"Klingeling!" - tönt es auf einmal hinter mir. Die AIDA-Biker fahren auch in Richtung "Heimat". So langsam trudeln alle wieder ein.
So idyllisch in der puren Natur liegt AIDAluna in Olden:
Das kleine Glück am Wegesrand ... Kurz vorm Schiff entdecke ich an einer bewachsenen Mauer diesen Marienkäfer. Es sind nicht immer nur die großen Dinge, an denen man sich in der Natur erfreuen kann. Auch die kleinen, oft gar nicht auf den ersten Blick erkennbaren Schönheiten, sind es wert, beachtet zu werden. Ich nehme dieses Krabbeltier einfach als gutes Omen für die letzten Tage unserer Reise …
Oh je, jetzt wo ich darüber nachdenke ... Morgen sind wir in Stavanger, übermorgen noch ein entspannter Seetag, bevor wir nach Kiel zurückkehren. Schnell diesen traurigen Gedanken wieder verdrängen und sich auf das freuen, was in den nächsten Tagen noch so kommt.
Zurück am Schiff bin ich um kurz nach 15:00 Uhr. Olden ist anscheinend traurig, dass wir nun bald "Auf Wiedersehen" sagen, denn die Sonne hat sich erst einmal wieder verzogen.
Schnell dusche ich noch und mache mich sozusagen "auslauffertig", denn um 16:00 Uhr geht´s schon wieder weiter. Noch zweimal "Sail Away" und noch ein Hafen, dann ist unsere Reise vorbei. Vom meinem Balkon schräg gegenüber befindlichen "Molla Gjestehus" dringt auf einmal lautet Musik. Als schließlich "Another Day in Paradise" von Phil Collins herüberweht, ist es mal wieder um meine Fassung geschehen. Tränen suchen sich ihren Weg. Vor unserem Schiff ist soweit alles abgebaut, ein Sicherheitsoffizier steht aber noch bereit, denn vier Ausflugsbusse kommen noch angefahren. Es ist 5 vor 4.
16:00 Uhr: Ich habe das Gefühl, dass heute sich ganz besonders viele Menschen an der Reling des Pooldecks eingefunden haben. Ahnen sie vielleicht bereits, welchen emotionalen Abschied uns Olden bereiten wird?! Auf der Terrasse des "Molla Gjestehus" stehen mehrere Angestellte, winken uns zu und schwenken norwegische Flaggen. Auf dem Platz davor drei Hafenarbeiter, auch sie schwenken ihre blau-rot-weiße Flagge", während ihre Kollegen von kleinen Booten aus unsere AIDAluna wieder "von der Leine lassen". Dazu ertönt nunmehr "I am sailing" von Rod Stewart. Was für ein emotionaler Abschied! Wie emotional er damals war, kann man sich vielleicht etwas besser vorstellen, dass mir selbst jetzt - im April 2019, während ich diese Zeilen schreibe - bei den Gedanken daran gleich wieder ein paar Tränen kommen.
Wir winken zurück, überall werden Taschentücher gezückt. Es ist unglaublich und ich weiß schon jetzt, dass ich niemals mehr diese Szene vergessen werde. Die Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Norweger - einmal mehr wird sie hier deutlich. Langsam entfernt sich unsere Luna vom Anleger, während nun "Time to say goodbye" von Sarah Brightman & Andrea Bocelli aus den großen Landsprechern ertönt. Ich bin derart überwältigt, dass ich den Titel des letzten Liedes sogar vor lauter Rührung ganz vergessen habe.
16:10 Uhr - Kapitän Tidow lässt AIDAlunas Typhon erklingen - traditionell der Gruß des Schiffes an den Hafen. Weithin schallt der Klang und wird sicher von den umliegenden Bergen zurückgeworfen.
Wir haben uns bereits ein ganzes Stück vom Anleger entfernt, als die Mitarbeiter ihre Flaggen einrollen und der letzte Klang des gefühlsmäßig völlig mitreißenden Liedes verklungen ist. Das spielzeugkleine Olden mit seinen aus unserer Perspektive winzig wirkenden Häuschen bleibt langsam zurück, als nun aus unseren Lautsprechern "Sail Away" ertönt. Ihr Norweger seid so spitze! Danke euch für diesen unvergesslichen Abschied von eurem schönen Fleckchen Erde!
Meine Tränen fließen nach wie vor und ich verstecke meine Augen hinter meiner Sonnenbrille. Doch ich bräuchte ich das eigentlich gar nicht, denn nach DIESER Verabschiedung stehen viele Gäste mit feuchten Augen noch lange gedankenverloren an der Reling. Wir alle sind Menschen mit Gefühlen. Und wir brauchen uns nicht dafür zu schämen, sie in Momenten wie diesem zu zeigen.
Wir lassen das "Tor zu den Gletschern" hinter uns. Eines weiß ich: Hierher komme ich eines Tages bestimmt zurück. Vor dem mächtigen Kjenndal-Gletscher habe ich einen kleinen Steintroll errichtet. Wie heißt es so schön?! "Wenn du einen Steintroll baust, dann kehrst du eines Tages an den Ort seiner Errichtung zurück."
In einem urigen Holzhaus am Hang der Steuerbordseite steht eine Frau auf dem Balkon und schwenkt erst die norwegische Flagge, später dann die deutsche. Vielleicht eine deutsche Touristin?! Ich sage ja, einen emotionaleren Abschied wie den von Olden habe ich auf der ganzen Reise nicht erlebt.
Vom Heck aus bietet sich wieder der Panoramablick auf das malerisch gelegene Olden vor der dramatischen Kulisse der Berge, in denen die Eisriesen "wohnen". Überragt wird der kleine Ort in erster Linie vom Avleinsfjellet mit einer Höhe von 1.500 Metern und vom Skarsteinfjellet mit 1.566 Metern.
Die im Fjord auf Reede liegende MS "Columbus" lassen wir hinter uns …
… Majestätisch gleitet AIDAluna in einer sanften Kurve aus dem Innvikfjord. Olden verschwindet langsam hinter der Biegung.
An den Hängen sehen wir wieder überall hübsche Ansiedlungen, kleine Höfe und hier und da eine kleine Obstplantage.
Hoch über der Bucht von Loen ist nunmehr wieder gut dieses sich an den steilen Fels klammernde Gebilde zu sehen. Nunmehr weiß ich ja, dass es sich hierbei um die Bergstation des Loen Skylift handelt. Das Ganze wirkt selbst aus dieser Perspektive schon ganz schön schwindelerregend …
Nach und nach werden wir in den nächsten Stunden auch die hohen Berge mit den Schneefeldern hinter uns lassen, die Landschaft wird sich verändern, denn es geht in Richtung Süden, dorthin, wo Norwegen sanfter ist, die Berge weniger hoch sind, die Landschaft weniger dramatisch ist, wenn auch Norwegen dort nichts von seinem Reiz verlieren wird.
Der Himmel hat sich bezogen, was meine ohnehin traurige Stimmung nicht unbedingt besser macht. Auf meinem Kabinenbalkon muss ich mich nach den emotionalen Erlebnissen der vergangenen Stunde erst einmal sammeln, während auf dem Pooldeck das "Familienfest" beginnt.
Eine Weile bleibe ich noch sitzen, genieße die vorbeiziehende Landschaft …
… bevor ich auch nochmal an Deck gehe, um mich im Trubel des "Familienfestes" treiben zu lassen.
Am Horizont bleibt die überwältigende Landschaft langsam zurück … Ein paar letzte Blicke auf die Gletscherzungen kann ich noch erhaschen.
Vieles wird zum "Familienfest" für kleine (und große) Kinder geboten, aber in erster Linie natürlich für die Kleinen. Malen, basteln, Seemannsknoten üben, Handtuchtiere falten und und und .. Und so bekommt schließlich mein "Mitbewohner" noch einen kleinen "Frotteekumpel".
Ein nettes Crew-Mitglied schenkt mir diesen kleinen Bären mit einer netten Geste und meint, ich solle ihn mit nach Hause nehmen und immer, wenn ich ihn ansehe, mich an diese Reise erinnern. Das fand ich total rührend und natürlich gibt´s diesen schneeweißen "Mini-Eisbären" noch immer, denn er ist mit mir in meine meeresferne Heimat gereist.
Leider beginnt es dann irgendwann auch noch zu regnen und das "Familienfest" löst sich schnell auf. An Deck ist kein Aufenthalt mehr möglich und auch auf meinen Balkon weht der Wind einige Tropfen, so dass ich mich entscheide, heute früh zum Abendessen zu gehen. So bin ich um 18:00 Uhr bereits im "Weite Welt"-Restaurant und habe ordentlich Hunger mitgebracht.
Meine Lieblingsfrüchte, die Maracujas, habe ich bereits entdeckt, sie werde ich zum Dessert genießen. Noch sitze ich allein an einem der großen runden Tische. Als ersten Gang genieße ich heute Käse, nachdem ich den "Wächter der Käsetheke" erfolgreich passiert habe …
Fortsetzung folgt …
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