Obwohl wir diese Reise seit 2012 bisher jedes Jahr gemacht haben, also in den letzten fünf Jahren fünfmal entweder an Bord von AIDAluna oder AIDAsol waren und sie deshalb unsere Aboreise nennen, ist die Vorfreude immer noch riesengroß. Und einmal im Jahr kann man gut die jetzt vor uns liegenden Häfen, wie Bergen, Trondheim, Ålesund und Stavanger besuchen. Und natürlich sind auch der Geiranger Fjord und Eidfjord immer wieder tolle Ziele. Für uns ist es eine der schönsten AIDA Reisen, zumal wir am liebsten von Hamburg nach Hamburg fahren.
Wir gönnen uns aufgrund der kurzen Entfernung zum Schiff den Luxus, erst am Abreisetag zu packen. Nach 15 Reisen mit AIDA wissen wir ziemlich genau, was mit muss und was zu Hause bleiben kann. Trotzdem werden die Hirnwindungen immer noch reichlich strapaziert. Schließlich wollen wir möglichst nichts vergessen und wegen des nicht kalkulierbaren Wetters und unserer Vorliebe, draußen an der „Ocean Bar“ zu sitzen, nehmen wir dann doch wieder die Skiunterwäsche und die Outdoor Hosen mit. Aber auch die Sonnencreme, die wir letztes Jahr in Bergen gekauft haben, wird eingepackt.
Das Taxi bringt uns in 15 Minuten nach Altona zum Kreuzfahrtterminal. Da liegt sie nun, die AIDAsol, für die nächsten 10 Tage unser Zuhause auf Deck 9. Wir sind angekommen und der Urlaub kann beginnen.
Wir sind jetzt seit gut zwei Stunden an Bord und sitzen an unserem Lieblingsplatz, an der „Ocean Bar“. Zwischen zwei kleinen Bieren gab es gegen den stechenden Hunger ein Stück Pizza im „California“.
Dann müssen wir zur Seenotrettungsübung. Nachdem die Crew unsere Kabinennummer abgehakt und uns in die Reihe gestellt hat, trudeln langsam auch die letzten Passagiere ein. Das geht auf unserer Musterstation relativ flott. Wir sind vollständig angetreten und nun soll es weitergehen, erst mit der Ansage auf Englisch und dann das Ganze noch einmal auf Deutsch und danach wird unser einziger Pflichttermin erledigt sein. Aber weit gefehlt. Wir warten und warten und nichts geschieht. Nach einer gefühlten Ewigkeit meldet sich der Kapitän von der Brücke und verkündet vier Kabinennummern, auf die über 2300 Passagiere jetzt warten müssen. Es gibt sie leider überall: die Ignoranten. Irgendwann ist dann aber die Übung doch vorbei und nun warten wir darauf, dass es um 18:00 Uhr „Leinen los“ heißt.
Aber statt „sail away“ aus den Lautsprechern zu hören, meldet sich noch einmal unser Kapitän Przemyslaw Kurc. Leider ist die Ansage sehr leise, zumal sie auch von der Kaffeemaschine der „Ocean Bar“ übertönt wird. Die wenigen Fragmente, die zu hören sind: „400 Meter lang“, „uns auf der Elbe entgegen kommend“ und „19:00 Uhr“. So bleiben wir erst einmal in Altona liegen und das Ablegen ist zunächst verschoben.
So muss eine Alternative her. Aber die gibt es immer. Essen und Trinken hilft meist in diesen Fällen. Also auf ins „East“. Hier finden wir zwei Plätze mit lustiger Unterhaltung. Vorweg eine Suppe, dann zweimal Wok und zum Schluss eine Kugel Eis. Seeluft macht eben hungrig, auch wenn wir noch vertäut sind.
Dann taucht er auf und nimmt die gesamte Breite der Elbe in Anspruch, der Containerriese der französischen Reederei CMA/CGM mit seinem Fassungsvermögen von mehr als 19.000 Schuhschachteln. Mit Hilfe mehrerer Schleppern wird er dann rückwärts an den Burchardkai und damit aus unserem Fahrwasser bugsiert. Nun kann es endlich losgehen. Das Wetter ist zwischenzeitlich ganz annehmbar geworden und die Sonne gewinnt phasenweise den Kampf gegen die Wolken.
Wir verlassen Altona und schippern flussabwärts entlang der Elbchaussee an Steuerbord und Airbus Industries an Backbord, wo wir dem von Helgoland zurückkehrenden Highspeed Katamaran „Halunder Jet“ begegnen.
Bei Blankenese mit seinem Treppenviertel grüßt uns dann vom Süllberg Karl-Heinz Hausers gleichnamiges 2-Sterne-Restaurant von oben herab.
In Wedel schippern wir erst an einem auch sehr schön gelegenen Heizkraftwerk vorbei und werden wenig später bei „Willkommen Höft“ mit der italienischen Nationalhymne verabschiedet.
Dann erreichen wir die Hedlinger Schanze, wo wir eine der wichtigsten Stromtrassen Europas kreuzen. Der Strom aus Wasserkraft kommt von dort, wo wir jetzt hinfahren. Die ersten Tragmasten der Elbkreuzung 1 wurden zwischen 1959 und 1962 gebaut und haben eine Höhe von 189 Metern. 1976 bis 1978 kam die Elbkreuzung 2 mit Tragmasten von 227 Metern Höhe hinzu und waren seinerzeit die höchsten Strommasten der Welt. Die Durchfahrtshöhe auf der Elbe beträgt 75 Meter.
Wenig später geht’s bei Stade an dem seit dem 14.11.2003 stillgelegten Atomkraftwerk vorbei. Vor der untergehenden Sonne wirkt selbst so eine Anlage ganz romantisch.
Dann ist sie weg, die Sonne. Dafür tauchen J&L in der „Ocean Bar“ auf und es wird ein toller und super lustiger Abend. Aber dann lässt gegen Mitternacht die Kondition der beiden Mädels ein wenig nach. Naja. Anstrengender Anreisetag oder vielleicht doch die Gurke mit dem Wodka.
Ausgeschlafen und unser erster Seetag kann beginnen. Frühstück mit Omelette im „East“. Nachdem unser Kapitän Kurc uns „einen wunderschönen guten Morgen“ gewünscht hat, meldet er sich wenig später noch einmal. Der Grund ist die Sichtung eines Schlauchbootes, das sich möglichweise in Seenot befindet. So werden sämtliche Manöver zur Rettung eingeleitet, die Fahrt wird gedrosselt und wir wenden um 180 Grad. Bei näherer Betrachtung der Situation stellt sich dann heraus, dass das Schlauchboot unbesetzt ist. Also noch einmal um 180 Grad wenden und weiter in Richtung Bergen. Fazit: die Schiffe bzw. Boote, die uns aufhalten, sind kleiner geworden.
Nach einem Besuch im Shop sind wir wieder draußen an Deck gelandet. Na, wo schon? Jetzt aber mit Latte Macchiato und heißer Schokolade.
Essenfassen im „East“, wenn auch eher aus Langeweile, aber wir können draußen in der Sonne sitzen. So gibt es nur drei kleine Frühlingsrollen und eine Kugel Eis zum Nachtisch.
Danach ist es Zeit für meine Frau für ihre Siesta und für mich für etwas Kultur: Vortrag des Lektor über Bergen. Ganz informativ, aber leider auch ein bisschen trocken.
Um 17:15 Uhr findet das Clubtreffen im „Brauhaus“ statt. Nicht schlecht, was AIDA sich neuerdings einfallen lässt. Nicht mehr die langweiligen Kanapees mit einem Glas Sekt, nein, es gibt eine zünftige Brotzeit mit Bier und Schnaps. Wirklich gut gemacht, zumal die Ansprachen des General Managers Clemens Spangler und des Entertainment Managers Boris Henn erfreulicherweise recht knapp ausfallen. Nach zwei Livesongs setzen sich dann die Offiziere zu einer zwanglosen Plauderei zu den Gästen. Bei uns nimmt der Shore Operation Manager Ingo Rosenbecher Platz und wir wissen nun endlich, was so ein Shore Operation Manager macht.
Nach sechs Gängen und einer Flasche Wein verlassen wir das „Rossini“ wohl gelaunt, um uns unsere Jacken zu holen und um uns an die frische Seeluft zu begeben. Wohin? Klar, nach achtern. Dort treffen wir S&C und auch dieser Abend endet erst um Mitternacht.
Um 7:00 Uhr wachgeworden und ein Auge nach draußen riskiert. Schlechtes Wetter in Bergen, ja, das schlechteste Wetter der letzten fünf Jahre. Rundherum alles wolkenverhangen. Die Berge sind nicht zu sehen und es regnet in Strömen. Den Vorhang also erst einmal wieder zugemacht.
Um 9:15 Uhr geht’s zum Frühstück ins „East“. Alles ganz gemächlich. Vielleicht hört es irgendwann auf zu regnen. Wir treffen S&C. Aber nur kurz. Die Beiden müssen weg zu ihrem Bergen Ausflug. Gut, dass wir nichts gebucht haben. Und meinen Wunsch, mal wieder mit der Standseilbahn auf den Hausberg „Fløyen“ zu fahren, muss ich aufgrund der nicht lohnenden Sicht begraben. Also wird erst mal in Ruhe gefrühstückt. Mit dem obligatorischen Omelette und eigentlich mit ein wenig Lachs. Jedoch die Heuschrecken waren schneller. Aber es gibt ja zum Glück auch etwas anderes und verhungern muss auf AIDA keiner. Ganz im Gegenteil. Am Ende der Reise wird sich wohl das eine oder andere Kilo Lebendgewicht in meine Richtung verirrt haben. Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Askese oder Genuss. Nein, es gibt nur eine.
Gut gestärkt verlassen wir das Schiff. Zwischendurch hatte es mal aufgehört zu regnen, aber jetzt nieselt es wieder ein wenig heftiger. Also wird die Kapuze aufgesetzt und es ist ganz angenehm, dass wir die Fließjacke in der Jacke gelassen haben. Es ist mit 12 Grad ziemlich schattig.
Da wir schon oft in Bergen waren, fangen wir heute mit der zweiten Reihe an, also vom Hafen aus gesehen, hinter Bryggen. Dort befindet sich die „Mariakirken“ und in der kleinen Gasse „Kroken“ stehen sehr hübsche Holzhäuser.
So streifen wir wohlgelaunt durch Øvregaten und kommen an der Talstation der Fløibane vorbei. Es ist wirklich das erste Mal, dass wir dort keine endlosen Menschenschlangen sehen. Woran das wohl liegt? Ich glaube, Petrus ist nicht ganz schuldlos.
Vorbei am Dom und an der alten Feuerwehrwache, beide Gebäude waren leider eingerüstet, gehen wir Richtung Stadtzentrum. Unterwegs begegnet uns dann noch ein Autocorso mit amerikanischen und deutschen Oldtimer, der von zwei uralten Feuerwehrautos angeführt wurde.
Latte Macchiato und heiße Schokolade, die super war, gibt es an Bergens Stadtsee „Lille Lungegårdsvann“ auf der mit Heizstrahlern erwärmten Cafeterrasse. Dabei schön ein bisschen Touristen gucken.
Zurück geht es durch die Haupteinkaufsstraße und über den Fischmarkt zu den Souvenirläden von Bryggen. Aber es gibt nichts Schönes oder ausgefallen Kitschiges und Kühlschrankmagnete von Bergen haben wir schon genug. So können wir nichts zu Bergens Bruttosozialprodukt beitragen.
Zurück auf dem Schiff gibt‘s im „California“ ein Stück Pizza und an der „Ocean Bar“ ein Bier. Danach Siesta und Tagebuchschreiben.
Abends sind wir vom General Manager Clemens Spangler zur Sternstunde (Rossini einmal anders) vorgeladen. Los geht‘s in der „Anytime Bar“. Der Küchenchef des „Rossini“ hatte verschiedene Köstlichkeiten als Fingerfood vorbereitet. Es werden Jakobsmuscheln, Lachsmousse, Minitarte, Beef Tartar und andere Leckereien serviert. Dazu gibt’s Champagner in Strömen.
Nach dem Ablegen vom Bontelago Pier wird die Veranstaltung im „Rossini“ fortgesetzt und es wird ein wirklich schöner Abend, wozu auch das 5-Gänge-Menü und der sehr schmackhafte Weißwein aus Neuseeland beitragen. Und eingeladen werden macht nicht dick.
Den Rest des Abends verbringen wir mit S&C an der „Ocean Bar“. Auch heute kommen wir erst nach Mitternacht ins Bett.
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