Stavanger, die von drei Seiten von Wasser umgebene Stadt. Und nicht weit entfernt wartete der Lysefjord auf uns: Norwegens südlichster, dramatischster, steilster und hellster Fjord!
Zunächst einige Worte zur Kulturhauptstadt des Jahres 2008, Stavanger. Sie ist mit aktuell ca. 131.000 Einwohnern Norwegens viertgrößte Stadt. Geschichtsträchtig ist sie sowieso, denn in der Nähe der Stadt, nämlich bei Hafrsfjord, schlug Harald Schönhaar im Jahre 872 seine „Nachbarn“ und einte das Land erstmals zum Königreich Norwegen. Diesem Umstand wurde 1983 durch die haushohen martialischen Schwerter in Stein von Fritz Roed ein Denkmal gesetzt. Geschichtsträchtig auch deshalb, weil in der Nähe die Namensgeberin Norwegens liegt: die Handelsstraße Norvegr: der Weg nach Norwegen.
Stavanger ist auch die Geschichte des Öls: zunächst des Olivenöls, das nach Sterilisieren Sprotten in Konservendosen haltbar machte. Vor dem zweiten Weltkrieg gab es fast 70 Konservenfabriken in Stavanger, die letzte wurde 2002 geschlossen. Und damit ging es nahtlos zur nächsten Ölgeschichte über: 1969 wurde Ekofisk, Europas größtes Ölfeld, entdeckt und erschlossen. Kein Wunder, dass die Ölmultis in Stavanger ihre Paläste bauten … Aber keine Angst: Stavanger ist nicht potthässlich! Es gibt nicht nur zu vernachlässigende Neubauten - man kann am Hafen alte Speicherhäuser bewundern. Außerdem auch die pittoreske Altstadt „Gamle Stavanger“ mit schmalen Gassen zwischen weiß gestrichenen 173 Holzhäusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert
hinter blumengeschmückten Vorgärten. Hier sollte man ganz intensiv schnuppern und sich nicht wundern, wenn der Geruch von Tang und Sardinen nicht mehr wegzudenken ist.
Was besucht man in Stavanger? Neben Gamle Stavanger und für Interessierte das Ölmuseum, das neben Houston das einzige in der Welt sein soll, und natürlich die trutzige Stavanger Domkirke. Der Dom wurde ab 1272 erbaut in romanisch-gotischem Stil.
Bitte auch den Stadtsee Breiavatnet ganz intensiv betrachten und auf Besonderheiten achten: Aus ihm werden die Babys gefischt, denn in Norwegen werden sie nicht vom Storch gebracht, da es ihm hier zu kalt ist!
Viele Besucher bummeln allerdings nicht durch die teilweise reizvollen Straßen Stavangers, sondern haben als Ziel den Lysefjord mit dem Preikestolen.
Der Lysefjord schneidet sich 42 km in die Bergwelt ein und ist an der tiefsten Stelle 422 m tief. Die blank gescheuerten, ausgewaschenen Granitwände ragen links und rechts weitgehend steil in die Höhe, so dass die Ufer kaum besiedelt sind. Eine Schiffsfahrt in den Lysefjord zum Preikestolen (übersetzt: Predigtstuhl, Kanzel) ist bereits ein Erlebnis – doch noch spektakulärer ist die Wanderung auf diesen wie mit Messern beschnittenen Felsen.
So, nun zu unseren Erlebnissen:
Heute waren wir nicht allzu früh an Deck, aber es reichte, um - bereits in Landnähe - die Sonne im ein wenig fortgeschrittenen Zustand zu fotografieren:
An diesem Tag hatten meine Frau sowie mein Sohn und ich verschiedene Ziele. Beide besichtigten zunächst Stavanger und insbesondere Gamle Stavanger. Sie waren sehr angetan von dieser nicht gewöhnlichen Altstadt. Anschließend fuhren sie mit dem Ausflugsboot in den Lysefjord bis zum Preikestolen und schauten sich die herrliche, wilde Landschaft von unten an.
Mein Tagesprogramm war die Wanderung auf den Preikestolen – für mich einer der Höhepunkt dieser Kreuzfahrt!
Von der AIDAluna wurden wir mit dem Bus in ca. 10 Minuten zur Fähre gebracht; anschließend folgte die 45minütige Fährüberfahrt mit reizvollen Ausblicken auf Stavanger und Umgebung.
In Tau verließ der Bus die Fähre und es ging gut 25 Minuten weiter, zunächst durch Tau, dann am Fjord entlang und schließlich über eine gut ausgebaute Straße durch Wälder zur Preikestolhytta.
Allein der Blick von der Hütte auf den davor liegenden Revsvatnet lohnte sich. Doch dieser See war nicht Ziel sondern Ausgangspunkt der Wanderung. Sie begann an der Preikestolhytta. Zunächst ging es steil auf einem normalen Weg bis zu einem kleinen Plateau, wo für die AIDA-Wandergruppen die Einweisung erfolgte. Vorgegeben wurde, dass jeder sein eigenes Tempo bestimmen sollte. Für Hin- und Rückweg wurden jeweils 2 Stunden angesetzt bei 15minütigem (!) Aufenthalt auf dem Preikestolen. Es mussten lediglich 334 Höhenmeter bewältigt werden, aber die hatten es bei der nicht allzu langen Wegstrecke von ca. 3.800 m in sich. Na ja, nur 15 Minuten Aufenthalt – also musste ich ein wenig schneller wandern, um ein wenig mehr Zeit hoch oben zu haben. Ganz wichtig: Schwindelfreiheit ist Voraussetzung für vollen Genuss dieser Wanderung!
Nach der Einweisung ging es dann steil weiter über Stock und Stein und anschließend über Bohlen gemächlich durch ein Moorgebiet.
Danach kam eine weitere, richtig schweißtreibende Strecke: steile Geröllstrecken mit großen Steinen mussten bezwungen werden. Aber wir wussten schon vorher, dass der Aufstieg kein Spaziergang war. Und immer wieder wurden wir belohnt mit tollen Ausblicken auf Fjord und Bergwelt. So, nun konnten wir uns beim Wandern über ein Felsplateau
und anschließend an mehreren kleinen Seen vorbei ein wenig verschnaufen. Aber der nächste recht steile Anstieg stand uns bevor! Machte nix – auch er wurde sehr gut geschafft. Bald erreichten wir die Abbruchkante am Lysefjord mit einem überwältigenden Ausblick!
Und nun dauerte es nicht mehr lange: Parallel zur in Teilbereichen recht schmalen Abbruchkante wurden die letzten Meter angegangen
und schon waren wir am Ziel: auf dem ca. 25 x 25 m großen Felsplateau des Preikestolen. Unsere Wandergruppe gehörte zu den mehr als 130.000 Wanderern, die jährlich diese attraktive Wanderung bewältigen! 604 m geht es nach unten zum Lysefjord; am Abgrund stören keine Geländer und viele – auch ich - schoben sich auf dem Bauch liegend nach vorne, um einen noch spektakuläreren Blick auf den Lysefjord genießen zu können und alles auf Fotos festzuhalten. Alles kribbelte – es ging verdammt tief nach unten!
Geht man auf dem hinter dem Plateau liegenden Hang ein wenig bergauf, sieht man den Preikestolen von oben vor sich. Natürlich wollte auch ich das Plateau von oben genießen und ich machte mich auf. Und was ich sah, führte nur zum Staunen! Und dazu kam zu aller Freude die Sonne durch, die wabernde Wolkenstreifen immer wieder vertrieb.
Der Preikestolen war noch feucht – er glänzte auf einmal in der Sonne. Beim ersten Sonnenstrahl kam großer Jubel bei den Preikestolenbezwingern auf.
Ein Moment, den man nicht so leicht vergisst … Wie präsentierte sich das Plateau? So, wie ein blank geputzter Tisch! Und was wird geboten: eine grandiose Natur mit dem smaragdgrünen Lysefjord und den steilen, auf den ersten Blick unbezwingbaren Felswänden auf der anderen Seite des Fjords. Ich erfuhr, was es heißt, dem Himmel nahe zu sein …
Auch die Umgebung landeinwärts war nicht so ganz ohne. Man glaubte, in den Alpen zu sein:
Und immer wieder lag der Lysefjord
und die Fjordwelt allgemein vor uns – schööööööööööööööön!
Und wenn man dem Himmel nahe war, musste man auf die Erde zurück. Auf die Erde zurück bedeutete Abstieg,
der viel zu schnell auf uns zukam. Wir nahmen natürlich den gleichen Weg nach unten. Klar, dass man sich Zeit für das eine und andere Foto nahm:
Man soll nicht denken, dass der Abstieg schneller ging als der Aufstieg. Die Vorsicht kostete Zeit und spätestens jetzt erkannte man, dass festes Schuhwerk (keine Turn- bzw. Halbschuhe!) auf dem durch zwischenzeitlichen Regen nassen Fels bzw. Steinen notwendig waren. Und ich bereute nicht, meine Teleskopstöcke mitgenommen zu haben. Übrigens, einige „Ausflügler“ kamen in Gummistiefeln, Leinenschuhen, Ballerinas, …
Bei der Preikestolhytta wartete der Bus auf uns, der uns auf demselben Weg – auch auf der Fähre - wieder zurück zum Schiff brachte.
Es blieb leider keine Zeit, sich die unmittelbar an der Anlegestelle liegende Gamle Stavanger anzuschauen. Also ´rauf auf die AIDAluna. Beim Duschen wurde der Schweiß des Tages weggespült und danach trafen wir drei uns wieder auf Deck, und zwar an unserem Lieblingsplatz, nämlich am Bug, um das letzte sail-away dieser Kreuzfahrt mitzuerleben. Die pünktliche Ausfahrt war zwar nicht so spektakulär wie beim Geiranger- und Hardangerfjord, aber auch die Fahrt durch die Schären hatte seine Reize …
Das Weite-Welt-Restaurant wartete auf uns, wo in sehr angenehmer Gesellschaft der Abend begann. Die anschließende Queen-Show durfte nicht versäumt werden – wie immer professionell und einfach klasse! Und dann? Es rief die Koje …
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