Die letzte Sehenswürdigkeit unserer Tour zeigt sich schon von weitem als weißes "Band": der rund 400 Meter hohe Hengjanefossen.
Das glasklare, eiskalte Wasser dieses "Jungbrunnen-Wasserfalls" soll eine verjüngende Wirkung haben. Wahrscheinlich ist dem Kapitän unseres Ausflugsbootes seine derzeitige "Fracht" etwas zu alt, denn er steuert unser Boot direkt auf diesen Wasserfall zu, dessen schäumender Inhalt sich in mehreren Kaskaden von irgendwo aus dem steilen, undurchdringlich scheinenden Felsmassiv kommend rauschend in den Fjord ergießt. Wer mag, darf gern mal kosten ...
Für die "ewige Jugend" scheint es mehrere "Hausmittelchen" zu geben. Warum sonst trägt der "Jungbrunnen-Wasserfall" auch den Namen "Whisky-Wasserfall"?!
Tja, diese Frage werden wohl wir hier und heute nicht klären und sicher auch nicht das Geheimnis der "ewigen Jugend" ergründen. Ich rede mir jedoch ganz fest ein, dass die mein Gesicht bespritzenden Wassertropfen eine beinahe sekündlich einsetzende glättende Wirkung haben …
Ab hier geht´s retour in Richtung Stavanger - sozusagen "Bergfest" unserer Fjord-Rundfahrt.
Der Kapitän lenkt unser Boot ziemlich in die Mitte des Lysefjords und betätigt wieder das "Gaspedal". Bevor Fotografieren wieder schwierig wird, fange ich noch ein paar Impressionen ein.
Noch einmal haben wir einen tollen Blick zum Preikestolen, dessen Flanken ebenfalls von bunten Pünktchen in Form von Menschen in verschiedenfarbigen Outdoorjacken erkundet werden.
Leider zieht sich der Himmel zusehends wieder zu. Der launische norwegische Wettergott ist wohl der Meinung, mir für dieses Mal genügend Sonnenschein geschenkt zu haben …
Nach einiger Zeit Fahrt kehrt die Zivilisation allmählich zurück. Erste Häuschen tauchen wieder auf.
Und schließlich unterqueren wir wieder die "Lysefjordbrua", hinter der sich Forsand, "das Tor zum Lysefjord", erstreckt.
Rechts von uns ist direkt am Ufersaum ein Gebäude mit schrägem Dach erkennbar: das "Lysefjordsenteret AS". Ich kenne es noch von meinen letzten Besuchen und weiß daher, dass wir dort anlegen werden.
Traditionell erwarten uns in diesem hellen, einladend wirkenden Gebäude mit seinen großen Panoramascheiben Kaffee (sehr guter Kaffee übrigens!) und die leckeren goldgelben Waffeln mit leckerer, stückiger Erdbeerkonfitüre und Frischkäse. Ein Gedicht!
In den zur Verfügung stehenden 20 Minuten bleibt leider kaum Zeit zum Genießen …
Schon heißt es um 13 Uhr wieder: Abfahrt. Und nach der Pause geht´s weiter mit der nächsten "Sause", denn erneut werden wir mit unserem Bötchen übers Wasser brausen.
Wieder ist "Full Speed" angesagt. In 30 Minuten werden wir zurück in Stavanger sein. Ich gehe wieder an Deck. Mal sehen, wer schneller in Stavanger ist?! Wir mit unserem "Speed Boat" oder das sich hinter Forsand zusammenbrauende und in Richtung der Ölmetropole ziehende Regengebiet - die Rückkehr des "grauen norwegischen Ungemachs"?!
Außer mir befinden sich nur ganz wenige Gäste an Deck, da es durch die nunmehr fehlende Sonne schon richtig kalt ist.
Doch ich bin eisern: frische Luft an Deck bis zur Ankunft im Hafen! Das habe ich mir vorgenommen. Ein Ehepaar mit ihren zwei Söhnen trotzt wie ich von Anfang an Wind, Gischt und kalten Temperaturen.
Aus deren Richtung dringen mit einem Mal Wortfetzen wie "… Sturmtief" …", "… Wellen …" oder "… unruhige Nacht …" an meine mützengeschützten Ohren. Wie bitte?! Da hab´ ich mich doch bestimmt verhört?! Nein, habe ich nicht. Leider. Über Norddeutschland und Südskandinavien hat sich etwas zusammengebraut, klären sie mich auf. Die Nachrichten hätten es wohl heute früh gemeldet … Ein Sturmtief …
Warum es ausgerechnet den Namen "Oriana", was so viel bedeutet wie "Die Goldige", bekommen hat?! Nun ja … Ich lasse mich mal überraschen, wie "goldig" das Ganze wird. Zu viele Gedanken brauche ich mir da jetzt gar nicht machen. Es nützt ja ohnehin nichts. Da müssen wir durch, wenn wir wieder nach Kiel wollen … Ich habe nur etwas Bedenken, dass womöglich die für morgen Vormittag geplante "Inside Tour" abgesagt werden könnte. Das wäre echt schade. Wir werden sehen.
Eisern fahren wir bei hoher Geschwindigkeit vor der dunklen und langsam näher rückenden Regenfront her. Die schon bekannten "Fifty Shades of Grey" - nunmehr über dem Boknafjord …
Irgendwann wird es selbst mir zu frisch und ich stelle mich ein Deck tiefer in eine windgeschützte Ecke. Die Landschaft hat sich in eine trübe Suppe verwandelt. Vorboten von "Oriana"?! Irgendwie schlägt mir das Ganze etwas aufs sonst sonnige Gemüt. Der vorletzte Ausflug meiner Reise zu meiner "Endless Love" ist zu Ende. Heute Nachmittag habe ich noch etwas vor. Und dann heißt es auch schon ein allerletztes Mal "Sail Away". Es macht nichts, dass inzwischen die ersten Regentropfen fallen. Meine Stimmung ist genauso getrübt und meine Seele traurig. Nur noch wenige Stunden, dann heißt es wieder einmal, von Norwegen Abschied zu nehmen.
Als die "Stavanger bybru" in Sicht kommt und die Geschwindigkeit unseres Bötchens langsam wieder gedrosselt wird, gehe ich noch einmal aufs "Pooldeck".
Links und rechts ziehen nun wieder die Häuser von Stavanger entlang. Nach so viel Natur muss ich immer erst einmal wieder zu mir kommen, das Erlebte verdauen und tief in den Windungen meines Gehirns abspeichern.
Die Sinne scheinen dennoch ordentlich zu funktionieren, denn natürlich erspähe ich sofort unsere AIDAluna, die sich wahrlich gut hinter den Häusern Stavangers getarnt hat. Sie fügt sich doch perfekt ins Stadtbild ein, oder?!
"Weiß und weiß gesellt sich gern" … Schicke Bötchen und schicke Häuschen in einer schicken Wohngegend - und das nur einen "Steinwurf" von Stavangers Zentrum entfernt …
Vorbei am ziemlich düster wirkenden Rumpf der "Zenith" …
… werden wir um 13:30 Uhr mit großen Lettern wieder im Hafen der Ölmetropole begrüßt:
Ihr Lächeln ist mir immer das Liebste … Die steuerbordseitige Kussmundhälfte glänzt schon in aufgefrischter Lippenstiftfarbe. Die beiden fleißigen "Make up-Künstler" im kleinen Arbeitsbötchen haben sich inzwischen die Backbordseite des Riesen-Kussmunds vorgenommen.
Überall wird gewerkelt, um vor unserer Rückkehr nach Kiel AIDAlunas Schönheit wieder so richtig zum Strahlen zu bringen. Und natürlich wird auch auf der Brücke wieder für klare Sicht gesorgt.
Die Reinigungsgondel fährt am Schiff entlang, Balkonscheiben und -brüstungen werden geputzt, damit wir wieder klare (Durch)Sicht haben. Aber ob sich das lohnt, wenn wir zwischen Skagerrak und Kattegat Sturmtief "Oriana" "reiten" müssen?!
Unser schöner Lysefjord-Ausflug ist leider zu Ende. Er war eine wahre "Luftnummer", denn so viel frischen Wind in wahrlich geballter Weise wie auf diesen wenigen Kilometern und in diesen rund drei Stunden habe ich ja auf meiner ganzen bisherigen Reise noch nicht erlebt.
Fortsetzung folgt …
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