Wer kann diesen roten Lippen schon widerstehen?!
Blick über den Faleidfjord. Es könnte so schön sein, wäre da nicht diese "Fahne" …
Auf meinem Weg ins Orts-"Zentrum" - wenn man bei diesem beschaulichen Fleckchen Erde überhaupt von "Zentrum" sprechen kann - treffe ich vor dem Schiff auf eine Frau mit ihrem im Rollstuhl sitzenden Vater. Ich bitte die Frau, ein Foto von mir vor der Luna zu machen, was sie sehr gern tut. Die Beiden freuen sich dann sehr, als ich ihnen anbiete, auch ein Erinnerungsfoto von Vater und Tochter zu machen. Einmal mehr merke ich, wie schnell man Menschen auch mit kleinen Dingen glücklich machen kann. Der alte Vater freut sich so sehr darüber, dass ich mir fürs Foto gern etwas Zeit nehme und die beiden mehrmals ablichte. Ich gehöre nicht zu denjenigen, die eben mal schnell auf den Auslöser drücken. Nein, das Foto soll schön werden. Auch wenn ich die Beiden nach meiner Reise sicherlich niemals wiedersehen werde - ihr gemeinsames Foto soll sie noch lange als schöne Erinnerung an eine tolle Reise begleiten. Es ist richtig rührend, den alten Herren zu sehen - mit einem Lächeln im Gesicht. Sie bedanken sich mehrfach und wir entfernen uns in gegensätzliche Richtungen.
Direkt am Schiffsanleger befindet sich nicht nur die Haltestelle des "Briksdal Glacier Shuttle Bus", der die Touristen regelmäßig zu den Eisriesen bringt. Hier beginnt (und endet) auch die Rundfahrt des "Olden Sightseeing Train". Das Verkehrsmittel hierfür ähnelt sehr dem "Rallartoget" in Flåm.
Fast tut es mir schon ein bisschen leid, dass sich gerade so gar keine Fahrgäste finden - weder für den Doppelstockbus zum Gletscher noch für den kleinen rot-weißen Zug. Doch ein Blick auf meine Uhr sagt mir, dass ich die Zugfahrt durch Olden, welche ich wirklich gern gemacht hätte, aufgrund der angegebenen Abfahrtszeit und des mir dann nur sehr knappen, zur Verfügung stehenden Zeitfensters nicht richtig hätte genießen können. Doch ich hoffe, eines Tages hierher zurückzukehren, und dann lasse ich mich mit dem "Bähnle" durch das "Tor zu den Gletschern" chauffieren.
So geht´s für mich zu Fuß weiter - durch die Wärme des norwegischen Sommertages. Vieles gibt es nicht zu sehen, dafür jede Menge Beschaulichkeit zu erleben. Eine überschaubare Anzahl kleiner, hübscher Häuschen - willkürlich in die sattgrüne Landschaft gestreut:
Die gewaltige Bergkulisse im Hintergrund würzt die Beschaulichkeit mit einer Prise Dramaturgie, denn die imposanten Felsriesen mit einem Klecks "Sahne" in Form von Eisfeldern hier und da lässt erahnen, welche Naturwunder den Besucher nur wenige Kilometer entfernt erwarten. Dunkle Wolken und eine verschleierte Sonne tun ihr Übriges für diese unvergessliche Stimmung.
In Olden ist wirklich wenig los. Doch nach den vielen aufregenden Erlebnissen des Vormittags tut die Ruhe mal richtig gut. Zeit, um die Seele baumeln zu lassen, muss eben auch mal sein.
Die Eingänge der Häuser beidseits der wenig befahrenen Hauptstraße sind hübsch dekoriert mit Blumenkübeln. Und in den Vorgärten blühen Lilien, von deren imposanter Größe ich zu Hause nur zu träumen wage.
Nach einer Weile sehe ich sie schon von weitem liegen - die Alte Kirche von Olden, drum herum der Friedhof, auf dem einige Grabsteine - verwittert und gezeichnet von Wind und Wetter - auch schon so alt sind. Ein historischer Ort also.
Erbaut im Jahre 1759 ist sie die einzige Kreuzkirche der Region Nordfjord, in welcher das der Gemeinde Stryn zugehörige Olden liegt. Frühere Grabungen unter dem Boden der Kirche brachten etwas zu Tage: Vor noch längerer Zeit befand sich genau an dieser Stelle eine Stabkirche.
Klein ist sie, dennoch nicht zu verachten. Auch wenn ich kein gläubiger Mensch bin, so gehört der Besuch einer Kirche auf meinen Reisen immer dazu. Für mich ist das einfach der Respekt vor anderen Kulturen und lange vergangenen Zeiten.
Fast gemütlich wie in der berühmten "guten Stube" wirkt das Kircheninnere mit seinem kleinen Altar …
… sowie den Kirchenbänken, die an manchen Stellen mit geschnitzten Ästen heimischer Hölzer verziert sind.
Ich verlasse "Oldengamlekyrkje" und mache mich langsam auf den Rückweg.
Eine "Neue Kirche" hat Olden auch noch, die ist aber noch etwas entfernt, so dass ich mich entschließe, sie - wieder einmal mit Blick auf meine Uhr - nicht noch zu besuchen, um nachher nicht womöglich in die Bredouille zu geraten, was die "Alle an Bord"-Zeit betrifft.
Vorbei an einem Supermarkt und vorbei am Orts-"Zentrum", dessen zentraler Platz - eine beschauliche, kleine Grünfläche - von einer Riesenschneeflocke "gekrönt" wird,
… biege ich hinter einer naturbelassenen Wiese und einigen "Findlingen" ab …
… um auf dem Rückweg zum Schiff gemütlich am Faleidfjord entlang zu spazieren. Mich zieht´s eben immer ans Wasser. Wunderschöne Ausblicke über den Fjord und die beiden Kreuzfahrtschiffe hat man von hier.
Eine "Karawane" von AIDA-Gästen pilgert vor mir ebenfalls in Richtung Schiff. Ich nehme mir noch etwas Zeit, um nicht in dieser ganzen Gruppe mitzulaufen, sondern um noch ein paar Augenblicke lang die wunderschöne Natur einigermaßen ungestört genießen zu können.
"Haarige" Pflanzen - Der kleinste Windstoß genügt, um die unzähligen Samen der Waldweidenröschen an feinen Härchen davonfliegen zu lassen. Inmitten eines solchen "Schneeschauers" befinde ich mich plötzlich.
Ah ja, der Weg stimmt schon mal …
Fortsetzung folgt …
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