
29. August 2019
Neapel oder auf italienisch Napoli. Und früher, die alten Griechen nannten die Stadt Neapolis - die neue Stadt. Neue Stadt? Immerhin zählt sie schon 2500 Jährchen.
Wenn man nur einen Tag in Neapel Zeit hat, hat man ein Problem. Ein großes Problem! Oder besser: ein Luxusproblem! Neapel ist ein Hafen, der derart viel Möglichkeiten für Ausflüge bietet, dass die Entscheidung schwer fällt.
Pompeji, Capri, Ischia, Herculaneum, Amalfi oder doch lieber in Neapel bleiben? Ich konnte mich bei der Urlaubsplanung einfach nicht entscheiden. Also habe ich mir einen Ausflug in den Warenkorb gelegt, aber nicht gekauft. Ich hoffte, dass die Präsentation eine Entscheidungshilfe wird. Doch dann "half" Aida. Oder besser: Aida half nach. Sie haben mir den Kassengang erspart und mein Bordkonto belastet. Schön, brauche ich keine endgültige Entscheidung treffen. Ha, da habe ich aber die Rechnung schon wieder ohne Aida gemacht. Die Freude hielt bis zum Kabinenbrief, in dem mir mitgeteilt wurde, dass der Ausflug aus organisatorischen Gründen storniert wurde. Um das Chaos perfekt zu machen, der Ausflug war um 2 Personen überbucht. Was sagt man dazu? Am besten nichts. Alternativen? Nur sehr wenige, es war schon lange Buchungsschluss. Keine Chance noch Capri oder Ischia zu buchen, so soll es die Amalfiküste sein, und damit verbunden schon wieder ein sehr zeitiger Aufbruch.
Der Himmel wechselt die Farbe. Zunächst von grau auf rosa, dann auf orange. Schüchtern wagt sich die Sonne weit entfernt neben dem alles beherrschenden Vesuv hervor.
Sie wird schnell mutiger und scheint nicht nur kräftiger, sondern kommt auch dem Vesuv immer näher.
Kurz danach rückt sie ihm sogar so richtig auf die Pelle, ähm auf die Flanke natürlich.
Aber Moment mal. Habe ich jetzt Halluzinationen oder macht die liebe Sonne da irgendetwas falsch? Wie war das gestern? Und wie an den vielen anderen Tagen in meinem Leben? Von West nach Ost, also von links nach rechts? Oder war es doch anders herum? Egal, Hauptsache sie scheint! Und nun blickt sie dem Vulkan auch noch direkt in den Schlund.
Sachen gibt's! Nun ist sie plötzlich links. Eine außergewöhnliche magische Macht des Vesuv? Ein starkes noch nicht erforschtes Magnetfeld? Ein Phänomen zu unserer Begrüßung? Nichts von alledem, nur eine optische Täuschung.
Ich bin fasziniert von diesem Spektakel. Der Tag fängt gut an. Na ja, mal vom frühen Klingeln des Weckers abgesehen. Genau wie gestern reihe ich mich in die Schlange der wartenden Gäste an der Gangway ein. Und genau wie gestern meldet sich der Kapitän und informiert über.... Ja, über was eigentlich? Es hört Niemand zu. Alle reden weiter und es ist nichts zu verstehen. Ich hoffe, dass es nicht wichtig war und verlasse das Schiff. Mein Ziel ist der Ausflug
NAP 05 - SORRENT UND AMALFI: DIE SCHÖNE KÜSTE. Und genau wie gestern strotzt unsere Reiseleiterin nur so vor italienischem Temperament. Keine Chance für einige Minuten Augenpflege. Das liegt aber auch mit am Thema. Jedenfalls ist es bei mir so. Kriege und Könige interessieren mich weniger. Die geologische Geschichte dafür um so mehr. Unsere Reiseleiterin - den Namen habe ich vergessen - stammt aus Herculaneum und wohnt somit in der roten Zone. Die Zone, von der man annimmt, dass sie bei einem Ausbruch am gefährdetsten ist. Ich merke ihr an, dass ihr das nicht so ganz geheuer ist und bin gespannt, ob sie von den jüngsten Entwicklungen am Vulkan erzählt. Aber sie erwähnt nur, dass alle "roten" Orte täglich eine Art Statusbericht bekommen.
Seit einigen Monaten manifestieren sich immer wieder direkt unter dem Vulkan Schwarmbeben. Das sind kurze Serien von Erdbeben, die aber so schwach sind, dass wir sie nicht spüren. Was bringt die Erde da so sanft in Wallung? Die Wissenschaftler sind sich nicht einig. Während die einen von langsam aufsteigendem Magma ausgehen meinen die anderen genau das Gegenteil. Die kleinen Erschütterungen kommen von sich abkühlendem Gestein. Diese ziehen sich dabei zusammen und es kommt zu den kleinen Beben. Ich hoffe, dass die zweite Gruppe der Wissenschaftler recht behält.
Mittlerweile sind wir an der Abzweigung nach Pompeji vorbei gefahren. Der Berg zeigt uns jetzt seine andere Seite. Ca. 1 Stunde und 15 Minuten soll die Fahrt nach Sorrent dauern. Nach ungefähr 45 Minuten fahren wir auf einen Parkplatz. Von diesem Stopp stand nichts in der Ausflugsbeschreibung. Eine nette Überraschung, denn bevor wir die Ferienorte Vico Equense,
Meta und Sorrent erreichen machen wir Halt bei „Sorrento Excellence The Factory
Show Room“. Dort
dreht sich alles um die Herstellung des Limoncello. Na gut, später vielleicht. Es ist noch nicht einmal 9 Uhr, zu früh für Vorführungen oder Erklärungen. Durch einen Verkaufsraum gelangen wir auf eine Terrasse mit Blick
auf die Küstenlinie der drei Orte. Genau diese Aussicht ist es, die uns unsere Reiseleiterin unbedingt zeigen will. Was für eine gute Idee. Auch wenn wieder keine klare Sicht herrscht, der Ausblick ist einfach atemberaubend.
Ziel ist also nicht unbedingt ein Einkauf, sondern vielmehr diese Terrasse mit einem ersten Blick auf Sorrent. Dieses Städtchen ist auch der Namensgeber für die Halbinsel.
Gelegenheit zum Shopping (mit vorheriger Verkostung) oder einer "PP" gibt es natürlich auch.
Ich erliege nicht dieser Versuchung sondern sehe mich auf dem Parkplatz kurz um. Ein gewaltiges Felsmassiv lässt mich erahnen, was da auf uns, oder besser auf den Busfahrer zukommt.
Während der Weiterfahrt erfahren wir dann viel über den Limoncello, sozusagen dem Wahrzeichen der Region. Bei der Herstellung müssen strenge gesetzliche Auflagen erfüllt
werden. So darf der Likör nur aus Zitronen der Sorte “Limone di
Sorrento IGP” produziert werden, die auf Capri oder der Halbinsel
Sorrento gewachsen sind. Deren Anteil im Likör muss
mindestens 25 Prozent betragen. Konservierungsstoffe, Stabilisatoren, Farbstoffe und Aromen dürfen nicht zugesetzt
werden. Die Herstellung muss im Anbaugebiet der Zitronen,
also auf der Sorrento-Halbinsel oder Capri erfolgen und der
Likör muss mindestens 30 Prozent Alkohol enthalten.
Hätte ich doch mal probiert!
Wir fahren durch die oben genannten Ferienorte und kommen in Sorrent an einem Busparkplatz an. Gemeinsam gehen wir ein paar Minuten in das Zentrum und haben die Wahl: komplett Freizeit oder eine kleine Führung mit der Reiseleiterin und etwas weniger Freizeit. Ich entscheide mich für den geführten Spaziergang. Es ist die richtige Entscheidung. Diesen hübschen Kreuzgang, in dem auch Eheschließungen stattfinden hätte ich allein nie gefunden.
Durch schmale Gassen kommen wir an vielen Straßencafés und kleinen Geschäften entlang. Unser Ziel ist ein botanischer Garten.
Dieser kleine Stadtbummel ist schön und endet mit der unvergleichlichen Aussicht
auf die Bucht. Ein Blick nach links,
nach rechts
oder auch direkt nach unten, einfach herrlich. In dieses kristallklare Wasser hätte ich so gern mal meine Füße gehalten, aber so viel Zeit habe ich dann doch nicht.
Den Weg nach unten muss man nicht unbedingt laufen. Es gibt einen Fahrstuhl.
Auch wenn der Vesuv im Dunst verschwindet, selbst hier ist er präsent.
Irgendwo finde ich dann auch eine Bank und hole das Frühstück - ein Butterbrötchen - nach. Früh morgens bekomme ich noch nichts runter, aber so reicht mir das völlig aus.
Durch eine schmale belebte Gasse in Richtung Uhrenturm mache ich mich so langsam wieder auf den Rückweg.
Belebt ist auch dieser Platz und irgendwie auch typisch italienisch.
Wir verlassen Sorrent und haben über eine Stunde Zeit, diese einmalige Natur vom Bus aus zu genießen. Die Fahrt ist relativ lang, aber alles andere als langweilig.
Fortsetzung folgt......
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