Die dänische Küste zieht in der Abenddämmerung an uns vorbei.
Die letzten Stunden an Bord, so schnell sind sie plötzlich da. War ich die ganze Zeit über noch total abgelenkt, so stehe ich nun gedankenverloren an der Reling und schlagartig wird mir bewusst, dass ich AIDAluna in rund 12 Stunden verlassen werde. Kein schönes Gefühl angesichts dieser traurigen Aussichten.
Zum Glück bleibt momentan nicht so viel Zeit für Tristesse und Traurigkeit, denn im Theatrium beginnt gleich die "Farewell-Party". Also nichts wie hin.
"Farewell Abend - Auf AIDAsehen!" prangt den Gästen dort schon von der Leinwand entgegen. Vor allem die letzten beiden Worte machen mich wehmütig. Es war eine traumhafte Reise mit unvergesslichen Erlebnissen, das macht den Abschied nicht leichter.
Das Schöne einer Abschiedsparty auf dem Pooldeck ist auch, dass man die Sektbar mit den farbig gefüllten Gläsern in Form des Schriftzuges "AIDAluna" besser fotografieren kann. Aber nun ist, es ist jetzt so wie es ist. So gibt´s halt nur diese beiden Aufnahmen:
Es gilt ohnehin, sich mit dem grün gefärbten Sektglas einen guten Platz im Theatrium zu suchen, um die Show gut verfolgen zu können.
Zunächst präsentieren sich unser Entertainment Manager Thilo Ebbighausen und General Manager Stefan Weder in luftiger Höhe auf Deck 11 …
… bevor die Beiden gemeinsam mit unserem Kapitän unter großem Beifall die Bühne betreten.
Gemeinsam lassen die 3 unsere fantastische Reise zu Wasserfällen, stillen Fjorden, Gletschern und wunderschönen Orten Revue passieren. Haben wir das wirklich alles in gerade einmal sieben Tagen erlebt?! Es kommt mir viel länger vor, seitdem wir in Kiel abgelegt haben. Ich bekomme Gänsehaut. Nicht, weil es mir kalt wäre, sondern, weil das irgendwie immer so ein ganz emotionaler Moment ist.
Kapitän Tidow verabschiedet sich von uns, bevor Thilo und Stefan einige Crewmitglieder stellvertretend für die große AIDA-Familie, die alles für unser Wohlergehen an Bord getan hat, auf die Bühne holen. Jedes Crewmitglied wird mit großem Beifall begrüßt.
Schließlich verkünden die Beiden auch die obligatorische Aufstellung am Reiseende, was wir so verbraucht haben. Ich habe mein Notizbuch nicht dabei, somit habe ich mir das alles auch gar nicht merken können. Es war jedoch eine Menge an Rot- und Weißwein, Bier, Eiern, Obst und und und … bis hin zum Toilettenpapier.
Auch wird auf dieser Reise wieder der "Smiling Star" für ein besonders beliebtes Crewmitglied vergeben.
Und Asep aus dem Shop, der dieser Tage in der "Prime Time" schon mal zum "90-Sekunden-Interview mit Aussicht" zur Verfügung stand, singt mit großer Emotionalität in perfektem Deutsch den Andreas Bourani-Song "Ein Hoch auf uns". Wieder einmal ist es um meine Fassung geschehen. Es ist so mitreißend. Viele Gäste singen mit und ich muss zum Schluss ein paar Mal heftig schlucken, weil in meiner Kehle schon wieder so ein Gefühl aufsteigt, das mir letztlich die Tränen in die Augen treiben würde.
Auch für die AIDAstars, die nunmehr dreieinhalb Monate an Bord waren, wird morgen in Kiel die Kussmundschiffzeit erst einmal wieder vorbei sein; sie werden mit uns von Bord gehen und in ihren wohlverdienten Urlaub.
Doch heute Abend geben sie bei ihrer letzten Show "Disco Connection" mit Liedern der 1970er Jahre noch einmal alles. Bunt und schrill und mitreißend - der perfekte Abschluss.
Tja, und dann war´s das mal wieder. Die Show ist zu Ende. Auch Thilo und Stefan haben sich von uns verabschiedet. Zwar geht die Party in der "Anytime Bar" noch weiter, doch irgendwie steht mir danach nicht der Sinn.
Ich möchte nach all dem schönen Trubel und dem bunten Abend die letzten Stunden an Bord noch in Ruhe dafür nutzen, für mich selbst die Reise gedanklich noch einmal vor meinem geistigen Auge vorbeiziehen lassen. Also suche ich noch einmal das Pooldeck für einen letzten Abendspaziergang auf dieser Reise auf.
Hier ist heute noch so Einiges los. Wahrscheinlich haben außer mir noch mehr Gäste das Gefühl, sie könnten das bevorstehende Ende dieser Reise noch etwas hinauszögern, wenn sie sich nicht schlafen legen, sondern quasi "die Nacht zum Tag machen". Doch inzwischen geht es auf Mitternacht zu und es wird einsamer, je mehr ich mich dem Bug nähere.
Nachts auf dem Pooldeck … Wo tagsüber quirliges Leben herrscht, bin ich nunmehr nahezu allein …
Hier vorn bläst noch ordentlich der Wind. Irgendwo in der Ferne zu beiden Seiten unseres Schiffes leuchten ein paar Lichter in der schwarzen, mondlosen Nacht.
Langsam bummele ich zurück und genieße noch einmal die warme, heimelige Atmosphäre des beleuchteten Pooldecks:
Dennoch schleicht sich allmählich das Gefühl ein, nicht mehr dazuzugehören. Irgendwie ist alles so vertraut, dennoch wird einem gleichzeitig alles ein wenig fremd. Ich denke, ihr wisst, was ich meine.
Es ist sprichwörtlich "5 vor 12", als ich mich wieder ins Schiffsinnere begebe. Es ist spät. Doch ich muss auch noch etwas erledigen. Der Fotoshop hat noch genau fünf Minuten geöffnet und ich brauche doch noch mein Erinnerungsfoto an die "Inside Tour".
Schließlich kehre ich in meine leer wirkende Kabine zurück; der Blick auf den auf meinem Bett liegenden Koffer tut weh.
Und so sitze ich nun an meinem letzten Abend auf See auf meinem Balkon und lasse die Reise Revue passieren …
Meine Gedanken sind auch bei meinen Lieben daheim, die mich sicherlich schon wieder sehnsüchtig erwarten, um meine Erlebnisse zu erfahren. Überschwänglich werde ich wieder erzählen ….
Dann denke ich auch an meinen lieben Papa, der vor noch nicht einmal einem Jahr gestorben ist. Es ist meine erste Reise, von der ich ihm nicht mehr erzählen kann. Das macht mich sehr traurig - trotz aller Freude über das Erlebte in meinem geliebten Norwegen …
Unter meinem Balkon rauscht die dunkle Ostsee, von deren Wellen ich hin und wieder ein paar kleine Schaumkämme erkenne.
Noch rund sieben Stunden trennen uns von Kiel. Der einzige Trost, den ich momentan habe, ist der, dass ich meiner geliebten See erst übermorgen wieder einmal "Auf Wiedersehen" sagen muss …
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