Tag 11 ist der vorletzte Tag unserer Reise und er ist unser 2. Seetag. Also alles auf „go slow“, zumal wir in der Nacht die Stunde, die man uns in Finnland geraubt hatte, zurückbekommen haben. Aber so sehr viel anders ist der heutige Tagesablauf nun auch wieder nicht, außer dass wir statt an Land unseren Spaziergang machen, nun unsere Runden um das „Kap zum guten Schornstein“ drehen. Sieben Runden sind ungefähr zwei Kilometer. Nicht viel, aber immerhin. Dabei weht uns an einigen Ecken der Wind ganz ordentlich um die Nase. 11:30 Uhr wird der Poolbrunch eröffnet. Es gibt was umsonst = die Massen strömen. Dabei fällt mir der Witz ein, wie ich Maurer zum Bellen animiere: ich: “Hier steht ‘ne Kiste Freibier“, die Maurer: „Wo, wo, wo.“
Wir nehmen im Calypso nur ein paar Kleinigkeiten zu uns. Man soll ja nicht mit zu viel im Magen in die Siesta gehen. Der späte Nachmittag ist Ocean Bar time, nur vom Abendbrot unterbrochen. Um Mitternacht geht’s ins Bett.
Den Regenbogen vor Rønne hat meine Frau fotografiert. Ich bin noch unter der Dusche. Um kurz nach acht bin ich dann auch endlich fertig, so dass dem Frühstück nichts mehr im Wege steht.
Um halb elf verlassen wir das Schiff und haben nach Durchquerung des Industriehafens den ersten unverstellten Blick auf Rønne, der mit knapp 14.000 Einwohnern größten Stadt Bornholms. Die Sankt Nicolaikirche stammt aus dem 13. Jahrhundert. Rønne ist offiziell 1327 gegründet worden. Wegen nicht bezahlter Schulden des dänischen Königs wurde Bornholm 1525 den Lübeckern als Pfand übergeben, was bis 1576 zu einem nicht unbeträchtlichen Wohlstand führte. Dann wurde die Insel wieder dänisch und es ging bergab. Heute ist auf Bornholm der Tourismus die Haupteinnahmequelle.
Wir folgen dem „Munch Petersensvej“ in Richtung Nordhafen, wo wir auf einige historische Gebäude stoßen:
Das alte Zollamt.
Die Hafenschmiede.
Das Rønne Hotel.
Dann spazieren wir auf den Straßen „Snellemark“ und „Store Gade“ zu den nächsten Sehenswürdigkeiten des Ortes.
Das Keramikmuseum „Hjorths Fabrik“.
Erichsens Gård.
Laksegade.
Ortsmittelpunkt ist der „Store Torv“. Hier machen wir in einem Café einen Boxenstopp.
Auf unserem Rückweg zum Schiff eröffnen sich uns noch einige schöne Blickwinkel.
Dabei kommen wir auch am Rönne Theater und an der Sankt Nikolai Kirche vorbei.
Kurz nach eins sind wir zu unserem Nachmittagsprogramm zurück auf dem Schiff.
Gegen 20:00 Uhr geht die Sonne das letzte Mal während unserer Reise unter. Die Wolkenbildung ist sehr dramatisch und die Windhose ist wohl Vorbote des schlechter werdenden Wetters. Die identische Tour im Anschluss muss mehrfach umgeroutet werden und einige Häfen konnten gar nicht angelaufen werden.
Fazit:
Manchmal, wenn wir dann wieder einmal recht früh zum Schiff zurückgekehrt sind, habe ich gedacht, na ja, ein wenig mehr hätte es gern sein können. Andererseits ist uns und unserer Faulheit ein so „reduziertes Programm“ auch gut zupass gekommen. Ganz nach dem Motto „weniger ist mehr“. Außerdem können wir beim nächsten Mal, was bei uns Wiederholungstätern durchaus möglich ist, einiges, wie z.B. einen Leihwagen mieten, auch anders machen.
Im Einzelnen:
Die Route
Warnemünde. Nicht unbedingt unser Traumhafen, zumal die Anfahrt auch die weiteste ist. Die Ausfahrt ist auch viel zu kurz und ohne Highlights. Da ist die Revierfahrt auf der Elbe schon ein ganz anderer Schnack. Also wird unsere nächste Reise wieder in Hamburg starten. Ach ja, ist so auch schon gebucht. Und wenn es irgendwann mal wieder auf die Ostsee geht, dann möglichst von Kiel.
Visby/Gotland. Immer gern wieder. Und auch gern wieder mit Übernachtung, wobei eine Ankunft vor 18:00 Uhr wünschenswert und auch möglich ist.
Stockholm. Eine unserer Lieblingsstädte. Voraussetzung für einen schönen Aufenthalt sind aber die Anlegestelle am Stadsgården, die Overnight und die Schärenfahrt. Eine Reise mit dem Industriehafen oder schlimmer noch mit Nynäshamn als Anleger würden wir nie buchen.
Sundsvall. Niedlich, hübsch und sehr überschaubar. Muss nicht noch einmal sein. Kein Selectionhafen.
Vaasa. Hier gilt das Gleiche wie für Sundsvall. Beim nächsten Mal sollte man einen Ausflug zum Kvarken Archipel einplanen, aber nur mit einem Leihwagen, niemals als AIDA Ausflug.
Mariehamn. In einer Reihe mit Sundsvall und Vaasa. Auch hier ist ein individueller Ausflug von Nöten, da Mariehamn als Stadt nicht viel zu bieten hat.
Turku. Hier haben wir die Meyer Werft im Rahmen unserer Sternstunde besucht. Wer die Meyer Werft in Papenburg kennt, kann sich dies hier sparen, zumal wir die meiste Zeit im Bus gesessen haben, was nun gar nicht unser Ding ist. Beim nächsten Mal bekäme Turku zu Fuß eine zweite Chance. Wenn wir es vorher gewusst hätten, hätten wir auf die Sternstunde dankend verzichtet.
Saaremaa. Tot wie auf dem Friedhof von Chicago, wenn einem nicht dauernd die Mitreisenden über den Weg gelaufen wären. Wenn AIDA auf diesen Hafen verzichtet hätte, es wäre keinem aufgefallen. Riga oder Kleipeda wäre sicherlich eine schönere Alternative gewesen.
Rønne/Bornholm. Endlich mal wieder ein lohnenswertes Ziel. Gern noch einmal.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Route im Prinzip recht schön war. Was natürlich auch dem super schönen Wetter geschuldet war. Nicht auszudenken wie die Tristesse bei schlechtem Wetter gewesen wäre. Viele Häfen sind einfach nicht Selection like. Da müsste bei AIDA noch mal einer ordentlich an der Route arbeiten.
Ich hätte da mal einen Vorschlag für eine 13-tägige Reise:
Kiel – Göteborg – Kopenhagen – Visby – Visby – Stockholm – Stockholm – Helsinki – Riga – Riga – Kleipeda – Rønne – Rønne – Kiel
Das Schiff/Die Crew
Dieses war unsere zweite Tour mit der AIDAaura. Mit der AIDAvita waren wir in 2017 und 2018 insgesamt viermal unterwegs. Obwohl es sich um fast identische Schwesterschiffe handelt, hat es uns auf der AIDAvita deutlich besser gefallen.
An der Ocean Bar hat es nicht gelegen, auch wenn dieses Mal die Stimmung hätte besser sein können. Aber dafür kann AIDA nichts. Bhumika war eine tolle Barkeeperin. Und die Gäste kann man sich leider nicht immer aussuchen.
Unser zweiter „Hot Spot“ an Bord ist das Selection Restaurant. Schon auf unsere Biscaya Tour im Juni waren wir mit der Küchenchefin Teresa sehr unzufrieden. Der Küchen- und Menüplan war sehr lieb- und einfallslos zusammengestellt. Die Zubereitung war schlecht. Das Anrichten und die Dekoration waren unkreativ. Es gab keinen Gruß aus der Küche. Eine glatte sechs. Das können wir zuhause deutlich besser.
Und als mir die Restaurantleiterin dann noch erzählte, das Selection Restaurant wäre nur ein „À-la-carte-Restaurant“ und kein „Gourmet-Restaurant“ wie das Rossini, fiel mir nichts mehr ein. Ich war sprachlos. Von einer hochpreisigen Selection Reise erwarte ich etwas anderes.
In den Buffetrestaurants spüren wir immer mehr die Kosteneinsparung seitens AIDA: die Qualität, die nie hoch war, wird trotzdem immer schlechter. Auch die Verringerung des Personals ist nicht übersehbar. Hier kann man der Crew, vielleicht mit Ausnahme der Häuptlinge, keinen Vorwurf machen. Verantwortlich ist die Unternehmenspolitik von AIDA.
Das war nun unsere 21. Reise mit AIDA. Wir sind noch nie fremdgegangen. Bisher haben wir klaglos den recht happigen Preis für unsere Selection Balkonkabine bezahlt. Wir sind allzeit gern AIDA Fans gewesen und haben auch für 2020 schon zwei Selection Reisen gebucht. Da wir unsere Entscheidung hauptsächlich von der Route abhängig machen, landen wir bisher immer wieder bei AIDA. Außerdem lieben wir die kleinen Schiffe und natürlich insbesondere die „Ocean Bar“.
Da AIDA seinen Focus aber immer mehr auf die Riesenpötte legt und die kleinen Schiffe nur noch auf dem Rand mitfahren dürfen, werden wir für 2021 sehr genau prüfen, ob nicht andere Mütter auch schöne Töchter haben.
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