1. Tag La Reunion
Das war nun wohl die kleinste Etappe von Teddys langer Reise. So kurz, dass er sie dann auch verschlafen hat. Aber beim Einlaufen bin ich schon wieder hellwach. Das Handy lockt diesmal nicht mit dem Kauf von Auslandspaketen zum sorglosen surfen. Es gibt keine Roaminggebühren, wir sind in der EU. Anders als sonst, gab es hier wohl damals keinen Stress mit den Engländern, denn die hatten sich von dieser Inselgruppe der Maskarenen ja schon Mauritius unter den Nagel gerissen. Und so gehört La Reunion zu Frankreich, damit zur EU und man kann hier sorglos mit dem Handy surfen. Wesentlich sorgloser jedenfalls, als mit nem Brett auf dem Meer zu surfen… Aus irgendwelchen Gründen sind hier nämlich besonders viele Haie.
Zwei Tage sind wir nun hier und die wollen ausgenutzt sein. Alles zu sehen geht da nicht und so gibt es heute mal einen Außentrip rund um die Insel. Morgen sind dann die Berge dran. Aber wegen der Kürze der Zeit im Schnelldurchgang, -per Helikopter. Teddy glaubt so, auf besonderes clevere Art und Weise, den Rest wenigstens von oben zu sehen. Was kann da schiefgehen…?
Aber erst mal zum heutigen Ausflug „Panoramafahrt entlang der Südküste“. Die Tatsache, dass es von der Ausstattung her ein Linienbus ist, der uns entgegen dem Uhrzeigersinn eigentlich nicht nur um die Insel fährt, findet nicht bei allen Teilnehmern ungeteilte Zustimmung.
Zunächst fährt er uns
dennoch zu einigen schroffen Küstenteilen,
bei einer Vulkaninsel ja durchaus typisch, mit spektakulärem Wellenschlag der
Brandung. Teils bizarre Formen zeugen davon, dass diese Wassergewalten dem
Gestein hier ganz schön zusetzten.
U.a. sind wir auch bei „Le
Gouffre“, mit seinem tiefen Einschnitt in den Fels in welchen immer wieder
das Wasser strömt und die schäumende Gischt spritzt.
Diese Küstenstelle hat es auch
dadurch zu einer traurigen Berühmtheit gebracht, dass bereits zahlreiche
Selbstmörder diese unkontrollierbaren Naturgewalten absichtlich ausgenutzt
haben.
Unbeabsichtigt selbstmörderisch ist es schon allein, sich hier zu nah an u. a. der Abbruchkante zu bewegen. Teddy muss hier mal voll und ganz auf die Vernunft des Trägers setzen. Bei dem siegt dann aber auch das Verantwortungsbewusstsein gegenüber den Teddys über die Jagd nach dem spektakulären letzten Schnappschuss, den am Ende ja ohnehin keiner mehr zu sehen bekommen hätte… Durch dieses vorschriftsmäßige Verhalten bleiben die Teddys weiterhin weitgehend mobil, es erspart ihnen solch einen Liegeplatz hier, und es kann weiter gehen.
Und so kreisen hier übrigens keine Geier, sondern wieder diese
weißen Sturmvögel über uns, deren Name bei dieser Brandung natürlich Sinn
macht. Mal einen davon halbwegs abzulichten, wird aber erst später gelingen. Nur die beiden hier, die halten still...
Die Gefahr aber kommt diesmal auch nicht von oben, sondern sie lauert am Boden…Schon vorgewarnt hatte uns die Reiseleiterin, dass hier eine Durchgeknallte rumlungert, die den lieben langen Tag damit verbringt, auf Besucher -ob Touris oder Einheimische- einzuwirken, ja sogar die Leute zu beschimpfen. Irgendwas von Dämonen und Teufel soll stets der gleiche Inhalt ihrer Worte sein. Und tatsächlich taucht sie auf, aber der Teddy versteht kein Wort und nimmt sich auch nichts davon an. Schon seit einigen Jahren ist diese Frau hier und im Grunde aber wohl harmlos. Nur hat sie es sich wohl zur Aufgabe gemacht auch dem örtlichen Pfarrer in der Kirche während des Gottesdienstes in die Predigt zu pfuschen. Genauso regelmäßig wie sie das macht, wird sie dann auch von der Polizei abgeholt. Aber sonst ist hier alles noch normal…
Ggf. hat sie auch mal einen Baum an die falsche Stelle gepflanzt… Der Teddy hat da heute nämlich was von bestimmten blaublühenden Bäumen gehört, die Unglück bringen. Gerne werden sie daher, als Ausdruck „tiefster Wertschätzung“, auch mal demonstrativ dicht an den Zaun des „geliebten“ Nachbarn gepflanzt, -eine Art liebgewonnene lokale Tradition. Möglicherweise hat die Dame da was falsch verstanden und den Baum mitten in den eigenen Garten gesetzt…
Nach dem Cap Mechant,
ganz im Süden, markant und gut erkennbar an dem Loch im Fels,
ist jetzt erst mal Mittagspause und wir fahren
einen Weg hoch, der sich eng durch ein Zuckerrohrfeld zu einem Landgut hochschlängelt.
Dort ist das kollektive Mahl angerichtet. Die Teddy bleiben als vermeintliche
Wache im Bus zurück, nutzen aber die besichtigungsfreie Zeit stattdessen zu
einem gepflegten Mittagsschlaf… Es fällt nicht auf.
Tatsächlich aber gibt es hier, bei einer Arbeitslosenquote von etwa 30% schon einen gewissen Zusammenhang mit erhöhten Kriminalitätsraten.
Die Zukunft des Landes sieht man hier aber durchaus in der Jugend und engagiert sich entsprechend. Auf La Reunion, wie auch auf Mauritius verdient man im öffentlichen Dienst und hier insbesondere in der betreuenden Jugendarbeit etwa 30% bis 40 % mehr, denn dort hat man ja letztlich diejenigen an der Backe, wo es mit der Förderung nicht so geklappt hat…
Das Essen in diesem Landgut soll übrigens nicht schlecht gewesen sein. Das erwähne ich nur, weil es wohl auch die berühmten Palmherzen gab. Diese Info erreichte meine Leute aber erst dann, als sie schon fertig waren, man aber noch immer rätselte, was man denn da eigentlich gegessen hat. Ansonsten erzählt der Teddy in seinen „etwas anderen Reiseberichten“ ja generell nie etwas über das Essen, geschweige denn zeigt er Fotos von gefüllten Tellern. Dies aus 2 entscheidenden Gründen: 1. Weil der Teddy ohnehin nie was abbekommt, -was nicht nur an seiner aufgezwungenen Abstinenz zum Speisesaal liegt und 2. vor allem deshalb, weil es doch keinen Sinn macht, anderen Leuten den Mund mit Sachen wässrig zu machen, die sich, ohnehin unerreichbar für den Leser, günstigstenfalls schon längst unwiderruflich in der Verdauungsschleife befinden.
Aber, um mal das Thema Essen halbwegs elegant wieder zu
verlassen, erzähle ich noch, dass auch dieser Laufvogel, der Dodo, auf La
Reunion überall abgebildet und in allen Formen als Souvenir angeboten wird.
Obwohl es den hier tatsächlich nie gegeben hat. Also wieder so ein Touristen-Nepp. Tatsächlich gegeben hat es den auf Mauritius und dort aber ist er bis auf die letzte Feder aufgegessen worden. Dies also als Abschluss zum Thema Essen.
Also bleibt der Teller frei vom Hühnchen, -welches übrigens mit dem heute noch freilaufenden Dodo auf der AIDA weder verwandt, noch verschwägert ist und auch sonst nichts mit dem zu tun hat.
Was es hier aber heute wirklich gibt und wer auch morgen noch da ist, das ist der Teddy Kaufhof. Und der hat nun den wohlverdienten Mittagsschlaf aus und fährt weiter.
Im Süden der Insel ist er nun schon und
steht vor und später auch auf einem riesigen Lavafeld.
Über 2600 m ist sie hoch, die immer wieder
aktive Quelle des Übels, der Piton de la
Fournaise. Links der Lavastrom von 2007 und rechts der von 2002, -der aber nicht auf dem Foto zu sehen ist.
Später fahren wir noch an verschmorten Wäldern vorbei, durch die sich die Lava geschoben hat. Lieber hätte ich jetzt auch was geschoben, und zwar die Kamera durch die Scheibe. Dann wäre das Foto nicht so milchig geworden...
Nur vorbei fahren wir auch an der Kirche, vor der sich seinerzeit, wie durch ein Wunder, der Lavastrom geteilt und sie verschont hat. Die wissenschaftliche Erklärung für dieses "Wunder" würde jetzt gerade nur stören...
Aktuell seit einigen Tagen, ist hoch oben der Vulkan wieder aktiv und spuckt Lava aus. Da soll ja morgen auch der Heliflug drüber gehen. Hoffentlich klappt das auch alles. Es wäre ein wohl einmaliges Erlebnis. Warten wir es mal ab…
Jetzt geht es zum Abschluss zum entgegengesetzten Element,
dem Wasser. Bei der Anse des Cascades
sind es mehrere kleine Wasserfälle, eingebettet in üppige Vegetation, darunter
auch Orchideen.
Und auch die Webervögel haben sich direkt mal mit einer ganzen Brutkolonie voller Nester hier niedergelassen.
Das Lebenselement Wasser mit seiner Vegetation -welch ein Kontrast zum Element Feuer mit verbrannter Erde.
Nun aber ab zum Schiff. Der morgige Tag braucht einen
ausgeschlafenen Teddy. Da brauche ich jetzt auch keine Erfrischung aus diesem alteingesessenen Laden mehr.
Am Hafeneingang müssen alle, samt Gepäck, aus dem Bus
-Zollkontrolle. Nachschau im jetzt hoffentlich leeren Bus -und wir müssen zu
Fuß, bzw. im Rucksack, die Zollkontrolle durchlaufen. Es werden Stichproben
gemacht. Die Teddys aber machen offenbar einen vertrauenswürdigen Eindruck und bleiben
von den Kontrollen verschont. Ob es denn nur um diese Gegenstände hier geht?
Den Wecker haben wir zum Glück zuhause gelassen und solche roten Buntstifte
sind da ohnehin nicht dran angebunden…
Jetzt geht es für die letzten 200m bis zur Gangway wieder in den Bus. Ein junger Mann der bereits Platz genommen hat, steht trotz der kurzen Strecke mit der Begründung wieder auf, dass er sich blöd fühlt, wenn ältere Leute neben ihm stehen müssen. So bietet er seinen Platz an. Ach, netter junger Mann, was meinst du wie man sich fühlt, wenn man dann ausgerechnet derjenige auserwählte „ältere“ ist, der den Platz angeboten bekommt. Aber dieses einschneidende und prägende Erlebnis des ersten Mals, haben meine Leute schon lange hinter sich…
Und der Teddy wird später, beim Blick aus der Kabine eindrucksvoll daran erinnert, dass auch er sich jetzt langsam zudecken muss.
Aber morgen früh werden ja wohl auch die Berge die Decke wieder beiseite legen. Der Teddy braucht gute Flugbedingungen und vor allem klare Sicht...
Im nächsten Teil geht es in die Luft. Und da kommt auch in die Berge Bewegung, -mit glühender Magma. Ein einzigartiges Erlebnis, -atemberaubend und hautnah. Aber auch für den Teddy...?