Ein neuer Tag in einer uns bekannten Stadt. Kopenhagen.
Deswegen haben wir keinen Ausflug gebucht. Wir wollen spontan entscheiden, was wir unternehmen.
Der Blick nach Draußen verheißt nichts Gutes.
Auf nüchtern Magen trifft man keine Entscheidungen. Also gehen wir zum Frühstück ins Restaurant. Ein Kellner führt uns an einen freien Platz. Das Frühstück ist eine Mischung aus Buffet und Bedienung. Das "normale" Frühstück wird in Buffetform angeboten. Zusätzlich kann man sich beispielsweise auch ein belgisches Frühstück bestellen, dass sind dann die leckeren Waffeln. Mit dem Kaffee können wir uns nicht anfreunden. Wir bestellen Cappu. Der ist kostenpflichtig, bei uns aber durch das gekaufte Getränkepaket abgedeckt.
Wir liegen direkt am Oceankaj, also jwd (janz weit draußen). Ein Shuttle fährt alle 45 Minuten bis Christansborg. Der letzte Bus fährt um 16 Uhr zurück zum Schiff. Wir kaufen kein Ticket. Stattdessen machen wir auf dem relativ leeren Schiff eine Besichtigungstour. Über 4000 Kunstwerke sollen sich auf der Favolosa befinden. Das erste finden wir direkt neben unserer Kabine.
Ob der Begriff Kunstwerke angebracht ist muss jeder für sich entscheiden. Wir nennen sie einfach nur Bilder. Und die befinden sich auf dem ganzen Deck. Irgendwie zu bunt, andererseits tut es den sonst so tristen langen Fluren ganz gut. Ich sage es mal so, ich hätte andere Motive bevorzugt.
Auch an anderen Orten trifft man auf diese Kunstwerke, äh ich meine Bilder, wie hier am Fahrstuhl.
Es ist schade, dass das Pooldeck nicht nutzbar ist. Starker Wind und Nieselregen treiben uns zurück ins Schiffsinnere. Und so leer wie gedacht ist das Schiff auch nicht. Selbst an Hafentagen finden Veranstaltungen statt.
Wir haben bei unserer Besichtigungstour einige gemütlich Plätzchen entdeckt, wollen unsere Bücher aus der Kabine holen und es uns dort gemütlich machen. Die Kabine ist bereits fertig und auf dem Bett liegt Post.
Wir hatten gestern schon beschlossen, dass wir auf die Torte verzichten. Was sollen wir zwei allein mit einer Torte? Eine nette Geste, aber bei dem Maitre melden wir uns nicht. Trotzdem habe ich mich gefreut. Ja, wir wussten gestern schon davon, weil es bereits im Begrüßungsschreiben erwähnt wurde.
Wir staunen nicht schlecht. Bei Aida gab es damals lediglich eine Bestätigungsmail, dass die Anmeldung zum Club eingegangen ist.
Über die Begrüßungsgeschenke freuen wir uns, nehmen sie aber nicht in Anspruch.
Hier im direkten Vergleich zu Aida ist Costa der klare Gewinner, zumindest was Clubneulinge betrifft. Wenn ich daran denke, wie
viel Seemeilen man erfahren muss, um überhaupt einen Clubvorteil zu bekommen. Den Rabatt von 5 % auf die Entchen für Clubstufe Blau lasse ich mal unberücksichtigt.
Pünktlich um 17.00 Uhr verlassen wir Kopenhagen. Wir verfolgen das Auslaufen von unserem Balkon aus. Die stimme von Andrea Bocelli weht zu uns herüber. "Time to say goodbye", es dürfte kaum eine passendere Auslaufmusik für ein italienisches Schiff geben. Leider ist sie nur auf den Außendecks zu hören.
Wir werfen einen Blick auf Kopenhagen zurück.
Ansonsten wird das Bild von kleinen Inseln und großen Windrädern bestimmt. Für einen kurzen Moment sieht es so aus, als stünden sie auf dieser Insel.
Wir bereiten uns auf das Abendessen vor. Heute verpassen wir nichts. Auch auf dem Rest der Reise gibt es keine zeitlichen Überschneidungen von Auslaufen und Tischzeit mehr.
Unseren Tisch finden wir mühelos. Der Kellner lässt sich noch einmal unsere Bordkarten zeigen. Irgendwie gefiel ihm mein Name. Jedenfalls hat er ihn oft wiederholt. Ein paar Minuten später ist unsere Mädelsgruppe komplett. Heute ist die Stimmung auch schon etwas entspannter.
Plötzlich fühle ich mich wie im Marktrestaurant. Aus dem hinteren Teil dringt ein von Kellnern gesungenes "Happy Birthday" zu uns herüber. Nur das "Orchester" fehlt. Ein "Mädel" unseres Tisches schlägt vor, auf das unbekannte Geburtstagskind anzustoßen. Aber gern doch! Ich habe Mühe nicht laut zu lachen. Wenn die wüssten. Nur gut, dass ich das Thema Geburtstagstorte ignoriert habe.
Gerade als das Dessert an unserem Tisch aufgetragen wurde ist der Gesang erneut zu hören. Und diesmal nimmt der Chor der Kellner direkten Kurs auf unseren Tisch. Ach du heilige Sch.....
Und da ist sie: Meine Geburtstagstorte
Oh Gott, wie peinlich. Die Überraschung muss ich erst einmal verdauen (im wahrsten Sinne des Wortes). Aber dann, wie schön! Und später: Wie lecker!
Ich erkläre den Mädels, dass ich ihre Hilfe bei der Vernichtung brauche und bitte den Kellner um ein Messer. Besteckständer gibt es nicht auf den Tischen. Das Messer kommt, dazu noch zwei Kellner, die das Zerteilen und Verteilen gleich übernehmen. Ein weiterer Kellner kommt mit Weinflaschen herbei geeilt und füllt nochmals unsere Gläser. Kurze Zeit darauf sind wir Acht alle per Du.
Der Abend ist noch nicht vorbei. Wir haben ein Date mit Spero Bongiolatti. Er ist Tenor und wir freuen uns auf seinen Auftritt im Theater. Was für ein Jammer, dass es nur 45 Minuten sind. Was für ein Gesang, was für eine Stimme! Brillant ist noch untertrieben. Für einen derartigen Abend hätten wir zu Hause gern Geld ausgegeben. Hier gehört es zur Reise. Der Tenor ist auch kein Gastkünstler. Er gehört zum Showensemble.
Vor seiner Show werden die Offiziere kurz vorgestellt. Name, Funktion und tschüss...., völlig ausreichend, aber für eingefleischte Aida-Fans sicher zu kurz. Der Kapitän ist nicht dabei. Ach ist das schön, das die Gäste der Führungsriege nicht so viel Aufmerksamkeit schenken und sie ihren eigentlichen Job machen lassen. Und wer es ganz genau wissen möchte, am Eingang vom Theater hängt eine Tafel mit Bild, Name und Funktion. Oh Wunder, es finden sich trotzdem noch genug andere Themen.
Wir finden wieder ein gemütliches (aber zu lautes) Plätzchen um den Abend ausklingen zu lassen.
Die Favolosa ist mit ca. 20 Knoten Richtung Norden unterwegs.
Morgen ist Seetag. Wir kommen unserem eigentlichen Ziel - den norwegischen Fjorden - näher.
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