29.09.2019 Dover
Da wir ja bereits am vergangenen Abend in Dover angelegt haben, war die Nacht im Hafen wesentlich ruhiger als sie vermutlich da draußen im Sturm gewesen wäre.
Während wir uns frischmachen kommt durch die Lautsprecher eine Durchsage des Kapitäns. Anscheinend hat der heftige Wind die Gangway vom Schiff getrennt, sodass momentan niemand das Schiff verlassen kann. Alle Ausflüge werden aber entsprechend später und in voller Länge durchgeführt werden. Zuerst wird aber versucht, die dem Hafen gehörende Gangway wieder am Schiff festzumachen. Unsere darf aufgrund behördlicher Vorgaben in Dover nicht verwendet werden.
Schnell zum Face Check auf Deck 8, der ungefähr 2 Minuten inklusive Anstehen dauert und dann weiter auf Deck 9 zum täglichen Sport. Wir haben ja gute Vorsätze. Diesmal sind im Fitnessbereich zwei Räder direkt am Fenster frei, sodass wir freie Sicht auf das Geschehen draußen haben. Und da gibt es einiges zu sehen. Die Fähren zum Festland legen trotz zunehmender Windstärke ab und an und das sieht ziemlich schwierig aus. Die Schlepper haben hier viel zu tun, um zu verhindern, dass die großen Fähren an die Kaimauern gedrückt werden.
Die Windböen gehen immer häufiger über das Wasser und den Seevögeln gelingt es nicht mehr jedesmal, sich aus dem Wasser zu erheben. Die berühmten weißen Klippen werden öfters vom Nebel verdeckt, das wird wohl heute nichts mit unserem geplanten Spaziergang dort oben. Eigentlich wollten wir mit dem Shuttlebus für 4£/5€ zum Besucherzentrum auf den Klippen fahren und von dort aus bis zum Leuchtturm und zurück laufen. Na mal sehen, wie sich die Lage entwickelt. Zuerst wird die üblichen 35 Minuten gestrampelt.
Nach einem wie immer leckeren Frühstück im Selection Restaurant mit ebenfalls wie immer tollen Service fahren wir auf Deck 10, um mal das Wetter zu überprüfen. Der Wind heult über das Deck, aber es geht eigentlich noch. Also auf Deck 11 und dort schaut es deutlich anders aus. Es ist so winding, dass man kaum atmen kann und es entstehen lustige Fotos mit wild durcheinander gewehten Haaren. Alle dort oben haben richtig Spaß. Die Windböen machen uns schön nass mit einer Mischung aus Gischt und Regen. Die Klippen kann man inzwischen kaum noch sehen.
Inzwischen kommt die Info vom Kapitän, dass uns nun erlaubt wurde, doch unsere eigene Gangway zu verwenden und demnächst alle Landgänge stattfinden können. Also alles gut. Es mussten aber in der Nacht im Hafen ständig die Seitenstrahlruder und auch öfters mal die Maschinen hochgefahren werden, um zu verhindern, dass unser Schiff an die Kaimauer gedrückt wird. So merkt man auch den ganzen Tag über starke Vibrationen. Es hätte mich schon interessiert, welche Windstärke dieser Sturm hat.
Wir beschließen, erstmal abzuwarten und bei einer Wetterbesserung nach Dover zu fahren.
Auf die Idee kamen viele, denn die Bars und Restaurants sind gut gefüllt.
Am frühen Nachmittag hat sich die Wetterlage dann soweit gebessert, dass wir nun auch los möchten. Zusammen mit einer weiteren Weltenbummlerin machen wir uns auf den Weg zum Shuttlebus. Der fährt natürlich gerade los als wir unten ankommen. Na ja, da war doch was mit mehr Bewegung auf dieser Reise... also ist Laufen angesagt. Von einem sehr netten englischen Security Mann lassen wir uns den Weg erklären. Der meint zwar, bei schönem Wetter wäre der Weg irgendwie attraktiver, aber wir finden, typisch englisches Wetter hat auch seinen Charme. Man benötigt eine halbe Stunde bis ins Zentrum von Dover. Also genauso lange, wie wir auf den Bus warten müssten. Laufen ist aber definitiv besser als eine halbe Stunde herumzustehen, also ziehen wir los.
Schnell ein Foto an der typisch englischen Telefonzelle auf dem Hafengelände gemacht und weiter geht es vorbei an durch den Wind umgewehten Absperrungen und durch über die hohe Kaimauer auf uns heruntergewehte Gischt. Die Tücken des Linksverkehrs überwinden wir genauso wie anscheinend nie grün werden wollende Ampeln.
Heute ist Sonntag und da ist nicht viel los im Städtchen Dover. Aber der Pub Eight Bells in der Nähe des Market Squares ist gut gefüllt. Ich frage in britischen Pubs immer nach lokalen Spezialitäten unter den angebotenen frisch gezapften Bieren. So lernt man immer neue interessante Varianten kennen. Der nette Barkeeper lässt mich erst probieren, ob das von ihm empfohlene Saltaire Hoppy Red Ale auch schmeckt. Und wie es schmeckt. Drei Pints zu jeweils günstigen 2,15 britischen Pfund werden für uns drei bestellt und dann das englische Publeben beobachtet. Wir sind die einzigen Touristen dort und fühlen uns sehr wohl.
Eigentlich würden wir uns die fünf Kilometer zum Schiff jetzt ganz gerne fahren lassen. Ein kurzer Check in der Uber App lässt uns wissen, dass es keine verfügbaren Wagen für uns gibt. Wahrscheinlich gibt es in Dover gar kein Uber. Also Taxi. Wir bitten die Barkeeperin, uns ein Taxi zu rufen, aber sie verweist uns auf den um die Ecke befindlichen Taxistand. Nun gut, gehen wir eben um die Ecke. Um die Ecke stellt sich dann als drei Blocks entfernt heraus. Da gibt es auch den besagten Taxistand. Bloß keine Taxen. Warum sollten die an einem Sonntag auch ihre Zeit in einer Fußgängerzone an einer Einkaufsmeile verschwenden.
Also werden die 5 Kilometer zurück eben zu Fuß zurückgelegt. Mehr Bewegung und so. Zurück am Schiff kommt der englische Security Mann von vorhin gleich auf uns zu und fragt nach unseren Erlebnissen. Er freut sich, dass wir eine gute Zeit hatten und gibt uns wertvolle Tipps für unseren nächsten Besuch in Dover.
Im Calypso Restaurant gibt es passend zum heutigen Hafen englische Spezialitäten. Das lassen wir uns nicht entgehen und verbringen Dank der interessanten Gespräche mit den neu kennengelernten Tischnachbarn eine schöne Zeit beim Essen.
Darüber haben wir fast die Zeit vergessen. Also schnell hoch in die Anytime Bar zum Weltenbummler Event um 21.00 Uhr.
Hotelmanager Lars Rieke hat sich etwas besonderes ausgedacht und verwöhnt uns 60 Weltenbummler mit dem nicht mehr auf der neuen Barkarte stehenden Deluxe Cocktail Rum Zapaca Old Fashioned. So lecker! Das muss eigentlich unbedingt wieder rauf auf die Karte. Da sind sich hier alle einig. Viele kannten diesen Cocktail gar nicht. Vielleicht sollte Aida auch mal Cocktailtasting anbieten. Wenigstens für die hochpreisigeren Sorten. Der Abend wird sehr lustig und unterhaltsam und es wird uns versprochen, dass dies nicht die letzte Veranstaltung ihrer Art auf unserer Reise sein wird. Eine tolle Idee von Aida uns alle zusammenzuführen.
Da wir morgen den Cardio Scan haben werden und auch 12 Stunden vorher keinen Alkohol mehr trinken dürfen, begleiten wir die anderen dann nicht mehr in die Aida Bar sondern gehen brav auf die Kabine.
Inzwischen fährt die Vita bereits weiter nach Le Havre. Von dort dann morgen mehr.
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