29. 11.2016 Etwas gerädert wachen wir auf. Roland klagt über Kopf- und Halsschmerzen. Mein erster Blick gilt dem Smartphone: gibt es News? Ja, und sogar etwas Erfreuliches, denn unser deutsches Reisebüro informiert uns darüber, dass unser Koffer sich tatsächlich bei der Guest-Relation auf dem Schiff befinden soll. Daumen hoch!
Jetzt müssen wir nur noch auf das Schiff....
Nach dem Frühstück checken wir aus, fragen auch heute noch einmal (vergeblich) nach Tasche und oder Pass beim Concierge und bei der Taxizentrale, dann bitten wir noch darum, uns ein verlässliches / bekanntes Taxi zum Airport Miami zu rufen.
Mein Smartphone klickt gerade noch einmal. Wir sind ja noch im Foyer des Hotels und haben daher wlan. Unser Reisebüro (danke Manuela!) hat mir eine Nachricht von Celebrity Deutschland weitergeleitet, die wir erleichtert zur Kenntnis nehmen.
Ein Auszug der Nachricht:
"jetzt habe ich in dem zuständigen Department in Miami direkt angerufen, weil ich ja immer noch keine schriftliche Bestätigung hatte. Und da sagt die Dame mir ganz lässig, dass sie diese doch direkt ans Schiff gesandt haben, da die Reise ja schon begonnen hat. Schön zu wissen, dass dort jemand mitdenkt. Also können wir uns nun alle entspannen. Die Kunden sind als 'Spätzusteiger' für morgen in Aruba gemeldet. Alles gut! "
Bei uns fließen schon wieder die Tränen....
Dem netten Taxifahrer, den uns Hugo vom Hotel herangewunken hat, haben wir unsere Geschichte erzählt. Er meinte, wie wären auf einen Taxifahrer von Haiti reingefallen.
Am Schalter von American Airlines klappt es leider nicht, uns am Automaten einzuchecken. Der Temporary Passport lässt sich nicht einlesen. Mein Herz klopft schon wieder ohne Unterlass. Immerhin werden wir jetzt sehr freundlich an einen „Schalter für Spezialfälle“ geleitet, wo uns ein menschliches Wesen und kein Automat betreut.
Hier scheint der Pass zwar kein Problem zu sein, auch nachdem wir von unserem Pech berichtet haben, aber… wir werden gefragt, ob wir denn ein Visum für Aruba haben. VISUM ???? Nein, haben wir nicht., hat uns auch niemand drauf hingewiesen.
Siedend heiß (mir wird augenblicklich übel und fast schwarz vor Augen) denke ich an den gestrigen Nachmittag zurück, an unsere Stunden im Hotel am Desk des Concierge. Dieser hatte auch von einem VISUM gesprochen und versucht, die Botschaft von Aruba in Miami telefonisch zu erreichen. Leider war immer besetzt. Jetzt bereue ich es sofort, dass wir diesem Hinweis nicht mehr nachgegangen sind – gestern wohlgemerkt.
Fest und steif behaupte ich jetzt einfach, ohne es wirklich zu wissen, wir würden kein VISUM benötigen.
Wir hätten nur die Flugbestätigung von Celebrity und da stände nichts von VISUM drauf. Jetzt schaut man sich unsere Kopie noch einmal genau an, dreht und wendet die Seiten, bemerkt die fehlende Seite 5 von 6 (die Werbung!) und weist uns schließlich auf die sehr wichtige Seite 3 hin, denn dort stände ja, dass wir uns quasi im Transit zum Schiff befänden. Ohne diesen Hinweis auf der Flugreservierung würde uns niemand ins Land lassen. Das sollen wir den Behörden auf Aruba zeigen.
Oh Gott - wenn wir jetzt Flüge selbst gebucht hätten, dann wären wir jetzt wohl endgültig gestrandet.
Wie es Roland gerade geht, kann ich nicht sagen, mir kullern weitere Tränen über das Gesicht, meine Brille beschlägt, ich kann überhaupt nicht mehr denken.
Zum Abschluss des Checkin müssen wir noch 25 US $ für unseren Koffer bezahlen, keine Ahnung warum, aber wir haben's ja!!! Mit 2 Koffern wären es 50 $ gewesen, wir haben also auf der anderen Seite gespart!
Dann endlich sind wir eingecheckt und sitzen jetzt mit einem mulmigen Gefühl im Bauch am Gate 32 nach Aruba.
Der Flug startet pünktlich, die Aussicht aus dem Fenster ist einfach nur schön und vor allem entspannend und keine 3 Stunden später landen wir bereits in Aruba.
Was jetzt wohl kommt? Alle Aufregung wegen Visa war umsonst, denn wir brauchen natürlich keines als EU Bürger, die mit Aruba ein Land betreten, das zum Königreich der Niederlande gehört. Soweit zu denken, hatten wir allerdings im ganzen Wirrwarr nicht geschafft.
Passkontrolle also ohne Probleme, unser Koffer einer der ersten auf dem Band und schon sitzen wir im Taxi zum Renaissance Hotel by Marriott direkt am Hafen in Oranjestad. Nach dem Checkin brauchen wir jetzt unbeding eine kleine Auszeit und folgen daher der Empfehlung der Rezeption mit dem hauseigenen Speedboot zum „private beach with Flamingos“ zu düsen.
Auf dem Rückweg zum Ressort dann allerdings gleich das nächste kleine Unglück mit glimpflichen Ausgang. Zwei wildgewordene Halbstarke haben mich auf dem Zebrastreifen mit ihrem Fahrrad gerammt und zu Boden gerissen. Hatten sie es vielleicht auf meine Umhängetasche abgesehen? Ich weiß es nicht, hatte aber sogar noch im Fallen meine Hand fest auf der Tasche.
Ist aber gerade noch einmal gutgegangen. Zwei kleine Abschürfungen - shit happens. Die Jungs haben sich rasend schnell aus dem Staub gemacht.
Vor dem Abendessen versuchen wir noch, für den neuen Temporary Pass online hier im Business Center des Hotels eine ESTA Genehmigung zu beantragen. Das klappt leider nicht. Es kommt der Hinweis, dass die Passnummer nicht ESTA fähig sei. Jetzt müssen wir warten, wie man dies Problem auf dem Schiff regeln kann. Zusammenarbeit Reederei / Immigration?
Gut, dass wir am heutigen Abend noch nicht wissen, dass uns dieses Problem dann bis zum allerletzten Tag der Kreuzfahrt nicht loslassen wird.
Hier aber erst einmal noch ein Lebenszeichen aus Aruba
Am späten Abend erreichen uns dann erste Infos aus der Heimat zum Thema „Temporary Pass und ESTA“ .
· Ein vorläufiger Reisepass ist kein e-pass und nur der berechtigt zur ESTA Teilnahme. Ihr werdet zur US Einreise bestimmt ein Visum benötigen.
· Wenn man mit einer neuen Passnummer und einer ESTA-Genehmigung, auf der die Nummer des alten Reisepasses steht, einreisen will, macht einen das verdächtig und man muss sich eventuell einem längeren Verhör unterziehen.
· Die Einreise in die USA OHNE ESTA wird nicht funktionieren. Bitte setzt alles daran, dass dies während eurer Reise gecheckt wird und erkundigt euch sehr genau über die Einreisebestimmungen. In USA sind sie da wirklich vollkommen humorlos.
Ja und nun? Wir sind inzwischen ja ausgereist, werden morgen hoffentlich auf der Eclipse einschiffen und wollen doch nur am 11. Dezember vom Hafen zum Flughafen – wenn es sein muss in behördlicher Begleitung!
Also schildern wir das ESTA Problem noch einmal unserem Reisebüro per Mail und bitten dieses, mit Celebrity diesbezüglich Kontakt aufzunehmen und uns dann eine Antwort auf dem Schiff zukommen zu lassen. Dort haben wir allerdings (noch) kein Internet, überlegen aber gerade welches zu kaufen. Wird für 12 Tage sicherlich nicht günstig.