
... schnell hinauf aufs Schiff zu einem Essensintermezzo. Wir wählten Gosch – uns war nach Fisch. Den Buffetbereich mit Platz im Freien.
Sollten wir etwas Kaltes zu uns nehmen?
Oder etwas Warmes z.B. mit Bratkartoffeln oder Kartoffelsalat?
Oder vielleicht beides? Aber sicher … und zum Nachtisch Mango-Crème-brûlée! Satt? Aber sicher … und Zeit, die verarbeiteten Kalorien wieder zu neutralisieren. Mit Sonnenbaden hätten wir das nicht geschafft. Also nochmals raus ins Getümmel der Altstadt, die wir zügig (Kalorienverbrennen!) durchquerten bis wir vor dem Großmeisterpalast standen. Ihn mussten wir einfach besichtigen – aber vorher wollten wir von der Stadtmauer aus Ausblicke auf die Altstadt genießen. Mit einer kombinierten Eintrittskarte marschierten wir los.
Auf Jahrhunderte alten Steinen und Wehrgängen. Die Byzantiner begannen mit dem Bau der Stadtmauer; nach der Eroberung von Rhodos durch die Johanniter ließ der Orden die zunächst ausreichende Festungsmauer unverändert. Erst als Mitte des 15. Jahrhunderts die Osmanen mehrfach gegen ihr Ärgernis Rhodos vorgingen, erkannten die Johanniter, dass eine Verstärkung des Bollwerks notwendig geworden war. In diesen Jahren wurde die noch heute i.W. unverändert gebliebene Mauer zu dem gemacht, was in der heutigen Zeit Horden von Touristen bewundern. 4 km lang, auf der Landseite durch einen 2,5 km langen Wallgraben verstärkt. Der innere, bis zu 12 m starke Wall erhob sich bis zu 20 m über den bis zu 25 m breiten Wallgraben. Ein für die damaligen Zeiten unüberwindlicher Festungsbau. Bis 1522 mindestens 100.000 – gemunkelt wird über bis zu 200.000 – osmanische Kämpfer 500 Ritter, 1.500 Söldner uns die im Kampf weitgehend unerfahrene Bevölkerung zur Aufgabe zwangen.
Wo damals viel Leid geschah, spazierten wir unter blauem Himmel. Die den unterschiedlichen Landsmannschaften der Ritter zugeordneten Mauerabschnitte lagen zwischen mächtigen Bastionen bzw. mit Türmen versehen Toren. Unglaublich, was vor Jahrhunderten ohne die heute üblichen Hilfsmittel geschaffen wurde. Wir bewunderten es bei 27°, vergaßen aber nicht, auch einzelne Abschnitte der Altstadt auf uns einwirken zu lassen. Wie den Stadtteil Kollachium mit Uhrturm, Kuppel der Church of Agios Georgios in the Fortifications und Minarett der Süleyman-Pascha-Moschee.
Wie grüne Inseln im Türkischen Viertel. Wir hätten nicht gedacht, dass Rhodos Stadt so grün und aufgrund der Blüten so farbenfroh erschien.
Wie der Blick über die Dächer auf die beiden Kreuzfahrtschiffe.
In der Stadt wurde im Laufe der Jahrhunderte Platz rar. So baute man nach und nach Häuser sehr nahe neben die innere Stadtmauer. Genug gesehen? Nein, aber es nütze nichts, wir mussten zurück.
Um noch Zeit zu haben, den Großmeisterpalast zu besichtigen. Allein der Innenhof ließ erahnen, welche großzügigen Räumlichkeiten uns im Inneren erwarteten. Nicht schlecht, die breite, zum Obergeschoss führende Treppe. Oder auch hinunter ins Erdgeschoss ..
Nicht schlecht, die angeblich von den Johannitern stammenden Räumlichkeiten.
Angeblich? Ja – denn in den aktuell vorhandenen Sälen hausten die Ritter nicht. Der Originalbau wurde im 14. Jahrhundert errichtet. Nach der Eroberung durch die Osmanen wurde er anderen Verwendungen zugeführt. Als Gefängnis, wobei die Palastkirche als Kuhstall genutzt wurde und die Hauptkirche als Moschee. Die Gewölbe wurden in ein Munitionslager umfunktioniert. Bis 1856, als ein Blitz einschlug. Die Kirche St. John of the Collachio (s.a. Teil 7a)wurde vollständig zerstört, der Palast und Häuser in der Umgebung stark. So blieb es. Bis die Osmanen 1912 durch Italiener ersetzt wurden. Und Mussolini an die Macht kam. Der damalige Staatshaushalt ließ es zu, dass für Mussolini und den italienischen König Sommerunterkünfte zur Verfügung gestellt wurden. U.a. in deren Auslandsbesitztümern. So guckte man sich die liebliche Insel Rhodos aus und wählte historische Gemäuer, auch wenn es im wahrsten Sinne des Wortes nur Gemäuer waren. Sie wurden nach den Anforderungen der Zielpersonen renoviert. Eher erweitert. So, wie der Großmeisterpalast Touristen fasziniert, war er in Ritters Zeiten nicht. Von der Größe und Ausstattung her.
Trotzdem – es war beeindruckend, was präsentiert wurde … Ach, nicht nur diese Palasträumlichkeit sahen Duce und König nie – sie setzten nie einen Fuß über die Schwelle des Großmeisterpalastes, bei dem das Eingangsportal mit den beiden trutzigen Türmen weitgehend dem Original entspricht.
So, genug von der Umgebung der alten Ritterleut´ gesehen. Aber so ganz ließen sie uns nicht los. Denn wir wandelten nach dem Verlassen der ehemaligen Ritterbehausung auf deren Spuren. Über die knubbelige Ritterstraße.
In dieser Straße lag eine Unterkunft der damaligen „Zungen“ sprich Landsmannschaften neben der anderen. Alle hausten auf der linken Seite der Straße, nur die Spanier nicht. Warum mussten sie aus der Reihe tanzen? Ich weiß es nicht … Die jeweiligen „Zungen“ waren anhand der in die Mauern eingelassenen Embleme erkennbar. Die Lilien zeigten, welche „Zunge“ vor der Osmanenzeit hinter diesen Mauern „büßte“ … D`accord?! Bei der weiteren Besichtigung dieses Viertels stießen wir auf den Square of the Hebrew Martyrs.
War das ein Zeitaufwand bis wir die Treppe des netten kleinen Hauses ohne wie üblich im Bild stehende Personen aufnehmen konnten. Es kostete Nerven – selbst im Urlaub …
Voll mit hoffentlich unauslöschlichen Eindrücken verließen wir die Altstadt und nahmen uns die Freiheit, das Eleftheria-Tor zu durchschreiten. Direkt hinter der verkehrsreichen Umgehungsstraße lag der nächste attraktive Teil von Rhodos vor uns – der Mandráki-Hafen. In dem einstigen antiken Kriegshafen lagen allerdings keine Galeeren sondern viele Segelboote.
Auf dem Weg Richtung den Hafen bewachenden Fort of St. Nicholas kamen wir an possierlichen Tierchen vorbei, die für uns ein Markenzeichen von Rhodos bedeuteten.
Sie mussten keine Angst haben zu verhungern. Auf Rhodos gab es anscheinend zahlreiche Katzenfreunde, die die wild lebenden Katzen fütterten. Der nächste Hingucker waren die drei Windmühlen (s.a. Introfoto). Sie standen in ihrer Urform schon seit Jahrhunderten auf dem Wellenbrecher. Anlandende Schiffe luden dort ihre Getreidefracht aus, die sofort gemahlen wurde.
Auf dem Weg zurück zu unserem Schiff bewältigten wir das St. Paul-Tor. Hinter dem Tor verbargen sich die beiden Kreuzfahrtschiffe. Sie, nein, wir kamen immer näher.
Und schon betraten wir Unser Schiff. Gut, dass es noch nicht zu spät für Kaffee und Kuchen war. Nicht direkt Kuchen sondern Kirschstrudel und Ananasstreusel mit Vanillesoße. Diese und ähnliche Variationen gab es täglich. Nach einem Cappuccino in der Außenalster erinnerte ich mich daran, dass ich an diesem Tag die Eisstation links liegen gelassen hatte. Also nix wie hin … 18 Sorten gab es zur Auswahl!
Auch meine Favoriten waren wieder dabei: griechischer Joghurt sowie Schoko-Orange mit Chili – davon könnte sich AIDA mehr als eine Scheibe abschneiden … noch ein Punkt für Mein Schiff!
Noch war die Sonne am Himmel – die Gelegenheit, sich ein wenig bescheinen zu lassen. Bis sie verschwand. Die Dämmerung kam und die Altstadt von Rhodos zeigte sich von der besten Seite. Auch später, als die Dämmerung mehr und mehr von der Dunkelheit verdrängt wurde.
Nach Malta und Santorini was Rhodos das Anlaufziel, bei dem das Abschiednehmen schwer viel. Dagegen gab´s nur eins: Kalorien! Und wir machten uns zum Atlantik Mediterran auf. Nach wenigen Minuten wurde uns ein Zweiertisch zugewiesen. Nach unseren Beobachtungen gab es Platz satt in unserem Restaurant und in dem darunter liegenden Atlantik Klassik. Als Hauptspeise wurde ein T-Bone-Steak mit Kräuterpolenta sowie Salbeibutter serviert. Verständlicherweise nicht in der zu Hause gewohnten Dicke sondern recht dünn. Die Hauptsache war, dass das Tier nicht tot gebraten worden war. Und so war es. Mit Vorspeise (Scheiben von geräuchertem Schwertfisch mit getrockneten Tomaten, Parmesan und Olivenöl – auf gut deutsch: Pescaccio Pesce Spada), Vorsuppe (Hummercremesuppe), Zwischengericht (Meerbarbe mit Salsa verde und Ricotta-Ravioli) sowie Nachspeise (reichhaltiger gebackener Ricotta-Käsekuchen, mit Zitronen und Orangen und Marsala aromatisiert; übersetzt: Crostata di Ricotta) wurden wir gesättigt. Übrigens hatte es auch vorzüglich geschmeckt!
Nach dem Abendessen versuchten wir, auf Deck 14 einen freien (Steh-)Platz mit Blick auf das Pooldeck zu ergattern. Schwierig, schwierig – die White Party stand an. Bereits lange vor dem offiziellen Beginn war alles gerammelt voll. Es war mehr los als bei entsprechenden AIDA-Partys. Wohlgemerkt, bei lauschigen Temperaturen. In phantasievollen weißen Kostümen gekleidet
tänzelten Mein Schiff-Stars durch die Menge. Nicht schlecht … Nun gut – bis zum Auslaufen und dem Auftritt der MeinSchiff-Stars dauerte es ein wenig und wir vertrieben uns die Zeit mit Ipanema und Mai Tai.
Dann war es so weit.
Typhon. Die große Freiheit. Nach dem üblichen, aber inzwischen auch bei uns Gänsehaut hervorrufendem Auslaufprocedere wurde es sehr laut. Die Stars traten auf.
Die Choreografie war sehr gut. Doch die Stars von den AIDAs waren gewöhnlich stimmgewaltiger. Besonders fiel es bei Rolling Stones–Songs auf. Na ja, sie hörten nicht zu …
Nach dem Auftritt des Starensembles suchten wir unsere Kabine auf. Wozu? Na logisch – zum Pennen!
20. Oktober 2018 – Seetag 3
Typisch Seetag – die Augenpflege dauerte ein bisschen länger. Beim Inspektionsgang auf Deck 14 stieß ich auf die Relikte der ersten Liegenbesetzer. Dieselben Handtücher wie beim ersten Seetag … ohne weitere Worte …
Die regelmäßig der morgendlichen Wassergymnastik Frönenden waren wieder mit Begeisterung bei der Sache.
Zum Frühstück gab es bei Gosch etwas Besonderes: Teller mit Kaviar standen bereit. Der Zuspruch war nicht sehr groß. Lag es am sehr, sehr übersichtlichen Tellerinhalt? Also mussten anschließend wie üblich Spiegelei mit Bacon usw. daran glauben.
Nach dem Bestellen von Fotos zu dieser Reise besetzten wir unseren Balkon – das war erlaubt! Am Vormittag hatten wir die Sonnenseite und wir nutzten sie aus. Ab und zu sahen wir einen aus dem Wasser ragenden Klotz – eine der Dodekanes-Inseln.
Zum Mittagessen gab es nur Kleinigkeiten: Pizzaecken, scharfer Hamburger und Currywurst mit Pommes. Danach war Ruhe angesagt – am Rande der Außenalster. Das nachmittägliche Sonnenbad wurde von einer Kaffeepause unterbrochen. Bevor wir im Atlantik Klassik verschwanden, schauten wir uns den insgesamt vernachlässigten Stand auf dem Pooldeck an, wo Austern (ohne Zuzahlung) angeboten wurden. Ganz schön originell, wie der zu den Austern gehörende Schampus (Zuzahlung!) gekühlt wurde! In einem entsprechend geschnitzten Eisblock. Wie viele andere ließen wir den schleimigen Schaleninhalt links liegen und freuten uns auf das wie an den Vortagen ausgezeichnete Steak mit allem Drumherum. Doch vorher mussten wir uns den Sonnenuntergang anschauen.
Nach dem mit Erfolg genossenen Futtern war Zeit für das Theater. Geboten wurde die Schlagershow „Es ist nie zu spät“. Eine mit Ohrwürmern aus der „Urzeit“ untermalte Geschichte, bei der sich beide natürlich zum Schluss noch bekamen. Bauer sucht Frau … Zwei Dinge fielen mir auf: Auch wenn das Thema einigermaßen logisch aufgebaut war, überzeugten die meisten Sänger/-innen nicht. Und dass ein Showstar aufgrund seines Gehabes und Aussehens ganz stark an Daniel Küblböck erinnerte, war m.E. – ich formuliere es sehr zurückhaltend – nach dem nicht weit zurückliegendem Vorfall unpassend! Das auf die Schlagershow folgende Shanty-Singen war allerdings ein voller Erfolg – leider zu kurz.
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