Aufgrund der aktuellen Ereignisse im Nordmeer werde ich Text und Fotos erst zu einem späteren Zeitpunkt hochladen. Meine Gedanken gehen an die sich noch an Bord der Viking Sky befindlichen Passagiere und Crew; meine Hochachtung an die im selbstlosen Einsatz um die Passagiere, Crew und Schiff kämpfenden Rettungskräfte. Nach neuesten Information soll sich die Viking Sky wieder mit drei von vier Motoren bewegen lassen. Möge alles so gut wie möglich ausgehen!
Inzwischen ist die Viking Sky mit sämtlichen noch an Bord befindlichen Passagieren und Besatzungen in den Hafen von Molde eingelaufen. Erfreulich ist, dass auch aufgrund des besonnenen Verhaltens der Verantwortlichen niemand ums Leben gekommen ist; weniger erfreulich, dass es mehrere Verletzte gab. Ihnen wünsche ich eine umfassende und baldige Genesung. Ich hoffe, dass alle Beteiligte möglichst schnell über diesen belastenden Vorfall kommen werden.
Den Titel dieser Berichtsfolge habe ich geändert von " Seetag mit Morgenüberraschung" in "Was hatten wir für ein unbeschreibliches Glück".
3. April 2018 – Seetag 5
Endlich einmal ausschlafen – immerhin bis 7.45 Uhr. Bei den ersten Runden auf Deck 10 und 11 mit dem unvermeidlichen Pott Morgenkaffee in der Hand erkannten wir, dass uns die Backbordberge noch immer nicht verlassen hatten. Weit, weit weg von uns – 80 km – sie waren aber noch gut zu erkennen.
Auch wenn ich mich wiederhole: wunderschön …
Nach dem Frühstück buchten wir zunächst unseren Sommerurlaub 2019. Zu dritt werden wir England und Irland besuchen.
Danach ließen wir uns bei + 2° auf dem Pooldeck von der Sonne bescheinen
bis uns dicke Wolken und Kälte unter das Deck vertrieben.
Nach dem Mittagessen versuchten wir nochmals das „Sonnenbaden“ – es gelang sogar einige Minuten bis uns ein Schneeschauer aufforderte, uns in wärmere Räume zu verlagern. Wo wir bis zur Kaffeezeit blieben. Die Kapitänssprechstunde war wie immer informativ. Ich stellte die Fragen: „Wie lange würde die AIDAcara noch für AIDA Cruises unterwegs sein und wie sieht man die „Lebensdauer“ derartiger Schiffe?“ Unser Vier-Silberstreifen-Träger meinte: „Hoffentlich noch 20 Jahre bis zu meiner Pensionierung … und das Grundgerüst dieser Schiffe könnte problemlos 50 Jahre erleben.“ Gut – Fragen beantwortet – aber ich hätte sie besser nicht gestellt …
Zwischen der Kapitänssprechstunde und dem Abendessen drehten wir auf Deck 11 unsere gewohnten Runden. Die Sonne machte + 3,2° erträglich – aufgrund des Windes fühlte es sich extrem kälter an …
Das Abendessen nahmen wir wie so oft im Calypso ein. Das Thema war England. Na ja, nicht gerade ein kulinarisches Erlebnis … Satt wurden wir trotzdem und bauten einige Kalorien beim Spaziergang ganz oben ab. Die Luft machte uns wieder richtig wach … wach zum Besuch der Lambada-Bar. Wir hatten noch immer Cocktail-Gutscheine – anschließend einige weniger.
Floppys und Marco blieben länger und wohnten dem Auftritt der AIDA-Stars bei. Pia und ich wollten Schlaf nachholen …
Das war aber nichts … Auf einmal schaltete sich der Fernseher ein. Hach?! Ich raus aus dem Bett – schaltete ihn aus. Wieder rein in die Koje. Und unmittelbar darauf erklang die Stimme des Kapitäns. 0.06 Uhr. Nordlichteralarm? Ich wollte schon voll mit meinem Schlafanzug bekleidet in die Skihose springen … war aber wieder nichts … Denn unser Kapitän informierte sämtliche Mitreisende, dass die Stromversorgung für die Maschinen ausgefallen war. Man suchte die Ursache … Für mich war keine Gefahr vorhanden, denn bei ruhigem Meer und nahezu Windstille befanden wir uns mit ca. 15 km weit genug vom Festland entfernt.
Also: umdrehen uns weiterschlafen. War wieder nichts, denn kurze Zeit später kam die nächste Durchsage: Die Stromversorgung der Kabinen wollte nicht mehr … O.K. – nachts im Bett benötigte ich im Regelfall kein Licht. Folge: wieder umdrehen und auf das Sandmännchen warten. War aber schon wieder nichts … die nächste Ankündigung ließ nicht lange auf sich warten … Die Kabinen wurden wieder mit Strom versorgt … Stimmte zwar nicht so ganz, wie Pia pflichtbewusst feststellte … Doch war das ein Grund, sich nicht vom Schlaf übermannen (sorry, Mädels!) zu lassen? Nee … also wieder mit Ratzen anfangen! Lange? Nee … (eine andere Version zu: War aber nichts …) … denn Kapitäns Stimme machte gegen 2.30 Uhr aufmerksam, dass die Quelle des Problems gefunden und beseitigt worden war. Man führte noch einige Tests durch und würde den Weg nach Trondheim finden. Dann war Nachtruhe … ungewohnt … und trotzdem erklangen nach kurzer Zeit in unserer Kabine ruhige und monotone Geräusche …
Was hatten wir ein unbeschreibliches Glück. Der Erlebnisbericht liest sich sehr flapsig. Ehrlich geschrieben - so fühlte ich mich auch damals. Voller Vertrauen in Schiffsführung und Crew, dass sie alles wieder hinbogen. Gefahr bestand m.E. nicht. Im Gegensatz zu Viking Sky waren wir weit genug von der Küste entfernt und die Naturgewalten hatten schon längere Zeit eine Pause eingelegt. Wenn wir die Viking Sky - Situation hätten erleben müssen, wäre der Bericht anders ausgefallen!
4. April 2018 – Trondheim
Zum ersten Mal während der Kreuzfahrt gab der Wecker den Hinweis: Aufwachen! Augen auf! Hmh – sie wollten nicht so richtig. Doch schließlich klappte es. Ein Blick aus dem Fenster: Wir passierten gerade die Museumsinsel Munkholmen.
Kapitän Müller hatte nach dem Disaster in der Nacht den Turbo eingeschaltet und brachte die AIDAcara planmäßig gegen 8 Uhr mit Schlepperhilfe an den Kai. Also nach dem Üblichen rauf nach oben. Kaffee! Das Anlegen wir in vollem Gange – der Nidaros-Dom und das Rockmuseum begrüßten uns.
Schnee gab´s auch noch. Nur nicht so viel wie in den letzten Tagen. Trüb war´s – na ja, das passte irgendwie zur noch immer nicht verschwundenen Müdigkeit … Aber die Luft war frisch und sorgte dafür, dass die Augen länger offen blieben …
Irgendwann war der Rest der Bande bereit für das Frühstück. An diesem Tag beeilten wir uns, denn wir wollten vor dem vorgesehenen Ablegen um 14 Uhr noch ein wenig von der Stadt sehen. Die Sonne hatte zu unserem Glück gewonnen; das in dem kleinen Hafenbecken vorhandene Eis konnte sie aber noch nicht auftauen.
Wir schlenderten langsam Richtung Innenstadt. Am Hafenausgang wurden wir freundlich von Trondheim empfangen. Nach wenigen Schritten stießen wir auf die ersten Denkmäler der Stadt. Sie lenkten ein wenig von der an allen Ecken und Enden festzustellenden starken Bautätigkeit in der Stadt ab.
Das direkt am Hafen grenzende weitläufige Eisenbahngelände musste überquert werden. Das bedeutete Schweiß … es ging aufwärts … Doch nach dem anschließenden Abstieg kam die erste Belohnung – wir standen am Rande des von bunten Lagerhäusern gesäumten Flusses Nidelva. Hübsch sah es aus …
Von hier aus spazierten wir weiter – immer in Sichtweite der Nidelva. Natürlich hielten wir uns länger im Stadtteil Nedre Elvehavn mit den technischen Relikten der Vergangenheit auf. Gut, dass sie noch erhalten werden.
Die alten Fabrikgebäude wurden nach Entkernung und Aufbereitung anderen Nutzungen zugeführt. In diesem Szenebereich siedelten sich mehrere Restaurants an. Naturgemäß war an diesem Vormittag nichts los – am Abend war es bestimmt anders.
Und schon erreichten wir unser erstes Hauptziel. Von der Bakke bru hatten wir den besten Blick auf den Kanalhafen und die Speicherhäuser, die kurz vor der Mündung der Nidelva in den Trondheimfjord auf Holzpfählen stehen. Eine einzige Augenweide: Typisch skandinavisch bunt präsentierte sich eine lange Häuserzeile, von der die ältesten Gebäude aus dem 18. Jahrhundert stammen. Die Speicherhäuser an der Seeseite des Kanals stammen aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Sie wurden in den letzten Jahren entkernt und umgebaut und werden vorwiegend als Restaurants und Geschäfte sowie auch zu Wohnzwecken genutzt. Besonders schön an diesem Tag war die Wasserspiegelung der bunten Häuser …
Von hier aus genossen wir das alte Holzhausviertel der Stadt. Richtig schön bunt …
Die Stadt sorgte dafür, dass diese Umgebung so weit wie möglich an die vergangenen Zeiten erinnert. Kopfsteinpflaster, das nicht so einfach begehbar war. Aber zum Glück gab es für die Fußgänger Steinplatten. Blickfänge – nicht nur für Touristen - gab es zur Genüge; auch Karl Marx ließ aus Norwegens Krönungsstadt grüßen …
Bevor wir uns Richtung Nidaros-Dom auf der anderen Seite der Nidelva aufmachten, fesselte uns nochmals der Anblick der Lagerhäuser – dieses Mal von der anderen Seite der Brücke. Genug genossen – wir standen auf der Elgeseter bru, deren neuerer Teil mit der Gamle bybro verschönert wurde, die ihren Ursprung in der nach dem Stadtbrand von 1681 errichteten Holzbrücke hatte.
Und schon erreichten wir das Nationalheiligtum Norwegens, den Nidaros-Dom.
Er wurde ab 1070 über dem Grab König Olavs II. errichtet. Die ältesten, heute noch existierenden Teile stammen allerdings aus dem 12. Jahrhundert. Auch wenn während der Reformationszeit die damaligen Kunstschätze geraubt und auch vernichtet wurden, nimmt der Dom aufgrund seiner enormen Größe eine besondere Stellung unter den kirchlichen Bauwerken ein. Im Laufe der Zeit brannte der Dom mehrmals ab; die letzte umfassende Renovierung und eigentliche Fertigstellung wurde 1869 begonnen. Kaiser Wilhelm II als „Norwegenfan“ unterstützte die Renovierung mit mehrfachen großzügigen Spenden aus seiner Privatschatulle. An der heutigen Gestaltung des Innenraums wirkten Gustav Vigeland und andere bekannte Künstler seiner Epoche mit. Interessant ist noch, dass bei Bedarf die zeremonielle Krönung der norwegischen Monarchen im Nidarosdom stattfindet, was als „Muss“ in der norwegischen Verfassung fixiert wurde.
Ein wenig länger hielten wir uns vor dem Nidaros-Dom auf. Die letzten Karten an die Daheimgebliebenen wurden geschrieben.
Von 1153 bis 1537 war Trondheim als Sitz des Erzbischofs geistliches Zentrum eines enormen Gebietes, das neben Norwegen auch Grönland, die Färöer, die Orkney-Inseln und die Isle of Man umfasste. Entsprechend befindet sich unmittelbar neben dem Nidaros-Dom das erzbischöfliche Palais, das als eines der besterhaltenen Bauwerke dieser Art in Europa und als ältestes, nunmehr weltliches Bauwerk in Skandinavien gilt. Im Palais sind diverse Museen, wie ein Armee- und Widerstandsmuseum, ein Museum über das erzbischöfliche Palais, eine Ausstellung königlicher Insignien, Originalskulpturen aus dem Nidaros-Dom, archäologische Funde aus der Anfangszeit und die alte erzbischöfliche Münzprägestätte zu besichtigen.
Es war Zeit, dass wir uns Richtung Schiff aufmachten – vorbei am Torget mit einem Denkmal für Olav I. mit einem kurzen Stopp am Stiftsgården. Der zwischen 1774 und 1778 als Privathaus erbaute heutige Palast wurde 1800 an den norwegischen Staat verkauft und gilt als größtes Holzpalais in Skandinavien. Er wird als offizielles Domizil des Königshauses in Trondheim genutzt.
Von hier aus schlenderten wir zur Vår Frue Kirke. Diese Steinkirche wurde ab ca. 1150 erbaut. In dieser Kirche überzeugte der schlichte Innenraum. Sehr schön fanden wir das im Gang leuchtende Kreuz aus Teelichtern.
Weiter ging es über die Fußgängerzone Nordre gate mit Geschäften, Boutiquen und vor allen Dingen Straßenlokalen. Hier merkte man, dass in Trondheim sehr viele Studenten leben. Vorwiegend jüngere Leute waren unterwegs. Und von dort aus sahen wir nach kurzer Zeit unsere AIDAcara. Sie lag unter im Sonnenschein günstig vor einem Glashochhaus.
Vom Schiff aus blickten wir auf die Festung Munkholmen, die unter dem blauen Himmel attraktiver aussah als am Morgen.
Nach dem Mittagessen suchten wir uns einen sonnigen Platz auf Deck 10, um von dort aus das Auslaufen zu beobachten. Immerhin rechtzeitig vor dem geplanten Ablegen kam die Durchsage vom Kapitän Müller, dass er um 14 Uhr im Theater wichtige Informationen über den Weiterverlauf der Reise geben wollte. Nachtigall, ik hör Dir trapsen … So war´s auch – aufgrund des Schadens nach einer angabegemäßen Überspannung mussten Ersatzteile und ein Sachverständiger zur Abnahme eingeflogen werden. Das sail-away war für den nächsten Tag um 11 Uhr vorgesehen; Ankunft in Bergen am 6.4.; anschließend abends Weiterfahrt nach Kiel; Aarhus würde ausfallen. Na ja, ein Seetag vor der Ankunft in Kiel war angenehm – aber hätte man die Informationen nicht bereits zur Frühstückszeit geben können? Für uns war das nicht das erste Mal einer verspäteten Mitteilung …
Der Tag war weitestgehend gelaufen – wir nahmen Kaffee und Kuchen auf dem Außendeck des Calypso. Sonne satt, es war windstill – so war es ein Vergnügen, zunächst ohne Jacke (!) länger sitzen zu bleiben.
Danach suchten wir nochmals die Stadt auf. Zunächst suchten und fanden wir das Leif-Erikson-Denkmal. Dieser damals noch junge Mann gilt als Entdecker Amerikas. Von diesem Standort aus konnten wir unsere AIDAcara in ihrer ganzen Pracht bestaunen.
Anschließend strebten wir nach oben. Und zwar über vereiste Wege und Straßen durch ein Holzhausviertel zur Festung Kristiansten, die im 17. Jahrhundert zum Schutz gegen den möglichen Feind im Osten – den Schweden – errichtet wurde. 1718 erfüllte sie ihren Zweck – die Eroberung Trondheims durch die Schweden war aufgrund des Geschützfeuers nicht erfolgreich.
Der Ausblick von den Festungsmauern war wie immer phantastisch. Nicht so gut war der „Abstieg“. Die Straßen waren teilweise im Naturzustand … verschneit, vereist und glatt. Wir bewältigten sie und kamen unversehrt – vorbei am Fahrradlift, dem Freimaurergebäude mit einem Denkmal für den Geiger Arve Tellefsen und dann weiter durch die Innenstadt - bei unserer AIDAcara an. Zeit für das Abendessen; wir probierten Asien im Marktrestaurant und Spitzbergen im Calypso aus. Pia und ich machten einen Verdauungsspaziergang auf den Decks 10 und 11und bewunderten den Sonnenuntergang.
Der Rest der Bande steuerte noch einmal die Innenstadt von Trondheim an, um Nachtfotos zu schießen. Meine bessere Hälfte und ich blieben weiter an der frischen Luft. Rockheim im Dunklen sah interessant aus wie auch die Meersspiegelung und der Blick in das riesige Schwimmbad.
Nach dem Besuch von Annetts Boulevard mit Jens Heinrich Claassen und den AIDA Stars fielen wir in die Koje …
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