13. Januar 2013 Seetag (Sehtag) Wettervorhersage: 33 Grad nachmittags, Luftfeuchtigkeit 85 %, Wind 3 bf.
Erst fährt die Vita wieder ein gutes Stück hinaus aufs Meer, das erscheint mir doch recht komisch. Aber es klärt sich auf, sie umfährt eine große Sandbank im Flußdelta und biegt dann in den Amazonas ein, Santarém entgegen. Die Passage, die von den Schiffen benutzt werden, ist sehr schmal und deshalb der kleine Umweg. Unsere kleine Lady muss 1317 Kilometer zurücklegen, bis sie wieder irgendwo fest angebunden wird. Gemächlich ziehen ein paar Frachtschiffe vorüber, alles steht unter dem Motto "Langsamkeit"
Wir überqueren den Äquator, auf unserer Reise insgesamt 3 mal per Schiff und einmal mit dem Flugzeug. Und das alles auf einer Reise, verrückt.
Vor vielen Jahren habe ich einmal eine Nilkreuzfahrt gemacht und einmal bin ich auf dem Rhein von Basel bis nach Rotterdam gefahren. Daher hatte ich schon eine kleine Vorstellung, was es heißt, einen Fluss zu befahren. Eins ist schon mal von vornherein klar für die nächsten 2 Tage: Es gibt keinen Stress mit irgendwelchen Ausflügen, denn an Seetagen gibt es keine und niemand muss unten am Ausstieg schon eine Stunde vorher anstehen, um einen guten Platz im Bus zu bekommen. Menno, das war jetzt nicht ernst gemeint. Alles ist entspannt, tief durchatmen und faul sein, wie wunderbar.
Es gibt viel zu sehen am Flussufer und als ich auf das Wasser schaue, blicke ich gleichzeitig auf meine Kaffeetasse. Die Farbe des Tasseninhalts hat viel Gemeinsamkeit mit dem Flusswasser ... Milchkaffee! Aber nicht, das jetzt jemand glaubt, es gäbe Flusswasser zu trinken.
Es gibt genügend Zeit, ein Buch zu lesen und dem Spiel der Wolken zuzuschauen. Von leuchtend blau bis bedrohlich schwarz war alles dabei. Nach dem Frühstück war Bewegung für mich angesagt. Wer kennt ihn nicht, den offiziellen AIDAclubtanz, den El Tiburón. Da muss jeder Schritt passen, sonst hüpft man schnell aus der Reihe. Es ist ziemlich eng auf der Tanzfläche in der AIDAbar und daran sieht man schon, der Kurs ist sehr gefragt. Mein Mann ging ins Theater zum Vortrag des Lektors über Santarém. Später erzählt er mir einiges über die indigene Bevölkerung Brasiliens und das früher um Santarém herum die Tapuicu-Indianer gelebt haben. Und der Lektor berichtete auch über das Zusammentreffen der Gewässer, dem trüben Amazonas und den dem smaragdgrünen kaltem Wasser des Rio Tapajós. Da bin ich gespannt, wie das in Natura aussehen wird.
Mittags habe ich den Poolbrunch getestet. Der Kartoffelsalat mit Kokos, lecker und scharf. Die Küchencrew gibt alles, denn hungrige Passagiere sind unerträglich und sie sollen ja bei Laune gehalten werden. Mein Glas Bier habe ich mit Sprudel „verlängert“, denn bei der Hitze macht mir schon ein Bier zu schaffen. Aber nach dem Kartoffelsalat war einfach eins fällig.
Leichte
Abkühlung gibt es abends im Calypso, denn die Temperatur außen ist schon
ordentlich. Aber aufpassen muss man schon, rein, raus, rein, raus und zack hat
man Halsweh. Ich trage gerne drinnen ein leichtes Jäckchen, damit ich mich nicht
verkühle. Es ist schon toll, was die Küchencrew jeden Abend für Sachen aus Obst und Gemüse zaubert. Die Schildkröte fand ich sehr gelungen.
Später
sitzen wir im Theater, lassen uns verzaubern von „Es war einmal“ - der
Märchenwelt der Gebrüder Grimm. Lustig zu erleben, dass Rotkäppchen plötzlich
den Froschkönig küsst – ein wenig schräg, ein wenig anders. Abwechslungsreich,
energiegeladen und ein musikalisch super dargebotene Spektakel des
AIDA-Vita-Showensembles.
Danach noch ein wenig die Füße vertreten und das war der Seetag auch schon wieder.
14. Januar Seetag und abends Ankunft in Santarém Wettervorhersage: wechselhaft, 26 Grad
Es ist keine Spur langweilig, das Ufer des Amazonas anzuschauen. Ich komme nicht dazu, irgendwas anderes zu tun. Schauen, schauen, schauen ... Die ist Luft ist heute wieder leicht diesig und gibt dem Ufer sowie den dahinterliegenden Bergen eine sanfte Tönung.
Das Wasser verändert sich langsam. Dunkle Schlieren vermischen mit den „Milchkaffee“ und dem dunklen kalten Wasser.
In der Ferne sehe ich Rauchfahnen aufsteigen, ist das Regenwaldrodung frage ich mich? Und wie ich so dasitze, kommt ein großer Falter angeflogen und landet auf der gläsernen Schiebetür.
Mein Gott, was für ein riesen Tier. Sofort höre ich leise Schreie, wie ihhhhh, igitt … aber zum Glück hat ihn niemand verscheucht. Leider habe ich nicht herausbekommen, was es für ein Falter war.
Vereinzelt
tauchen plötzlich kleine Ansiedlungen am Ufer auf. Menschen stehen dort und
winken uns zu. In den Tropenwäldern Amazoniens gibt es etwa 2500 Arten von Bäumen. Von den hohen Bäumen können bis 60 Meter lange Lianen runter hängen. Ich habe mal gelesen, dass auf einem Quadratkilometer Tropenwald in Amazonien mehr Pflanzenarten anzutreffen sind als in ganz Europa. Ein wirkliches Naturparadies und ich hoffe, dass es noch lange erhalten bleibt und auch geschützt wird. Er ist eine grüne Lunge unserer Erde - einzigartig.
Wann kommt hier schon mal ein Kussmund vorbeigefahren? Die Bewohner kommen aus den Häusern, das Schiff zu bestaunen. Die Häuser
stehen auf Stelzen, was davon zeugt, dass das Wasser des Amazonas gewaltig
ansteigen kann und über das Ufer tritt.
Gegen
15 Uhr großes Schlangestehen auf dem Pooldeck.
Bei Tageslicht erreichen wir Santarém und können die Stadt vom Wasser aus anschauen.
Anlegestelle
ist der Industriehafen und Kontrolle ist die beste Sicherheit, scheint bei der
Crew zum Standard gehören. Aber was um Himmelswillen soll dort in den
Mülltonnen drin sein, frage ich mich.
Abendessen war für uns früh angesagt und zackzack ab 20 Uhr haben wir Landgang in Santarém – die AIDA-Freunde on Tour. Es soll an der Uferpromenade ein Lokal (auf Stelzen) geben, wo man einen guten Caipirinha trinken kann. Aha denken wir, da vorne ist eins. Falsch, das ist die Fischhalle. Also heißt es, laufen und laufen.
Es ist dunkel, auf der Uferpromenade ist mächtig viel Volk unterwegs. Familien, verliebte Paare, Jogger, Walker, lümmelnde Jungs und jede Menge springendes Ungeziefer – keine Mücken. Wir hören Kröten quaken und entdecken eine Kröte in der Größe eines Meerschweinchens. Die Boote liegen sanft schaukelnd im Wasser und endlich sind wir angekommen. 1 Stunde Fußweg für einen kühlen Caipirinha und zischendes Bier. Touristen und Einheimische sitzen an großen Tischen über dem Wasser und in der Ferne sehen wir die Vita. Die Polizei ist überall präsent, winkt uns und ein Mann fragt, ob wir eine Taxe für den Rückweg brauchen. Wir lehnen dankend ab. Er läuft weiter mit uns in Richtung Hafen und verwickelt uns in Gespräche. Ganz geheuer war das nicht. Im Laufe des Gesprächs stellt sich raus, er sei Busfahrer und fährt morgen einen Bus der Aida-Touren. Er begleitet uns bis kurz vor das Schiff, biegt ab und wünscht uns eine Gute Nacht. Oh, wie peinlich denke ich. Nicht jeder, der einen anspricht muss ein „Nepper-Schlepper-Bauernfänger“ sein. Ich entschuldige mein Denken! Unser Abend endet später an der OCEAN-Bar. Auf Deck 5 feiert die Crew, Woodbury singt für sie und die Stimmung scheint sehr gut zu sein. Ich gönne es ihnen, denn wer hart arbeitet – darf auch mal ordentlich feiern.
Kommentare 5