Zwei Vorbemerkungen:
1. Dies ist ein Reisebericht unserer Metropolentour mit der AidaPerla im Mai 2019.
Wir sind mit zwei Kleinkindern gereist und haben nur in Zeebrügge und Rotterdam das Schiff verlassen.
Wer hauptsächlich Ausflugsbeschreibungen liebt, sollte hier vielleicht lieber nicht weiterlesen.
Wer eine etwas chaotische Familie eine Woche lang auf dem Schiff begleiten will, ist herzlich eingeladen dies zu tun!
2. Damit ihr wisst, mit wem ihr es zu tun habt, hier eine kurze Vorstellung der Familie Hold:
Laura, in den Dreißigern, mag es zu Organisieren und findet Vorfreude unbezahlbar. Liebt es, den Augenblick zu feiern. Denn, hey, jeder einzelne ist es wert!
Jens, ein bisschen älter als Laura, hat in den vielen gemeinsamen Jahren gelernt, Lauras Ideen und Planungen mit einer stoischen Gelassenheit zu begegnen. Ist wahrscheinlich auch besser so.
Ella ist stolze fünf Jahre alt und weiß genau, wie die Welt funktioniert. Manchmal findet Jens, dass sie ganz schön nach ihrer Mutter kommt, Ansätze von Organisationstalent und den damit verbundenen Komplikationen sind da definitiv schon erkennbar.
Tom hat mit seinen drei Jahren ein unglaublich ruhiges Gemüt und zuckt nicht einmal mit der Augenbraue, wenn Ella direkt neben ihm mal wieder einen Wutanfall bekommt. Wenn es drauf ankommt, kann er ganz schön gewitzt sein.
Samstag, 04. Mai 2019
Meinen Wecker habe ich mir auf halb sieben gestellt, aber natürlich ist das gar nicht nötig gewesen.
Um vier Uhr bin ich zum ersten Mal wach, nach ein paar wirren Träumen (die größtenteils beinhalten, dass ein großes Schiff wahlweise direkt vor meiner Nase abfährt oder in haushohen Wellen schaukelt) erwache ich dann endgültig gegen zehn nach sechs und stehe auf.
Während ich dusche werden die Kinder wach und tollen im Badezimmer herum.
Ella singt laut ein ausgedachtes Lied, von dem ich nur den Text „Wir fahren mit der Päääärla, oh jaaaaa“ verstehe.
Tom beginnt dann ebenso laut sein absolutes Lieblingslied zu schmettern, und so mischen sich die Töne von „In der Weihnachtsbäckerei“ gemeinsam mit Ellas Ode zu einer Kakophonie, die ihresgleichen sucht.
Aber immerhin wird Jens dadurch wach, den muss ich schon mal nicht wecken.
Er hat einen beneidenswert tiefen Schlaf.
Wir ziehen uns an, sammeln unser Handgepäck zusammen, Mülleimer ausleeren, Jalousien programmieren, Fenster zu – und auf geht’s!
Draußen vor der Tür machen wir große Augen – es hat etwas geschneit in der Nacht, alles ist unter einer Puderzuckerschicht verdeckt.
Verrückt, und das im Mai!
Um zwanzig nach sieben fahren wir los, halten kurz bei unserer „Standard-wir-fahren-in-den-Urlaub-Bäckerei“ und besorgen uns leckere Brötchen, die wir im Auto verspeisen.
Während der Fahrt haben wir immer Kontakt mit unseren Freunden, die mit uns die Tour machen und die - ohne Absprache - zu einer ähnlichen Zeit losgefahren sind. Lustigerweise treffen wir uns auf der Autobahn und fahren dann die ganze restliche Zeit direkt hintereinander bis zum Steinwerder Hafen.
Gegen zehn nach elf sind wir da und parken am Hafenterminal. Wir haben zuvor über MyAida den Parkplatz reserviert, da wir mit den kleinen Kindern und dem ganzen Gepäck so wenig Stress wie möglich haben wollten.
Nun stehen wir also da, neben uns Koffer, Kuscheltiere und Rucksäcke, und bewundern die AidaPerla, die riesengroß vor uns liegt.
300 m ist sie lang, 18 Decks hoch und hat Platz für 4.350 Passagiere plus 900 Personen Crew.
Das Wetter ist trocken, aber wechselhaft, während der Fahrt hatten wir sowohl Sonne als auch Regen und Hagel.
Wir geben unsere Koffer beim Gepäckschalter ab (das ist sehr gut organisiert und dauert nur ein paar Minuten) und betreten dann das Terminal.
Keinen Moment zu früh, denn dann prasselt auch schon der nächste Schauer los.
Dank der Kids dürfen wir über die Überholspur und sparen so einiges an Zeit.
Es ist voll, natürlich wollen alle so früh wie möglich aufs Schiff.
Dann sind wir dran, zeigen unsere Pässe, es werden Fotos gemacht und wir holen unsere Bordkarten ab.
Die im Vorhinein gebuchten Getränkekarten (Getränkepaket light für Jens und mich, kids light für Ella, Tom ist noch unter vier Jahren und darf bei uns „mittrinken“) werden uns ebenfalls ausgehändigt.
Es ist ein fast schon feierliches Gefühl, die Karten an meinem Karabiner zu befestigen, die ich in der nächsten Woche stets bei mir tragen werde.
Über eine Rolltreppe geht es hoch, das traditionelle Foto am Steuerrad – und dann geht es über die Gangway auf die Perla.
Wir freuen uns riesig, endlich wieder Urlaub!
Auf Deck 6 gelangen wir ins Schiff und verschnaufen ein wenig in der Aida Plaza.
Hier hängen, wie auch in allen Treppenhäusern, große Bildschirme, auf denen man alle Decks anwählen und sich so prima orientieren kann.
Sehr praktisch ist, dass man seine Bordkarte daneben auf eine Fläche halten und sich einloggen kann.
Hier sehen wir, dass unsere Kabine gerade noch gereinigt wird.
Wir beschließen, dass es jetzt Zeit zum Mittagessen ist.
Wir fahren mit dem Aufzug auf Deck 14 ins Familienrestaurant Fuego, finden einen großen Tisch und schmausen lecker Burger, Pasta und mehr.
Die liebevolle Dekoration ist auf jeden Fall einen Blick wert:
Am besten finden die Kinder die Softeis-Maschine, an der man sich wenn man mag (und die Eltern einen lassen…) den ganzen Tag über Softeis ziehen kann.
„Wie bei Ikea!“ ruft Ella entzückt.
Wir haben jetzt kurz vor drei und ich brauche einen Kaffee.
Jens geht mit den Kids ins Piratenzimmer beim Kids Club (sie toben direkt los, als wären sie nie woanders gewesen) und ich fahre runter zur Lanai Bar.
Der Latte Macchiato macht mich wieder munter, und dann kommt sogar die Sonne raus!
Am Tresen sitzt mir eine Frau mit zwei älteren Kindern gegenüber, wir kommen direkt nett ins Gespräch.
Das mag in so an Aida-Urlaub: Die meisten Leute sind unkompliziert und freundlich.
Und diejenigen, die nicht so freundlich sind, die kann man ja einfach ignorieren.
Dann wechseln Jens und ich, ich sammle Tom, Ella und die Tochter von unseren Freunden ein und wir gehen auf Deck 9 ins Theatrium.
An der Bar stärken sich die Kids mit einer Saftschorle und kommen sich auf den Barhockern richtig groß vor.
Der Barkeeper lächelt und macht ein paar Scherze mit den Kids.
Mein Handy piept, Nachricht von Jens: Unsere Kabine ist fertig!
Wir machen uns auf in Richtung Deck 12.
Ich bin ganz gespannt, letztes Jahr auf der Prima hatten wir eine Kabine fast ganz unten auf Deck 5.
Dort haben wir uns wohlgefühlt und besonders genossen, dass wir dem Wasser so nah waren.
Diesmal hat uns der Herr Vario auf Deck 12 einquartiert.
Diesbezüglich sei folgendes angemerkt:
Als pünktlich 49 Tage vor der Reise die Nachricht über unsere Kabine kam, haben Jens uns ich natürlich direkt im Internet nachgeschaut und uns ausführlich über die Vario-Zuteilung unterhalten.
Ella und Tom waren mit im Zimmer, und irgendwann fragte Ella mit gerunzelter Stirn: „Mama, wer ist denn der Herr Vario, kommt der auch mit in den Urlaub?“
Seitdem gibt es bei uns also den Herrn Vario, der uns dieses Mal die Kabine 12282, Veranda Komfort mit 2 Bädern, Kategorie VA, zugeteilt hat.
Erster Eindruck: Gefällt mir gut, vom Farbkonzept etwas weniger bunt als auf der Prima, hellgrün und beige herrschen vor.
Ich freue mich über den Glasbalkon und die Tatsache, dass man auch von "hier oben“ wunderbar auf das Meer schauen kann.
Im Vorhinein habe ich natürlich recherchiert (ich erwähnte ja bereits, dass ich organisieren und planen liebe…) und herausgefunden, dass über unserer Kabine der Vorsprung des Four Elements, genauer gesagt des Fuego-Restaurants, liegt. Und ja, dieser Vorsprung ist deutlich sichtbar, und ja, er nimmt auch etwas Sonne. Aber da wir keine Sonnenanbeter sind und die Sicht trotzdem gut ist, stört uns der Vorsprung nicht.
Ein Pluspunkt der Kabine ist, dass es nur ein kurzer Weg bis zu dem Glasaufzug am Heck ist, der von Deck 7 bis 15 fährt und eigentlich immer direkt kommt und frei ist.
Aber zurück zur Kabine: Ella beschlagnahmt sofort das Pullmann-Bett, Tom reklamiert die Couch für sich.
Nun gut, bleibt für uns das Ehebett, nicht die schlechteste Wahl.
Der Sekt, das Obst und die Pralinen vom zuvor gebuchten Anreisepaket liegen schon bereit, schön!
Auch unsere diversen gebuchten Leistungen (Spa-Anwendungen, Reservierungen) trudeln nach und nach ein.
Mir fällt ein, dass im letzten Jahr zwei Kinderbademäntel in der Kabine waren.
Ob das nur damals auf der Prima so war, oder ob man auch hier Kinderbademäntel bekommen kann?
Als wir etwas später das Four Elements erkunden, frage ich freundlich an der dortigen Rezeption nach mit der Folge, dass uns kurz darauf zwei Bademäntel in Größe 116 auf die Kabine gebracht werden.
Super Service!
Aber noch sind wir in unserer Kabine und packen aus, die Kinder spielen fröhlich „Paw Patrol“ auf dem Hochbett (wer Kinder im Vorschulalter hat, der wird das wahrscheinlich kennen) und dann setzen Jens und ich uns gemütlich auf unsere Veranda.
Hach, Urlaub!
Aber langes Verschnaufen ist nicht drin, gleich ist Seenotrettungsübung!
Um Punkt fünf Uhr ertönt das Signal und wir begeben uns mit unseren Westen zur Musterstation L ins Weite Welt Restaurant.
Ein paar Gäste müssen ausgerufen werden, aber dann läuft alles nach Plan und wir sind gegen halb sechs wieder auf der Kabine.
Unser Kapitän Paolo Benini meldet sich von der Brücke: Wir werden statt 18 Uhr erst gegen 19 Uhr auslaufen, operative Gründe des Hafens.
Wir disponieren kurzerhand um:
Anstatt uns auf dem Balkon um 18 Uhr das Auslaufen anzuschauen, gehen wir direkt zum Essen.
Zum sogenannten Anreisepaket gehört nämlich ein Drei-Gänge-Menü im Steakhouse, worauf wir schon sehr gespannt sind.
Da sind wir nicht die einzigen.
Vor dem Steakhouse ist eine lange Schlange, irgendwas scheint da Probleme zu machen.
Langsam werden die Menschen unruhig, Hunger und Ungewissheit ist keine allzu gute Kombination.
Aber als dann freundliche Mitarbeiterinnen mit Gratis-Sekt herumgehen, wird die Stimmung direkt wieder versöhnlicher.
Langsam geht es weiter und wir beobachten, dass eine Menge Leute werden abgewiesen bzw. auf später vertröstet werden.
Wir sind froh, dass wir dank eines Tipps im Forum separat für 18:30 Uhr einen Tisch reserviert haben, denn so können wir unser Anreisepaket-Dinner direkt genießen.
Das Problem war wohl, dass auf den Vouchers „kommen Sie ab 18 Uhr im Steakhouse vorbei“ (oder so ähnlich) stand, und dann natürlich alle direkt um sechs Uhr dorthin gekommen sind.
Das Steakhouse finden wir auf Anhieb gemütlich, das Personal ist freundlich und das Essen kommt fix.
Das Dinner ist sehr lecker, es gibt einen frischen Salat, Steak mit Süßkartoffel-Pommes und Champignons sowie ein Schokoküchlein mit Tonkabohneneis.
Ella isst aus der Kinderkarte Nudeln mit Hackbällchen und Tomatensauce, Tom Hähnchenstreifen mit frittierten Kartoffeln und Gemüsesticks.
Zum Nachtisch gibt es für die Kids Schokopudding, der uns fröhlich zulächelt.
Gegen 19:15 Uhr laufen wir dann endlich aus, im Steakhouse ertönt „Sail away“.
Wir begeben uns in den Außenbereich des Steakhouse, denn das Auslaufen ist - zumindest für mich - immer ein Highlight auf der Kreuzfahrt.
Langsam entfernen wir uns aus dem Hafen, es ist schönstes Wetter und die Kinder singen lauthals mit.
Zum Glück hält sich Tom nun an "Sail away" und schmettert nicht wieder die Weihnachtsbäckerei.
Alles schon dagewesen.
Wieder wird mir ganz feierlich zu Mute.
Aber das mit der Feierlichkeit ist so eine Sache, wenn man neben sich zwei kleine Kinder stehen hat, die einen am Ärmel zupfen und wahlweise "Mama, mir wird kalt, ich will rein" oder "kriegen wir heute noch so ein Ikea-Eis?" rufen.
Um viertel vor acht sind wir fertig mit dem Essen.
Meine Freundin und ich reservieren im Spa noch – um unseren 10-Euro-Gutschein vom Anreisepakt zu „verbraten“ – für den Hafentag in Southampton eine Nackenmassage um 11 Uhr.
Schön, dass wir den Termin nicht heute Abend noch wahrnehmen mussten, das hätten wir nicht geschafft.
Ein bisschen schauen wir im Theatrium noch der Show der „Aida Stars“ zu, aber dann merkt man, dass die Kids todmüde sind.
War ein langer Tag.
Erstaunlich schnell schlafen sie in ihrem Hochbett ein und wir setzen uns noch eine Weile auf unsere Veranda.
Wir fahren die Elbe entlang, man sieht prächtige Villen, Leuchttürme, Industrieanlagen.
Wir haben zwar ein Babyphone, aber heute Abend geht erst einmal nur Jens zur Willkommensparty in den Beachclub.
Mir ist gerade nicht so nach lauter Musik und vielen Menschen.
In eine Decke gewickelt lege ich mich in die Hängematte auf der Veranda und lasse den Tag Revue passieren.
So viele Eindrücke, so viel Schönes.
Das muss ich erst mal sacken lassen.
Ich kann mich an dem traumhaften Sonnenuntergang nicht sattsehen, der seinen rotgoldenen Glanz auf die Industrieanlagen und Küstengebäude wirft.
Das Leben ist schön.
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