3. Mai 2017, Fahrt nach Ulvik - Wetter: 13 Grad, sonnig
Leise öffne ich meine Balkonschiebetür, denn es ist wirklich noch sehr früh. Viel geschlafen habe ich nicht. Aber das ist mir so was von wurschd, denn auf uns wartet die grandiose Einfahrt in den Hardangerfjord auf dem Weg nach Ulvik und Eidfjord.
Es weht
kein Wind und es ist bis auf das leise Geräusch der Schiffsmotoren nichts zu
hören. Ich klopfe an die Schiebetür meiner zwei Lieben, „los ihr Schlafmützen,
jetzt wird es schön“. Mutti ist mit einem Schlag hell wach und setzt sich im
Bett hin. Sie kann von dort aus durch die Tür und die gläserne Brüstung in die
Ferne schauen. „Wie spät ist es denn?“ fragt sie mich. „Mutti, noch sehr früh –
gerade kurz nach 5 Uhr!“ „Ohhh, das hätte sie nun nicht gedacht“, meint sie.
Die Sonne ist noch weit hinter den Bergen versteckt. Der Himmel ist einfach nur
ganz dunkelblau und voller Spannung warten wir gemeinsam drauf, dass sie höher
steigt und dann die Landschaft verzaubert.
Rechts und links des Ufers erheben sich schneebedeckte Berge und vereinzelt können wir schmale Wasserfälle erkennen. In einzelnen Häusern am
Ufer brennt schon Licht. Auch Frühaufsteher nehme ich an.
So langsam färbt sich der Himmel, die Schneekuppen der Berge werden rosafarben und auf dem glatten Fahrwasser spiegelt sich die Landschaft wieder. „Kinder, das muss man einfach erlebt haben und nicht nur einmal“, flüstert uns Mutti zu. „Das freut uns und du kannst uns glauben, es wird bestimmt nicht das letzte Mal sein, dass wir hierher kommen. Uns gefällt es auch, durch die Fjorde zu fahren und die Landschaft mit den Blicken aufzusaugen. Es sieht aus, als ob rosa Puderzucker auf den Bergen liegt oder nicht?“ Sie nickt zustimmend und hat inzwischen auf dem Bänkchen vor dem Bett Platz genommen.
Auf dem Nachbarbalkon höre ich die Kamera klicken und unter uns sind die drei Mitreisenden auch schon draußen. Die Einfahrt nach Ulvik lässt sich gut niemand entgehen- einmalig schön.
Diese
Route ist einfach etwas für Landschaftsgenießer. Wo bekommt man schon so viele
tolle Fjorde zu sehen? Dann noch schneebedeckte Berge, blühende Ostbäume, grüne
Hänge bis runter an das Ufer - kleine Inseln bewohnt oder unbewohnt, Häuser die
an Steilhängen kleben wie Vogelnester, Wasserfälle, Fischreichtum … all dies
macht das Erleben dieser Reise aus. Und dann noch die wunderschönen Orte mit
ihren bunten Holzhäusern – einladend für einen Bummel. Und in Eidfjord kann man
den tollsten Hintergrund für ein AIDAfoto finden, halt – es gibt zwei Stellen.
Eine in Hafennähe und eine oben auf einem Berg. Wir werden die Orte aufsuchen …
Motive für das Fotobuch!
„Schau mal Mutti“, rufe ich von der Seite des Balkons, „da kommt
die große Brücke“.
Sie
zieht sich die Schuhe an und steht, in der Wolldecke eingehüllt, neben uns.
„Das ist aber ein riesiges Ding geworden, Kinder. Gigantisch einfach!“, ist
ihre Antwort drauf.
Langsam
fährt die Luna in den Ulvikfjord ein.
Da
werden wir jedoch nicht aussteigen, denn es wird getendert und nur, wer einen
Ausflug gebucht hat, darf von Bord. Schade, gerne hätte ich mich in dem Ort
umgesehen. Es soll dort eine wunderschöne Kirche mit Bauernmalereien geben. Die
Leute, die in den Tenderbooten sitzen, werden mit einer Bahn in die Berge
fahren und riesige Wasserfälle anschauen. Bestimmt interessant. Es soll auch
Leute geben, die Radausflüge dort machen. Ganz schön sportlich!
So, jetzt erst mal genug geschaut. Das morgendliche Ritual „Was ziehen wir an?“. Mutti zieht eine Hose vom Bügel und überlegt, welcher Pulli dazu passt. Schließlich will sie immer gut aussehen. Die Haare werden nach der nächtlichen Zerwühlung auf ihrem Kopf von mir in Form gebracht, etwas Spray drauf und schick ist sie wieder.
Es geht zum Frühstücken wieder in das Buffalo-Steakhause. Heute darf es ein Rührei sein, aber bitte mit nichts drin und einen Orangensaft hätte sie auch sehr. Meine Güte, sie hat es wieder mit den „Boys“ - ihre Bezeichnung für die Mitarbeiter im Restaurant. Der junge Mann schenkt den Saft ein und wird mit einem Lächeln von ihr belohnt. Gerade für die Mitarbeiter aus dem fernen Indien und den Philippinen ist es erfreulich zu sehen, wenn Kinder mit ihren alten Eltern auf Reisen gehen. Warum? Ganz einfach, weil die erwachsenen Kinder dort ein ganz anderes Verhältnis zu älteren Menschen haben. Sie haben einen angesehenen Stellenwert innerhalb der Familie und die Kinder sorgen für sie im Alter. Quasi als Dank, dass sie die Enkel zum großen Teil aufgezogen haben, während die Eltern arbeiten gehen. Man lebt eben in und mit der Familie und nicht wie hier in Europa jeder für sich.
Übrigens, das sind meine kleinen Verführungen am frühen Morgen: Rosinenschnecker, lauwarm und duftend und dazu ein Café Crema - perfekt.
Nach dem Frühstück geht es zurück zur Kabine, der junge Mann war schon da, hat alles geputzt und die Betten gemacht. Mutti kennt ihn inzwischen und sie gibt zu „mit dem kann man herum schäkern!“ Zum Thema Kabine und Housekeeping fällt mir noch was ein. Bevor wir die Kabine verlassen, egal wohin, wird alles herumliegende Zeug aufgeräumt. Ich erinnere meine zwei immer daran. Hatten wir doch auf einer Reise in der Hektik des zig-mals Umziehens vor einer Abendveranstaltung einfach alle Hüllen auf dem Bett liegen lassen, ohne an das abendliche Richten der Suite zu denken. Als wir wiederkamen, war das Bett für die Nacht traumhaft gerichtet und unsere „Hüllen“ lagen wunderschön dekoriert auf dem Kopfkissen. Über die Hüllen möchte ich mich nicht weiter auslassen … aber ähm, es war uns doch etwas peinlich, wie schlampig wir gewesen sind. Seit dem Tag heißt es immer, einen Blick zurückwerfen bevor wir gehen!
Später
sitzen wir auf dem Balkon und erleben, wie die Luna sich langsam dreht und aus
dem Ulvikfjord hinausfährt um in den Eidfjord einzufahren und dort heißt es für
uns Kinder „Landgang“.
Die Sonne ist kräftig dabei uns den Aufenthalt auf dem Balkon so angenehm wie möglich zu machen. Sonnencreme haben wir keine mitgenommen, denn wer hätte auch gedacht, dass man sie gebrauchen könnte. Ich flitze runter in den Shop, Fläschchen aus dem Regal genommen, Bordkarte wird durchgezogen – fertig. Mutti bekommt keinen Sonnenbrand!
Mutti sitzt
und schaut, unbeschreiblich dieses Bild und so ganz ohne Wellen sieht man alles
doppelt. Schwer beeindruckt ist sie wieder von den Wasserfällen und den glitzernden Schneebergen.
Hinter
der Biegung taucht schon in der Ferne Eidfjord mit den kleinen Häusern am Hafen
auf. Von Ulvik aus ist es gar nicht so weit, die Luftlinie beträgt gerade mal
15 Kilometer. Aber wir weit wir mit dem Schiff gefahren, ich weiß es nicht.
Was machen wir denn heute hier, war die große Frage. Also erst mal an Land gehen und dann schauen wir mal. Was wir gesehen haben, davon erzähle ich im nächsten Teil. Nur so viel vorweg … es gab genügend Material für das Fotobuch.
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