28. April 2016, Kopenhagen/Dänemark Wetter: wechselhaft, 7 Grad
Einladend sieht das Wetter nun nicht aus, als wir uns zum ich weiß nicht zum wievielten Male wir uns Kopenhagen nähern. Aber welch ein Wunder, es gibt sogar etwas Himmelblau zu sehen. Nun drücken wir mal die Daumen, dass es so bleibt.
Meine drei Familienmitglieder bleiben an Bord, Sport machen und einfach das Schiff für sich haben, ist deren Devise. Ich habe vorsichtshalber gleich meine Windjacke mit Kapuze angezogen. Und, kaum bin an Land, nieselt es. Mist, da wird es schwierig, Fotos zu machen. Ich laufe trotzdem los. Diesmal möchte ich ein paar neue Perspektiven der Stadt einfangen. Mal sehen, ob es mir gelingt. Mutti erteilt mir noch kurz bevor ich ab düse die Order „Wenn du Glück hast, steht jemand hinter der Gardine im Schloß und du kannst winken!“ „Ha ha, dann machen bestimmt das Fenster auf und rufen „Huhuuuuuuuuuu“ zu mir runter“. Wir brechen in schallendes Gelächter aus in der Kabine und Mutti verzieht sich auf ihr Bänkchen am Fenster und schaut runter auf die Anlegestelle.
Kopenhagen hat ja eine Menge zu bieten, das haben die vergangenen Besuche ja gezeigt. Museen, Schlösser, Parks und viele Monumente. Nicht umsonst wurde die Stadt im Jahr 1996 offizielle Kulturhauptstadt Europas. Als Besucher findet man hier maritimes Flair, ländliche Ruhe aber genügend städtischen Umtrieb. Als Fußgänger hat man es gut, denn Kopenhagen hat den Autoverkehr weitgehends aus der Stadt verbannt. Grund war der Schutz der Bürger gegen die zunehmende Luftverschmutzung und auch, damit die vielen historischen Gebäude nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Na, das Lob ich mir doch.
Im Langelinie-Park stehen die japanischen Kirschbäume in voller Blüte und wie gehabt, drängen sich die Japaner und andere Asiaten unter den Bäumen, um Erinnerungsfotos zu schießen. Am Anleger für die Hafenrundfahrt ist nichts los, wahrscheinlich weil das Wetter nicht so toll ist. Das haben wir ja auch schon erlebt ... Regen bei der Hafenrundfahrt, da kann man nicht wirklich viel sehen durch die nassen Fenster der Boote.
Es ist
auch auffallend an Kopenhagen, man fährt hier mit Begeisterung Rad und so gibt
es auch an vielen Stellen diese Fahrrad-Verleihstationen.
Das gleiche Schauspiel der Drängelei auch bei der Kleinen Meerjungfrau. Ein Glück, ich kenne eine Stelle, da kommt kein Mensch mit aufs Foto – nur die Kleine! Mein lieber Schwan, da kann man aber nicht gut durchschwimmen. Als er das realisiert, macht er eine Kehrtwende und schwimmt in eine andere Richtung davon.
Siehe
da, am Gefion Brunnen habe ich nun heute viel Glück. Ich habe ihn schon
gesehen, als das Wasser lief. Heute kommt kein Tropfen und sofort ist es
menschenleer hier. Wer hat schon Interesse an einem Brunnen, wo kein Wasser
sprudelt? So habe ich freie Bahn, den Brunnen mal zu umrunden. Der
Brunnen wird übrigens auch Wunschbrunnen genannt. Nun gut, ich wünsche mir
heute, dass meine Mutti noch ein paar Reisen mit ihren Kindern machen kann,
weil es ihr so viel Freude bereitet. Die Wolken spiegeln sich im Kanal vor
dem Kastellet– alles sieht inzwischen wieder gut aus.
Der Himmel hat zum Glück die Wassersprühdüse abgestellt. Das Kastellet ist die einzige vollständig erhaltene Festungsanlage in Kopenhagen. Von oben sieht die Festungsinsel aus wie ein Stern. Gleich nebenan steht die im gothischen Stil erbauten St. Alban's Church.
Ich
laufe mir vertraute Straßen entlang, schaue
durch die Fenster in kleine Cafe's, in denen Leute gemütlich sitzen. Draußen will gerade niemand sitzen. 7 Grad sind ja auch keine Temperatur, für ein Tässchen Kaffee im Freien. Dann doch lieber drin sitzen und nicht frieren.
Ich bin ein Fan der Fassaden mit den Figuren und Verzierungen, irgendwie nostalgisch finde ich. Na gut, dort drin zu wohnen ist schon eine andere Sache, man muss hohe Räume, knarrende Fußböden lieben und Lust auf Treppen steigen. Ob die wohl Fahrstühle in den Gebäuden haben? Auch dieses Gebäude gefällt mir sehr. Mit viel Liebe zum Detail ist der Eingangsbereich des Hotels gestaltet worden.
Auch
das Designmuseum erkenne ich wieder. An einer kleinen Säule kleben bunte
Aufkleber, ich bin auch nicht schlau geworden – was da stattgefunden hat.
Interessant ist auch die Fassade der Saint Ansgar's Chatredal. Aufpassen muss
ich schon, wenn ich immer nach oben schaue, könnte ja jemanden umrennen.
In der Sonne glänzen die Kuppeln der St. Aleksander Nevsky Church, es ist die einzige russisch orthodoxe Kirche in Kopenhagen. Sie wurde 1883 eingeweiht.
Heute nehme ich mir die Zeit und schau in die Frederikskirche rein. Draußen wird mächtig gebuddelt. Die Kirche wurde am 18. August 1894 geweiht.
Die Kuppel hat ein immenses Durchmaß, ganze 31 Meter und ruht auf Säulen. Besonders gut gefallen mir auch außen die riesigen Statuen bekannter Theologen.
Auch im Inneren kann man viel Zeit verbringen. Die Gemälde in der Kuppel sowie der Altar sind sehenswert. Ich muss weiter, denn ewig Zeit habe ich ja nicht. Wenn ich nicht rechtzeitig zurück, macht sich Mutti Sorgen und das möchte ich nicht. Überhaupt macht sie sich eigentlich nicht so viele Sorgen um die Kinder, aber wenn wir unterwegs sind - dann schon. Man könnte sich ja verlaufen, einen Unfall haben oder sonst was. Auf dem Schiff lachen wir manchmal über sie, wenn am Abend jemand der Rasselbande fehlt. Einmal sagte sie "Hoffentlich hat sie sich nicht verlaufen auf dem Schiff". "Mutti, es gibt auf jedem Deck 2 Treppenhäuser und auch Fahrstühle, da hängen die Deckpläne und man kann sich orientieren, wo man gerade ist und findet so den Weg ganz schnell, wo man hin will" geruhigte ich sie. "Ich glaube eher, da ist jemand in einer Bar hängen geblieben, mach dir keine Sorgen!"
Auch der Hoejbrods Plads ist ein Ort zum Verweilen. Der Reiter auf dem Sockel ist Christian X. Mir gefällt es, in Kopenhagen gibt es sooo viele Statuen - in den Parkanlagen und auch in der City.
Nächstes Ziel ist der Nyhaven, da ist es wunderschön. Segelboote liegen dort, es gibt nette Restaurants und natürlich auch die Eisdielen, die immer eine kleine Verführung parat haben.
Der Nyhaven blickt auf eine lange Geschichte zurück. 1671 ließ König Christian V einen Kanal graben, um den Hafen mit dem Stadtzentrum zu verbinden. So war es dann möglich, dass die Segelschiffe dort anlegen und entladen wurden. Ein Blick auf die Uhr, ich habe nicht mehr so viel Zeit – aber für einen Espresso reicht es noch. Gemütlich sitze ich im Cafe und schau dem Treiben an der Promenade zu.
Die Tür zum Royal Danish Theater (Königliches Theater) steht offen und ich werfe einen Blick in die Empfangshalle. Und, das wird Mutti bestimmt nachher sagen, wenn sie die Fotos anschaut „Oh, du hast heute aber doch noch einige tolle Orte gefunden, für die du früher kein Auge oder keine Zeit hattest.“
Ein architektonisch interessantes Gebäude – nicht nur von außen. Hauptsächlich werden hier Ballettaufführungen und kleinere Opernproduktionen gezeigt. Alles andere an Oper, Schauspiel und so werden in dem neuen Königlichen Opernhaus (das Gebäude liegt in der Nähe der Anlegestelle) und dem im Jahre 2008 eröffneten Schauspielhaus zu sehen und zu hören.
Gleich
gegenüber das „Magasin du Nord“ - nein, wir sind nicht Frankreich, denke ich
mir so. Was für ein Prachtbau – könnte auch in Paris stehen.
Natürlich schaue ich rein. Ein Kaufhaus der besonderen Art – ein wenig wie das Lafayette in Paris. Exklusive Labels und Dinge, die Frauenherzen schneller schlagen lassen. Bei den Schuhen bleibe ich stehen und überlege, für welchen Anlass ich sie gebrauchen könnte. Wie süß, Pumps mit Mickymausohren dran - Sachen gibt es. Wenn Mutti das Foto sieht, kommt bestimmt "kannste anziehen, wenn Karneval ist und du als Mausi gehst".
Zuerst
denke ich, es ist ein Hotel, doch beim näheren Hinsehen entdecke ich – es ist ein
traumhafter Schokoladenladen bzw. es dreht sich alles um die
Kakaobohne. Ich werde schwach und kann nicht widerstehen. Schokolade aus
100 % Kakao und ein Basilikum-Pesto mit gerösteten Kakaobohnenstückchen landen
in der kleinen Einkaufstasche.
Ich
lass mich durch die Straßen treiben und entdecke immer wieder neue Blickwinkel.
Wäre Mutti jetzt dabei, würde sie garantiert sagen: "Meine Lieben, was
meint ihr? Haben die Jungs nicht einen goldigen Hintern?"
Ja, Mutti hat Humor und bringt uns oft zum Lachen. Ich laufe durch die Gegend und betrachte vieles durch die Linse meiner Camera, wie den Storch-Fontänenbrunnen. Es gibt so viele Stellen in der Stadt, die neu sind für mich und so füllt sich die Speicherkarte meiner Camera sehr schnell. Der Akku tut zum Glück noch. Das Rathaus erkenne ich wieder, ebenso die Erlöserkirche mit dem gedrehten Turm. Irgendwie habe ich mich total verfranst beim kreuz und quer laufen. Als ich auf den Stadtplan schaue, bin ich doch ein ganzes Stück vom Hafen entfernt. Die Uhr an der Holmenskirche erinnert mich daran, wie spät es ist.
Am Schloss Amalienborg stehen die Wachen stramm und es ist hier erstaunlich wenig los. Einsam steht die Statue von Frederik V auf dem Sockel, leicht feucht geworden.
Aufmerksam betrachte die vielen Fenster. Da tut sich nichts hinter den Gardinen, werde ich nachher erzählen. Kein König, keine Prinzessin, nichts ... Sind ausgeflogen!
Vorbei an dem runden Springbrunnen an der Promenade kann ich gegenüber die Moderne Oper der Stadt sehen und bei der königlichen Anlegestelle hängen
die Fahnen nass an der Stange. Ungemütlich ist es, auch mir tropft das Wasser mir ins Gesicht!! Ich erreiche unsere Anlegestelle. Da kommt mir meine Tochter entgegen. Wir flüchten in die Ladenzeile und versuchen später unser Glück, den Skulpturenpark mit der Camera einzufangen.
Den Rest des Nachmittags verbringt das Kleeblatt gemeinsam; Kaffee trinken und dem Showensemble bei den Proben zuschauen. Mutti macht ein Schläfchen und die Jüngste lässt sich im SPA verwöhnen. Ich sortiere meine Fotos auf dem Tablett, damit Mutti sie nachher noch anschauen kann, wenn Zeit bleibt. Ansonsten machen wir das morgen auf der Heimfahrt.
Im Weite Welt-Restaurant gibt es heute die leckeren Hummerteile und Kaviar, das mag sogar Mutti inzwischen. „Aber bringt mir bitte auch etwas Lachs mit“, rief sie meiner Schwester hinterher. Die Torte ist zwar schon angeknabbert, aber sie sieht wirklich super aus. Das muss man schon sagen, die Bäckerei hat das toll gemacht . Überhaupt, sind wir mit dem Essen und den Restaurants sehr zufrieden. Alles gut und auch der Service, es gibt nichts zu meckern!
Und dann legt die Luna auch schon ab. Vorbei an der kleinen Insel mit dem Kastell und großen Windrädern macht sich unser Schiff auf den Weg nach Kiel. Die bekannte Öresundbrücke glitzert ein wenig in der untergehenden Sonne.
„Fiesta de la Luna“, auf der Bühne stehen unser Kapitän Marc-Dominique Tidow, Marcel David und Thilo Ebbinghausen um die Gäste zu verabschieden. "Der Kapitän sieht sehr nett aus", flüstert Mutti leise. Da hat sie recht und Humor hat er auch noch dazu. Es gab genug zum Lächeln bei dem Auftritt der drei "Weißhemden" auf der Bühne.
So Leute, das war es dann mit unserer Reise. Mutti schaut ein wenig traurig, dass sie jetzt schon so gut wie vorbei ist. Ich zwinkere meine Schwester an und flüstere ihr zu „Ich war bei der Reiseberaterin Anne und habe für 2017 gebucht – 7 Tage diesmal!“ Inzwischen läuft die Show „Beat Club“, die Musik kennt sogar unsere Mutti noch und sie hat Freude dran, zuzuhören.
Nach der Show verschwinde ich aufs Pooldeck, es gibt eine Lasershow und die hellen Lichtblitze lassen das Pooldeck in buntem Licht erleuchten. In unserer Suite ist jetzt Koffer packen angesagt und dann sagen wir Mutti „Gute Nacht“. Die anderen zwei haben keine Lust mehr auf Disco und so gehe ich kurz alleine in die Anytime-Bar, noch einen Cocktail trinken. Spät wird es nicht, denn am nächsten Tag haben wir noch eine lange Rückreise vor uns.
29. April 2016 , Kiel
Ein Glück, wir müssen nicht hetzen. Ein letztes gemütliches Frühstück im Buffalo. Wir schnappen unsere Koffer, bestellen ein Großraumtaxi für unser ganzes Gerödel und ab geht es zum Busbahnhof. Diesmal fahren wir alle 4 mit dem Flex-Bus erst mal nach Hamburg. Umsteigen
kein Problem, den ZOB kennen wir ja vom Transfer zum Hafenterminal in Altona. Der
Anschlussbus ist pünktlich da und es geht weiter in Richtung Vorharz. Ein
letztes Mal noch umsteigen in den Zug und um 19:30 Uhr sitzen Mutti und ich in
ihrer Wohnung, schauen uns die Fotos der Reise an.
Ich habe wieder ein paar AIDA-Pralinen mitgebracht und mit einem kühlen Bier stoßen wir auf die schöne Reise an, die wir vier zusammen hatten. Ich verrate Mutti jetzt noch, dass wir ganz sicher nächstes Jahr wieder eine Tour zusammen machen. Sie meint dann lachend: “Kinder, ihr seid gut. Dann habe ich wieder was vor!“ Da bleibt mir eigentlich nur übrig zu sagen: „Mutti, das glaube ich auch und sieh zu, dass du ordentlich trainierst mit dem Laufen. Denn da heißt es sieben Tage lange Gänge laufen. Wir haben die gleiche Suite, wie diesmal. Und Danke, dass wir mit dir fahren durften. Und wenn der Reisebericht fertig ist, schicke ich meiner Schwester den Link. Dann kannst du sehen, was über dich im Internet steht!“
Das gefällt ihr immer, denn da hat sie was zu erzählen, in ihrem Seniorenkreis und auch bei ihrem Hausarzt. Der ist erfreut, dass das Reisen unsere Mutti so richtig aufleben lässt und dass sie sich jetzt schon auf die nächste Reise freut.
Auch über diesen Teil der Reise habe ich einen kleinen Film gemacht, denn es gab ja so viel zu fotografieren