Suezkanal
Seit 23:00 Uhr liegt das Schiff vor dem Kanal auf Reede. Wir, also eher natürlich die Besatzung, haben Anker geworfen. Früh morgens soll es weitergehen, wenn sich der Konvoi gesammelt hat.
Auch hier aber findet sich ein Haken -wörtlich genommen. Das morgendliche Ankerlichten wird zum erfolgreichen Fischzug und wir haben eine alte Ankerkette am Haken. Fischers Glück wäre uns aber fast zum Pech geworden, denn grundsätzlich fährt es sich nicht so gut, mit solcherart Bugschmuck. Aber zum Glück kann dieser, bei 70 KG pro Glied wie bei der BLU ist es der gewichtige Traum eines jeden Schrotthändlers, noch rechtzeitig vom Haken genommen werden -sonst… So aber können wir uns noch mit leichter Verspätung in den heutigen Konvoi einreihen.
14 Grad ist es heute am Morgen. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass diese Reise sich wohl langsam dem Ende nähert. Gar nicht so langsam schiebt sich hingegen das Schiff durch den Kanal. Die vorgelegte Geschwindigkeit ist, nach Aussage des Kapitäns, mit 11 Knoten ungewöhnlich hoch und so werden wir am anderen Ende dann sogar die Verspätung aufgeholt haben. Nach Haifa, unserem nächsten Ziel, hätten wir es aber wohl auch so geschafft. Meine Leute aber, haben am Anlaufen dieses Hafens ohnehin wohl gewisse Zweifel. Anders als zwischen dem Teddy und dem Ty herrscht dort schon seit einigen Tagen wenig Zuneigung und Freundschaft zwischen Leuten verschiedener Herkunft…
Nun aber fahren wir ja erstmal durch den Kanal und in der Zwischenzeit sollen die sich mal wieder vertragen.
Irgendwie fahren wir wohl jetzt durch einen Wassergraben im
Sand. Jedenfalls sieht es steuerbord, also rechts, so aus –die Sinai-Halbinsel,
also mehr oder weniger Wüste. Aber auch links –viel Sand.
Wir fahren mitten
durch Ägypten, geteilt durch den Suezkanal. Am Rand regelmäßig gesäumt von
Wachtürmen.
Teddy fühlt sich dadurch umso bestätigter in seiner Aufgabe, mit dem Ty von der Schiffseite her ebenfalls wieder Wachposten zu beziehen. Unsere Leute leisten dann noch zusätzliche Motivationshilfe, als sie beim Gang zum Frühstück noch die aufmunternden Worte „You have a nice Job“ zurücklassen. Geht nur, verlasst euch ganz auf uns…
Der Konvoi erreicht die Bitterseen.
Hier wird es breit und der Kanal führt durch den See.
Genau hier lagen damals 14 Schiffe fest, als sie vom 6-Tage Krieg überrascht wurden. Und das nicht nur 6 Tage, sondern 6 Jahre lang, von 1969 bis 1975. Das darf uns heute aber nicht passieren. Der Ty und der Teddy haben nur eine, jetzt schon nicht mehr ganz frische Hose mit…
Durch den Bittersee und nicht durch das Rote Meer, wie fälschlicherweise immer wieder behauptet wird, ist damals auch schon der Moses durchgelatscht. Wir fahren lieber mit dem Schiff da durch –auch weil wir kein Wasser teilen können…
Jetzt teilt sich aber zumindest schon mal der Kanal. Wir
fahren rechts, im neuen Teil –den hat man erst kürzlich gebuddelt. Sieht auch
nicht überall schon so richtig fertig aus…
Auf dem alten Teil läuft der
Gegenverkehr. Über den Dünen sieht man auch die oberen Hälften der Riesenpötte.
Und manchmal sind auch Durchbrüche zwischen den Sandbergen. Dann sieht es so
aus, als wenn sie sich in die Dünen bohren und darin verschwinden.
So neu ist er, unser Kanal, dass er nicht mal auf der
Positionskarte von der App eingezeichnet ist.
Da fahren wir tatsächlich durch den Sand –obwohl wir doch eigentlich gar kein Wasser teilen können…
Nur Riesenpötte mit mächtig Ladung hier.
Das muss sich ja auch lohnen, -die Durchfahrt. Die werden wohl nicht für umsonst hier gebuddelt haben. Da wollen die bestimmt einen kleinen Obolus, also eine kleine finanzielle Anerkennung dafür haben…
Etwa auf halbem Weg liegt „Neu-Ismailita“ –eine
Trabantenstadt. Alle Häuser sehen gleich aus und alle stehen mitten im Sand.
Nur die Moscheen stechen da optisch heraus.
Um einheitliche Vorgärten wird man sich hier nicht so unbedingt viele Gedanken machen müssen. Die sind schon fertig und pflegeleicht -Stein und Sand –bei uns daheim ja eher skeptisch gesehen.
In Höhe von Neu-Ismailita sind rechts und links Denkmäler aufgestellt und Gedenkplaketten angebracht. Man ist ja
stolz auf sein Werk.
Stolz können hoffentlich auch die vielen Fischer auf ihren
möglichen Fang sein, die sich mit kleinen Ruderbooten hier durch den Kanal
quälen.
Teddy hat es da ja doch bequemer. Aber es sei mir gegönnt. Ich muss schließlich noch die ganzen 150 km durch den Kanal, habe eine wichtige Wachaufgabe und will vor allem ja auch nicht angeln…
Und hoffentlich ist der Fang nicht zu schwer, denn der
Anlegesteg hat schon bessere Zeiten gesehen… Sonst schwimmt der Fisch bald
wieder im Suez-Kanal, -gemeinsam mit der Besatzung…
Obwohl es für uns nach Norden, also nach oben geht, fahren wir nach „Unterägypten“. Die Ägypter benennen das so, weil der Nil halt von oben nach unten fließt. Also ist oben hier unten. Klingt komisch –ist aber so.
Vom Oberdeck aus soll nun mal ein Foto mit Perspektive nach vorn heraus gemacht werden. Mit diesem Vorhaben steht man allerdings nicht allein da. Im Gegenteil ist es brechend voll hier. So voll, dass das Schiff hinten im Moment eigentlich merklich weniger Tiefgang haben müsste. Da sich für ungetrübte gezielte Fotos die hohen Glasscheiben als störend erweisen, herrscht Andrang an diesen beiden darüber ragenden Ausgucken mit dem Fernrohr. Hier wird ein stringentes Regiment bezüglich der Nutzungsreihenfolge geführt. Seltsamerweise aber nur Backbord. Steuerbord steht ein einzelner Mann und lässt sich vollkommen unbehelligt von weiteren Interessenten für diesen exponierten Platz, den Fahrtwind durch das lockige Haar wehen. Was hat der, was andere nicht haben oder nicht haben wollen? Komisch…
Im letzten Teil des Kanals wird es an der linken Seite immer
grüner. Hier durchziehen Wassergräben mit Nilwasser das Land.
Direkt am Ufer
donnern ab und an, mit lautem Signalgetöse, Züge vorbei. Es wird langsam wieder
belebter hier.
Wir sind also schon ziemlich unten, als eine große Brücke,
die „Friedensbrücke“,
den Kanal überspannt.
Es ist wohl die einzige Brücke auf dem gesamten Kanal.
Bei den Riesenpötten hier, muss die auch ganz schön hoch sein und war
vermutlich auch ziemlich teuer. Da ist sogar die Tunnellösung wohl doch
günstiger. Ansonsten habe ich viele Fähren und am Uferrand total viele Pontons
gesehen.
Daraus kann man im Notfall Ruck-Zuck Behelfsbrücken bauen ,–wohl für das Militär. Aber im Moment herrscht ja hier wohl Frieden.
Und nun erkennt der Teddy das Ende des Kanals und erreicht
also das Mittelmeer.
Gar nicht mal so toll sieht es aus- und rechts sind Verladeanlagen und eine
Art Tower –wie am Flughafen.
Mit lautem Getöse verabschiedet sich der Schlepper, der uns die ganze Zeit begleitet hat. Vor dem Kanal verteilen sich schon die Schiffe die auf Einfahrt in Richtung Oberägypten warten. Ja, ja, wir machen gleich Platz. Und wenn ihr dann keine Ankerketten oder Stromkabel hochholt, könnt ihr auch gleich los. Ty und ich schlagen zum Abschluss die Pfoten zusammen, will heißen: Gib mir fünf, Feierabend, Auftrag erledigt. Auch diese Passage haben wir wachsam geschafft. Melden: Keine besonderen Vorkommnisse. Und nun Blinker setzen, rechts ab, Richtung Haifa/Israel…
Auf dem Weg nach Haifa/Israel –die Nacht davor…
23:30 Uhr, der Teddy erschrickt. Eine Durchsage des Kapitäns aus dem Lautsprecher –in alle Kabinen. Aus leidlicher Erfahrung von vor einem halben Jahr weiß ich, der will uns um diese Uhrzeit sicher nicht eine Gute-Nacht-Geschichte erzählen. Wäre auch nicht nötig, denn der Teddy schläft eigentlich schon tief und fest.
Aber diesmal ist der Grund glücklicherweise wenigstens nicht „Mann über Bord“ –sondern: Wegen der zwischenmenschlichen Konflikte im Bereich Israel, hat man mittlerweile den Blinker links gesetzt –und wir fahren Richtung Zypern. Haifa fällt aus! Teddys Sicherheit geht eben vor. Da müssen jetzt alle Verständnis für haben. Teddy hat schon so viele Abenteuer unbeschadet überstanden, selbst nach dem Besuch des Lepra-Museums damals in Bergen war er noch komplett, kein Teil fehlte, ja selbst die Busfahrt auf Mahe hat er überlebt -da brauche ich die Sache mit den Raketen dort nun wirklich nicht. Irgendwann ist mein Glück ja auch mal aufgebraucht. Bin ja schließlich keine Katze –mit 7 Leben. Dann müssen sie dort halt ohne mich auskommen, -auch wenn es schwerfällt.
Natürlich hatten der Ty und der Teddy schon Pläne gemacht. Unsere Waffen wollten wir von Bord schmuggeln und mit den Säbeln dann erst die Bahai-Gärten roden und dann in der Kreuzfahrerstadt Akko die Festung einnehmen. Aber Waffen sind dort aktuell sicher schon genug…-und die sind leider nicht aus Plastik…
Im nächsten Teil ist der Teddy nun bereits einen Tag früher in Limassol/Zypern. Und eine unbedachte Äußerung beim Einlaufen bringt ihn in eine mehr als peinliche Lage und lässt den Ty (endlich mal) Oberwasser gewinnen... Hätte ich alter Großkotz bloß mein vorlautes Maul gehalten...