3. Mai 2017, Eidfjord - Wetter: 13 Grad, sonnig
Die Luna kommt um 11 Uhr in Eidfjord an. Die Fahrt von Ulvik war sehr schön und nun freuen wir uns, dass wir Landgang haben. Wir verlassen das Schiff erst etwas später, nachdem wir mit Mutti eine Kleinigkeit gegessen haben und sie es sich wieder häuslich auf dem Balkon eingerichtet hat. „Kinder, alles ist gut – ihr könnt schon mal losziehen und viel Spaß!“ „Vergiss dich aber nicht, noch einzusprühen. Sonst bist du ein roter Krebs nachher“ rufen wir ihr auf dem Balkon zu. „Jaja, das mach ich noch!“
Auch hier ist der Anleger anders, wie in anderen Häfen. Alles sieht so gemütlich aus. Keine Container und keine Kräne. Das Terminal ist heimelig und sehr persönlich.
Die 3 Schwestern von Deck 6 sind mit dabei und unser erster Weg führt zur
Touristeninformation gleich am Hafen. Die Damen am Schalter sind sowas von freundlich und beraten uns, was wir unternehmen könnten. Es gäbe eine kleine Bahn, mit der kann man eine Rundtour machen. Wir überlegen kurz und kaufen die Fahrkarten für das
kleine Zügle, dem Trolltoget. Das ist eine rotgrüne Lok mit zwei Wagen hinten dran und damit werden wir durch
die Gegend fahren. Das ist mal was total gemütliches: was man fahren kann, muss
man schon nicht laufen, geht mir durch den Kopf. Da wir noch etwas Zeit bis zur Abfahrt haben und schauen uns in der Nähe des
Hafens um. Ja, das erkennen wir fast alles wieder. Der Bach und gleich am Ufer die kleinen Häuser und unser Schiff sehen wir dort liegen.
Jetzt
aber noch zum Campingplatz, der gegenüber der Luna liegt. Vorbei an diesem stummen Herren geht der Weg.
Ich kann es gut
verstehen, dass so viele Deutsche mit dem Wohnmobil Touren durch Norwegen
machen und wenn sie hierher kommen, erleben sie die Natur pur. Eine traumhafte
Kulisse, das klare Wasser, die schneebedeckten Berge und die herrliche Stille.
Manchmal sind wir etwas traurig, dass Mutti nicht mehr mitlaufen kann. Aber
irgendwann kommt sowas und dann muss man sein Leben so einrichten, dass man
damit zufrieden ist. Und sie ist zufrieden, dass sie noch reisen kann und was
sieht von der Welt – wenn auch manchmal nur vom Schiff aus. Schön und sicher praktisch sind die mit Moos bepfanzten Dächer der Häuser hier.
Vom
Campingplatz aus kann man tolle Fotos machen mit unserem Schiff und den hohen
Bergen im Hintergrund. 2011 habe ich mir fast nasse Schuhe geholt, als ich
zwischen den Steinen herum gekrochen bin, um ein gutes Foto zu machen. Zum Glück
bin ich nicht von einem glitschigen Stein abgerutscht und im Wasser gelandet.
Jetzt müssen wir aber so langsam an den Rückweg denken. Schön zu erkennen, dass die Häuser hier den Hang hoch gebaut sind und die Leute haben bestimmt eine tolle Sicht auf das kleine Teil und den Hafen.
Am Souvenirshop machen wir eine kleine Rast - riecht nicht schlecht aus dem kleinen Bistro, aber Hunger haben wir nicht, nur Durst und so geben wir rasch noch unsere Bestellung auf.
Um halb
zwei sind wir pünktlich an der Abfahrtstelle des kleinen Zuges zurück und dann
geht es erst mal ein ganzes Stück den Berg hoch. Der kleine Troll ist auch mit
dabei, der hat den besten Platz abbekommen und hat alles im Blick. Vorbei an kleinen Ansiedlungen und steilen Felswänden windet sich die Straße empor.
Zwischen
bunten Holzhäusern und saftigen Wiesen erreichen wir die Anhöhe, von der aus
wir einen sehr schönen Blick auf den Fjord haben. Alleine dafür hat die Fahrt
sich schon gelohnt. Boahhhh, wie cool ist das auch. Dort unten liegt die Luna und bei dem Hintergrund ist es fast ein Postkartenmotiv. Wir knipsen uns gegenseitig, Fotos zur Erinnerung.
Der
nächste Halt ist unten im Tal an der kleinen Kirche. Eingebettet in einer grünen Wiesenlandschaft steht sie am Rande des Ortes. Gleich nebenan befindet sich auch der Friedhof.
Wir
können nur einen Blick durch die geöffnete Tür hineinwerfen, der Zutritt war
heute nicht möglich. In
dieser idyllischer Umgebung liegen kleine Lämmer im Gras und beäugen uns nicht so kritisch wie das Mutterschaf. Die Kleinen sehen müde aus, vielleicht haben sie sich ausgetobt auf der Wiese.
Am Hafen angekommen, mache ich noch ein paar Fotos für Mutti (auch mein Traumfoto, das ich als Titelfoto verwende). Das Wasser ist so unglaublich klar und hat einen Stich ins türkisgrün.
Und dann geht es zurück an Bord. Unser Balkon ist noch geöffnet und so scheint Mutti sich wohl noch zu sonnen.
Und ich verziehe mich aufs Pooldeck, Füße ins Wasser halten. Ja ja, es ist warm. Frisch gestylt hole ich die beiden nach einer Weile ab und wir gehen zur Ocean-Bar und trinken etwas. Mutti bekommt einen Sunny Day-Cocktail ohne Alkohol, der ihr sehr gut schmeckt. Sie schaut meine Fotos an und freut sich, was wir unternommen haben. Auf dem Balkon lässt es sich später gut aushalten und wir dösen ein wenig vor uns hin. Alle Mann sind pünktlich an Bord und um 18.30 Uhr werden die Leinen gelöst und die Luna macht sich auf den Weg nach Stavanger.
"Und, was steht jetzt an?", fragt Mutti uns. Wir zucken die Achseln und sind unschlüssig, in welches Restaurant wir heute gehen. "Kinder, das Weite Welt-Restaurant ist doch immer gut und dann wollen wir doch schauen, was die Köche heute so alles gezaubert haben" und dann gehen wir gemütlich zum Fahrstuhl und fahren hoch. Einen Platz für 3 Personen zu finden ist mal schwieriger und machmal weniger schwieriger. Heute ist es kein Problem, es sind noch nicht so viele Passagiere. Die sind noch beim Auslaufen schauen.
Es gesellt sich ein nettes Paar an unseren Tisch und wir haben viel Spaß bei der Unterhaltung. Mutti als alter Hase erzählt, was man alles während der Reise machen kann und lässt auch ein paar flotte Sprüchen fallen. Wir haben herzhaft gelacht, als sie von Kopenhagen erzählte, wo sie nicht in das Ausflugsboot steigen wollte, weil sie Angst hatte, sie würde ins Wasser fallen. Zum Glück waren 4 kräftige Männerarme da, die sie einfach ins Boot gehoben haben.
Unser Abendprogramm heißt heute wieder „Balkon“. Ich hole erneut die Wolldecken raus, ziehen uns bequeme Klamotten an und kuscheln uns auf die Liegen. Ach wie schön ist das. Die Landschaft gleitet an uns vorüber. Die Sonne soll erst um 21.29 Uhr untergehen.
Von der Liege aus betrachten wir das abendliche Schauspiel. Die Sonne spiegelt sich nochmal kurz auf der Wasseroberfläche und wird der Himmel langsam rot.
Beim Abendessen hatte sich unser Kapitän von der Brücke gemeldet. Er fand auch, wir hatten einen herrlichen Tag in Eidfjord bei dem Wetterchen. Ja, er hat Wetterchen gesagt, sehr sympathisch findet Mutti. Das nächste Ziel wird Stavanger sein, sagte er – ungefähr 260 Kilometer entfernt. Die Ankunftszeit wird etwa eineinhalb Stunden früher sein – auch wegen dem großen Ausflugsprogramm. Um 5 Uhr in der Frühe wird die Luna dort rückwärts einparken. Das Wetter soll wieder sehr gut werden in Stavanger und Sonnenaufgang wird um 5.21 Uhr sein. Ächz, denke ich, das ist jetzt eine Reise, bei der der Schlaf irgendwie zu kurz kommt. Egal, schlafen kann ich dann, wenn ich wieder zu Hause bin. Mutti findet es toll, dass es so früh hell wird. Sie steht gerne früh auf zu Hause, dafür macht sie gerne ein Mittagsschläfchen. "Hast du heute Mittag geschlafen?" frage ich sie. "Na ja, richtig geschlafen nicht. Ich bin auf der Liege kurz weggesackt und habe vor mich hin geträumt. Es war sehr erholsam bei der frischen Luft, das könnt ihr mir glauben" antwortet sie. Okay, wir glauben es ihr - die frische Luft macht nicht ständig Hunger sondern auch etwas müde.
Das
Licht der untergehenden Sonne gibt dem glatten Wasser eine einzigartige Farbe;
alles sieht so friedvoll und auf irgendeine Weise auch unwirklich aus.
Hach, auch unter uns ist noch Betrieb auf dem Balkon. Kurz vor 23 Uhr gehen wir rein, denn nun wird es doch etwas kühl draußen. Mutti schaut sich noch im Fernseher was an und meine Schwester und ich hocken in meinem Zimmer, es gibt immer was, worüber wir reden können. Schließlich sehen wir uns auch nicht so oft. Tauschen Fotos über Whatsapp aus und löschen einige, auf denen wir nicht so toll getroffen sind. Tja, Frauen und ihre Eitelkeit. Das kennen wir sogar von Mutti. Sie verlässt die Kabine nicht, ohne ihr Rouge aufzutragen und sich die Lippen zu schminken. Und geht es zu einer Abendveranstaltung, besteht sie darauf, ihr Abendtäschchen mit zu nehmen. „Wie blöd sieht das aus Kinder, wenn ich den Glitzerpullover anhabe und die Bordkarte hängt dazu um den Hals“, war einmal ihre Erklärung zum Abendtäschchen. Ja, wo Mutti recht hat, hat sie recht. Auch im Alter möchte sie gut aussehen.
Ich lade alle Akkus die ich habe, denn morgen in Stavanger erfülle ich mir einen Wunsch, der sicher ein Erlebnis wird. Der Ausflug wurde vorverlegt, Beginn 8.15 Uhr. Da ist nicht mehr viel drin mit einem gemütlichen Frühstück. Ich bin schon ganz aufgeregt und stelle den Wecker. Als ich Mutti erzählt habe, was ich vorhabe, meinte sie „du bist wohl verrückt“. „Ja Mutti, aber nicht erst seit gestern!“ ist meine Antwort und mit Gelächter wünschen wir uns eine gute Nacht. Der Mond begleitet uns auf die Fahrt nach Stavanger, sternenklarer Himmel und ich finde, der Kamerad dort oben hat so ziemlich viele Dellen auf seiner Oberfläche.
Von dem Tag in Stavanger berichte ich im nächsten Teil.
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