Unser heutiges Ziel sind die Åland-Inseln, eine mit weitgehender politischer Autonomie und, fast noch wichtiger, mit eigenem Steuersystem ausgestattete Region Finnlands. Und Schwedisch ist Amtssprache. Insgesamt umfasst der Archipel 6.757 Inseln und Schären. Knapp 30.000 Einwohner verteilen sich auf 60 Inseln, wobei 90% der Bevölkerung auf der Hauptinsel Fasta Åland wohnt.
Erst kurz vor zehn nähern wir uns unserer Anlegestelle in Mariehamn, wo auch der große Frachtsegler „Pommern“ im Museumshafen festgemacht hat. Die Viermastbark lief 1903 als „Mmeme“ in Glasgow vom Stapel und wurde 1906 nach dem Verkauf an die Hamburger Reederei F. Laeisz in „Pommern“ umgetauft und damit Bestandteil der legendären Flotte der „Flying P-Liner“. Diese schnellen Frachtsegler, die auch „Hamborger Veermaster“ genannt wurden, unterhielten einen Linienverkehr, die Salpeterfahrt, zwischen Europa und Chile. Die Fünfmastbark „Potosi“ unter dem Kommando von Käpitän und Kap Hoornier Robert Hilgendorf, dem „Düwel von Hamborg“, segelte 1904 die Strecke von Chile nach England in der Rekordzeit von 57 Tagen. 1923 wurde die „Pommern“ an Gustaf Erikson verkauft, dem Eigner der letzten großen Windjammerflotte mit Heimathafen Mariehamn.
Um 10:00 Uhr haben wir dann im Västerhamn festgemacht. Klein und niedlich. So wie Mariehamn mit seinen knapp 12.000 Einwohnern.
Und kurz vor 11:00 Uhr sind wir außenbords.
Um unseren Mitreisenden, die sich nach links Richtung Zentrum orientieren, zu entkommen, gehen wir erst einmal rechts herum, um durch die „Skillnadsgatan“ auf die andere Seite der Insel zum Österhamn zu gelangen. Das stellt sich nicht als die beste Idee heraus. Wir sind zwar die Massen los, geraten aber zwischen einige Bauarbeiter, die die Straße neu asphaltieren. Das stinkt ganz ordentlich. Aber bald sind wir in der „Parkgatan“, wo wir durch Selbigen zum Strand „Lilla holmen“ kommen.
Hier am Wasser ist eine Promenade gebaut worden, der wir Richtung einer kleinen Marina folgen. Dabei lassen wir das von uns weiter nicht registrierte moderne Parlamentsgebäude „Självstyrelsegården“, dem Zentrum der Macht des autonomen Ålands, mit seinen nur 27 Abgeordneten im wahrsten Sinne des Wortes links liegen.
Nachdem wir den Jachthafen passiert haben, erreichen wir das Maritime Viertel „Sjökvarteret“ mit ein paar renovierten Bootsschuppen und einem Hafen für traditionelle Holzboote. Neben dem lokalen Kunsthandwerk und einem Restaurant gibt es hier auch noch eine kleine Bootswerft, wo alte Schiffe restauriert und neue Schiffe nach alten Plänen gebaut werden.
Unmittelbar am Meer steht die kleine ökumenische Seefahrerkapelle „Sjöfararkapellet“, die eine Grundfläche von ca. 5 x 7 m bedeckt und 2008 von freiwilligen Helfern aus Holz gebaut wurde. Sie wird u. a. für Trauungen und Taufen genutzt und erinnert an die Tradition, dass früher für Seefahrer unmittelbar vor dem Beginn einer gefährlichen Reise Gottesdienste abgehalten wurden.
Auf einer Wiese campieren einige Wildgänse, wobei uns nicht ganz klar ist, ob es sich um einen vorübergehenden Besuch oder einen ständigen Aufenthalt handelt.
Da wir hier das Ortsende erreicht haben, drehen wir bei. Der „Strandgatan“ folgend kommen wir direkt ins „tosende“ Zentrum, zur einzigen Fußgängerzone „Torggatan“ mit ein paar Läden und Cafés.
Wir überqueren den Marktplatz und betreten vor dem Rathaus von 1939 einen kleinen Park, wo wir die Statue der Namensgeberin von Mariehamn sehen. Es ist die Abbildung von Maria Alexandrowna, der Gemahlin von Zar Alexander II., der 1861 die zum russischen Kaiserreich gehörende Stadt gründete.
Ursprünglich sollte die Stadt auf Befehl des Zaren ausschließlich aus Steinbauten bestehen, doch bereits 1863 wurde hiervon Abstand genommen und die Errichtung von Holzhäusern gestattet. So auch in der „Södragatan“, eine der ältesten Straßen Mariehamns. Hier stehen von Hilda Hongell entworfene Häuser aus dem 19. Jahrhundert.
Die Straße führt direkt auf die Seefahrtsschule zu, wo ein Studium der Nautik nach internationalen Standard ermöglicht wird. Unterhalb der Hochschule liegt das Seefahrtsmuseum mit der „Pommern“ und einer Statue zum Gedenken an die auf See gebliebenen Seeleute „Der Mann am Steuer“ von dem Bildhauer Emil Cederkreutz. Zum Denkmal gehört ebenfalls eine Mauer, auf der die Namen vieler Seeleute, die dieses Schicksal erlitten, eingraviert sind.
Kurz vor 14:00 Uhr sind wir zu unserem nachmittäglichen Bordprogramm zurück. Um 16:30 Uhr gibt es dann noch ein letztes Foto von der „Ocean Bar“ aus.
Als Letztes noch eine Information für alle Genießer: der älteste Champagner der Welt wurde 2010 in einem Schiffswrack bei Åland gefunden.
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