledigungen müssen sein: Ich brauche schöne Postkarten für erste liebe Grüße nach Hause, wo man sich immer über "farbiges Futter" im Briefkasten in Form von bunten Postkarten aus aller Welt freut. Und dann brauche ich auch noch ein paar kleine Flaschen Wasser für heute Abend und die (sicherlich schweißtreibende) Nacht in meinem aufgeheizten Dachzimmer.
Schon fast wieder auf dem Weg nach draußen entdecke ich einen einladend aussehenden asiatischen Imbiss, wo ich mir ein äußerst leckeres und ziemlich scharfes Essen gönne: Hühnchen in Kokos-Curry-Sauce mit Gemüse und Nudeln - total lecker. Aber scharfes Essen (was ich wirklich liebe) bei warmen Temperaturen … Ich wollte es ja so. Ein schattiger Biergarten an der Holstenstraße kommt mir da gerade recht. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals unter einem so derart dichten ausladenden Kastanienblätterdach gesessen zu haben. Hier ist es ganz schön dunkel. Damit ich auch sehe, was ich trinke, wähle ich ein helles "König Pilsener" :. Und davon einen halben Liter, den ich in kürzester Zeit regelrecht "verschlinge". Zwar nicht "auf ex", aber immerhin. Diesen schattigen Ort nutze ich auch gleich, um zwei Postkarten für die Lieben daheim mit meinen ersten Erlebnissen an der "Waterkant" zu beschreiben.
Noch ein kleiner Bummel durchs historische Zentrum, wo ich auch den Kieler Zeitungsjungen treffe und einen Briefkasten für meine Post finde. Mein Hotel ist nicht weit entfernt, so dass ich meine Getränkeflaschen erst einmal ablade, um sie nicht länger mit mir herumschleppen zu müssen. Also kurz zurück ins Rotlichtviertel, wo die ersten roten Lichter im Licht des bevorstehenden Sommerabends nach und nach angehen.
Auf dem Weg dorthin dringt von irgendwo hinter den Häusern Musik herüber. Das macht mich neugierig und ich folge der "Klang-Spur". Immer mehr Menschen zieht es gemeinsam mit mir in diese Richtung. Schließlich lande ich am Bootshafen. Hier findet alljährlich an mehreren Wochenenden im Juli und August der sogenannte "Bootshafensommer" statt. So auch an diesem. Er steht unter dem Motto "Kultur und Segeln im Herzen der Innenstadt". Kostenloser Eintritt, jede Menge Grillgut und bunte Getränke und eine schwimmende Bühne, auf der mehr oder weniger bekannte Bands tolle Musik spielen. Hier muss ich nachher nochmal vorbeischauen.
In meinem Dachgeschosszimmer scheint es inzwischen noch wärmer geworden zu sein. Zwar erreicht die Abendsonne nunmehr nur noch die Spitzen der umliegenden Hausdächer, jedoch tut das der Wärme keinen Abbruch. Auch sammeln sich die ersten Möwen und schnattern lautstark miteinander.
Außerdem gucken die so grimmig … Ich hab´ ihnen doch gar nichts getan?! Ich habe ja noch nicht mal versucht, sie zu verscheuchen, was wahrscheinlich sowieso nichts bringen würde.
Es ist erst 20 Uhr und der Sommerabend zu schön, um ihn in einem stickigen Hotelzimmer zu verbringen. Mich zieht´s noch einmal - na klar - ans nur wenige hundert Meter entfernte Wasser. Auch wenn es schönere Kulissen gibt, so liebe ich doch so sehr die abendliche Stimmung am Wasser, die ich hier bei den historischen Booten des Kieler Schifffahrtsmuseums und umgeben von etlichen Anglern genieße.
Die Sonne zieht ihr goldenes Kleid an, bevor sie hinter den Horizont sinkt. Alle Farben werden weicher, die Landschaft kommt zur Ruhe. Abendfrieden. Es ist einfach schön.
Grau in Grau - die perfekte Tarnung. Ich habe sie trotzdem entdeckt
Doch nun nochmal in Richtung Bootshafen, der eigentlich gar kein richtiger Hafen ist, sondern eine Art spitz zulaufendes viereckiges künstlich angelegtes Wasserbecken mit Open Air Bühne, direkt an der Kaistraße und unweit des Schwedenkais gelegen.
Mit jedem Meter wird die Musik lauter, gute Laune verbreitend, auch wenn ich weder die Bands noch die Songs kenne. Es liegt wohl an der perfekten Stimmung eines lauen Hochsommerabends am Meer, von der ich mich spontan anstecken lasse und eine Weile den Klängen lausche. Irgendwann merke ich jedoch, dass ein langer Tag hinter mir liegt. Ich werde müde. So zieht´s mich gegen 21:15 Uhr in mein Hotel zurück. Auch wenn ich schon jetzt weiß, dass es im wahrsten Sinne des Wortes "eine heiße Nacht" werden wird.
Ein kurzer Anruf zu Hause, wo es auch heute wieder schweißtreibend heiß war. Das "Heute-Journal" schaue ich mir noch an. Dieser Wetterbericht … Oh je … Weit und breit nach wie vor kein Regen in Sicht. Und nächste Woche wird möglicherweise in Deutschland die 40 Grad-Marke geknackt.
Tja, wie kühle ich jetzt meine Wasservorräte?! Zumal der Stöpsel im Waschbecken noch nicht mal das Wasser hält, in das ich die Flaschen hätte legen können, wenn auch das nicht wirklich Abkühlung gebracht hätte. Okay, dann eben Sprudelwasser lauwarm …
Aus der Dusche kommt nach wie vor kein kühleres Wasser, also auch nichts mit Abkühlung. So liege ich schließlich gegen 22:30 Uhr bei weit geöffneten Fenstern im Bett, berieselt von den Bässen des "Bootshafensommers". Das Gelände ist nicht weit entfernt. Ich drehe mich hin und her, finde einfach keinen Schlaf. Diese Wärme …
Das wird eine lange Nacht, befürchte ich.
Schlaflos in Kiel … - Na dann, gute Nacht …
☼ ☼ ☼ ☼ ☼ ☼ ☼ ☼ ☼ ☼ ☼ ☼ ☼ ☼ ☼ ☼ ☼ ☼ ☼ ☼ ☼ ☼ ☼ ☼
... Hier geht´s zum vorherigen Kapitel: Das Land, das die Seele streichelt: NORWAY – My endless Love ♥ Mit AIDAluna in die „Arme des Meeres“, 4. – 11. August 2018
Kommentare 8