2.Tag Mauritius
Teddy zieht seine Kreise heute etwas weiter und es verschlägt ihn in den Süden der Insel. „Der Süden und seine Genüsse“, so wird die Tour genannt.
Vor dem Teddy waren wohl schon einige andere Fremde hier. Zunächst die arabischen Händler. Die machten hier wohl regelmäßig Pause und tankten dabei nicht nur Energie, sondern auch Proviant auf. Wie wir gestern –am Kiosk. Später behaupteten die Portugiesen, die Insel entdeckt zu haben. Die wussten ja nichts von den Arabern, denn Telefon und so gab es ja noch nicht. Es ist ja sowieso immer das Gleiche. Überall wo man hinkommt, war vorher schon jemand anderer da. Erst die Niederländer versuchten später dann hier auch zu siedeln und Ackerbau zu betreiben. Was denen aber durch schlechtes Wetter, Dürren und Zyklone vermiest worden ist. Und da die zwar Umweltaktivisten, aber vor allem eben in die falsche Richtung waren, haben sie es jedenfalls trotzdem geschafft, in der kurzen Zeit ihrer Anwesenheit, die Wälder, den Schildkrötenbestand und auch die Dodos, einen Laufvogel, der hier eine Art Nationalzeichen ist und auf allerlei Klimbim abgebildet ist, ordentlich zu schädigen und letzteren sogar gänzlich auszurotten. Im Gegenzug hatten die damals aber auch was mitgebracht, -das Zuckerrohr.
Piraten übernahmen dann erstmal das geplünderte Land, bis wieder die üblichen Verdächtigen hier die Showbühne betraten. Erstmal waren es die Franzosen, bis dann die Engländer kamen. Die ließen aber ihre Kultur zuhause und so ist bis heute viel Französisches geblieben. Nur der Name Mauritius, der ist von den Engländern. Seit 1968 ist die Insel nun selbstständig. U. a. Rodrigues, eine Insel weit außerhalb, gehört übrigens auch noch dazu.
Und man verlässt sich ganz darauf, dass diese unliebsamen „Besuche“ nun ein Ende haben, denn auf eine Armee verzichtet man hier.
Das reicht dem Teddy aber jetzt zur Geschichte. Der will jetzt sehen, warum die ganzen Leute die Insel so klasse fanden. Jetzt hat jedenfalls eine neue Ära begonnen. Der Teddy ist hier und der führt nichts Schlechtes im Schilde. Der will nur schauen, was die übriggelassen haben...
Wie gestern schon beim Linienbus zu erahnen, hat unser Gefährt für den heutigen Tag sicher auch schon bessere Zeiten gesehen -offenbar aber schon vor längerer Zeit…Egal, besser schlecht gefahren, als selbst gelaufen. Und so schlecht fährt der Bus dann auch wieder nicht, wie er sich bepackt mit uns Touris die engen Kurven zuverlässig hochquält. Jedenfalls zuverlässiger als ein anderer Ausflugsbus. Der steht schon kurz nach St. Louis pannenbedingt mitten auf der Straße. Wir fahren vorbei und Ty grinst unverschämt und murmelt: „Die Technik und ihre Genüsse!“ Ob die heute noch in den Süden kommen…?
Zunächst geht es 600m rauf zum Trou aux Cerf, einem Vulkankrater, der aber von oben nicht so toll
aussieht. Fehlt wohl auch ein wenig Wasser im Krater.
Und da uns die Vegetation ohnehin, jedenfalls fototechnisch, die Sicht versperrt, gibt es kein so tolles Foto. Was es aber geben muss, das ist eine bessere Perspektive als man uns hier präsentiert, -habe ich zumindest auf Postkarten so gesehen. Aber diesen Punkt erreichen die zeitlich eingeschränkt Bustouristen heute wohl nicht. Dafür aber können wir rupienunterstützt noch schnell die Toilette aufsuchen. Wobei das Personal, so verrät der Blick, den Toilettengang wohl lieber mit Fremdwährung unterstützt gesehen hätte.
Teddys Blick ist von hier eher auf die Landschaft gerichtet. Was für eine grüne Insel! Das muss Gründe haben. Und die liegen in der Niederschlagsmenge. 4000 mm, das sind 4 m im Jahr! Heute wird die Wassersäule jedenfalls wohl nicht aufgefüllt. Es ist lecker heiß. Und so fällt es auch auf, dass der Busfahrer wohl die Klimaanlage ausschalten muss um den Berg hier überhaupt hochzukommen.
Die haben hier übrigens eine tolle Idee mit den oftmals
störenden Mobilfunkmasten. Auf Mauritius erkennt man die kaum, denn die sind
hier als große Palmen getarnt.
Denke mal, dass diese Verkleidung auch nicht mit dem Karneval zusammenhängt, denn heute ist ja schon Aschermittwoch. Bei uns zuhause müsste man sich allerdings was anderes einfallen lassen. So große Palmen würden wohl eher etwas fremd wirken…
Nächster Stopp ist die Schiffsmodellbauwerkstatt.
Das hat der Teddy neulich schon mal im Fernsehen gesehen. Filigrane Handarbeit. Und für die ganz kleinen Teile nimmt man die zarten Frauenhände. Aber das fällt für die Teddymädchen ja wohl flach. Die beiden 4-Pfoten Faultiere sind da bauartbedingt wohl eher Grobmotoriker. Ist aber auch besser so, denn in der Werkstatt liegt ein übler Lackgeruch in der Luft. Kein Job für den Teddy also. Der atmet lieber weiter frische Seeluft und tut nichts. Die Modelle sind aber schon toll und teilweise so groß, dass der Teddy dort an eine eigene Kabine beziehen könnte. Aber im Ergebnis nichts für Koffer und Handgepäck. Also bleibe ich lieber weiter bei meinen Leuten in der Kabine und lasse mich bedienen.
Der Teddy legt jetzt noch ne Schippe Kultur drauf und begibt sich auf den spirituellen Teil der Tour: Grand Bassin, ein See an dessen Ufer ein Hindutempel gebaut ist. Irgendwann soll hier mal jemand geheiligtes Wasser vom Ganges reingekippt haben, was das Seeufer dann als idealen Baugrund für den Tempel qualifiziert hat. Und dieser Jemand war der Gott Shiva, als er, so um die Welt schwebend, den heiligen Fluss Ganges, als Hochwasserschutz für seine Gläubigen, eine Zeit lang mal lieber mit sich rumschleppte und dann, aus Versehen, einige wohl große Tropfen genau über Mauritius verloren hat. So die Erzählungen… Nicht alle glaubten das wohl so und daher hat man 1972 sicherheitshalber und diesmal absichtlich, noch mal heiliges Wasser des Ganges in den See gekippt. Der See an dieser heiligsten Hindu-Pilgerstätte auf Mauritius heißt in Fachkreisen seither auch Ganga Talao.
Oberhalb der Anlage steht eine riesige Figur von diesem Gott
Shiva
und auf dem Parkplatz eine genauso große Figur von der Göttin Durga
Mata, wie immer mit einem Tiger.
Riesig sind ohnehin auch dieser Parkplatz und die doppelspurige Straße dorthin, welche fast wie eine Autobahn wirkt. Also verlässt man sich doch nicht nur auf den glücksverheißenden Gott, sondern hilft auch baulich nach, dass die Besucher schon mal die erste Glückserfahrung bei der Parkplatzsuche haben. Heute ist es hier weitgehend leer und sogar die zahlreichen Ausflugsbusse wirken eher verschwindend gering auf diesem weiten Areal. Vor ein paar Tagen aber war hier, wie jedes Jahr um diese Zeit, ein großes Fest und da war es wohl rappelvoll. Gläubige aus dem In- und Ausland pilgerten hierher und stellten Infrastruktur und Verkehrsführung auf die Probe. Der See und die Tempelanlage liegen etwas unterhalb der Statue und wir lauffaulen Touristen werden noch direkt daneben, zu einem kleinen Parkplatz runtergekarrt.
Schon eindrucksvoll und umso mehr noch im Sonnenlicht,
-diese bunten Farben der Gebäude mit den verschiedenen Glückssymbolen, wie auch
des Tempels und der verschiedenen Götterfiguren.
Unter den Glückssymbolen ist auch ein Zeichen, nenne hier mal die englische Bezeichnung Svastika, das mit seinen Haken in unserer Geschichte keinesfalls mit Glück in Verbindung zu bringen ist...Hier prangt es mit ganz anderem und vor allem religiösem Hintergrund an vielen Gebäuden.
Meine Leute tun es beim Betreten der Tempelanlage den Teddys gleich und sind nun ohne Schuhe. So auch, als sie sich von einem netten Hindu-Mann segnen lassen. Ein Wachspunkt wird auf die Stirn gedrückt und mit Farbe ein Zeichen aufgemalt, also ein „Stirn-Tikka“. Dabei spricht der Mann -ganz weltgewandt auf Deutsch - verschiedene Segensbegriffe und Wünsche aus. Weil es denen so toll gefallen hat und es noch segensreicher ist, nach dem Nehmen das Geben folgen zu lassen, drängt der Träger sich förmlich danach, den Wünschen mit Dollarnoten Nachdruck zu verleihen… Von ihrer Seite aus glauben sie, damit alles zur Erfüllung getan zu haben. Der Rest ist Glaube. Für die plüschbefellten Teddys fällt dieses Ritual bauartbedingt mal wieder flach. Das wäre sonst sicher ne Riesensauerei mit der Farbe und dem Wachs…So verlassen wir uns da mal notgedrungen voll und ganz auf unsere Gönner. Geht es denen gut, wird es auch uns an nichts mangeln.
Aber genau da ist dem aufmerksam beobachtenden Teddy etwas aufgefallen, was den alimentierten Teddys Angst macht. Der freundliche Hindu-Mann hat beim Segnen etwas von Gesundheit, etwas von Spaß und etwas von Freude gesagt. Einem anderen Segensempfänger hat er auch Vermögen mit auf den Weg gegeben. Das hat er bei unserem Gönner wohl vergessen. Wie sollen die mittellosen Teddys da verreisen –ohne Geld. Droht uns jetzt etwa Armut und ein reisefreies Restleben? Doch diesmal kann mich ausnahmsweise mal der Ty mit einem zündenden Einfall beruhigen. Breit grinsend wirft er ein: “Der hat doch noch die Kreditkarte! Habe ich gerade noch gesehen!“ Na dann kann der beruhigte Teddy ja doch erwartungsfroh auf die Zinsen dieser frommen Wünsche warten…
Ohnehin ist der ganze Zauber hoffentlich nicht nur von der Farbe und dem Zeichen abhängig. Sonst ist der beim Träger schnell verflogen. Schon wenig später wischt der sich unbedarft den Schweiß von der Stirn und jetzt ist das Zeichen und sind damit die Wünsche doch sehr in die Breite gegangen. Trotzdem scheint er noch gesund, hat Spaß und Freude und die Kreditkarte ist wohl auch noch da. Scheint also nicht zwingend von der Farbe, sondern eher von den segensreichen Worten abhängig und dem Glauben daran. -Und natürlich vom eigenen Verhalten…
Nach diesen segensreichen Schlussworten vom Teddy und mit
der Gewissheit, dass Glaube Berge versetzt, geht es nun genau dort hin -in die
Berge. Und die haben sich hier schon vor langer Zeit versetzt und einen
eindrucksvollen Talkessel erschaffen. Leider aber sind wird nicht unten in
diesem teilweisen Regenwaldtal mit seinen Wegen und Holzstegen, sondern wir
sind an einem Aussichtspunkt über diesem Black
River Gorges National Park
und an der rechten Seite fällt ein Wasserfall in die Tiefe. Flughunde, die ich zunächst für Raubvögel halte, und Sturmvögel, also diese weißen Vögel dem langen Schwanz, kreisen wie die Geier über dem Tal, sind aber kaum vernünftig zu fotografieren. Sie sind zu weit weg und halten vor allem nicht still…
Nur kurz aber, können die beiden Teddymädchen diesen
Ausblick genießen, denn auf der Mauer vor uns, im Hintergrund der Wasserfall, turnen Affen herum.
Und anders als die Teddys, sind die nicht nur beleidigt wenn die nicht bekommen was sie wollen, sondern die fauchen auch dazu. Das ist den Teddys mehr als unheimlich. Bei der Interessenabwägung siegt dann das Leben über die Aussicht. Also tief in den Rucksack und „ratsch“ den Reißverschluss über uns zugezogen. So scheinen wir sicher vor der Diebesbande. Den ganzen Rucksack werden die dem Träger ja wohl nicht vom Buckel reißen…
Le Chamerel heißt
der nächste Wasserfall.
Und da hier wohl nur Touris und keine Affen lauern, kann diesmal auch der Teddy sehend an diesem Ausflugsabschnitt teilnehmen.
Wie auch beim letzten Ziel, der 7-farbige Erde (Terre de 7 coleurs). Aber erst gilt es, noch einige enge Kurven zu bewältigen. So schaukelnd ist die Fahrt bergab, dass ich mir die Gesichter der Mitreisenden etwas näher anschaue, und zwar mit der Befürchtung, dass wenn wir dann unten aus dem Bus aussteigen, wir baldigst auf dann 8-farbige Erde stoßen… Noch weiß ich ja nichts von der Busfahrt auf Mahe/Seychellen, in einigen Tagen…
Kurz vor Erreichen des Ziels noch an Kaffeepflanzen
vorbeigefahren, stehe, bzw. sitze ich jetzt vor einem großen freien Feld.
Und der Teddy
zählt sicherheitshalber erstmal nach und vergleicht.
Tatsächlich kein Nepp, sondern 7 Farben. Mann, die müssen ja hier tagelang geschippt und sortiert haben… Und wie anstrengend das Buddeln ist, das haben wir letztes Jahr am eigenen Leib erfahren, als wir
zur Gartenarbeit genötigt wurden...
Da es hier sicher nicht gern gesehen wird, wenn man den Sand in Tüten füllt, verzichte ich darauf, mir die 7 Farben selbst zusammen zu schippen und kaufe an der Klimbim-Bude ein Reagenzglas voll als Fertigmischung.
Der Ausflug heißt „Der Süden und seine Genüsse“ und nach der
nächsten Etappe hat er wohl sein Endziel erreicht. Wir sind ganz im Süden und
genießen die Aussicht.
Die Aussicht auf das Meer, auf die Strände die man von hier aber nur vermuten und nicht erkennen kann und links auf
die Halbinsel Le Morne Brabant und
den gleichnamigen Berg, welcher sich hier als einzelner Klotz, dicht am Meer,
auf über 500m hoch erhebt.
Auf diesen Berg, mittlerweile Unesco Weltkulturerbe, hatten sich seinerzeit, vor knapp 200 Jahren, zahlreiche Sklaven geflüchtet. Als ihnen die frohe Kunde vom Ende der Sklaverei verkündet werden sollte, sorgte die zu diesem Zweck entsendete uniformierte Polizeitruppe für ein fatales Missverständnis und viele von den Sklaven warteten die Botschaft erst gar nicht ab und stürzten sich in ihrer Verzweiflung den Berg hinunter. Seither ist dieser Tag hier ein offizieller Gedenktag. Und den Teddy lehrt es, andere Leute auch mal ausreden zu lassen, -bevor man reagiert und lamentiert. Aber wohl nur, wenn ich es nicht wieder vergesse…
Vergessen habe ich auch, bei der Erde mit den 7 Farben zu
erwähnen, dass es dort, auf einfarbiger Erde am Rand, auch ein Gehege mit
Riesenschildkröten gibt, obwohl die doch gar nicht da drin sein dürfen...
Aber Schildkröten sollen wir ohnehin noch viel besser erleben, im weiteren Verlauf der Reise, auf den Seychellen…
Aber dazu muss das Schiff ja gleich erst mal losfahren. Erst
ab dann verdient die Reise auch den Namen „Schifffahrt“. Den Begriff
„Kreuzfahrt“ kann ich auf dieser Tour jedenfalls zumindest nicht so wörtlich
nehmen, denn das Schiff kreuzt eher weniger, sondern fährt auf dieser Reise
meistens nach Norden. Und da sind wir auch schon beim großen Nachteil
solcherart Schifffahrt mit Nordkurs. Nicht nur, dass jeder Reisetag wie immer
den Urlaub verkürzt, sondern fast jeder Tag bringt einen auch geographisch
näher nach Hause. Trotz dieser „nicht so angenehmen“ Randumstände für die
nächsten über 3 Wochen, -wahrscheinlich aber eher ein Luxusproblem…
Also Leinen los und ab in eine neue Welt, denn hier war der
weitgereiste Teddy noch nie -auch nicht auf La Reunion…, Und dahin fahren wir
tatsächlich ausnahmsweise ein Stückchen westwärts...Also erstmal alles
gut….
Im nächsten Teil ist der Teddy auf La Reunion, macht eine Panoramafahrt, schroffe Küsten mit teils trauriger Bekanntheit, falsch gepflanzte blaue Bäume, er sieht die Vulkanfelder von unten, die er schon morgen aus der Luft sehen will. Und er klärt auf, warum es heute Mittag kein Hühnchen gibt....
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