28.07.2019 St. John‘s Neufundland
Heute heißt es wieder früh aufstehen. Passieren wir doch bereits so gegen 06.30 Uhr die enge Einfahrt in den Naturhafen von St. John’s. Ab diesem Zeitpunkt moderiert auch der unermüdliche Premiumlektor Boris Henn von der Brücke aus die Anfahrt. Dies ist leider nur auf den Aussendecks hörbar. In die Kabine werden seine Ausführungen nicht übertragen. Auch nicht über Kanal 15, über den ja sonst die Durchsagen des Kapitäns und der Entertainmentmanagerin sowie die Auslaufmusik übertragen werden. Schade, aber die Einfahrt ist auch so sehr schön anzusehen.
Da wir nun schon mal wach, geduscht und fertig für den Tag sind, begeben wir uns zu ungewohnt früher Stunde zum Frühstück. Vor dem Selection Restaurant müssen wir sogar noch etwas warten. Ist wohl doch noch früher als gedacht. An dieser Stelle noch mal ein großes Lob an die Crew, die dort das Frühstück zu einem besonders angenehmen Start in den Tag macht. Es gibt wirklich viel zu tun, aber jeder hat ein Lächeln und ein freundliches Wort für die Gäste.
Heute haben wir einen privaten Ausflug zur Vogelschutzinsel gebucht, um dort Papageientaucher zu sehen. Es gibt auch einige andere Arten, aber die Papageientaucher sind unser Hauptziel. Gebucht hatte ich bei http://www.obriensboattours.com. Da die Angaben in der Buchungsbestätigung hinsichtlich der Abholzeit etwas widersprüchlich sind, rufe ich dort lieber mal an. Und wie gut, ist doch der Abholort nicht am Schiff sondern vor dem Gebäude des Surpreme Courts, also dem obersten Gerichts, in der Stadt. Hätte man auch mal früher kommunizieren können, aber ansonsten ist dieser Veranstalter einfach klasse.
Normalerweise wäre der Treffpunkt auch nur ein paar Schritte von unserem Anleger entfernt gewesen, aber dort liegt nun die Queen Elisabeth. Unser Liegeplatz befindet sich stattdessen in der Nähe des Signal Hills. Also gehen wir etwas früher los, widmen uns am Pier noch kurz dem offiziellen Begrüßungs-Neufundländer (einem ziemlich großen schwarzen Hund), bekommen einen Stadtplan in die Hände gedrückt und setzen uns in den wartenden gelben Schulbus. Die Stadt St. John‘s setzt nämlich Schulbusse als Shuttles ein. Diese fahren kostenlos alle paar Minuten ins Stadtzentrum und auch wieder zurück. Und das bis um 18.00 Uhr.
Wir wollten die nette Busfahrerin eigentlich an der Endhaltestelle nach dem Weg zum Surpreme Court fragen, aber das erübrigt sich, als wir praktischerweise direkt davor halten. Da noch etwas Zeit bis zum Beginn unserer Tour ist, laufen wir noch durch die Stadt. Zuerst durch die bekannte Vergnügungsmeile der Stadt - die George Street - und dann an Geschäften und Cafés vorbei in der Water Street zurück zum Treffpunkt. Es ist alles ziemlich ruhig, ist es doch Sonntag Morgen und gerade mal 10.00 Uhr.
An mehreren Stellen in der Stadt wird an das große Feuer von 1892 erinnert, bei dem 11.000 Menschen obdachlos wurden. Und das nur, weil ein eigentlich kleiner Brand nicht gelöscht werden konnte. Warum nicht? Weil damals die örtliche Feuerwehr nach einer Übung am Vorabend vergessen hatte, das Löschwasserreservoir wieder aufzufüllen.
Am Treffpunkt sammeln sich jetzt einige Aida Gäste, die auch mit O‘Briens zu den Papageientauchern wollen. Wir werden abgeholt vom firmeneigenen Kleinbus, der uns nach Bay Bulls bringen wird. Dort soll das Boot abfahren. Für den Weg benötigen wir ca. 20-25 Minuten, die vom Fahrer mit allerlei interessanten Informationen zu Neufundland und der Gegend um St. John‘s gefüllt werden.
Nach einer kurzen Wartezeit am Kai kommet das Boot von der ersten Tour des Tages zurück. Gefüllt mit Aida Gästen, auf die bereits zwei Busse warten. Alle wirken sehr zufrieden mit der Tour. Wir gehen an Bord und das Oberdeck ist bereits gut gefüllt. Also suchen uns Plätze auf den unternen Deck, dort ist kaum jemand und wir sind dem Wasser näher. Noch in der Bucht selbst sehen wir vereinzelte Papageientaucher in kurzer Distanz über das Wasser fliegen. Es wird deutlich, warum die Kanadier diese Vögel „fliegende Kartoffeln“ nennen. Genauso wirken sie in der Luft. Einfach sehr unbeholfen und niedlich.
Das Boot macht sich auf den Weg aus der Bucht, aber hält noch kurz an der Küste, da es dort einen Weißkopf Seeadler zu bewundern gilt. Dafür sind wir zwar auf der falschen Seite des Bootes, aber das macht uns nichts. Gibt es doch an der zum Atlantik offenen Seite der Bucht zwei Wale zu sehen. Und schon kommt durch den Lautsprecher die Durchsage, dass dort zwei Buckelwale gesichtet wurden.
Was dann kommt, übertrifft unsere kühnsten Träume und wohl auch die der Mitreisenden. Selbst der Bootsführer ist völlig aus dem Häuschen. Denn diese 13-15 Meter langen Wale kommen nicht nur immer wieder zum Boot. Einer der beiden bietet uns eine Show, die wir in diesem Leben wohl nicht mehr zu sehen bekommen werden. So etwas hatten auch die Leute von O’Briens Bootstouren noch nie erlebt und die sind jeden Tag da draußen auf dem Wasser. Für rund 20 Minuten bleibt er beim Boot, hebt immer wieder die Rückenflosse, und beginnt dann, sich auf den Bauch zu drehen und mit den Seitenflossen abwechselnd zu „winken“ und auf das Wasser zu schlagen. Je mehr wir begeistert applaudieren, umso enthusiastischer wird er. Dieses Tier hat ganz offensichtlich Spaß. Das meint auch der mit Walbeobachtungstouren erfahrene Bootsführer. Diesen Moment werden wir sicher nie mehr vergessen. Der Wal hätte wohl auch noch länger weitergemacht, aber wir mussten ja noch zu der Vogelinsel. Das wollte jetzt zwar eigentlich niemand mehr sehen, sondern alle wollten bei dem Wal bleiben. Aber der Bootsführer meinte, er müsse den Vertrag erfüllen. Also entfernten wir uns etwas wehmütig von dem beeindruckenden Tier. Dort war viel offenes Wasser und jede Möglichkeit für die Wale, sich vom Boot zu entfernen. Aber sie blieben bei uns. Eine Begegnung, die weder in Worten noch in Bildern angemessen beschrieben werden kann.
Nach kurzer Fahrt kamen wir bei der Insel an, die rund 500.000 Papageientauchern eine Brutstätte im Sommer bietet. Und natürlich ebenfalls den Möwen, die sich von ihnen ernähren. Die Möwen hatte auch Junge, die noch nicht flügge waren und in den Nestern saßen. Insgesamt brüten dort sechs Vogelarten. Umschwirrt von tausenden von Vögeln fuhren wir ganz nah an der Insel entlang und bekamen viel zu sehen.
Wieder zurück an Land wurde noch schnell ein Souvenir im Tourveranstalter eigenen Laden erstanden und schon ging es im Kleinbus zurück nach St. John‘s. Eigentlich wollten wir noch um den Signal Hill wandern und dann in die berühmte Quidi Vidi Brewery am Quidi Vidi Lake einkehren, aber dafür war uns jetzt die Zeit zu knapp. Taxen waren mir in der Stadt nicht aufgefallen, darum wollten wir uns auch nicht darauf verlassen, dass wir eine für den Rückweg bekommen können.
Also mit dem gelben Schulbus zurück zum Schiff. Am Hafeneingang kommt dann ein Offizier in den Bus und kontrolliert die Bordkarten. Damit hält man es in Kanada generell sehr genau. Diesmal müssen wir die Bordkarte insgesamt fünfmal vorzeigen, bis wir es schließlich an Bord geschafft haben.
Um 17.30 Uhr soll die Queen Elisabeth auslaufen. Dafür bietet uns heute unser Balkon die perfekte Sicht. Bereits um 17.00 Uhr macht sie die Leinen los und es folgt ein fünfminütiges Konzert gespielt auf den Nebelhörnern der im Hafen liegenden Schiffe. So etwas haben wir auch noch nicht erlebt.
Danach benötigt sie noch rund eine halbe Stunde, bis sie sich mit Hilfe eines Schleppers von der Kaimauer löst und sich schließlich durch die enge Hafeneinfahrt aufmacht in Richtung Europa.
Um 20.00 Uhr ist es dann auch für uns soweit und die AIDAvita macht sich begleitet von Kanonenschüssen auf in Richtung Corner Brook.
Im Theater gibt es heute den zweiten Teil der Shows von Jens Heinrich Claassen und dann heisst es für uns gute Nacht.
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