Samstag, 4. August 2018
Die Nacht ist wirklich endlos. An Schlaf ist nicht zu denken, obwohl ich so müde bin. Doch die Hitze in meinem Zimmer hält mich wach. Auch durch die großen weit geöffneten Fenster dringt keinerlei Abkühlung herein. "Tropical Nights" - und das in Kiel. Schließlich ziehe ich den Bezug vom winterwarmen Steppbett, das bisher ohnehin nur meine Füße bedeckt hatte, ab und decke mich nur damit zu. Immer noch zu warm.
Irgendwann scheinen sich auf den Dächern vor meinem Fenster wieder die Möwen zu sammeln und schreien lautstark in die Nacht. Langsam bin ich der Verzweiflung wirklich nahe und beginne, diese Viecher echt zu hassen.
So vergehen die schlaflosen Stunden der Kieler Nacht und ich bin fast froh, als gegen 05:30 Uhr mein Wecker klingelt. Diese Nacht hat ihren Tribut gefordert, sagt mir mein Spiegelbild …
Ich mache mich schnell fertig und laufe gegen 05:45 Uhr los in Richtung Kiellinie, da ich unter keinen Umständen AIDAluna bei ihrer Ankunft am Ostseekai verpassen möchte. Unterwegs muss ich immer wieder jeder Menge Müll und einigen besser nicht näher zu definierenden Pfützen ausweichen. Es ist wirklich eine Sauerei, wie es zu dieser morgendlichen Stunde hier überall aussieht. Immer wieder treffe ich auf letzte Nachtschwärmer in unterschiedlichen Stadien der Alkoholisierung und so einige ziemlich zwielichtige Gestalten … Schnell weg hier.
Morgenstimmung über der Kieler Förde. Leider graut der Morgen im wahrsten Sinne des Wortes etwas und der Sonnenaufgang fällt verhalten aus. Wochenlang war der Sonnenaufgang von keiner einzigen Wolke verdeckt. Hier, wo ein wolkenloser Himmel nun wirklich mal schön gewesen wäre, versteckt sie sich. Schade. Dennoch erstrahlt der Horizont in goldenen Farben, so dass selbst die nicht so ansehnliche Industriekulisse einen gewissen Charme bekommt. Als das Cruise Terminal am Ostseekai in Sicht kommt, fühle ich mich gleich wohler. Hier regt sich erstes Arbeitsleben - Vorbereitungen für die bevorstehende Ankunft von AIDAluna.
Schließlich erreiche ich die Kiellinie und finde einen guten Platz mit freier Sicht über die Förde und schräg gegenüber des "schönst gelegenen Kraftwerks Deutschlands". Wer schon mal die Kiellinie entlangspaziert ist, der kennt diese bequemen Liegebänke mit der rückenfreundlichen Lehne. So lässt sich die Wartezeit bis zur Ankunft meines Kussmundschiffs gut überbrücken. Habe ich zunächst angenommen, zu dieser frühen Morgenstunde hier allein zu sein - weit gefehlt. Ein paar Jogger sind schon unterwegs. Hier und da belagern junge Leute die Stege am Wasser. Tja, die haben heute Nacht anscheinend auch nicht geschlafen.
Zwei Liegebänke weiter haben es sich zwei jüngere Männer bequem gemacht - neben sich zwei große Kameras liegend. Sie lächeln immer mal wieder zu mir rüber. Wir verstehen uns auch ohne Worte, denn schnell ist klar: Auch diese Beiden sind in freudiger Erwartung von AIDAluna. Bestimmt gehen auch sie heute an Bord. Von nun an heißt es sich noch etwas in Geduld üben. Es ist 06:00 Uhr, und bis zur Ankunft dauert es sicher noch ein wenig.
Die Ruhe ist herrlich. Immer, wenn ich am Wasser bin, kann ich gar nicht genug Zeit haben. Niemals würde mir die Wartezeit, bis AIDAluna links von mir hinter den hohen Bäumen um die Kurve kommt, zu lange werden. Beim Blick aufs Wasser vergesse ich jedes Mal Zeit und Raum.
Als würde eine einzelne Lachmöwe wissen, wie gern ich das Flattergetier beobachte (solange es nicht stundenlang durch die finstere Nacht schreit) und fotografiere, immer "verfolgt" von ihrem "Doppelgänger". Ihr gesellt sich eine junge Silbermöwe hinzu, ebenfalls mit sehr anhänglichem Doppelgänger …
Kurz nach 06:30 Uhr: Langsam verflüchtigen sich die Wolken am Firmament. Die Farben werden intensiver, die Spiegelungen auf der Wasseroberfläche verstärken sich. Ein gutes Zeichen für einen erneuten sonnigen Tag.
06:49 Uhr - Mein Kussmundschiffherz schlägt mit einem Mal ein paar Takte schneller, DENN: Da ist sie!!! AIDAluna taucht hinter den Bäumen und noch etwas verdeckt von Booten, Stegen und auch etlichen sich auf den Bootsstegen tummelnden Nachtschwärmern auf. Langsam … Majestätisch … Und Glücksgefühle bei mir.
Das Fotografieren aus dieser Perspektive gestaltet sich anfangs noch ein wenig schwierig.
Doch schließlich wird der Blick auf AIDAluna frei. Auch die beiden jüngeren Männer bringen ihre Kameras in Position. Ich trete etwas näher und frage sie, ob sie nachher auch an Bord gehen. Ja, das tun sie. Ihre beiden "besseren Hälften" haben sie schon mal losgeschickt, um ihr Schiff fotografisch festzuhalten. AIDA-Fotografen unter sich …
Auf Höhe des "schönst gelegenen Kraftwerks Deutschlands" kommt schließlich die Sonne zwischen ein paar Wolkenlücken hervor, während AIDAluna ihre "Drehung auf dem Teller" beginnt. Perfekt!
Welcher Kapitän hier wohl gerade so ein elegantes Tänzchen mit dem schönen Kussmundschiff auf dem Parkett - pardón - auf dem Wasser hinlegt?! Trotz der Morgenkühle beginnt der Auslöser meiner Kamera schon beinahe wieder zu glühen, so viele schöne Fotos gilt es zu machen. Oh je, da wird die Auswahl wieder schwierig.
In der Kieler Morgensonne pirscht sich AIDAluna schließlich rückwärts an ihren heutigen Liegeplatz 28 heran, umkreist von Möwen, angestrahlt von der immer höher steigenden Sonne. Die Taumänner stehen schon in den Startlöchern. So, nun bin ich beruhigt: AIDAluna kann nicht mehr ausreißen. Fest vertäut wird sie nachher jede Menge Gäste ausspucken und noch etwas später ganz viele neue, erwartungsfrohe Kreuzfahrthungrige aufnehmen. Eine ganz besonders Kussmundschiffhungrige werde ich sein … Bald … In nicht einmal mehr vier Stunden.
Mit noch mehr Vorfreude (falls das überhaupt noch geht) und noch beschwingter kehre ich zu meinem Hotel zurück. Nicht, dass es mich dort sehr hinziehen würde bei den Gedanken an meine "Schlaflos in Kiel"-Nacht. Jedoch meldet sich so langsam mein Magen, der mir signalisiert, er möchte gefüttert werden. Es bewahrheitet sich wieder einmal: Seeluft macht hungrig. Vorbei am Kieler NDR-Gebäude entdecke ich auch schon bald wieder die kunterbunte schlüpfrige Werbung des Rotlicht-Viertels … und das Schild der "Dänischen Straße". Schnell die letzten Meter bis zum Hotel zurückgelegt. Zurück im Zimmer brachte die Morgenfrische trotz nach wie vor weit geöffneter Fenster bisher keine Abkühlung in meinen vier Wänden.
Okay, dann auf zum Frühstück. Nun ja, das Auge isst ja bekanntlich mit, doch eigentlich ist es relativ schnell schon vor dem Essen eigentlich satt - das Auge. Ein einfach eingerichteter Raum, in welchem die Farbe Schwarz dominiert. Das Frühstück selbst - sehr überschaubar. Der Kaffee - sehr durchschaubar. Das Ganze lässt mich an einen Satz aus dem Film "Sushi in Suhl" erinnern - über einen Gastwirt, der zu DDR-Zeiten sein etwas in die Jahre gekommenes Restaurant in einen wahren fernöstlichen Tempel verwandelte und 15 Jahre lang das einzige ostdeutsche und weithin bekannte Sushi-Restaurant Ostdeutschlands bewirtschaftete: "Und, hat´s geschmeckt?!" - "Na ja, wir sind satt geworden …" Daraufhin sah der damalige Gastwirt dringenden Handlungsbedarf in puncto Veränderung - So ungefähr fühle auch ich mich. Hier hält mich nicht mehr viel, ich bin bedient. Ach, was freue ich mich schon auf mein morgiges Seetags-Frühstück an Bord von AIDAluna …
Unweit des Hotels befindet sich eine "Rossmann"-Filiale, wo ich meine leergetrunkenen Wasserflaschen wieder abgebe. Anschließend bummele ich noch etwas durch die schattigen, morgenfrischen Altstadtgassen, wobei die Altstadt von Kiel sehr überschaubar ist. Zu vieles wurde hier im Zweiten Weltkrieg zerstört. So richtig alte Substanz findet man in Kiel nur noch wenig. Nach meinem kleinen Spaziergang, der mich auch wieder an der Sankt Nikolai-Kirche vorbeibringt, kehre ich ein letztes Mal ins Hotel zurück, um so schnell wie möglich "meine Zelte" hier abzubrechen.
Zurück in meiner "Zimmer-Sauna" dusche ich nochmals (obwohl das wenig bringt), packe meine "sieben Sachen" wieder ein - und habe nur noch ein Ziel mit neun Buchstaben: OSTSEEKAI. Gegen 10:15 Uhr checke ich aus und weine diesem Übernachtungsdomizil keine Träne nach. Irgendwie stimmt für mich in diesem Hotel das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht. Zweifellos ist die Lage zum Ostseekai unschlagbar. Dennoch glaube ich nicht, dass es mich irgendwann nochmals wiedersieht. Jetzt will ich bitte nur noch aufs Schiff!
Bester Laune, beschwingt und begleitet von meinem großen Koffer, der mir auf seinen kleinen Rollen brav folgt, ziehe ich gemütlich los. Immer wieder kommen mir Gäste entgegen, an deren Koffern noch die bunten AIDA-Anhänger flattern. Ich glaube, der eine oder andere von ihnen würde jetzt auch lieber in meine Richtung laufen, denn in die entgegengesetzte Richtung geht´s zum Bahnhof. Deren Reise ist zu Ende. Mein nächstes Kussmundschiff-Abenteuer beginnt gerade erst. Zwischen den Bäumen, deren dunkelgrüne Blätter im schon wieder ziemlich warmen Sommerwind rascheln, erblicke ich "mein Zuhause auf See" wieder. AIDAluna, ich komme. Leider hat der Check-In noch nicht begonnen, als ich gegen 10:30 Uhr am Cruise Terminal ankomme, doch das war zu erwarten. Ich solle doch so gegen 12 Uhr wieder vorbeikommen, bittet mich ein AIDA-Scout mit einem Lächeln und Augenzwinkern … Oder vielleicht auch schon etwas früher ... Okay, verstanden. Wenigstens werde ich meinen Koffer schon mal los. Mach´s gut, wir sehen uns dann vor meiner Kabine wieder!
Da ich für diesen Fall schon einen "Plan B" zurechtgelegt hatte, setze ich den jetzt mal kurzerhand in die Tat um und ziehe mit Rucksack und Beauty Case los zum Aquarium an der Kiellinie. Einmal an AIDAlunas Breitseite entlang, MSC Preziosa hat sich inzwischen auch schon hinzugesellt und piekt mit ihrem Bug der Luna fast ins breite Hinterteil.
Ein Blick ins Seehundbecken, wo die geschmeidigen Schwimmer schon wieder durch die Fluten flitzen. Für 3 € betrete ich "Poseidons Reich". Hier ist es im Gegensatz zur Sommerhitze vor der Tür herrlich kühl. So hält man es gut eine Weile aus. Es gibt Schließfächer, so brauche ich mein Gepäck nicht mit mir herumzutragen.
Das "Schaufenster zu maritimen Welten", wie das Aquarium auf seiner Homepage wirbt, ist wirklich einen Besuch wert. Klein aber fein. Die Meereswelten begeistern mich sowieso immer. Mittelmeer, tropische Regionen und natürlich Nord- und Ostsee - eine bunte Auswahl an Meeresgetier tummelt sich auf rund 350 Quadratmetern in kleineren und größeren Wasserbecken, wobei neben den Rotfeuerfischen ein Becken die Besucher ganz besonders anzieht und vor allem die Kinder immer wieder zum Quieken und Lachen bringt: das Becken mit den Stachelrochen. Ich gebe zu, nicht nur die Kinder stecken mich mit ihrem fröhlichen Lachen an: Es sind die Rochen selbst, die sich uns immer wieder mit ihrer Unterseite präsentieren und man so denkt, ein großes, lachendes Gesicht guckt einen an. Die perfekte Tarnung, aber dennoch total lustig.
Während ich nach rund einer Stunde Aufenthalt im kühlen Aquarium die kurze Strecke bis zum Cruise Terminal zurückkehre, sieht man selbst aus der Entfernung überall die Putzkolonnen auf AIDAluna werkeln, um das schöne Schiff noch mehr zum Strahlen zu bringen.
"Einchecken im ´Hafen des Glücks´", verkündet eine Informationsbroschüre auf ihrer Titelseite. Sorry, Kiel - aber, sobald ich auf einem meiner geliebten Kussmundschiffe einchecken darf, ist für mich JEDER Hafen ein "Hafen des Glücks". Ich reihe mich in die schon beachtlich angewachsene Schlange im Cruise Terminal ein - total glücklich, dass es jetzt endlich losgeht und wieder einmal über beide Ohren strahlend wie ein Honigkuchenpferd.
Ich halte meine Unterlagen bereit. Ein AIDA-Mitarbeiter bietet kalte Getränke an und ein anderer AIDA-Mitarbeiter drückt mir die "AIDA heute" in die Hand, auf deren Titelseite uns Kapitän Marc-Dominique Tidow an Bord begrüßt. Ihn kenne ich nur vom Namen, doch er sieht sympathisch aus. Und wenn ich mich recht erinnere, dann waren die Berichte anderer Gäste im "Wasserurlaub"-Forum alle durchweg positiv und voll des Lobes.
Bei der Abgabe des Gesundheitsfragebogens segelt dieser mir erst einmal elegant aus der Hand und unter den Tresen - peinlich. Die weitere Prozedur kenne ich ja schon: ein Foto wird gemacht, von dem ich wahrscheinlich wieder einmal total strahle, einen Tisch weiter bekomme ich meine Bordkarte - endlich wieder einmal! Sicherheitskontrolle, eine Treppe nach oben und dann gefühlte drei Kilometer durch einen mehr oder weniger Schwindel erregenden Gang - man kann nämlich überall durch die Holzbohlen schauen. Na toll, Hauptsache meine Bordkarte, die ich so sorglos in der Hand halte, fällt mir da nicht durch. Geht aber alles gut.
Immer wieder habe ich aus dieser luftigen Höhe neben einem angenehmen Lüftchen (die Glasscheiben sind nämlich an einigen Stellen immer mal geöffnet) einen tollen Blick auf AIDAluna und MSC Preziosa. Da muss ich doch gleich mal ein paar Fotos machen. Auch wenn der Vordergrund nicht gerade fotogen ist, da die Baumaßnahmen am Ostseekai schon in vollem Gange sind.
Schließlich erwartet uns Gäste der Bordfotograf mit seiner großen Kamera, um uns für die Ewigkeit festzuhalten. Einige möchten nicht, ich jedoch gern. Für mich ist das immer eine tolle Erinnerung. Man platziert mich hinter einem Accessoire in Form eines großen Steuerrades, AIDAluna im Nacken. Klick. "Perfekt" meint der Fotograf und auch ich stelle später fest, dass das Foto sehr gelungen ist. Ein strahlendes Lächeln, wehendes Haar - Urlaubsfeeling pur.
Es ist schließlich ca. 12:15 Uhr, als ich endlich wieder zu Hause bin - in meinem "zweiten Zuhause auf See": Ein "Beep", schon bin ich als "anwesend" erfasst: Ich betrete AIDAlunas Planken - auch bei meiner inzwischen 8. Kreuzfahrt nach wie vor ein besonderer Moment größten Glücks. Hände desinfizieren - aber logisch. Wobei ich mich nicht schon gleich wieder darüber ärgern möchte, dass so mancher Gast die Desinfektionsspender geflissentlich übersieht und das Personal es anscheinend toleriert. Nun ja, leider auch keine so unbekannte Situation, wenn ich da so an meine anderen Reisen denke.
Zwar war ich noch nicht auf der Luna, doch was die Richtung zum Pooldeck betrifft - die ist auf jedem Schiff gleich: Aufwärts! Auf geht´s zum nächsten Treppenhaus (der Fahrstuhl wird von mir ignoriert) und nach oben. Wenige Augenblicke später stehe ich in der warmen Kieler Sommerluft auf AIDAlunas "Dachgarten". Augenblicklich stellt sich Appetit auf einen prickelnden Aperol Spritz ein - auf jeder neuen Reise traditionell mein erstes Getränk an Bord. Genießen möchte ich es im Strandkorb. Nicht in irgendeinem, sondern bei "Luna & Mops", die mir einladend ein Plätzchen zu ihrer Linken freigelassen haben.
Huch, wieso starrt mich der Mops so entgeistert und mit großen Augen an?! Sehe ich wirklich so fertig aus?! Na ja, es wäre ja kein Wunder nach der schlaflosen Schwitze-Nacht. Herrlich, Platz nehmen, genüsslich am Trinkhalm nuckeln und den Blick über das noch nahezu leere Rund des ordentlich mit blauen Liegen bestückten Pooldecks schweifen lassen.
Die Frontpartie von MSC Preziosa glänzt in der Sonne. Ich rufe kurz zu Hause an, denn ich hatte versprochen, mich nach meiner Ankunft an Bord zu melden. Ich sitze noch gar nicht lange neben der einsilbigen Luna und dem handzahmen Mops, als sich auch schon mein Smartphone meldet: "Ihre AIDAluna Crew hat gute Nachrichten. Die Kabine 7131 ist unmittelbar, nachdem das Boarding begonnen hat, für Sie bezugsfertig. Wir wünschen Ihnen einen schönen Urlaub." Klasse, das ging ja wirklich fix. Voller Vorfreude auf das Aussehen meiner vier Wände für die nächsten sieben Tage genieße ich dennoch meinen Aperol bis zum letzten Tropfen.
Ich unternehme noch einen kurzen Rundgang übers Deck und hole mir auch gleich noch zwei Pooltücher, die auf AIDAluna übrigens kein Pfand kosten. Jetzt geht´s auf zur Kabine, die ich auf Anhieb finde. Toll, mein Koffer ist auch schon da und das, obwohl vorher eine Info kam, dass aufgrund der Hafengegebenheiten die Kofferausgabe etwas länger dauern kann. War wohl gut, dass ich ihn schon so zeitig abgegeben hatte. Großes Lob an die Jungs, die sich für uns Gäste wieder so abrackern. Schade, dass ich meinen Kofferträger nicht mehr angetroffen habe. Ich hätte mich bei ihm gern erkenntlich gezeigt.
Der spannende Moment beim Öffnen der Tür … Naaaa, wie wird sie wohl aussehen?! Schön sieht es aus, mein Zuhause auf See. Einladend und gemütlich. Hellgelb, hellblau sowie Orange- und Brauntöne sind die dominierenden Farben. Post hatte ich auch schon an meiner Tür: die Bestätigung meiner Spa-Anwendungen. Alles andere, was ich mir sonst noch so gönne, folgt sicher nach und nach: Blumenschmuck, die obligatorische Sektflasche und erstmals eine Kaffeemaschine.
Schnell den Koffer ausgepackt und den Inhalt im geräumigen Schrank verstaut. Somit ist diese lästige Aufgabe schon mal erledigt und das schwarze Ungetüm unters Bett geschoben. Durch die weit geöffnete Balkontür dringt nicht nur warme Luft, sondern auch immer wieder diese markante Geräuschkulisse, die ich so liebe: das Stampfen der großen Schiffe, die gemächlich auf ihrem Weg in Richtung offene See vorbeiziehen.
Dann sind da die kleinen Motorboote und die mit erlebnishungrigen Touristen besetzten Barkassen und Rundfahrtboote, deren Kapitäne weithin hörbar und mit dem nötigen Schalk im Nacken verkünden, was denn so an Sehenswertem steuer- und backbordseits vor die Kameralinsen der Gäste kommt. Auch von AIDAluna erzählen sie und von ihrem Reiseziel Norwegen. Bis auf meinen Balkon dringen die Stimmen. Ich winke den "Ameisen" da unten auf der Wasseroberfläche zu. Es gibt immer jemanden, der zurückwinkt.
Der kleine Hunger meldet sich. Kurzerhand gehe ich in die "Pizzeria Mare", was nicht unbedingt der Tatsache geschuldet ist, dass ich gern mal Pizza esse, sondern weil es momentan das Restaurant ist, das an diesem Anreisemittag am längsten geöffnet hat. Es geht immerhin schon langsam auf 14 Uhr.
Gestärkt und nach einer ersten "Tisch-Weißwein-Probe" (ja, ganz in Ordnung) zieht´s mich wieder auf meinen sonnigen Balkon, von wo aus ich den Trubel auf dem Wasser genießen möchte.
Majestätisch zieht die große Fähre "Color Fantasy" vorbei. Sie beginnt ihre Reise nach Oslo und ich muss an die gestrige Begegnung mit dem älteren Ehepaar am Ostseekai denken. Ob die Beiden jetzt irgendwo da drüben an Deck stehen, herüberschauen und ebenfalls daran denken?! Ich werde es nie erfahren. Doch es sind auch flüchtige Begegnungen wie diese, die das Leben und das Reisen bereichern.
Während ich so meinen Gedanken nachhänge, klopft es an meiner Kabinentür. Meine Kabinenstewardess Liza, deren Name ich auf einem im Regal platzierten Schild schon gelesen habe, bringt mir meine Kaffeemaschine samt "Zutaten". Liza strahlt mich an. Eine kleine, aber anscheinend sehr liebenswerte Person, die sich mir erst einmal vorstellt und die ich auf Anhieb ins Herz schließe. Ganz akkurat platziert sie schließlich die Kaffeemaschine, zwei Tassen, Sahnenäpfchen und Zuckerstäbchen sowie eine Schale mit den von mir gewählten Kaffeekapseln "Brasile" und "Espresso". Wenn ich noch etwas bräuchte, ich solle es Liza nur sagen. Sie kümmert sich um alles. Sie ist ein echter Wirbelwind, denn kurz darauf kommt sie schon wieder - dieses Mal mit einem Umschlag, der meine blauen Ausflugstickets beinhaltet. Schließlich entschuldigt sie sich sogar noch, dass mein Blumenschmuck noch nicht da ist, was mir richtig peinlich ist. Ich habe doch Urlaub und Zeit und beruhige sie erst einmal, dass alles in Ordnung ist.
Es lässt ihr wohl aber doch keine Ruhe und kurz darauf klopft es wieder. Mit einem sonnig-gelben Blumenstrauß, bestehend aus Sonnenblumen, Rosen, Lilien und weiterem schmückenden Beiwerk in einer Glasvase arrangiert, tritt Liza erneut ein. Und den Sektkübel samt Flasche und zwei Gläsern sowie einem Tuch liefert sie auch noch nach. Ob ich damit einverstanden sei, wenn sie das Eis für den Kübel nach der Seenotrettungsübung bringt. Aber natürlich, mir ist alles recht. Jetzt ist meine Kabine noch wohnlicher und es bieten sich schöne Fotomotive. Schließlich hat meine Kamera immer "Hunger".
Erst einmal die Ausflugstickets gesichtet. Klasse, alle Ausflüge finden wie geplant statt. Nachdem ich mein ebenfalls hungriges Reisetagebuch auch "gefüttert" habe, drehe ich eine weitere Runde übers Schiff. Ich bummele in den Spa-Bereich, wo ich meine Wellness-Buchungen bestätige, werfe einen Blick in die noch menschenleere AIDA-Bar. Im Theatrium findet gerade die "Welcome Lounge" statt, wo sich alle Bereiche des Schiffes vorstellen. Spontan besuche ich die Reiseberaterin und schließe bei ihr gleich eine neue Urlaubskasse ab. Diese nächste AIDA-Reise folgt garantiert, auch wenn ich im Moment noch kein konkretes Reiseziel ins Auge gefasst habe. Für meine Bordkarte erwerbe ich auch gleich ein hellblaues Band.
Vom Pooldeck-Heck aus bietet sich mir ein ungehinderter Blick auf die große MSC Preziosa. Der Himmel über Kiel hat sich zwischenzeitlich hinter etlichen Schlagsahnewolken versteckt.
Vom Fähnchen-beflaggten Bug genieße ich den weiten Blick über die Kieler Förde, Ausflugsboote, Segelschiffchen und die markante Silhouette des Marine-Ehrenmals, dem Wahrzeichen des Ostseebades Laboe. Nur noch wenige Stunden, bis unsere AIDAluna während ihres Kurses auf die offene Ostsee dort vorbeiziehen wird.
Auf Deck 5 schaue ich mir anschließend schon mal meine Musterstation an, damit ich weiß, wohin ich nachher um 17 Uhr gehen muss. Auch wenn die Crew den Weg weisen wird, bin ich dennoch gerne vorbereitet.
Zurück auf meiner Kabine, wo ich vorhin den Kanal mit der Bugcam eingestellt hatte, meldet sich erstmals unser "Erster Mann an Bord": Mit einem netten Versprecher begrüßt uns Kapitän Marc-Dominique Tidow an Bord von AIDAluna: "Ich hoffe, Sie hatten eine angespannte - ich meine, entspannte - Anreise." Klasse, das macht ihn gleich noch sympathischer. Mal sehen, wann er erstmals "sichtbar" wird. Er gibt ein paar allgemeine Hinweise und weist natürlich auf die um 17 Uhr stattfindende Seenotrettungsübung hin, die einzige Pflichtveranstaltung der Reise.
Irgendwann springe ich nochmal schnell unter die Dusche. Ich will ja schließlich sauber zur Übung erscheinen. Rettungsweste angelegt, was man ja nicht oft genug üben kann, festes Schuhwerk ist für mich hier ebenfalls ein Muss. 17 Uhr: Generalalarm zur Übung - sieben kurze Töne und ein langer Ton schallen über sämtliche Bordlautsprecher. Das Zeichen zum "Aufbruch" in Richtung Musterstation. Reihe für Reihe werden wir platziert. Ich stehe ziemlich weit hinten und sehe vor mir nur orange-bewestete Rücken. Es wird ziemlich schnell ziemlich warm. Und eng … Wieder einmal werde ich ausgerufen, obwohl ich ja schon da bin. Da wurde wohl meine Bordkarte vorhin nicht richtig gescannt?! Dann einmal laut "Hier!" gerufen - die Stimme aus dem Hintergrund … Doch man hört mich. Einmal Englisch, einmal Deutsch. Um mich herum Geschnatter, Fotos werden gemacht, für so manchen sind die Spiele auf dem Smartphone spannender als diese Übung … Jedenfalls haben wir´s dann für dieses Mal nach 25 Minuten.
Und dann geht wieder das Gedränge los … Da wird im Treppenhaus vom Vordermann und ohne "Rücksicht auf Verluste" schon mal mit einem kühnen Schwung die Weste wieder vom Kopf gerissen … Hätte ich nicht geistesgegenwärtig eine Seitwärtsbewegung gemacht - mir wäre einer der Gurte voll ins Gesicht geknallt … Und ich wäre schon vor Reisebeginn womöglich ein Fall fürs Hospital. Kann man mit dem Abnehmen nicht einfach warten, bis man wieder auf seiner Kabine ist?! Oder zumindest etwas mehr Rücksicht nehmen?! Wenn die ganzen Gurte schön auf dem Fußboden schleifen, während die Weste in der Hand getragen wird, ist die Stolpergefahr auch nicht unwesentlich. Durchatmen … Man hat ja Urlaub …
Kurz nach 17:30 Uhr füllt sich das Pooldeck zusehends. Leckere Fischbrötchen gibt´s für den kleinen Hunger. Ich halte mich jedoch an flüssige "Nahrung" - der "Sail Away-Aperol" für "schlappe" 6,50 € spricht mich spontan an. Na, dann werde ich mit ihm mal das Auslaufen genießen, das in wenigen Minuten bevorsteht.
Traditionell stehe ich wieder unter dem bunten AIDA-Logo, neben mir zur Linken ein nettes junges Paar aus Rostock. Wir kommen schnell ins Gespräch. Zu meiner Rechten postiert sich eine Familie, die wahrscheinlich kürzlich "Zuwachs" in Form von zwei großen High-Tech-Kameras bekommen hat. Teleobjektiv und jede Menge Knöpfe scheinen sie noch leicht zu überfordern.
18:00 Uhr - Es ist soweit: Kapitän Tidow lässt AIDAlunas Typhon erschallen, für mich jedes Mal wieder ein Gänsehautmoment. Und - wie sollte es auch anders sein - auch dieses Mal habe ich beim ersten "Sail Away" wieder nah am Wasser gebaut. "Tissue Time" … Schnell das weiße Papiertaschentuch gezückt. Und ich bin nicht die Einzige …
Das erste Ablegen von Kiel in meinem Kreuzfahrerleben. Leider hat sich der Himmel inzwischen komplett bezogen. Zum ersten Mal seit gefühlten Wochen ziehe ich wieder mal eine Jacke über, weil mir etwas kühl wird. Ein Gefühl, das man ja in diesem Supersommer gar nicht mehr kannte.
So nimmt AIDAluna im Fahrwasser der Stena Line langsam Geschwindigkeit auf. Unser Schiff zieht an der Kiellinie entlang. Vor wenigen Stunden war ich dort drüben noch unterwegs. Überall haben sich erwartungsvolle Schiffegucker versammelt und winken uns zu, wir winken zurück. MSC Preziosa wird kleiner und kleiner, doch auch sie wird bald ablegen.
Vorbei am "schönst gelegenen Kraftwerk Deutschlands" - ein Gruß an den fleißigen "Wasserurlauber" aus Kiel - bleibt Kiel langsam hinter uns zurück. Vorbei an beschaulichen Förde-Örtchen und begleitet von Booten mit winkenden, rufenden und staunenden Passagieren nähern wir uns langsam dem Ostseebad Laboe. Das Marine-Ehrenmal wird größer und größer. Der graue Rumpf des am Strand befindlichen U-Boots versteckt sich noch vor uns.
Zunächst passieren wir jedoch Heikendorf. Während es auf der Steuerbordseite hübsche Häuschen mit reetgedeckten Dächern und tollem, unverbautem Fördeblick zu bestaunen gibt, zieht zu AIDAlunas Backbordseite die Schleuse Kiel-Holtenau vorbei - das "Tor" zum Nord-Ostsee-Kanal vorbei - ebenfalls lohnenswerte Fotomotive. So werde ich zum Pendler von rechts nach links … und von links nach rechts … und …
Geradezu unscheinbar wirkt der schon fast als niedlich zu bezeichnende grün-weiße Leuchtturm Friedrichsort, wiederum zu unserer "Linken". Dennoch ist er fast 32 Meter hoch und sicherlich auf vielen Urlaubsfotos zu finden. Somit wird der Kleine zum "großen Star".
Immer wieder kreuzen sich ordentlich in den immer mehr auffrischenden Wind legende Segelboote unseren Weg. An den teilweise breiten Sandstränden überall Badegäste und Spaziergänger. Vor uns der freie Blick auf die offene Ostsee … und zu unserer Rechten Laboe. Im Yachthafen Boot an Boot, Mast an Mast. Unzählige kleine weiße Wasserfahrzeuge. Der Wind singt in der Takelage und bringt uns ein "maritimes Ständchen".
Nunmehr überragt der hohe Turm des Marine-Ehrenmals alles. Und auch das U-Boot versteckt sich nicht länger hinter grünen Bäumen.
Jede Menge Strandkörbe im goldenen Sand, Strandläufer und hier und da ein Badegast. Wenn ich in einer Woche zurückkomme, werde ich noch zwei Nächte in Kiel verbringen. Der Tag nach meiner Rückkehr wird einer gemütlichen Fahrt mit einem der kleinen Fördedampfer bis nach Laboe gelten. Ich werde den Blick von der Plattform des Marine-Ehrenmals genießen und durch die Enge des U-Bootes krabbeln. Und ich werde durch den Sand laufen, meine Füße vom Ostseewasser umspülen lassen, Muscheln suchen und die Seele baumeln lassen. Und ich werde an meine Traumreise auf AIDAluna denken. So sehr ich mich darauf freue - jetzt geht´s erst einmal nach Norwegen. Hierauf freue ich mich noch mehr!
Langsam ziehen wir an Laboe vorbei, trotz fehlender Sonne mit Fotomotiven in Hülle und Fülle. Am Strandabschnitt hinter Laboe tummeln sich jede Menge Kitesurfer. Pfeilschnell flitzen sie mit ihren bunten Segeln im frischen Wind übers Wasser. Es ist toll anzusehen, auch wenn das kein Sport für mich wäre.
Nunmehr verbreitert sich die Kieler Förde massiv und spuckt uns aus in die offene Ostsee. Und mit einem Mal schaukelt unsere Luna ganz leicht. Herrlich, man muss ja merken, dass man auf See ist.
Es wird jetzt doch sehr frisch und zugig an Deck und außerdem meldet sich mein kleiner Hunger - nunmehr etwas energischer. Spontan entscheide ich mich fürs "Bella Vista" mit dem heutigen Thema "Korsika". Total "passend" auf unserem Weg nach Skandinavien … An einem Tisch, besetzt von zwei jungen Frauen - Schwestern, wie ich relativ schnell erfahre - denn die Beiden sind total nett und wir kommen umgehend ins Gespräch. Eine hat ihren aufgeweckten kleinen Sohn dabei, der mit seinem typischen Kindermund uns alle im Handumdrehen unterhält und für viele Lacher sorgt. Was für ein kleiner Sonnenschein! Und so beginnt der erste Abend an Bord mit kurzweiligen Gesprächen und leckerem Essen. Auch wenn sich die Garnelen leider ganz schön wehren. Generell lasse ich es essenstechnisch trotz der ganzen kulinarischen Genüsse etwas langsam angehen. Gelegenheit zum (vielen!) Essen bieten sich in den nächsten Tagen noch genügend. Der rote Tischwein schmeckt mir auch. Und ja: Neben den feuerheißen Tellern am Büffet liegen Servietten. Zum Glück, sonst hätte ich mir schon am ersten Abend die Finger verbrannt.
Gegen 20 Uhr finde ich mich im Theatrium ein. Die erste "Prime Time" unseres Entertainment Managers Thilo Ebbighausen möchte ich nicht verpassen. Und was soll ich sagen?! Der Mann ist so klasse! Eine wirklich lustige "Prime Time", ich hätte echt was verpasst. Chefkoch Dennis Hage ist sein heutiger Gast. Und auch das Publikum wird mit einbezogen. So lässt Thilo den Kameramann zwischen den Decks 9 und 11 ordentlich laufen.
Für diese Reise kündigt Thilo einen Lektor an. Als ich später am Abend in die "AIDA heute" (für morgen) schaue, stelle ich erfreut fest, dass ich wieder einmal mit Dr. Wolfgang Mey reise - dem Mann mit der sonoren Stimme, dessen Vorträgen ich schon auf zwei anderen nordischen Reisen lauschte.
45 Minuten im Theatrium sind schnell um. Durch den heruntergezogen Sonnenschutz an den großen Panoramascheiben des "Kaffeefilters" erkenne ich unschwer die Abendsonne, die immer mehr durch die Wolken kommt, um uns augenscheinlich einen traumhaften Sonnenuntergang an unserem ersten Reiseabend bescheren zu wollen. Also nichts wie an Deck.
Ich ziehe mich wärmer an und schon bin ich wieder auf dem Pooldeck, wo sich bereits etliche Sonnenuntergangsfans an der Reling eingefunden haben. Am westlichen Horizont zieht ein dünner, immer wieder mit Windrädern verzierter Küstenstreifen vorbei.
Der erste Sonnenuntergang auf einer neuen Reise an Bord eines meiner geliebten Kussmundschiffe ist einfach fantastisch. Momente wie diese gehören für mich zu den schönsten Augenblicken einer Seereise … Die Natur ist so ein einzigartiger Maler …
Augenblicke, die keiner weiteren Beschreibung bedürfen … Augenblicke, die für sich selbst sprechen …
Ein Deck tiefer ist die Crew zwischenzeitlich schwer am Arbeiten. Die Sektbar … Dieses Mal in Ankerform. Sehr schön, aber schwierig zu fotografieren. Im Gegensatz zur Diva zum Beispiel hat die Luna eine Leinwand auf dem Pooldeck. Von dieser Stelle aus konnte man auf der Diva prima fotografieren. Aber man kann halt nicht alles haben.
Während die Sonne in die Ostsee eintaucht, werden die Sektgläser mit Spritzigem in den AIDA-Farben gefüllt. Nicht nur die Gläser füllen sich mit Sekt, auch das Deck - mit Menschen. An einer weiteren Bar strahlen überall diese stimmungsvollen Lampen in Eierform, wie man sie auf allen AIDA-Schiffen findet. Blumenkörbe, Hopfenranken, gefaltete Stoffservietten - alles ist hübsch angerichtet. Auf den Stufen sitzen überall in die warmen, gelben Decken eingehüllte Gäste. Ja, der Ostseeabend ist frisch.
Pünktlich um 21:21 Uhr (und keine Minute früher oder später!) ist es soweit: die Sektbar wird eröffnet. Der Ansturm auf aufs alkoholische Krabbelgetränk beginnt. Mit einem grün gefüllten Sektglas geselle ich mich an einen der runden Tische in der ersten Reihe zu zwei sympathischen Paaren aus dem Rheinland und Franken.
21:30 Uhr: Zu zuckenden Lichtern und der vertrauten Musik aus "Fluch der Karibik" betreten General Manager Stefan Weder und Entertainment Manager Thilo Ebbighausen unter großem Applaus die Bühne. JA, es ist tatsächlich soweit: "SIE HABEN URLAUB!!!" - Stößchen! Dieser Augenblick ist jedes Mal so genial! Es ist der Augenblick, in dem einen niemand mehr kneifen muss, damit man weiß, man erlebt es wirklich gerade! Jetzt ist es mehr als sonnenklar. Und der Prozentsatz derjenigen, die zum wiederholten Male mit AIDA auf Kreuzfahrt gehen, ist hoch, wenn man nach dem einsetzenden Geräuschpegel auf die Frage "Wo sind die Vielfahrer???" geht. "Herzlich willkommen zu Hause!" - Und wiederum Gänsehaut bei mir. Ja, ich bin wieder da … Zu Hause … Auf dem Meer …
Mit "Soul Man" präsentieren die "AIDA Stars" eine mitreißende und einfach gute Laune versprühende Show mit Songs der Blues Brothers. Und ein Gesicht unter den "Sternen" kommt mir doch so bekannt vor: der gutaussehende Bart, den auch ich letztes Jahr schon auf AIDAprima als Augenschmaus für garantiert nahezu jede Frau an Bord genossen habe, ist auch wieder dabei. Wie klein doch die (Kreuzfahrt)-Welt ist.
Der Show folgt die Begrüßungsdisco. Während an Deck das große "Zappeln" einsetzt, drehe ich zu den Klängen von Helene Fischer lieber noch eine Runde übers beleuchtete Pooldeck. "Atemlos" auf Kreuzfahrt geht immer …
Der westliche Himmel ist eine Mischung aus blass-blau und zart-orange, verziert von indigoblauen Wölkchen.
Vom von stürmischem Wind umwehten Bug hat man einen klasse Blick auf den schwindenden Tag. Toll, über den Windschutz kann man - wie damals auf AIDAdiva - hinwegsehen. Freiheit pur!
Irgendwann werde ich dann aber noch müde. Schließlich setze ich mich, eingehüllt in meine gelben Decken und mit einer kleinen LED-Lichterkette, die ich mir als stimmungsvolle abendliche Balkonbeleuchtung mitgenommen habe, auf meinen Balkon, um mein Tagebuch zu vervollständigen. Einen Sekt kann ich hierzu leider nicht trinken. Er ist noch warm, da Liza im Trubel des Anreisetages das Eis für den Sektkübel leider vergessen hat. Und nochmal los in eine Bar und die Flasche gegen eine kalte eintauschen, dazu habe ich jetzt keine Lust. Na gut, ist aber nicht schlimm. Dann eben morgen.
Lange kann ich ohnehin nicht sitzenbleiben. Es geht auf 23 Uhr und die angekündigte Laser-Show auf dem Pooldeck möchte ich trotz Müdigkeit dann doch nicht verpassen. Ich komme genau zur richtigen Zeit. Die Show ist wieder einmal sehr schön gestaltet. Und als die einzelnen Destinationen der stilisierten Route erscheinen, läuft mir jedes Mal Gänsehaut über den Rücken. All diese tollen Ziele in meinem Traumland werde ich bald erleben.
Am nördlichen Horizont sind bereits als kleine Pünktchen die Lichter der Großen Belt-Brücke auszumachen, auf die unsere AIDAluna in der schwarzen, windigen Nacht zuhält.
Zurück auf meiner Kabine mache ich mich aber endgültig fertig für die Nacht. Und die Brücke kommt immer näher. Ob wir da durchpassen werden?! Dunkle Nacht, da kann einem das Vorstellungsvermögen schon mal einen Streich spielen. Doch auf der Brücke wird man schon wissen, was zu tun ist.
Es ist ein imposanter Anblick, der sich gegen 23:45 Uhr bietet, als wir bei stürmischem Wind unter diesem Bauwerk hindurchfahren. Fast wirkt es schon ein bisschen gruselig bei der vielen Schwärze rund um diesen aus dem Meer aufragenden hell erleuchteten Riesen. Viel Platz scheint nicht mehr zu sein, so sieht es zumindest aus meiner Perspektive vom Balkon aus. Doch bei einer Lichten Höhe von 65 Metern ist noch genügend Luft.
Backbord Fünen und an der Steuerbordseite Seeland - außer ein paar wenigen Lichtern ist von der Küste dieser beiden dänischen Inseln nichts auszumachen.
2694 Meter ist dieses Bauwerk lang. 1624 Meter beträgt die größte Spannweite und macht die Große Belt-Brücke damit zu einer der längsten Hängebrücken weltweit.
Es hat schon was unglaublich Imposantes, bei Nacht und kräftigem Wind diese Brücke passieren … Und ich bin froh, dass ich für diesen Moment meine Müdigkeit nochmal in den Hintergrund gedrängt habe.
Nun aber wirklich ins Bett. Ein langer Tag nach schlafloser Nacht in Kiel geht zu Ende. Ob ich Schlaf in meinem bequemen AIDA-Bett finden werde?! Ich denke schon, denn ich werde sicher in den Schlaf geschaukelt. Bei seiner Begrüßung hatte Kapitän Tidow heute Nachmittag Windstärke 6 - 7 für die Durchquerung des Skagerraks angekündigt. Selbst jetzt erreichen schon erste Gischtspritzer die bis dahin blank geputzten Scheiben meines Balkons. Die nicht benötigten Kleiderbügel in meinem Schrank klimpern leise aneinander, ich muss sie erstmal bändigen.
Gute Nacht, AIDAluna. Es ist kurz nach Mitternacht.
Durch den großen Belt in die weite Welt … - "NORWAY, my endless Love" - Ich bin unterwegs zu Dir.
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