2. Tag La Reunion
Gestern noch war der Träger sehr nervös. Den ganzen Tag über hat er das Handy in Bereitschaft gehalten. Die Leute vom Helikopter wollten anrufen und den Flug ultimativ bestätigen und natürlich prüfen, ob wir überhaupt in der Gegend sind. Und wie wir hier sind. Alle 4 und hochgespannt. Den Flug hat der Teddy über Corail Helicopters vor nahezu schon einem Jahr gebucht, bzw. veranlasst zu buchen. 2 Personen und das die Teddys für lau mitfliegen wollen, hat er dabei natürlich verschwiegen. Dem Ty habe ich gesagt, dass es sonst Probleme mit seinem Gewicht geben könnte.
Am Nachmittag, kurz vor dem Lavafeld im Süden der Insel, dann endlich eine SMS. Diese wollte die Firma dann auch eigentlich nur bestätigt haben. Lavafeld, Fotografieren, Schauen und das Telefon, das alles hat den Träger aber wohl überfordert. Jedenfalls werden seine Antwort-SMS permanent zurückgewiesen. In seiner Not ruft er dort an und erreicht -den Anrufbeantworter. Was den Stresspegel jetzt eher noch weiter steigen als sinken lässt. Kurz darauf aber -der ersehnte Kontakt. In rudimentärem Englisch, den Sprachschatz ohne den Google-Translator noch weiter eingeschränkt, entwickelt sich dennoch ein Dialog. Man versteht ihn offenbar. Am Ende also letztlich alles klar mit dem morgigen Flug und Zeit den Pegel runterzufahren. Ihm fällt jedenfalls ein Stein vom Herzen. Was aber mitten im Geröll, im Lavafeld, gar nicht auffällt…
Später erkennt er auch den Grund für seine fehlgeschlagenen SMS. In seiner Hektik hat er versucht, die im Textinhalt standardmäßig angegebene Festnetznummer anzusimsen. Die SMS kam aber natürlich von einem Handy. Das üben wir aber nochmal…-das Telefonieren unter Stress.
Was wir nicht mehr üben müssen, das ist derzeit das frühe Aufstehen. Zusammen mit dem Hinflug nun schon den 5. Tag komprimiertes Programm.
Um 07:00 Uhr holen die uns ab, aber am Hafenausgang. Der Flug ist von 08:00 Uhr auf 08:45 Uhr verschoben. Hoffentlich wird uns das nicht zum Verhängnis… Extra früh sollte der Flug sein, da sich hier wohl eigentlich immer die Berge frühzeitig ein Nebelgewand anziehen. Und dann ist natürlich Essig mit der tollen Sicht und dem Anfliegen aller Ziele. Deshalb wurde ja auch so weit im Voraus gebucht, um einen möglichst frühen Termin zu bekommen. Nun müssen wir abwarten, wie sich die Lage heute entwickeln wird.
Mit
dem Hafenshuttle (laufen darf man nicht) hoch zum Ausgang und da steht er
schon, der Bringservice. Es läuft also… Weitere 4 Leute von AIDA sind dabei und
es geht ab zum Heli-Stützpunkt,
oberhalb von St. Gilles.
Check in, wiegen -und nun heißt es warten. Nicht mehr warten müssen die Teddys. Und zwar auf die Antwort, ob sie mitfliegen dürfen. Die vorsichtige Frage, ob "these two Little guys"..., damit sind wohl wir gemeint, wird mit einem Kopfschütteln beantwortet. Bumms! Wir schütteln auch die Köpfe, nach vorne, weil uns die Kinnlade runterfällt... Was für eine Riesen-Sch…!
Den
Träger sehe ich unterdessen immer wieder sorgenvoll zum Himmel schauen. Erste
Wolken legen sich auf den Berg vor uns.
Dahinter liegt wohl „Mafate“ einer der 3 Talkessel in die geflogen werden soll. Hoffentlich klappt das auch alles, damit wir ersatzweise später wenigstens vernünftige Fotos sehen können.
Und dann geht es gleich ab. Für die einen in die Luft, -für den Rucksack mit den enttäuschten Teddys auf den Tisch der Rezeption. Mann, sind wir sauer…!
Später bekommen wir erzählt:
Die Plätze sind nach Gewicht und Größe bereits verteilt und der Hubschrauber so ausbalanciert und vor stetiger Schlagseite geschützt. Der Pilot hat eine Liste und teilt ein. Meine Leute sitzen hinten rechts. Fensterplatz für die Trägerin. Leider nicht so tolle Plätze wie damals in Norwegen, als ich mich, unter der Jacke des Trägers versteckt, an Bord geschmuggelt und mich plötzlich in der Kanzel wiedergefunden habe. Heute hat der leider keine Jacke an. Und ob der Ty da rein gepasst hätte…?
Da
es ja nicht Teddys Geld ist, hat er bei der Flugbuchung mal „auf dicke Hose
gemacht“ und direkt den längsten möglichen Flug gebucht. 55 Minuten, von der
Firma verheißungsvoll „Die Excellenz“
genannt. Man will ja schließlich was sehen…
Wenn ich gewusst hätte, dass ich die nächsten 55 Minuten nur den Schreibtisch von der Rezeption sehe…
Was ich jetzt aber noch soeben sehe, das ist, wie sie in die Luft gehen. Wir übrigens auch…-vor Wut.
Was hätte der Teddy dafür gegeben, selbst dabei zu sein…jedenfalls aber trotzdem keinen meiner Buttons. So weit geht die Liebe nun doch nicht…
Schon vorher drängt der Pilot zur Eile -das Wetter. Rechts auf der Bergkette liegen schon Wolken. Und eigentlich müssen die genau da hoch. Werden die Befürchtungen wahr? Sind wir schon zu spät dran?
Erstmal geht es für die aber trotzdem hoch auf das „Dach des Indischen Ozeans“, wie es wegen der bis zu 3000m hohen Berge heißt. Nun sollen erstmal 2 Talkessel angeflogen werden. Und das werden sie auch -so viel verrate ich jetzt schon.
Der
Pilot bedeutet, dass er nicht den direkten Weg nach oben fliegt, sondern an den
Wolken links vorbei.
Und
so schraubt sich der Heli, mit unseren Leuten an Bord, aber ohne uns, die
Bergkette hoch. Und dann, ein erster Aha-Moment. Die Bergkuppe ist erreicht und
unten breitet sich der erste Talkessel aus, „Mafate“. Es ist wohl ein Gefühl, als wenn man
jetzt hier reinkippt –tief runter, in den Talkessel. Früher war er durch seine
Unzugänglichkeit ein Zufluchtsort für geflüchtete Sklaven.
Auf Plateaus in mittlerer Höhen zumeist, mehrere sogenannte Ilets, also Dörfer oder Siedlungen, die größte, La Nouvelle, mit wohl etwa 200 Bewohnern. Insgesamt wohnen hier wohl so etwa 800 Leute, die sich übrigens weigern an eine Straße angeschlossen zu werden. Wenn es denn überhaupt -wie offenbar woanders- technisch möglich wäre, denn Mafate ist der am schwersten zugängliche Talkessel. Man fürchtet durch eine engere verkehrstechnische Anbindung mittlerweile vor allem um den Wandertourismus, eine wesentliche Einnahmequelle. Diese hat man sich u. a. durch Übernachtungsquartiere aufgebaut und das soll auch so bleiben. Denn könnten die Menschen das Dorf und die Umgebung im Rahmen einer Tagestour erreichen, dann könnte man denen höchstens noch ne Stulle verkaufen.
Natürlich stellt sich bei diesem grandiosen Ausblick und der Gesamtumstände schon die Frage, wie mühsam es andererseits sein muss, hier alles hochzuschleppen…-so ohne Zugangsstraße. Und insbesondere natürlich früher, also vor der Heli-Zeit. Die Frage von Massentourismus stellt sich hier, und so auch heute noch, jedenfalls nicht. Absolute Ruhe… eigentlich… -wenn jetzt nicht unser Heli wäre… Sorry, der Teddy wäre ja durchaus hier hoch gelaufen, bzw. hätte er das veranlasst, aber die Zeit…
Fotografieren
erweist sich als schwierig. Nicht nur wegen dem seitlichen Sitzplatz, sondern
auch wegen den Spiegelungen der Scheiben. Zumindest in Teilen aber ist das
Ergebnis durchaus brauchbar.
Außerdem muss man die ganze Sache auch mal so auf sich wirken lassen. Die Fotos sind dann später nur der Auslöser, um das Gedankenkarussell in Bewegung zu setzen. Und da tauchen dann Bilder auf, die hast du ohnehin niemals fotografiert. Bilder, die in Kombination mit den Erinnerungen Gänsehaut erzeugen -wenn man denn dabei war...
Es
folgt der Talkessel „Salazie“.
Das ist der wohl am dichtesten bewachsene von den Dreien, aber trotzdem wohl
auch der am einfachsten zugängliche. Merkt man vom Heli aus aber nichts von.
Es
ist hier die Gegend der Wasserfälle „Cascade
Blanche“, Cascade Fleur Jeane“, „Trou de Fer“ und wie sie alle
heißen. Fragt mich nicht, was welcher ist –war ja schließlich nicht dabei.
Tief
taucht der Heli jetzt in eine Talecke mit einem Wasserfall ein.
Das sind die Bilder, die ich zuvor auf der Homepage gesehen habe und auf die ich mich so gefreut habe. Nun müssen mir die Fotos und der Bericht meiner Leute reichen. Damit muss ich mich nun abfinden. Und das ist nicht schön, sondern eine große Sch….Das muss ich hier noch mal ganz klar sagen. Aber es tut schon nicht mehr so weh. Teddy redet sich ein, ein Gönner zu sein. Das beruhigt und gibt ein besseres Gefühl…
Es
ist wohl weiter die Gegend um Takamaka,
wo an den dicht bewachsenen Bergwänden wieder kleinere Wasserfälle, teils
kaskadenartig durch die dichte Vegetation herunterstürzen,
wo
im Tal ein See, „Grand Etang“
liegt und auch ein größerer Bach sich durch die Felsbrocken schlängelt.
Das war jetzt schon alles mehr als grandios, aber nun kommt noch die Sahnehaube oben drauf. Und die ist nicht aus Sahne, sondern flüssiges heißes Magma. 2600 m hoch ist er, der Vulkan „Piton de la Fournaise“. 2600m, das ist schon mächtig hoch. Insbesondere wenn man bedenkt, dass der Heli ja praktisch bei nahezu 0 m über dem Meeresspiegel gestartet ist. Und da unten, man kann es aus dem Kessel des Vulkanfeldes jetzt nicht sehen, hat der Teddy gestern noch gestanden, unten am Meer und har nach oben, auf das riesige erkaltete Lavafeld geschaut. Die wahre Höhe des Vulkans konnte ich dabei gar nicht erkennen. Dazu braucht man einen ganz anderen Winkel. Man muss auf das Meer raus, um überhaupt den Gipfel zu sehen, –oder eben hochfliegen.
Hier
oben ist es jetzt ein wenig diesig, aber das liegt nicht am Wetter, sondern an
dem Vulkan.
Hatten
meine Leute bei den Sitzplätzen nicht das ganz große Los gezogen, so haben sie
es jetzt aber beim Vulkanfeld.
Ein wohl einmaliges Erlebnis, denn seit ein paar Tagen ist der Vulkan wieder
aktiv. Mit anderen Worten, -er ist ausgebrochen. Und zwar in einem Maße, dass
man ihn trotzdem noch anfliegen kann. An mehreren Stellen steigt Rauch aus dem
Boden auf und in kleinen Kratern auf dem Lavafeld blubbert die glühend
rot/orange Masse wie in einem überdimensionalen Kochtopf.
Und diese Masse, so muss man sich und so muss auch der Teddy sich das vorstellen, kocht in dem Kessel fortwährend über. Glühende Lavabrocken springen hoch und seitlich aus dem "Kessel".
wasserurlaub.info/forum/wcf/attachment/20949/
Die Magma bildet außen kleine glühende Flächen. Das so ein Lavastrom dieses große Lavafeld verlässt und nach unten läuft, dazu braucht es natürlich noch mehr. Aber schon einige Male ist es passiert und das kann ganz schön schnell gehen. Messinstrumente zeigen im Moment jedoch noch keine grundlegende Tendenz dahin. Die ganze Sache hier oben -ein wirkliches Gänsehauterlebnis. Der normale Mensch und der Teddy-Normalverbraucher muss wohl davon ausgehen, so etwas nicht noch einmal im Leben so hautnah zu sehen…
"Wenn es am schönsten ist, dann soll man aufhören...." Machen die aber nicht. Im nächsten Teil geht es weiter mit dem Rest des Heli-Fluges. Und dann geht es noch, wieder auf dem Landweg und endlich auch wieder mit beiden verhinderten Fliegern, den stinksauren Teddys, nach St. Gilles. Nach einem ungewollt "seltsamen" Rückweg zum Schiff beginnt die Fahrt ins "Paradies", den Seychellen.
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