Dienstag, 7. Mai 2019
Gegen halb acht werde ich wach – die Perla legt sanft in Le Havre an.
Wir sind wieder rückwärts in den Hafen eingefahren und liegen mit unserer Backbord-Seite am Terminal.
Gegen viertel vor neun versuchen wir es noch einmal im French Kiss, und diesmal sind wir rundum zufrieden.
Die Brötchen und die Marmelade stehen schon auf den Tischen, die Etagere, Getränke, French Toast, Ei und Omelette werden schnell gebracht. Wahrscheinlich waren am ersten Tag wirklich nur zu wenige Kellner verfügbar.
Nach dem Frühstück spielten die Kinder noch einmal im Piratenzimmer, aber auf den Kids Club haben sie heute keine Lust.
Das macht nichts, wir haben es ihnen ganz bewusst offengelassen, ob sie dort hingehen möchten oder nicht.
Die Mitarbeiterinnen des Kids Club sind durchweg sehr freundlich und für Fragen immer offen.
Zu Anfang füllt man pro Kind einen Datenbogen aus, in dem alle wichtigen Informationen (Allergien, Ernährungsbesonderheiten etc.) abgefragt werden.
Dann können die Kinder zu den Betreuungszeiten einfach gebracht werden.
Direkt am Eingang des Kids Club werden dann die Bordkarten eingesammelt und am Ende wieder ausgegeben.
Der Kids Club hat aber auch diverse Angebote, die man als Familie gemeinsam nutzen kann.
Hier ein exemplarischer Tagesablauf von unserer Reise:
Wir verlassen jetzt also den Kids Club und schlendern über Deck 16 und 17.
Ella zählt durch das Fernglas 13 Schiffe am Horizont und wir bewundern vom Skywalk aus Le Havres markanten bunten Bogen, der vor dem blauen Himmel prächtig zur Geltung kommt.
Als begeisterte Museumsgängerin und Kunstliebhaberin beglücke ich meine Familie nun mit der Information, dass wir es hier mit einer Container-Installation von Vincent Ganivet zu tun haben.
Das Interesse meiner Zuhörer ist jedoch bedauerlicherweise eher gering.
Ella meint abschätzig: „Also der Henry im Kindergarten baut viel schönere Sachen“ und Tom will wissen, ob es heute denn noch ein Eis gibt.
Mein Ehemann ist mir da auch keine große Unterstützung, er meint nur „Wenn ich im Garten ein paar leere Dosen aufeinanderstapele und es Installation nenne, ist das dann auch Kunst?“
Banausen, allesamt.
Das Wetter ist bislang wirklich prima, ca. 15 Grad und Sonne.
Viel besser als vorhergesagt!
Danach genehmigen wir uns an der Bar im Beachclub noch Saftschorlen bzw. Froozies (viel zu lecker, ich liiiiebe die mit Maracuja) und beobachteten die heute stattfindende Seenotrettungsübung der Bediensteten.
Das ist wirklich interessant, ich finde es gut, dass Aida so viel Wert auf Sicherheit legt und regelmäßig ernsthaft geübt wird.
Dann erkunden wir noch ein bisschen das Schiff, schlenderten durch die Kunstgalerie (Jens und ich überlegen, ob wir uns für unser Wohnzimmer ein Bild kaufen sollen) und die Kinder spielten noch einmal ausführlich mit Roboter Pepper.
Gegen zehn vor eins machen wir uns auf ins East Restaurant, hier waren wir noch nie essen und sind gespannt.
Ella und Tom verspeisen mit Genuss Reis mit süßsaurer Soße und Hähnchen, Jens und ich lassen uns am Teryaki-Grill unser selbst zusammen gestelltes Essen braten.
Wir bekommen jeder einen Pieper und können uns das fertige Essen dann einfach abholen.
Die Auswahl ist groß, die Speisen frisch und das Ergebnis kann sich sehen und schmecken lassen.
Hier waren wir sicher nicht zum letzten Mal!
Nach dem Essen geht es dann direkt auf die Kabine – umziehen, Bademäntel an, rauf in den Beach Club!
Gemeinsam mit unseren Freunden und deren Kindern wird ausgelassen getobt, Paw Patrol gespielt, im Strudel geplanscht und Schwimmversuche unternommen.
Neben dem Schwimmbecken ist eine große Anzahl an verschiedenen Kinder-Schwimmwesten vorhanden, die wirklich klasse sind.
Die Kids können sich dadurch gut alleine im Wasser bewegen und haben großen Spaß.
Da wir mit vier Erwachsenen und vier Kindern einen äußerst guten Betreuungsschlüssel haben, beschließen wir, dass sich immer zwei von uns ein bisschen erholen können. Der Beachclub hat viele bequeme Sitz- und Liegegelegenheiten, dort kann man es sich richtig gemütlich machen.
Eigentlich bin ich ja mehr für die etwas kleineren Aida-Schiffe zu haben, aber der Beachclub hat schon etwas für sich.
Gerade mit den Kindern möchte ich ihn und das Four Elements nicht missen.
Danach sind wir alle ziemlich platt, aber glücklich.
Wir machen uns in Ruhe fertig und treffen uns dann wieder im Casa Nova, wie beim letzten Mal ist es sehr lecker und wir fühlen uns wohl.
Um 20 Uhr erlebten wir dann das Auslaufen aus Le Havre von unserem Balkon aus.
Es ist richtig schön zu sehen, wie die Kinder mit leuchtenden Augen „Sail Away“ singen und über die Veranda tanzen.
Während Jens die Kids ins Bett bringt, schlendere ich über Deck 6 und kaute ein paar Magnete, für mich immer ein schönes Andenken.
Und dann sehe ich im Shop eine wirklich hübsche rosa Bluse mit Ankern drauf, sogar reduziert ist sie!
Und schwupps habe ich ein schönes Souvenir für die Reise.
Ich ziehe sie auch nach dem Urlaub gerne an und in meinem Kopf ertönt dann automatisch ein sehnsüchtiges „Sail away“.
Wieder zurück in der Kabine bemerke ich erfreut, dass die Kinder sich wieder so richtig schön müde getobt haben.
Leider ist unser Babyphone immer noch verschwunden (auch ein Anruf bei der Rezeption blieb erfolglos, wir haben gehofft, dass es irgendjemand gefunden hat), daher habe ich heute Abend „Stallwache.“
Denn jetzt hat Jens sein Rum-Tasting, das ich ihm zum Geburtstag geschenkt habe.
Der männliche Teil unserer mitreisenden Freunde hat sich dort ebenfalls eingebucht, und so treffen sich die Männer um 21 Uhr in der Vinothek.
Davon kann ich natürlich nur vom Hörensagen berichten, aber Jens hat es sehr gut gefallen.
Das Tasting dauerte anderthalb Stunden lang, war sehr informativ und gehaltvoll (5 verschiedene Rumsorten wurden getestet) und es waren nur insgesamt fünf Teilnehmer dabei.
Gehalten hat das Tasting ein Mitarbeiter, der begeisterter Rumliebhaber ist und sehr viel Wissen und Hintergrundinfos hatte.
Danach entschließen die Männer, dass sie jetzt eine Currywurst aus der „scharfen Ecke“ (hier gibt es bis nachts um zwei Currywurst in verschiedenen Schärfegraden) und ein alkoholfreies Getränk im Beach Club benötigen.
Ich sitze derweil gut eingewickelt in eine Decke auf der Veranda, trinke einen Virgin Colada und genieße den Abend.
Hier kann ich so richtig schön abschalten, es gibt ja nichts, was ich noch tun könnte.
Zuhause überkommt es mich abends manchmal und ich räume hier noch die Spülmaschine aus, falte da ein bisschen Wäsche oder versacke (gebe ich zu) auch mal vor dem PC.
Und während ich hier so liege, das Meer rauschen höre und die klare Luft einatme, nehme ich mir vor, mir zu Hause öfter mal ganz bewusst Zeit zum Nichtstun zu nehmen. Das tut nämlich manchmal richtig gut.
Mittwoch, 8 Mai 2019
Zeebrügge.
Die gesamte Familie schläft bis nach acht Uhr, sehr entspannend.
Das Schlafen auf unserer Kabine ist generell sehr stressfrei.
Und auch Ordnung halten klappt erstaunlich gut, es gibt genügend Schränke und die Sachen, die wir nicht so oft benötigen, lagern wir in einem der Koffer unter dem Bett.
Wir lassen es ruhig angehen und frühstückten im Bella Donna.
Diese Idee haben wir nicht alleine, aber wir ergattern in der Nähe von unseren Freunden noch einen Vierertisch.
Danach machen wir uns langsam fertig für unseren heutigen Ausflug nach Brügge. Ja, wir verlassen tatsächlich mal das Schiff.
Ab 10 Uhr ist das Schiff zum Ausgang freigegeben, wir sind um zwanzig nach zehn an der Gangway.
Zuvor gibt es allerdings noch unschöne Diskussionen auf der Kabine, weil Ella partout nicht das Schiff verlassen will und das ziemlich dramatisch kundtut.
Wir freuen uns ja, dass ihr das Schiff so gut gefällt, aber da Ella den Tag auch nicht im Kidsclub erbringen möchte (mit Anmeldung am Vorabend ist das möglich), muss sie jetzt halt mit.
Zum Glücken schaffen wir es, sie davon zu überzeugen mit uns zu kommen.
Ich finde ja, dass Kindererziehung manchmal ganz schön harte Arbeit ist.
Ganz ehrlich, ein Tag im Büro ist manchmal manchmal wesentlich entspannender als ein Tag mit den Kindern, so lieb ich sie auch habe.
Ich habe großen Respekt vor allen Erzieher*innen und Lehrer*innen, die unsere Rabauken Tag für Tag beaufsichtigen.
Aber kommen wir nun zu unserem Ausflug.
In Zeebrügge darf man nicht alleine durch den Hafen laufen, sondern wird mit einem kostenlosen Hafenshuttle zum Terminal gebracht.
Das dauert zwar nur eine Minute und wir wären zu Fuß wahrscheinlich schneller gewesen, aber Vorschrift ist nun mal Vorschrift.
Wir haben im Voraus schon Vouchers bei der Firma „Cruise Express“ gebucht, die einen Shuttle nach Brügge anbietet.
Dieser kostet 20 Euro pro Erwachsenem, Kinder bis 10 Jahre fahren gratis mit.
Das Pendant über die Reederei kostet 29,90 Euro für Erwachsene und 19,90 Euro für Kinder ab zwei Jahren, außerdem hat man hier feste Fahr- und Aufenthaltszeiten.
Bei „Cruise Express“ kommt alle halbe Stunde ein Bus, nachmittags fährt der erste Shuttle um halb drei zurück.
Es regnet etwas, aber davon lassen wir uns die Laune nicht verderben.
Der Shuttle ist sehr einfach zu finden: Wir müssen nur aus dem Hafenterminal gehen, einmal links herum die Hauptstraße runter, und da sind wir auch schon.
Die Abwicklung geht problemlos, wir zeigen unser Voucher der Dame am Schalter und erhalten unsere Tickets sowie dazu einen Stadtplan von Brügge.
Sie fragt uns noch, ob wir schon wissen, wann wir wieder zurückfahren möchten.
Halb drei, beschließen wir, sie trägt uns ein.
Wahrscheinlich um besser planen zu können, wie viele Busse wann in Brügge wieder benötigt werden.
Nach einer Viertelstunde kommt unser Reisebus, der ca. zur Hälfte mit Gästen gefüllt ist.
Die Fahrt dauert ca. 20 Minuten, auf einem großen Bus-Parkplatz (hier halten alle Reisebusse, auch die von Aida) parkt der Bus und wir machen uns auf in Richtung Innenstadt.
Dank des erhaltenen Stadtplans gar kein Problem.
Wir kennen Brügge bislang noch nicht und haben keine großen Erwartungen.
Schnell stellen wir fest, dass Brügge eine wunderschöne Stadt mit vielen kleinen verwinkelten Gassen, romantischen Brücken über den Kanälen und herrschaftlichen Gebäuden ist.
Während Jens und ich die schönen Gebäude und das Flair genießen, haben die Kinder viel anzuschauen.
Pferdekutschen, Geschäfte mit höchst appetitlich angerichteten Süßigkeiten, Wiesen mit schnatternden Enten und überall neue Entdeckungen.
Fast nicht wegzubekommen sind sie von einem Käthe-Wohlfahrt-Laden mit Weihnachtsartikeln und selig, als sie sich jeweils eine Kleinigkeit für den diesjährigen Weihnachtsbaumschmuck aussuchen dürfen.
Natürlich essen wir mittags echte belgische Pommes, die wirklich lecker sind.
Pralinen kaufen wir auch, Schokoladengeschäfte gibt es an jeder Ecke.
Das Wetter wird immer besser, der Regen hat aufgehört und die Sonne kommt heraus.
Gegen 14:15 Uhr sind wir dann wieder beim Busparkplatz, wieder funktioniert alles hervorragend.
Brügge hat uns sehr gut gefallen!
Um zehn nach drei sind wir wieder mit dem Hafenshuttle am Schiff und machen ein paar schöne Fotos vor dem Bug der Perla.
Ich finde, dass die Dame fast schon verschmitzt grinst.
Auf einmal kommt ein Bediensteter und erklärt uns freundlich, aber bestimmt, dass wir dort gar nicht sein dürfen.
Hm, wir befinden uns eigentlich brav hinter der Absperrung, aber nun ja, wir fügen uns natürlich.
Jens geht mit den Kindern noch ein bisschen Schwimmen, während ich mich mit einem Buch auf die obere Etage des Beachclubs verziehe.
Danach dusche ich die Kids, während Jens sich der Sonne ein Bier genehmigt.
Außerdem hat er eine wichtige Mission zu erfüllen: Er tauscht unsere Anreisepakets-Sektflasche gegen eine kalte ein und lässt sich in den Kühler frisches Eis füllen.
Mehr dazu später.
Und dann machen wir etwas, das ich eigentlich immer belächle und bislang noch nie gemacht habe:
Wir stellen uns um fünf vor sechs in die lange Schlange vor dem Marktrestaurant.
Grund ist, dass wir unbedingt das Auslaufen um 19 Uhr auf dem Balkon mitverfolgen möchten, und so früh macht leider nur das Marktrestaurant auf.
Immerhin stürmen wir bei Öffnung des Restaurant nicht mit der Meute mit, sondern gehen ganz gesittet bis nach hinten durch und bekommen gemeinsam mit unseren Freunden problemlos einen sehr schönen Achtertisch im Heck.
Das Essen ist sehr lecker, Tom allerdings ernährt sich an diesem Abend fast nur von Rotkohl (okay, und etwas Kalbsrollbraten).
Um kurz vor sieben scheuche ich die ganze Bande unbarmherzig auf, aber zu recht:
Als wir auf dem Balkon ankommen, ertönt bald schon das Typhon und das allseits geliebte „Sail Away“ erklingt.
Jens lässt den Korken der Sektflasche bis nach Belgien knallen und wir stoßen mit unseren Freunden bei strahlendem Sonnenschein auf unsere Reise, das Ablegen und das Leben an.
Die heute gekauften belgischen Pralinen schmecken sehr gut und wir genießen den Abend und die Ausfahrt aus Zeebrügge.
Ach ja, und wir haben noch einen Grund zum Anstoßen:
Unser Babyphone ist wieder aufgetaucht, das Housekeeping hat es an der Rezeption abgegeben!
Wie es dort hingekommen ist und wo es sich letztendlich versteckt hat, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben.
Die Kinder spielen noch ein Weile in der Kabine und auf der Veranda, aber dann merkt man ihnen die Müdigkeit an.
Eigentlich ist heute Abend die Neon-Party im Beachclub angesagt, aber ich merke, dass bei mir eine Erkältung im Anflug ist und es sinnvoller wäre, heute Abend mal etwas ruhiger zu machen. Nicht, dass ich noch krank werde!
Jens und unsere Freunde haben eine schöne Zeit bei der Party, man kann sich mit Neonstiften anmalen, die Offiziere mixten Cocktails und die Band spielt – ebenfalls in Neonfarben – zum Tanz auf.
Ich habe ja den Vergleich zur Sphinx-Klasse (Diva, Bella etc.) und finde, dass auch abends der Beachclub ein echter Gewinn ist.
Die verschiedenen Partys sind auf unserer Reise immer sehr gut besucht, die Band macht gute Laune und das helle, offene Ambiente ist sehr einladend.
Gut, natürlich hat es durch den Pool auch ein wenig Schwimmbadcharakter, aber das finde ich nicht schlimm.
Wie so vieles im Leben ist auch dies Geschmackssache.
Während die Party im Beachclub tobt, räume ich die Veranda etwas auf und bewundere das Kunstwerk, das einer von uns unbemerkt erstellt hat:
Ob das auch als Installation zu werten ist?
Vielleicht ist meine Familie ja künstlerisch ambitionierter als ich dachte.
Und mit diesen hoffnungsvollen Gedanken kuschele ich mich in mein gemütliches Bett.