Das leckere Essen vom Teppanyaki-Grill genieße ich natürlich auch heute, es ist einfach so köstlich, dazu leckere Ingwer- und Koriander-Dips … Boah, wie lecker … Und so lasse ich wieder einmal jeden Bissen auf der Zunge zergehen.
Während ich meinen nächsten Gang hole, bekommt der große runde Tisch Zuwachs. Nun ja … Der weitere Verlauf des Essens ist dann etwas - sagen wir mal - speziell. Nach einem kleinen Smalltalk kommt dann plötzlich die Feststellung": "Ach, Sie sind aus den neuen Bundesländern?!" Und schon richten sich alle Augenpaare auf mich, als sitze plötzlich ein Exot am Tisch der augenscheinlich aus ihrer Sicht auf der "richtigen Seite der Mauer" Geborenen. Es ist wohl besonders wichtig gewesen, die Betonung auf die Worte "Sie" und "neuen" zu legen. Von einer Sekunde auf die andere fühle ich mich einfach nur noch unwohl und irgendwie beobachtet. "Ja, ich komme aus den neuen Bundesländern. Deshalb haben wir dort aber auch nicht im Zoo gelebt" - denke ich so für mich. Mann Mann Mann … Warum fühle ich, die als erste am Tisch saß, mich plötzlich hier total fehl am Platz?! Wie lange ist die deutsche Wiedervereinigung inzwischen her?! Es nervt wirklich langsam. Auch Ostdeutsche sind ganz normale Menschen, stellt euch mal vor.
Dennoch esse ich weiter, auch wenn es mir plötzlich so gar nicht mehr schmeckt. Die Passionsfrüchte lasse ich letztlich sogar weg, denn ich möchte diesen Tisch so schnell wie möglich verlassen.
Gedankenverloren gehe ich zurück auf meine Kabine. Draußen wird die Landschaft immer trüber und versinkt in tiefhängenden Wolken.
Die perfekte Zeit für Norwegens Trolle, die sicherlich schon wieder in den tiefen dunklen Wäldern zwischen den Nebelwolken ihren Unfug treiben.
Von der vorher stattgefundenen Lesung sitzen noch viele Gäste im Theatrium, so dass ich mich entscheide, die "Queen"-Show "I want it all" doch erst um 21:00 Uhr anzusehen. Okay, dann eben ein Bummel in den Fotoshop, wo es wieder etwas zum Nachbestellen und zum Abholen gibt.
Zurück auf meiner Kabine ist die Landschaft hinter der Balkonbrüstung inzwischen nahezu komplett im Nebel verschwunden. Es regnet in Strömen. Von mindestens
"Fifty Shades of Grey" bis völlig farblos sind alle Nuancen vorhanden. Da wird wohl heute leider wieder nichts mit einem schönen Sonnenuntergang. Schade.
"Thilos Prime Time" um 20:00 Uhr ist außerordentlich gut besucht. Ich nehme mal an, das liegt heute neben dem schlechten Wetter und einem für einen Abendspaziergang nicht nutzbaren Pooldeck auch daran, dass viele Gäste nachher zur Show einen guten Platz haben wollen. Da nehme ich mich nicht aus, obwohl ich die "Prime Time" immer sehr gern sehe.
Uns wird ein weiterer Ausschnitt unseres Reisefilms präsentiert. Und schließlich tritt im "Cirque del Mar" ein fantastischer Jongleur aus Äthiopien auf, dessen Name genauso unaussprechlich wie einprägsam ist, doch seinen Job versteht er perfekt. Kein Wunder, er war jahrelang Mitglied des berühmten kanadischen "Cirque du Soleil".
Und dann ist da noch "hoher Besuch" aus Rostock heute Abend an Thilos "rundem Tisch" zu Gast: quasi der Chefkoch der Chefköche von AIDA. Er erzählt uns ein bisschen was über die neuen Restaurants an Bord des neuesten Kussmundschiffes AIDAnova, mit vielversprechenden und neugierig machenden Fotos unterlegt: übers "Time Machine", das "Oceans" mit dem großen Aquarium und vom echten "Teppanyaki"-Grill.
Im "99-Sekunden-Interview" steht heute ein Shop-Mitarbeiter Rede und Antwort. Und schließlich klärt uns Thilo noch auf, was es mit dem äußerst emotionalen "Sail Away" in Olden auf sich hatte: Unsere AIDAluna hat heute zum ersten Mal in dieser Kreuzfahrtsaison an der Cruise Pier von Olden festgemacht. Während der vorherigen Reise wurde hier getendert.
Die "Prime Time" ist schließlich vorbei und auch ich bleibe gleich sitzen. Das Theatrium hat sich mittlerweile bis auf den letzten Platz gefüllt. Mit einem leckeren Getränk vergeht die Zeit bis zum Beginn der Show wie im Fluge.
21:00 Uhr: Die energiegeladene "Queen"-Show lässt das Theatrium beben. Eine elektrisierende Lichtshow, ein atemberaubendes Bühnenbild, Wahnsinns-Kostüme und dazu die Songs von "Queen" … Es ist einfach unglaublich und absolut mitreißend. "We will rock you", "Who wants to live forever" oder "The show must go on" - Wer kennt sie nicht, diese unvergessenen Songs um den ebenfalls unvergessenen Freddie Mercury.
Wie bereits AIDAlunas Exklusiv-Show "Nayeli", so wird auch "I want it all" heute Abend zum allerletzten Mal aufgeführt. Wir erleben also auch hier eine "Derniere". Auch hier werden traditionell ein paar Gags eingebaut. So schiebt einer der Tänzer bei den Klängen zu "I want to break free" einen Staubsauger über die Bühne.
Und als das Show-Ensemble den allerletzten Song präsentiert, hält das Publikum nichts mehr auf den Plätzen. Den Applaus der vorigen Show hatte ich noch mitbekommen. Schon er war überwältigend. Doch ich glaube, wir in der zweiten Show toppen das Ganze noch um Längen. Wir singen alle mit, schwenken die Arme und wollen die unglaublichen Sänger und Tänzer einfach nicht von der Bühne gehen lassen.
Wie ich schon einmal schrieb: "Das Brot des Künstlers ist der Applaus des Publikums". Sagen wir mal so: Die AIDAstars brauchen sich in den nächsten Wochen kein Brot kaufen.
Thilo trägt eine langhaarige Perücke, als er nach der Show die Bühne betritt und ist somit erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Normalerweise ist er nie um einen flotten Spruch verlegen. Heute fehlen selbst ihm kurzzeitig die Worte. Was für eine atemberaubende Show! Schade, dass auch sie nie wieder auf AIDAluna zu sehen sein wird.
Es ist gegen 22:00 Uhr, als ich an diesem Abend doch noch eine Runde an Deck drehen kann. Inzwischen hat es aufgehört zu regnen, der Himmel klart auf. Trotz bereits untergegangener Sonne erlebe ich so dennoch ein tolles Farbspiel der dramatisch aufgetürmten Wolken. Was für ein Unterschied zu den "Graustufen" rund drei Stunden zuvor.
Das Fotografieren ist gar nicht so leicht, denn es ist extrem stürmisch geworden. Der Wind versucht mich immer wieder von den Beinen zu reißen. Unsere Luna schaukelt ganz leicht.
Doch solche Impressionen muss man einfach festhalten, auch wenn es mit der "Standhaftigkeit" bei diesen stürmischen Böen schon ein kleines Abenteuer ist.
Der "Vorhof zur Hölle"?! Was für eine Dramatik! Doch wie es auf See ist: So schnell, wie das schwarze Wolkenband kam, verflüchtigt es sich auch wieder.
Und wieder einmal kann ich gar nicht genug bekommen von diesem großartigen Naturkino …
Sieht diese Wolkenformation nicht ein bisschen aus wie Kopf und Schnauze eines Königspudels?!
Allmählich verblassen die Farben, je weiter die Sonne hinter den Horizont sinkt. Es wird langsam dunkel, während unsere AIDAluna ihre gerade Bahn in Richtung Süden zieht. Die Konturen beginnen zu verwischen.
Ein leichtes Müdigkeitsgefühl stellt sich bei mir ein. Kein Wunder, es war ein erlebnisreicher Tag. Zwischen den beleuchteten "Riesenpilzen" …
… bummele ich ein letztes Mal für heute zu meiner Kabine, an deren Tür mich bereits die "AIDA heute" für morgen erwartet.
Warm eingehüllt setze ich mich noch eine ganze Weile auf meinen Balkon, um diese fesselnde "Shades of Blue"-Szenerie zu beobachten. Es wäre einfach zu schade, in diesem Moment schlafen zu gehen.
Im heimeligen Licht meiner kleinen LED-Lichterkette vervollständige ich meine heutigen Aufzeichnungen und lasse die Erlebnisse dieses wunderschönen Tages vor meinem geistigen Auge noch einmal Revue passieren.
"Das kleine Glück am Wegesrand" - oft und in so vielfältiger Form erlebte ich es an diesem Tag.
Vom "großen Glück" in Form der Eisriesen und der mystischen Fjorde muss ich nun leider langsam wieder Abschied nehmen. Schnee und Eis werden wir in wenigen Stunden in Stavanger leider nicht mehr erleben. Einen Fjord erlebe ich noch - den Lysefjord, den "Fjord des Lichts".
Es ist Mitternacht, als ich schließlich schlafen gehe. Draußen ist es noch immer nicht ganz dunkel.
Ich bin traurig, die tief ins geheimnisvolle Fjordland von Norwegens Westküste hineinreichenden "Arme des Meeres" auf dieser Reise nun nicht mehr erleben zu können. Doch eines Tages werde ich zurückkehren, das weiß ich.
Auch in Stavanger werde ich noch einmal vieles erleben, darauf freue ich mich erst einmal, während die leichten Wellen auf dem Meer mich in den Schlaf schaukeln.
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