21.07.2019 Québec
Der heutige Morgen begann um 5.45 mit zwei Überraschungen. Erstens: Es regnet. Zweitens: Hinter dem Vorhang verbirgt sich eine geheime aber zahlreiche Mückenpopulation. Da sich am Körper keine Anzeichen von Stichen finden lassen, beschließe ich, den zweiten Punkt zu ignorieren. Da dies beim ersten nicht so leicht möglich ist, wird erstmal geduscht. Duschen hilft und zwar offensichtlich auch gegen Regen. Dieser hat aufgehört, als wir uns dem Château Fontenac nähern und auch bald darauf direkt darunter anlegen. Wieder ein perfekter Liegeplatz. Was für eine Aussicht.
Nachdem genügend Fotos gemacht und mit der Welt geteilt wurden, gehen wir gut gelaunt zum Frühstück. Es ist noch nicht mal 08.00 Uhr und wir werden bestimmt einen schönen Fensterplatz im Selection Restaurant ergattern können. Weit gefehlt. Wie sich herausstellt, haben wir Glück, den letzten freien Tisch zu bekommen. Anscheinend sind heute alle früh auf. Das Frühstück schmeckt auch in der hintersten Ecke des Restaurants. Diese Rühreier mit Schinken und Köse sind einfach delikat. Die Leute vom Service haben heute einen schweren Start in den Tag, wollen doch alle gleichzeitig vor ihrem Ausflug noch ein gutes Frühstück bekommen. Aber die Aufgabe wird mit Charme und vielen freundlichen Worten gut gemeistert.
Dann geht es los und hinunter vom Schiff. Zuerst müssen wir allerdings das noch immer vorhandene Problem mit unseren SIM Karten lösen. Da geht nämlich nichts. Gut, ich muss das relativieren. Wir können telefonieren. Aber dafür haben wir die Karten eigentlich nicht besorgt. Wir wollten sie nutzen, um auch von unterwegs Bilder und diesen Reisebericht hochladen zu können. In aller Fairness muss gesagt werden, dass Prepaid Global mich sogar angerufen hatte. Nur ohne angezeigte Rufnummer. Also rufe ich jetzt dort an, denn im Terminal gibt es Wifi ohne Passwort. Und Wifi wird zur Installation des APN Changers benötigt. Ein freundliches Telefonat mit Deutschland und alles läuft perfekt. Na also.
Heute wollen wir den Tag nach Anregungen aus dem Forum selbst gestalten. Also laufen wir in paar Minuten zum Bahnhof und erstehen dort Hin- und Rückfahrkarten für den öffentlichen Bus Nr. 800. Dank der tollen Tipps im Thema Québec finden wir den sehr versteckt liegenden Kiosk ohne Probleme und fahren dann ca. eine halbe Stunde bis zum Montmorency Wasserfall. Das kostet uns für zwei Personen hin und zurück gerade mal 8€, also 12,40 kanadische Dollar. Der Bus ist übrigens gut klimatisiert. Eine Wohltat, denn mittlerweile ist es richtig heiß und drückend geworden. Wieso das bei den öffentlichen Nahverkehrsmitteln in Berlin nicht möglich ist, wird sich mir wohl nie erschließen.
Den Wasserfall schauen wir uns erst von oben an und fahren wegen des kleinen Knie-Unfalls vor ein paar Tagen dann lieber mit der Seilbahn hinunter und ersparen dem Knie die Treppen. Der Fahrschein rauf und runter in Kombination kostet 14,95 kanadische Dollar, also 10€ pro Person.
Unten angekommen machen wir uns auf den Weg zum Fuß des Wasserfalles während über uns rabenschwarze Wolken dräuen. Ob wir das wohl trocken schaffen? Die Frage erübrigt sich, als wir dem Wasserfall näher kommen. Der Wind weht die Gischt des Wasserfalls schon weit vor dem eigentlichen Aussichtspunkt über uns hinweg, sodass wir dort bereits pitschnass ankommen. Bei den Temperaturen kein Grund zur Beschwerde. Im Gegenteil. Wir genießen den Anblick des 80 Meter in Tiefe stürzenden Wassers und die kühlende Feuchtigkeit und machen uns auf den Weg zurück zur Seilbahn. Unterwegs fängt es zwar an leicht zu regnen, aber das fällt nach dem Wasserfall kaum ins Gewicht.
Die Reihe der für die Fahrt nach oben Wartenden erscheint zwar lang, aber es gehen erstaunlich viele Leute in eine Gondel, sodass wir bereits mit der dritten Gruppe nach oben können. Draußen geht ein wahrer Wolkenbruch nieder. Richtiges Timing ist eben alles. Oben angekommen bahnen wir uns einen Weg durch die sich vor dem Regen unterstellenden Leute und gehen zum etwas oberhalb der Seilbahn gelegenen Restaurant. So ein bisschen Nieselregen macht nun auch nichts mehr.
Wir hatten uns bereits vorher die Speisekarte des Restaurants Le Manoir Montmorency angeschaut und wollen nun die kanadische Spezialität überhaupt - Poutine - probieren. Und da wir die Urform Pommes mit Bratensoße nicht so reizvoll finden, entscheiden wir uns für die etwas teurere Variante. Auch Pommes, aber in einer Weißwein-Schalotten-Soße und Hummer oben drauf. Für 21 kanadische Dollar (also 14 €) konnten wir nicht viel erwarten, aber Hummer ist ja auch in kleinen Portionen nett. Was dann kommt, ist tatsächlich ein halber, bereits ausgelöster Hummer mit einer absolut köstlichen Soße. Mega lecker.
Danach machen wir uns auf den Weg zurück zum Bus, vorbei an einigen Kunstwerken zum Thema „Art in the Park“. Auch nett anzusehen. Der Bus fährt am Sonntag nur alle 15 Minuten, kommt aber sofort. Und da Kanadier anscheinend die nettesten Menschen überhaupt sind, hält er nochmal an, um Mitreisende AIDA Fahrer aufzusammeln, die von der anderen Straßenseite angerannt kommen.
Jetzt wollen wir in die Altstadt. Der Busfahrer nennt uns auch die richtige Haltestelle zum Aussteigen, weist uns aber auch auf den Fußweg von 20 Minuten bergauf hin. Und da war doch diese Sache mit dem Knie... Also steigen wir wieder am Bahnhof aus. Dort wird es ja wohl Taxen geben. Weit gefehlt. Keine in Sicht. Ich habe in Québec auch nur Taxen vor dem Schiff gesehen und danach nie wieder. Aber Frau weiß sich ja zu helfen. Da die Sim Karten und somit auch LTE jetzt funktionieren, wird eben ein Uber gerufen. Bei Uber gibt es einen Grundtarif, der sich aber bei großer Nachfrage erhöhen kann. In unserem Fall genau um das 2,3 fache. Die App fragt noch kurz, ob ich damit einverstanden bin und ich bestätige. Schließlich sind wir nur heute in Montreal und der avisierte Fahrpreis von 10 Euro ist immer noch ok. Nach ein paar Minuten ist der Wagen da, erkennbar am vorher in der App angezeigten Kennzeichen und Bild des Wagentyps. Uns fährt ein reizender Mann, der seit 01. Juli Rentner ist und nun seit 14 Tagen seinen Traum wahrmacht, als Uber Fahrer Leute aus aller Welt zu fahren und kennenzulernen. Wir unterhalten uns bestens und die Fahrt ist eigentlich viel zu schnell vorbei. Bezahlt wird über die App und ein Trinkgeld kann man so auch gleich dazu geben. Bei Uber bewerten sich Fahrer und Fahrgäste gegenseitig. So bekommt unser netter Fahrer 5 Sterne, schließlich soll er seine Karriere bei Uber unter den besten Voraussetzungen starten können.
Wir steigen direkt vor dem Eingang des Hotels Fairmont Château Fontenac aus. Ein Angestellter in Uniform öffnet die Tür und wir betreten die beeindruckenden Räumlichkeiten. Sehr schön gemacht, mit holzgetäfelter Decke, Kunst und schönen Lampen. Unser Ziel ist die Bar. Wir haben Glück und bekommen den letzten verfügbaren Tisch am Fenster zugewiesen. Somit haben wir eine schöne Aussicht. Umso schöner noch, dass unsere AIDAvita direkt unter uns liegt. Schwere Ledersessel, Bücherregale gefüllt mit alten Ledereinbänden und über unseren Köpfen schwebende ausgestopfte Kanadagänse schaffen ein besonderes Ambiente. In solchen Hotels bestellen wir gerne einen der sogenannten Signature Cocktails. Also Getränke, auf die das jeweilige Hotel besonders stolz ist. Meistens erweist sich das als gute Wahl. Wir wollen zwei verschiedene probieren und nehmen zuerst einen New York Sour, bestehend aus einem Bourbon Woodford Reserve Cuvée Fairmont Le Château Fontenac, Zitronensaft, aufgeschlagenem Eiweiß und Catena Melbec. Klingt gut, schmeckt fantastisch. Also ändern wir unser Vorhaben und bestellen anstatt eines anderen Cocktails nochmal unsere erste Wahl. Darüber freut sich der Barkeeper so sehr, dass er persönlich an unseren Tisch kommt und den letzten Bestandteil des Cocktails vor unseren Augen aus einer silbernen Kanne in den Cocktail gießt. Auf unsere Nachfrage erfahren wir, dass es sich um Catena Melbec handelt. Ehrlich gesagt, muss ich noch googeln, was das eigentlich ist. Jedenfalls schmeckt es gut.
Danach schlendern wir durch die Gassen des alten Québec und lassen uns durch das pulsierende Leben treiben. Unsere Befürchtung, dass an einem Sonntag nicht so viel los sein könnte, erweist sich als unbegründet. Mit dem Funiculaire, einer weiteren Standseilbahn, fahren wir in den unteren Teil der Altstadt. Dort liegt dann auch unser Schiff. Wir nutzen die letzten Minuten und schlendern dort noch durch die Gassen, bevor wir wieder auf unsere Vita zurückkehren. Diesen Tag haben wir gut genutzt. Nur 15 Minuten bevor alle Mann an Bord sein müssen, sind wir zurück. Kurz darauf legen wir ab und fahren den St. Lawrence hinab in Richtung Saguenay, unserem nächsten Ziel.
Im Calypso Restaurant schauen wir noch, was die englische Küche so zu bieten hat und gehen dann früh ins Bett. Morgen ist früh Aufstehen angesagt. Wir haben einen Ausflug über AIDA gebucht.
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