Brav folgt uns die "Costa Pacifica" …
… während das kleine "Kussmündchen" schon fast seine Adresse "Sartorikai" erreicht hat.
Heute ist übrigens schwer was los in der Hafenstadt: Gleich 5 Kreuzfahrtschiffe machen fest und bilden damit den Höhepunkt der Kieler Kreuzfahrtsaison 2018. Da gibt es heute für mich, die ich ja die großen Pötte so sehr liebe, jede Menge zu sehen. 25.000 Gäste werden die Ozeanriesen "ausspucken". Wir werden´s damit morgen wohl sogar bis in die "Kieler Nachrichten" schaffen. Da muss ich mir morgen unbedingt eine Zeitung als Erinnerung kaufen.
AIDAluna, AIDAaura, Costa Pacifica, MSC Preziosa & Astor heißen die Hauptakteure des Kreuzfahrt-Reigens, begleitet natürlich von den großen Schweden- und Norwegenfähren.
Vor der Kulisse des laut Heizergruss "schönst gelegenen Kraftwerks Deutschlands" vollführt Kapitän Tidow mit unserer Luna eine kleine "Pirouette" - die "Drehung auf dem Teller", die ich heute vor einer Woche ungefähr um die gleiche Zeit vom Ufer aus bewundert habe.
Heute früh sitzt dort drüben keiner auf den bequemen Bänken entlang der Kiellinie, um AIDAluna willkommen zu heißen. Inzwischen hat der Regen ziemlich an Intensität zugenommen, so dass ich zunächst ein geschütztes Plätzchen an Deck aufsuche, schließlich aber den restlichen Gästen, die das Wetter bisher noch nicht vertrieben hatte, doch ins Schiffsinnere folge.
Mein Abschiedsfrühstück nehme ich im Markt-Restaurant ein. Von "genießen", wie an den anderen Tagen, kann heute keine Rede sein, denn ich bin traurig und fühle mich schon nicht mehr zugehörig. Wenigstens ist der Andrang noch relativ überschaubar. Das "Gewusel", das ich von anderen Reisen kenne, hat noch nicht eingesetzt, so dass ich in Ruhe meinen traurigen Gedanken rund um den bevorstehenden Abschied nachhängen kann. Natürlich wird es eine nächste Kussmundschiffreise geben, wenn es nach mir geht, doch leider nicht mehr in diesem Jahr. Und wer weiß schon, was bis nächstes Jahr passiert. Ihr kennt sicher das Sprichwort "Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen." Gut, dass man nicht weiß, was kommt. Und so bin ich dankbar für diese vergangene Woche. Sie erlebt haben zu dürfen mit Eindrücken, die ich niemals wieder vergessen werde und die in der Zukunft über manch traurigen Gedanken etwas hinweg trösten werden.
Zurück auf meiner Kabine, vor deren Balkon sich unter einem weiten mausgrauen Himmel die Werftanlagen der "German Naval Yards" präsentieren, verstaue ich meine wirklich allerletzten Sachen in Rucksack und Beauty Case.
Währenddessen meldet sich ein letztes Mal auf unserer Tour Kapitän Tidow über die Lautsprecher, um uns zu verabschieden und eine gute Heimreise zu wünschen. Ich finde das sehr schön, das hatte ich so auf anderen Touren noch nicht erlebt. Das Entladen der Koffer soll bis 09:30 Uhr abgeschlossen sein. Somit habe ich noch genügend Zeit für einen letzten Rundgang durchs sich immer mehr leerende Schiff. Abschied nehmen von vertraut gewordenen Plätzen und Orten.
Meine liebe Kabinen-Stewardess treffe ich auf dem Gang. Das ist perfekt, denn ich möchte ihr unbedingt noch etwas geben. Sie ist so ein herzlicher, liebevoller Mensch, die sich von Anfang an so rührend um meine Kabine und mein Wohlergehen gekümmert hat. Wir verabschieden uns, umarmen uns ganz doll und ich wünsche ihr alles erdenklich Gute. Sie fragt, ob ich bei Facebook sei. Sie würde mir gern schreiben und wissen, ob ich wieder gut zu Hause angekommen bin. Mich rührt das so sehr und uns Beiden kommen ein paar Tränen. Nein, bei Facebook bin ich nicht, was sie sehr schade findet. So trennen sich nun hier unsere Wege - im ganz klaren Wissen, dass ich sie wahrscheinlich niemals wiedersehen werde.
Mach´s gut, liebe Liza, ich wünsche dir alles Glück dieser Welt! Und lass´ dir bitte nicht von Passagieren, die meinen, durch ihr Geld, mit dem sie sich alles leisten und somit auch so verhalten zu können, das Gefühl geben, sie seien etwas Besseres. Das Herz am rechten Fleck zu haben ist viel mehr wert. Auch du bist ein ganz besonderer Mensch und ich bin froh, dich kennengelernt zu haben.
So bummele ich ein letztes Mal übers Schiff und mache ein paar letzte Fotos. Theatrium … Buffalo Steak House … Irgendwie komisch - so ganz ohne Menschen. Wo ist der geschäftige "Ameisenhaufen" der letzten Tage?
… und schließlich ein letztes Mal aufs Pooldeck. Am Eingang zum "Body & Soul Spa", wo ich mich einmal mehr auf dieser Reise sehr wohlgefühlt habe, werden die Gäste nett verabschiedet:
Munter flattern hier oben die Fähnchen im Wind. Es hat aufgehört zu regnen, der Himmel klart sogar wieder auf. Die Poolliegen stehen exakt ausgerichtet und warten auf neue Sonnenanbeter und sicher auch wieder auf den einen oder anderen Liegenreservierer.
Noch einmal im Strandkorb neben "Luna & Mops" Platz nehmen und den Blick übers Deck genießen, währen der gelb-bestrumpfte und blau-behoste, ziemlich schmale "Pappkamerad" seiner morgendlichen Ballsport-Ertüchtigung nachgeht …
Ach, was werde ich die Beiden vermissen. Nett war´s, auch wenn sie meist etwas "verstockt" waren …
Am Bug braucht man kein Fernglas - "Costa Pacifica" liegt mit ihrem dicken Hinterteil direkt vor uns.
So lasse ich aus luftiger Höhe den Blick über die Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins schweifen …
Die kleine AIDAaura hat inzwischen am Sartorikai festgemacht, direkt neben dem Kieler Schifffahrtsmuseum.
Es wird Zeit, "Auf AIDAsehen" zu sagen. Auch, wenn mich heute nichts drängt, denn ich ziehe nachher gleich um ins "InterCity Hotel Kiel", direkt am Hauptbahnhof. Dennoch fühle ich mich verloren. Irgendwie. Und auch ein wenig fehl am Platz. Ihr wisst schon, was ich meine.
So beende ich allmählich meine letzte Runde übers regennasse Deck.
Die Beiden haben´s gut: Sie dürfen kommen und gehen, wie und wann sie wollen. Bei mir heißt es nur: Ich MUSS nun gehen …
Auf meinem Kabinenbalkon beobachte ich noch das Einlaufen der Schweden-Fähre "Stena Scandinavica" …
… bevor ich um kurz vor 9 Uhr schweren Herzens meine schöne Kabine verlasse. Den sonnigen Blumenstrauß lasse ich auf dem kleinen Tisch stehen. Ich hoffe, er wird nicht einfach lieblos entsorgt. Vielleicht schmückt er ja noch ein paar Tage den Rezeptionstresen?! Das wäre schön. Nur zwei Rosenblüten nehme ich mir mit - für mein Hotelzimmer in Kiel, wo sie mich noch ein wenig länger an die schöne Zeit auf See erinnern sollen, bevor ich übermorgen endgültig in Richtung Heimat aufbreche.
Von Deck 5 aus schaue ich noch eine Weile dem munteren Gekurve der Gabelstaplerfahrer auf dem Kai zu, die sich noch mit jeder Menge Koffern abmühen, Müll entsorgen. Und die LKW´s stehen auch schon bereit, bestückt mit jeder Menge neuer Ware in Form von Lebensmitteln, Getränken und so weiter.
Fortsetzung folgt …
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