23. April 2016
Wieder geht es „on Tour mit Mutti“. Mutti mit ihren zwei Töchtern und diesmal ist wieder die Enkeltochter dabei. Das wird was geben. Eine Weile vor der Arbreise schon Aufregung genug bei mir, der Organisatorin dieser Reise. Ausgerechnet jetzt gibt es Gleisbauarbeiten auf meiner Anfahrtsstrecke und es heißt, dass es auch ab Hannover zu Unpünktlichkeiten kommen könnte. Für uns junge Frauen kein Problem, aber für Mutti mit ihren inzwischen 86 Jahren ist eine Zugverspätung und ein verpasster Anschlusszug eine mittlere Katastrophe. Ein Glück, mein Reisebüro hat sich um dieses Problem gekümmert und für uns die beste Lösung gefunden; so kann ich der Reise gelassen entgegen sehen. Aber … weil ich doch ein Schisser bin, reisen wir einen Tag vorher nach Kiel und schlafen im Hotel. Ideal für uns vier. Das jüngste Mitglied unseres Familienkreises kommt mit dem Flex-Bus nach Kiel. Mal gucken, was sie zu erzählen hat.
Aber jetzt erst mal der Reihe nach. Ich fahre aus dem Süden wie gewohnt in den Harz, um mit Mutti den Koffer zu packen und sie auf die Reise einzustimmen. Sie kann es kaum erwarten. Mein Zug fährt natürlich nicht pünktlich. Zwischen Kassel und Göttingen fährt der ICE gemütlich die alte Bahnstrecke, sehr langsam. Ergo komme ich knapp in Göttingen an und dort wartet ein Schienenersatzverkehr auf mich. Der Busfahrer steht nervös an der Tür, seine Abfahrtzeit ist überschritten und ruft rüber „wollen sie mit?“ „Ja“, hechle ich schnaufend raus, weil ich echt gerannt bin. Die, die normal gegangen sind, werden das Nachsehen haben, schießt es mir durch den Kopf. Kaum drin im Bus, zack, Tür zu und weg bin ich. Der Rest ist schnell erzählt, meine Schwester holt mich am Busbahnhof ab. Schnell noch in den Supermarkt, eine Flasche „Wohlstandsbrause“, sprich Sekt kaufen, mit dem werden wir auf die Reise anstoßen und entspannt packen wir Muttis Koffer. Ich bin so was von müde und Mutti sollte auch ins Bett, denn der nächste Tag wird sicher lang werden.
24. April 2016 - Anreise nach Kiel (neuer Hafen für Mutti)
Oh je, der Tag fängt schon wieder gut an. Wir, also Mutti und ich stehen auf dem Balkon und warten auf die Taxe. Sie kommt nicht. Ich schau zur Vorsicht noch am anderen Fenster raus, da steht auch keine auf dem Parkplatz. Also jetzt wird es Zeit, der vereinbarte Zeitpunkt ist verstrichen. Wir schnappen die Koffer und warten dann mal auf dem Parkplatz. 20 Minuten verstreichen, Taxi kommt immer noch nicht. Mutti ist schon aufgeregt - ich rufe meine Schwester an, die ja auch noch abgeholt werden soll. Wo sie denn mit der Taxe bliebe, ihre Antwort ist nur: „Hää?“ Dann kommt von ihr, der Taxifahrer sollte erst uns abholen und dann sie. Anruf bei der Taxizentrale, der Taxifahrer sei da gewesen und hat niemanden gefunden. Können wir nicht verstehen, aber das ist jetzt auch egal. Eine Kollegin wird kommen. Mein kritischer Blick auf die Uhr ist eigentlich überflüssig. Ein Glück, in weiser Voraussicht habe ich genügend Zeit eingeplant, dass sogar noch ein Stau zu verkraften wäre. Der Taxifahrerin ist es sehr unangenehm, dass wir solch eine Aufregung hatten und was macht Mutti? "Ach wissen sie, zum Glück war ja noch ein Fahrer frei und kommen doch noch zum Bahnhof. Ich will mir nicht vorstellen, wenn jetzt niemand Zeit für uns gehabt hätte. Dann wäre aber was los gewesen ...!"
Ein Glück, die Straße ist frei und wir atmen alle auf. Wir
wollen ja wie immer, noch einen Kaffee in Göttingen trinken und dafür langt die
Zeit trotzdem noch. Das hat uns sehr versöhnt und die Gesichtszüge sprechen Bände.
Über Hamburg geht es dann nach Kiel. Der Kontrolleur schaut auf meine Fahrkarte: „So so, 3 Personen?“ Ich: „Ja, Mutter mit zwei Kindern!“ Er grinst, meine Mutti ruft laut und deutlich: „Ich bin die Mutti!“ Inzwischen amüsieren sich die Mitreisenden schon und alle spielen das Spiel mit. Der nette Mann zieht eine Kinderfahrtkarte aus der Tasche, ich soll sie ausfüllen und dann brav zum Bordbistro gehen. Dort würde eine Überraschung auf mich warten, meint der Schaffner. Also gut, ich gehe hin und komme strahlend wieder.
Es gab für mich ein Malbuch, Buntstifte, ein kleines Büchlein und ein Schlafwagenmodell. Ein paar Minuten später taucht der Schaffner wieder auf, in der Hand ein Malbuch, Stifte und Memory. „Für das andere Kind“ sagt er in Richtung Mutti, „damit die Kinder sich nicht streiten!“ Großes Gelächter, tja, die Bahn kann auch ganz nett sein. Dankeschön.
In Kiel war ich schon mal vor vielen Jahren, kann mich an die Stadt selbst aber nicht erinnern – nur an irgend so ein Denkmal. Unser Hotel liegt direkt am Bahnhof, perfekt. Die Zimmer liegen nebeneinander und sind recht großräumig. Aussicht ist auch toll.
Später bummle ich mit meinem Schwesterherz am Wasser entlang, die riesigen Fähren haben mich beeindruckt, sie sehen ganz gut aus. Wir genießen noch ein paar wärmende Sonnenstrahlen im Außenbereich eines netten Cafe’s. Mutti sitzt im Hotel am Fenster, schaut auf das Wasser und liest ihre Zeitung.
Gegen späten Nachmittag kommt meine Tochter mit dem Fernbus über Hamburg angereist. Boah, es war heiß
im Bus und auch voll. Ansonsten okay. Das Umsteigen in Hamburg am ZOB war kein
Problem und nun ist das vierer Kleeblatt komplett. Der Hunger meldet sich bei
uns. Meine Schwägerin hat uns ein paar Kopfwärmer gehäkelt, soll ja kalt sein
im Norden oben. Was sehen wir doch toll aus.
Nun aber los, gegenüber liegt ein nettes Restaurant und da „schlagen wir uns mal den Bauch voll“, wie Mutti meistens sagt – wenn es eine reichliche Auswahl gibt. Das kleine Leckerli als Nachtisch ist so, wie Mutti es zeigt, SPITZE.
Ein Glas Rotwein noch und gute Nacht – morgen geht es auf die Luna.
25. April 2016 - Kiel
Viel einzupacken haben wir ja nicht, denn es gab ja nicht viel auszupacken! Frühstück im Hotel war gut und reichhaltig: Ich flitze noch schnell zum Bahnhof zurück, dort wartet ein Paar, welches ich von der letzten Transasientour her kenne und denen möchte ich noch Hallo sagen. Sie sind am Morgen mit der Luna in Kiel angekommen. Ach, ist es schön, wenn man liebe Mitreisende nochmal sehen kann. Um halb elf steigen wir in die Taxe, die uns zum Anleger bringt. Wir hätten auch mit dem AIDAshuttle fahren können, aber mit der Taxe waren wir einfach an keine Zeit gebunden.
Mutti’s Augen strahlen, als sie das Schiff sieht. „Meine Aida, da ist sie ja schon!“ Im Terminal ist es noch relativ ruhig. Ein paar Fotos und schon sind wir auf der sogenannten Überholspur am Schalter des Check-Ins.
Die Bordkarte hängen wir an die mitgebrachten Bändchen und los geht es an Bord.
Mutti ist gespannt auf unsere Kabine. Ich habe ihr nicht verraten, dass wir wieder die schöne große Suite achtern haben. „Kinder, da habe ich wieder Trainingsstrecke“, sagt sie auf dem Weg dorthin. Am Ende des Ganges öffnen wir die Tür und sie sagt „Kinder, der Hammer – wieder der große Balkon. Das ist aber toll.“ Auch meine Tochter staunt über den vielen Platz, zwei Räume für uns und dann noch der Balkon. Cool, sagt sie und freut sich.
Auf dem Bett liegen diverse Mitteilungen von AIDA, Gutscheine verschiedener Art, – auch von unserem Reisebüro, damit wir nicht verdursten. Mutti fragt nach, ob auch für die Handy's alles dabei ist. Inzwischen weiß sie, dass das junge Volk auch an Bord mit der Außenwelt verbunden sein möchte. "Alles da Mutti!" sagt meine Schwester. Auf dem Balkon warten schon die Liegen und Stühle, dass wir sie in Beschlag nehmen.
Die Taschen werden abgestellt, Wertsachen im Safe verstaut und wir gehen zum Mittagessen ins Weite Welt-Restaurant. Wie das durftet dort und es gibt so eine reichhaltige Auswahl. Nein, an Kalorien, Fettgehalt und so weiter wollen wir jetzt nicht denken und auch nicht dran, ob wir zunehmen. Guten Appetit, alles ist lecker. Mutti umrundet die Auslagen und kommt erstmal mit einem richtigen Salat zurück. "Fangen wir mal klein an", ihr Kommentar dazu. Nach dem Essen drehen wir noch eine kleine Deckrunde und dann geht es zurück - ja, Treppen laufen ist gut für die Figur.
Die Koffer sind in der Kabine, als wir wieder zurück sind. Mutti macht ein Mittagsschläfchen und dann bringt unser junger Boy (Muttis Ausdruck) den mit Eis gefüllten Kühler samt Champagner, dann noch einen Obstteller und Pralinen. „Menschenskinder, was für ein Luxus“, sagt Mutti. Wir gönnen ihr diesen Luxus von Herzen, denn sie hat es verdient verwöhnt zu werden.
Ich mach mich kurz auf den Weg, um unsere Reservierung für das Rossini zu bestätigen. Zwar haben wir für den ersten Abend eine Einladung dort hin, aber wir würden gerne in Göteborg zum „Rossini einmal anders“ gehen. Klappt, Tisch reserviert.
Mir gefällt der Reservierungsschalter für das Buffalo und Rossini und die Restaurantleiter Lars Michl und Patrica Calderon Böhme sind sehr sympathisch. Patricia treffen wir morgen früh im Buffalo wieder, wo wir frühstücken werden. Im Theatrium sehe und höre ich das Trio Los Argonautas.
Der nächste Termin steht an: Seenotrettungsübung. Ich lege den 3 Mitreisenden die Westen an, bin ja geübt. Die SNÜ ging fix über die Bühne, obwohl, ein Paar hat gefehlt, wurde aber noch gefunden. Nach etwas Gedränge, was ja fast normal ist nach der Übung, erreichen wir die Kabine und verstauen die Westen im Schrank.
Meine
kleine Schwester ist die Hellste auf dem Planeten, denke ich so bei mir. Sie
hat eine mini Bluetooth-Lautsprecherbox mitgebracht. Dem ersten Sail away steht nichts mehr im Wege.
Zum Auslaufen der Luna, trinken wir den Champagner mit Mutti auf unserem Balkon und lauschen dreimal dem Sail away-Song. Ist ganz schön kalt draußen, doch mit den warmen Jacken können wir es gut aushalten. Und fast gleichzeitig sagen wir: "Ein Glück, es ist trocken!!!!!"
Die Landschaft gleitet an uns vorbei, Villen, Strände, Windmühlen und auch das Denkmal, das ich noch vor Augen habe. Als Mutti die Strandkörbe erblickt meint sie nur: "Ich glaube, die warten auf Sonne hier!"
Die Welcome-Party wurde heute ins Theatrium verlegt und die gefüllten Sektgläser warten drauf, geschnappt zu werden. Auf der Bühne stehen der General Manager Marcel David und Entertainment Manager Thilo Ebbighausen und heben ihr Glas und rufen uns zu „Sie haben Urlaub“. Marcel David habe ich kurz vor seinem Auftritt neben der Bühne getroffen. Schön ihn wieder zu sehen, wir waren ja im November auf der langen Tour von Antalya bis Bangkok auf dem gleichen Schiff gewesen.
Nach der Show „Let Me Entertain you“ bringen wir Mutti auf die Kabine und ihre drei Täubchen verschwinden noch zu einem Absacker in die AIDAbar, wo die Band Buddies&Soul spielt.
Es ist nicht viel los und so entscheiden wir: Anytimebar. Boah, voll ist es dort. Cocktail trinken, eine Runde tanzen und dann sind wir schon wieder auf Deck 7. Mutti hat noch große Augen, sie wartet immer bis alle vollzählig zurück sind. Wie gewohnt und möchte genau wissen, was wir gemacht haben. Ich lese noch das Programm für den morgigen Seetag, da sehe ich durch die Balkontür die Lichter der großen Brücke auftauchen.
Schlaft gut, klingt es zwischen den Räumen. Ich unterhalte mich leise mit meiner Tochter, denn wir haben uns eine Weile nicht gesehen und beratschlagen, was wir die nächsten Tage machen werden. Sie möchte auf jeden Fall Sport machen und ja, auf Ausflüge freut sie sich auch.