
Heute sind wir von AIDA zur Sternstunde eingeladen. Erst werden wir die Meyer Werft besichtigen, dann werden wir mit dem Bus eine kleine Sightseeing Tour durch die Stadt machen und zum Schluss steht ein Besuch im Maritimen Museum an. Für diesen Ausflug sollen sich die Eingeladenen um 9:00 Uhr im Theater treffen.
Das bedeutet, dass wir schon weit vor acht Uhr zum Frühstück ins Selection Restaurant müssen, das natürlich auch schon gut gefüllt ist, da ja alle Goldbären mitfahren wollen. Pünktlich finden wir uns im Theater ein, wo wir von der Hoteldirektorin Harriet Umbrich, die wir hier das erste und einzige Mal während der gesamten Reise zu Gesicht kriegen, begrüßt und wo dann ein AIDA Mitarbeiter etwas langatmig über seine Erlebnisse während der Fertigstellungsphase der AIDAnova berichtet.
Nach einer guten halben Stunde dürfen wir dann endlich in die drei bereitgestellten Bussen. Sonst können unsere Mitreisende nicht krauchen, aber wenn’s ums Entern der Busse geht, entstehen ganz neue Kräfte. Da wir uns an diesem Verdrängungswettbewerb nicht beteiligen, bleibt uns nur der letzte Bus, der aber, wie sich rausstellt, Bus Nummer 1 ist und als erstes die Meyer Werft anfährt. Die Letzten werden die Ersten sein.
Die Meyer Werft ist mit einer Fläche von 144 Hektar eine der größten in Europa. Das Trockendock, in dem auch schon die „Allure of the seas“, dem seinerzeit größten Kreuzfahrer der Welt, gebaut wurde, hat eine Länge von 365 Metern. Eine Halle für das Dock, so wie in Papenburg, sucht man vergebens. Hier wird das Schiff mit Hilfe der beiden riesigen Portalkräne im Freien gebaut und das im Winter auch bei arktischen Temperaturen. Direkt vor dem Trockendock mit dem Rohbau der „Mardi Gras“ für Carnival Cruises befindet sich der Ausrüstungskai, an dem die „Costa Smeralda“ fertiggestellt wird.
Für ein drittes Schiff der Helios-Klasse, die „Costa Toskana“, werden auch schon die ersten Bauteile gefertigt. Bis 2024 sollen noch weitere drei Neubauten dieser Klasse folgen. Parallel dazu wird in Papenburg die „AIDAnova 2“ gebaut und weitere sind in Planung. Für mich sind diese unvorstellbar großen Kapazitäten der reine Wahnsinn. Diese Schiffe werden zukünftig nur über den Preis zu füllen sein und die Touristenmassen werden die Hafenstädte überfluten. Das hat für mich nichts mehr mit Kreuzfahrt zu tun.
Während unserer Transreise von Mallorca nach Hamburg im April 2015 trafen wir in Malaga in einem Café eine junge Frau, die mit der „Allure of the seas“ auf einer 11-tägigen Kreuzfahrt von Fort Lauderdale nach Barcelona unterwegs war. Nach 10 Tagen war Malaga ihr erster und einziger Zwischenhafen. Sie wohnte das Schiff ab und fand das gut. Da störte Malaga sogar ein wenig. Vielleicht ist das die Zukunft der Riesenpötte: möglichst keine Häfen anlaufen.
Nach der Besichtigung der Meyer Werft, wobei Besichtigung viel zu hoch gegriffen ist, Stippvisite trifft es eigentlich besser, fährt der Bus mit uns Richtung Zentrum, das links und rechts des Flusses „Aurajoki“ gelegen ist. Das, was wir durch die Scheiben des Busses sehen können, sieht ganz nett aus. Leider ist der Marktplatz wegen einer Großbaustelle weiträumig abgesperrt. Unseren einzigen Halt machen wir am Dom von Turku, dem ältesten Kirchengebäude auf finnischem Festland.
Nächster Halt ist das Schifffahrtsmuseum. Auch ganz nett, aber als Hamburger ist man durch die Tammsche Sammlung mit über 50.000 Exponaten im „Internationalen Maritimen Museum“, das ich, als es noch als „Institut für Schifffahrts- und Marinegeschichte“ an der Elbchaussee 277 beheimatet war, mit einer privaten Einladung besichtigen durfte, ein wenig verwöhnt. Hier ein paar Bilder vom „Forum marinum“, aber vielmehr ist dann auch nicht.
Pünktlich um 13:00 Uhr setzt uns der Bus dann wieder am Schiff ab. Was soll ich sagen, gerade recht zur Essenszeit. Unser Vorhaben, nachmittags noch einmal per Shuttle in die Stadt zu fahren, scheitert einerseits an der Großbaustelle am Marktplatz und andererseits an unserer Faulheit. Unsere Freunde hatten vormittags Turku schon erkundet und wollen jetzt nur noch einmal zur Burg, dem größten erhaltenen mittelalterlichen Gebäude Finnlands. Uns reicht ein Blick vom Balkon, bevor wir uns in unsere nachmittägliche Routine begeben.
Zum Abendessen sind wir dann zu Fünft im Selection Restaurant verabredet und voller Vorfreude auf das angekündigte 6-Gänge Menü „Aromen des Nordens“. Aber schon als wir die Menükarte lesen, platzen alle Träume. Es gibt keinen Elch oder Rentier, nur Fisch und der ist auch noch schlecht. Durchgegart und lieblos abgeschmeckt. Leider ein Reinfall auf ganzer Linie. Daraufhin haben wir alle weiteren Termine im Selection Restaurant abgesagt. Nie wieder Teresa als Küchenchefin. Zum Glück gibt es immer noch die „Ocean Bar“.
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