Starker Wind, so in etwa kann man den Inselnamen Fuerteventura übersetzen. Heute würde ich sie aber eher Fuertecolores - starke Farben nennen.
Wir sind Afrika noch ein kleines Stück näher gekommen. Eine Kombination aus Gold und Schwarz empfängt uns. Obwohl, so ganz stimmt das nicht. Empfangen hat uns Dunkelheit, denn wir liegen seit Mitternacht hier. Oder anders ausgedrückt, Aida hat den Wecker abgestellt. Auch heute folge ich meinen Gewohnheiten und bin pünktlich zum Sonnenaufgang mit Käffchen in der Hand auf Deck. Es sieht aus wie eine Mischung aus göttlicher Schönheit und teuflischer Bedrohung. Welche Farbe wird sich heute durchsetzen? Es ist nicht so wichtig. Fuerteventura ist nicht mein Traumziel. Die Ausflüge führen alle irgendwie entweder an einen Strand, zum Einkaufen oder es ist eine Aloevera-Farm integriert. Darauf habe ich keine Lust. Auf diese Hafenstadt - noch dazu an einem Sonntag - aber auch nicht. Die Aussicht auf den Stadtstrand ist versperrt, denn die TUI hat ein Herz nach Puerto Rosario gesendet.
Es ist der letzte Reisetag. Aida tut alles, um meinen Stimmungspegel weiter zu senken. Und das schon seit Tagen. In der Aida heute liest man nur noch die letzte Gelegenheit, die letzte Kunstauktion, das letzte Sailaway usw., usw. Was wohl eigentlich der Steigerung des Bordumsatzes dienen soll bewirkt bei mir genau das Gegenteil, nämlich ein Stimmungstief verbunden mit akuter Lustlosigkeit. So geht es mir aber immer am letzten Reisetag. Ich nutze noch einmal die angenehmen Temperaturen und mache es mir mit meinem Buch auf dem Pooldeck gemütlich.
Später beim Koffer packen denke ich an die letzten 13 Tage zurück und ziehe ein erstes Resümee.
Reiseziel: Kanaren gehen irgendwie immer. Diese Reisen kann man auch als Alleinreisender zu einem bezahlbaren Preis bekommen.
Die Azoren sind eine echte Bereicherung. Aber, in dieser Kombination von Schiff und Reisezeit würde ich trotzdem nicht wieder fahren. Leider ist Aida da recht unflexibel, denn auch in den Folgekatalogen wird diese Tour unverändert angeboten. Warum nicht mal im Zeitraum von April bis Juni mit einer Sphinx eine reine Portugalreise? Passagierwechsel in Lissabon, dann Porto, Madeira und die Azoren.
Unterhaltung: Leider genau dasselbe Programm wie 2 Jahre zuvor. Eher sogar schlechter, denn damals war wenigstens noch ein super Schauspieler an Bord.
Schiff: Ich verabschiede mich langsam gedanklich von der Cara und den beiden anderen Kleinen. Es wird wohl ein dauerhafter Abschied sein, Kurzreisen ausgeschlossen. Schade, die Selection-Touren gefallen mir und auf den Schiffen fühle ich mich auch wohl. Aber Aida hat mich im Laufe der Zeit völlig versaut. Obwohl ich beim Kabinenbingo ein Glückslos hatte (das allererste mal überhaupt in 9 Jahren) habe ich doch gemerkt, dass mir ein Balkon fehlt. Und diese sind auf den Kleinen einfach unbezahlbar.
Service: Mit einer Ausnahme gut. Damit meine ich das Calypso. Die Schiffsgröße bringt es mit sich, dass ich so meinen Lieblingsbereich im Restaurant habe. Der Service wurde von Tag zu Tag schlechter, bis hin, dass nicht einmal mehr das benutzte Geschirr abgeräumt wurde. Ich wollte es vorher nie wahrhaben. Berichtet wurde hier ja schon desöfteren davon. Wem soll ich jetzt einen Vorwurf machen? Den Kellnern, die Service (der eigentlich selbstverständlich sein sollte) nur noch für einen zusätzlichen Obolus anbieten oder den Gästen, die meinen sie können sich mit Geld alles erkaufen? Das Schlimme daran ist, es ist nicht ein Kellner, sondern scheinbar alle. Von mir bekommen sie anstatt Trinkgeld einen Hinweis auf ihr Verhalten im Bewertungsbogen. Ich weiß, dadurch wird sich nichts ändern
Irgendwann ist auch dieser Tag vorbei und wir sind am frühen Morgen wieder am Ausgangspunkt unserer Reise. Meine Transferzeit für den Rückflug ist um 13 Uhr. Meinen Plan - nämlich in das neue Aquarium zu gehen - haben die Scouts mir ausgeredet. Die Zeit ist dafür zu knapp, man soll dort doch etwas großzügiger planen. Über den Scout habe ich mich gefreut, denn das junge Mädel hatte nicht ihren Umsatz im Kopf. Andere hätten mir das Ticket wahrscheinlich verkauft. Dadurch habe ich "frei". Das Pooldeck ist mir zu wuselig, also mache ich es mir in der Aida-Bar gemütlich. Da ist nichts los. Warum das so ist merke ich kurz darauf. Die Bar hat geschlossen. Das kenne ich von Abreisetagen bisher anders.
Ich gehe pünktlich ins Hafenterminal. Auf der gesamten Reise war es ein nettes Miteinander, angenehme Gäste, keine Drängeleien und auch sonst keine Aufreger. Aber auf dem Weg vom Schiff zum Terminal muss irgendetwas passiert sein. Aggressivität liegt in der Luft. Plötzlich regieren Egoismus und Ellenbogen nach dem Motto: Warum soll man auch noch eine Stunde warten, wenn jetzt schon ein Bus zum Flughafen fährt? Ist doch egal, welche Transferzeit auf meinem Ticket steht, ich habe eines, also fahre ich, die Zeit interessiert mich nicht. Die Aida-Mitarbeiter schreiten ein. Es werden freundlich aber rigoros alle Gäste daran gehindert in den Bus einzusteigen, wenn nicht 13 Uhr auf dem Ausflugsticket steht. Ich habe während der Wartezeit auf dem Flughafen dann erfahren, dass diese Transfertickets zwar auf dem Schiff verkauft wurden, aber nicht alle Uhrzeiten verfügbar waren. Eine ganze Reihe von Gästen hat die Tickets trotzdem gekauft mit dem Vorsatz, sich nicht an die Zeit zu halten. Gut das hier kontrolliert und auch gehandelt wurde, möglicherweise wäre sonst der eine oder andere zu spät am Flughafen gewesen.
Dort dann eine ähnliche Situation: Vier Schalter waren für unseren Flug vorgesehen, aber noch nicht geöffnet. Wir standen für jeweils 2 Schalter in einer Reihe an. Ich in der rechten, eine 4-köpfige Familie in der linken so an fünfter Stelle. Dann tut sich was auf unserer Seite. Und diese Familie schafft es tatsächlich ganz schnell von ihrer doch guten Position sich ganz schnell noch vor unsere Schlange zu stellen. Hab ich nicht erstanden. Warum sind die Menschen so? Immerhin gibt es für diese Aktion von den Anstehenden hämischen Applaus.
Der Flug hingegen verläuft völlig normal und landet pünktlich um 21.20 Uhr in Düsseldorf. Nun muss nur noch mein Koffer kommen und der Mann vom Tefra-Service. Beides ist nicht in Sicht. Auch hier wieder so ein Phänomen. Warum stellen sich die größten Menschen direkt an das Kofferband? Wenn jeder nur 1-2 Meter Abstand halten würden, könnten alle was sehen und die Koffer problemlos runter nehmen. Aber nein! Und warum stellen sich alle dorthin, wo die Koffer raus kommen? Ist es so schlimm, seinem Koffer eine kleine Rundfahrt von ein paar Sekunden zu gönnen?
Die Menschen am Kofferband werden weniger, dafür wird meine Nervosität mehr. Und dann endlich kommen beide in Sicht. Zuerst der Herr von Tefra. Ich gebe mich zu erkennen. Nach der Begrüßung fragt er: "Der Flieger hatte doch Verspätung?" Ich sage nein, wir sind pünktlich um 21.20 gelandet. Es folgt ein leises "Oh". Ich sehe ihn fragend an. Er entschuldigt sich darauf hin sagt, dass er erst um 22 Uhr seinen Dienst angetreten hat. Da ist man wohl bei Tefra gleich von einer Verspätung ausgegangen. Finde ich nicht in Ordnung, wenigstens eine Info per Mail hätte ich erwartet. Aber da mein Koffer auch zu den letzten gehört, hat es am Ende dann doch gepasst.
Ich gehe zum Hotel, denn eine Zugverbindung gibt es jetzt nicht mehr. Im Terminal höre ich laufend die Durchsage, dass der Skytrain nicht fährt. Ich hoffe, morgen tut er es.
Was macht man morgens im Hotel, wenn man noch Zeit hat und noch dazu freies W-Lan. Man stöbert, was es bei den Wasserurlaubern so Neues gibt. Eine folgenreiche Entscheidung. Was steht dort geschrieben? Phönix bietet Schiffsbesichtigungen an? Und dann auch gleich noch der Link dazu! Die "Folgen" könnt ihr hier nachlesen: Aufwind
Der Skytrain fährt wieder und auch der ICE ist pünktlich - zumindest bis Hamm. Dort sollen wir mit einem anderen Zugteil gekoppelt werden. Dieses andere Zugteil kommt aber wegen einem technischen Defekt über eine halbe Stunde zu spät. In der Folge ist auch mein Anschlusszug weg. Auch so eine Sache, die ich nicht verstehe, Warum lässt die Bahn die Zugteile dann nicht getrennt weiter fahren? Dann wäre zumindest die Hälfte der Fahrgäste pünktlich.
Gegen Abend bin ich dann auch zu wieder zu Haus.
Ein schöner Urlaub mit nur ganz kleinen Schönheitsfehlern ist zu Ende. Aber nach dem Urlaub ist bekanntlich vor dem Urlaub. Im Juni wartet die Costa Favolosa auf meine Freundin und mich. Aber das wisst ihr ja inzwischen auch schon.
Danke fürs Lesen, eure Likes und die Kommentare
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