2.Tag Aqaba
Sehr geschichtsträchtig hier. Erst vor kurzem hat man Reste einer christlichen Kirche ausgebuddelt, die die wohl älteste der Welt sein soll. Noch älter, als die von Nazareth. Und damit die nicht noch weiter verfällt, hat man die erst mal touristensicher gemacht und wieder zugebuddelt. Also nix zu sehen davon. Muss ich also mal so glauben und brauche andererseits da auch nicht extra hin.
Heute schließe ich mal eine große Bildungslücke und besuche das Weltnaturerbe Petra, die alte Felsenstadt, das ehemalige Handelszentrum der Nabatäer, einem Zusammenschluss von Nomadenvölkern. Ganz nach dem Motto: „Gemeinsam sind wir stark…“ So gestärkt haben die übrigens andere Völker vertrieben und, jetzt wissen wir auch woher diese Redensart stammt: Jemanden „über den Jordan jagen…“
04:15 Uhr: Aufstehen!!! Die Teddys liegen noch in der Koje und der Teddy denkt, dass er wieder vom Muezzinruf begrüßt wird. Aber ganz anders… Schräg unter uns, auf Deck 5, im Außenbereich vom Personal, erfolgt gerade die Einstimmung auf das Tageswerk. Jedenfalls ertönt es gerade im Chor: „I have a good job!“ Offenbar leistet hier der Drill-Instructor gerade ganze Arbeit und wirft, zur Vertreibung eventuell noch bestehender Müdigkeit, seine ganzen Motivationskünste in die versammelte Personalrunde. -Widerspruch zwecklos. Macht sicher Spaß, - aber nur dann wenn man derjenige ist der auf der richtigen Seite steht und brüllen darf…
Manchmal ist es gut „nur“ ein Teddy zu sein –und vor allem gut, „nur“ ein Passagier zu sein. Das habe ich so aber auch noch nicht mitbekommen. Kann aber auch daran liegen, dass ich sonst nicht so früh auf dem Balkon stehe.
Teddy jedenfalls steht heute, auch ohne Gebrüll, ganz freiwillig auf und denkt sich situationsbedingt nun still: „I have eigentlich a good Leben –bei meinen Leuten…“ Und daran soll der noch schlummernd grinsende Ty auch teilhaben…-und deshalb schmeiß ich den jetzt aus den Federn…
Auf nach Petra, der einst uneinnehmbaren und beschwerlich zu erreichenden Stadt. Kann der Teddy eigentlich gar nicht verstehen –der fährt heute ganz bequem, in 2 ½ Stunden, mit dem Touri-Bus da hin. Und nicht nur der, sondern 26 Busse fahren gleich zeitversetzt los, zum Ausflug „Petra: Eines der sieben (neuen) Weltwunder“
Eine Zeitlang geht es über die gut ausgebaute Wüsten-Autobahn, die sich längs durch das Land zieht und mehr noch als bei uns zuhause, von Abfall gesäumt ist. Die ist so gut ausgebaut und einladend, dass sich hier auch die Ziegen wohlfühlen –nicht nur am Rand, sondern auch auf dem Mittelstreifen. Hoffentlich erkennen die an, dass wir Vorfahrt haben…
Vor Petra wird nochmal (verabredungsmäßig) angehalten
–Toilettenpause. Hoch oben auf einem Berg, die sind hier in Jordanien bis zu
1700m hoch,
ist ein Souvenirladen, der noch dazu mit Aussicht zu locken
scheint. Und auch nur damit kann er eigentlich locken… Die Toiletten sind 2
Etagen tiefer. Am Treppenabgang tropft Wasser von der Decke, aber mit etwas
Geschick, kann man sich den Regenschirm sparen. Wie gesagt, 2 Etagen zur
Toilette. Dazwischen liegt ein Raum mit Panoramafenster. Eine Art Küche, im
Moment ohne Personal, verlockt zu einem Blick auf den Tellerrand, fördert aber
nicht den Appetit.
Hier hat man den Begriff „Gift-Shop“ aber mal wörtlich genommen. Wer hier isst, nimmt zwar kein Klimbim, aber trotzdem ein nettes und nachhaltiges Souvenir mit nach Hause. Nicht unbedingt von Dauer, aber dennoch effektiv und denkwürdig. Da wird der Kabinensteward wohl ordentlich Papier liefern müssen. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wo der Tee zubereitet wurde und die Tassen herstammen? Der Tee, der oben zu erwerben ist und auch durchaus den ein oder anderen Abnehmer findet.
Die Toiletten übrigens sind zwar einfach, aber auf den ersten Blick glücklicherweise kein Spiegelbild der Küche. Aber der Teddy ist ja eh nicht so der Toilettengänger und zum Glück auch kein Teetrinker…
Ja, manchmal ist es eben doch gut, ein Teddy zu sein. Da birgt ein solches Dasein doch immer mal wieder entscheidende Vorteile…
Der Souvenirladen ist groß, aber der Teddy überblickt es schnell –keine Weihnachtskugeln. Stand aber auch nicht zu erwarten. Ebenso wenig zu erwarten, wie die Kamele in den Schneekugeln. Aber die gibt es, wie schon mitten in der Wüste, jetzt auch hier –in Massen. Und später wird es sie auch in Petra geben, dieses offenbar landestypische Souvenir…
Ohne Tee und Dip muss und vor allem aber kann es jetzt weitergehen.
Aber erst
noch ein Blick nach unten, auf ein Beduinenzelt, traditionell aus Ziegenfell
gewebt.
Und dieses Material hat seinen Sinn. Das Gewebe ist luftig, also zur Lüftung und für die Helligkeit im Zelt recht praktisch. Aber anders als bei Teddys Plüschgewebe, saugt es sich bei Regen und Feuchtigkeit nicht voll, sondern quillt auf und wird wasserdicht -beneidenswert. Und durch die schwarze Farbe kann man es auch bei einem Sandsturm, z. B. in der hellen Wüste schnell wiederfinden. Der helle Eisbär-Teddy wäre dann wohl verloren. Aber eigentlich gehört der ja sowieso nicht in die Wüste… Und zur Not habe ich ja auch mein dunkles Jeanshöschen und die blinkenden Buttons.
Längst nicht mehr alle Beduinen leben hier heutzutage in solchen Zelten. Das würde auch auffallen, denn das sind ganz schön viele hier. Und da die eine ganz andere Kultur als die anderen Jordanier
haben, gibt es hier eine extra Beduinenpolizei. Die haben so grüne Uniformen an und unterscheiden sich schon daher von der normalen Polizei. Teils gibt es hier gemischte Polizeistreifen und bei Sachverhalten im Zusammenhang mit Beduinen, kommt die Beduinenpolizei mindestens als Kulturmittler zum Einsatz. Oftmalsist es eine Frage der Akzeptanz und Konflikte können so meist ausgeräumt werden. Gibt es ansatzweise auch bei uns zuhause, aber nicht so offen, als Teil der Polizei.
Da unten, in der anderen Richtung, liegt jetzt auch noch etwas anderes, nämlich dieses ehemals uneinnehmbare Petra. Und das erreichen wir jetzt.
Vom Eingang aus sind es etwa 1,5 Km zum Schatzhaus „Al-Khaznee“, dem wohl bekanntesten Objekt. Unser Weg aber wird uns noch etwas weiter führen. Ich sage mal „Objekte“, denn Bauwerke sind es ja nicht. Alle Fassaden wurden von oben nach unten, in wohl jahrelanger Arbeit, in den Fels geschlagen.
Direkt hinter dem Eingang wird „Horseriding“ angeboten. Dies aber nicht durch das Tal. Zum Glück, denn die zahlreichen Eselskarren sind schon nervig genug –auf den teils engen Wegen.
Mit der Zeit auch nervig, werden die vielen einheimischen Kinder die zwischen den Leuten rumlaufen und Postkarten anpreisen. Gefühlt sind es alle 10m einer, manchmal auch gleich mehrere. Die Preise wechseln zwischen 1 Dinar, 1 Dollar und 1 Euro. Und nein, es sind keine Waisen, die auf eigene Rechnung arbeiten, sondern sie sind straff im Familienverband organisiert, wie bei uns zuhause also –sorry. Die älteren Brüder verkaufen hier „Silber“schmuck und führen die Aufsicht. Teddy will weder dies, noch will er Postkarten, –der hat doch seine Fotos...
Noch bevor es zwischen die Felsen geht, sieht man das Obelisken- und das Schlangengrab
Am Eingang zu diesem schmalen
felsenumrahmten Weg, dem Siq, mit den Wasserkanälen an beiden
Seiten
und den Felswänden die sich über dem Weg teils bis auf 1,5 m annähern
und früher dafür sorgten, dass Petra uneinnehmbar war,
stehen zwei Wachposten
der Nabataer, welche sich durch Socken in den Sandalen und Plastikhelme aber
als touristische Zugabe outen.
Teddy passiert sie unbeeindruckt und anders als damals, braucht er heute auch keinen Zoll mehr zu zahlen. Das ist jetzt schon mit dem Eintrittspreis abgegolten, den er aber –wie immer- natürlich auch nicht bezahlt hat.
Die Menschenmassen und die 2 Teddys im Rucksack schlängeln
sich den Weg herunter.
Und das letzte der Wörter, das „herunter“, wird beim Rückweg noch an Bedeutung gewinnen.
Immer wieder gibt es Erklärungen vom Guide. Es sind
faszinierende Ausblicke.
Manche Felsen lassen Figuren erkennen. Teils
beabsichtigt und teils der Erosion zu verdanken, aber trotzdem schon mit wenig
Phantasie zu erkennen.
Jetzt kommt auch noch kurz die Sonne raus. Wieder wirkt alles anders, in einem andere Licht.
Und dann taucht es auf, das „Schatzhaus“ (Al Khaznee), durch die Felsspalten teils schon erkennbar.
Da haben
die sich ja wohl die Hände dran wundgekloppt. Sieht echt toll aus.
Noch immer
sind die ganz feinen Konturen erkennbar.
Dem Namen macht es allerdings trotzdem keine Ehre, -ist gar kein Schatz drin…
Davor ist
ein kleiner Platz, natürlich mit der obligatorischen Klimbim-Bude und heute sogar mit "Schlussverkauf".
Ich erinnere mich an die Worte unseres Reiseleiters, als er vor der Toilettenpause beim besagten „Gift-Shop“ sagte, dass dort die wohl letzte Gelegenheit zum Souvenirkauf ist…
Ansonsten
ist der Platz hier dicht gefüllt mit Touristen und Kamelen…
Ab und an trabt eines davon langsam durch das Bild, mit nem Touristen drauf, dem Sinn der Übung.
Ob nun individuell gebucht, in kleiner Gruppe oder mit
Aida-Busladung, alles vermischt sich. Hier in Petra ist man nicht allein
–zumindest nicht auf der Hauptroute. Es gibt auch steile Wege oberhalb,
gespickt mit zahlreichen Treppenstufen. „Schrein“, „Kloster“, „Opferplatz“
etc.. Das alles bleibt einem als Kurzzeitbesucher aber hier notgedrungen z. T. verborgen. Hier kann man, so oder so für diesen Tag angereist, nicht mehr
erleben., bzw. muss man sich entscheiden. Alles geht wohl nicht.
Etwas mehr erlebt der Teddy aber schon noch –und sogar viel mehr....
Im nächsten Teil geht es weiter in der heute anscheinend nur fast "uneinnehmbaren" Stadt Petra. Die Fassadenstraße entlang zu den Königsgräbern und dem Theatrium. Ein nicht bedachtes physikalisches Gesetz überrascht uns mit einem langen Rückweg. Dennoch schafft es der Teddy seine Leute zeitgerecht zum Bus zu treiben. Und nur so kann es am nächsten Tag weitergehen Richtung Suezkanal. Und genau wegen dieser geografischen Richtung wird der Ty panisch und der Teddy melancholisch...
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