Bereits der erste Blick auf mein iPhone verrät es: „Herzlich Willkommen in Italien...“ lässt mich mein Mobilfunkanbieter wissen und teilt mir mit, dass ich mein Smartphone wieder zu den deutschen Inlandskonditionen nutzen kann. Der Blick aus dem Fenster zeigt mir dann, dass die Küste wirklich nicht mehr weit entfernt ist.
Nach der morgendlichen Dusche sind wir gegen halb sieben an Deck, natürlich sind wir bei weitem nicht die Einzigen.
Als wir auf Deck 12 ins Freie treten und den Weg in Richtung der morgendlichen Kaffeebar einschlagen, weht uns ein frischer Wind um die Nase. Trotzdem ist es nicht kalt und schon jetzt ist klar, dass der mediterrane Wettergott uns wohl gesonnen ist. Die AIDAheute hat für heute bis zu 30 Grad, sonnig bis leicht bewölkt, vorausgesagt und deckt sich mit der Wettervorhersage auf dem iPhone...
Mit einem heißen Kaffee in der Hand genießen wir das sich uns bietende Panorama und das Lichtspiel der aufgehenden Sonne. Die Hafeneinfahrt nach Olbia ist sicherlich nicht unbedingt als spektakulär zu bezeichnen, da gibt es denke ich deutlich beeindruckendere, dennoch lohnt sich das frühe Aufstehen, denn sehenswert ist es allemal!
Langsam steuert Kapitän Ziegler AIDAstella in Richtung des Naturhafens von Olbia, die Bucht wird immer schmaler und auch die Fahrrinne wird immer enger. Kleinere Motorboote und Fischer kommen uns entgegen oder überholen uns, ein weiteres großes Schiff oder eine Fähre könnte jedoch nicht zeitgleich ein- oder auslaufen, als AIDAstella durch die engste Stelle der natürlichen Bucht manövriert wird.
Die Ufer sind gesäumt von einem Meer an bunten Bojen, bei denen es sich allesamt um Muschelfarmen handelt.
Der Flughafen der Stadt Olbia liegt auf der Nordseite der Bucht und im Licht der aufgehenden Sonne können wir vorbeifliegende Flugzeuge im Endanflug beobachten. Obwohl es noch immer herrlich ruhig ist merkt man, dass heute schon mehr Gäste so früh aufgestanden sind, sei es, um AIDAstella zeitig zu verlassen oder um die besten Bilder des Einlaufens zu schießen. An einem Seetag trifft man dann doch eher nur die ganz verrückten und überzeugten Frühaufsteher um diese Uhrzeit...
Im Licht der aufgehenden Sonne nehmen wir auf der Außenterrasse des Bella Donna Restaurants Platz und haben von dort während des leckeren Frühstücks einen tollen Rundumblick während des Einlaufens. Kapitän Ziegler wendet AIDAstella bereits vor dem Anlegen, sodass wir mit dem Heck in Richtung der Stadt liegen und am Abend direkt auslaufen können.
So schön und idyllisch sich die Bucht während des Einlaufens präsentiert hat, so industriell wirkt nun der Hafen, welcher auf einer Art langem Betonsteg der Stadt vorgelagert ist.
Mit uns liegen so früh bereits drei Fähren im Hafen von Olbia. Zwei der Grimaldi Lines und eine mit schrecklichen Bildern der Looney Tunes bemalte Fähre der Moby Lines. Regen Fährverkehr zwischen den mediterranen Inseln und dem europäischen Festland hat man ja eigentlich in jedem Hafen des westlichen Mittelmeeres. Eine weitere Fähre läuft nach uns ein, im Laufe des Tages werden dann fünf Fähren neben AIDAstella im Hafen liegen. Alle selbstverständlich ohne Abgasreinigung und erstrecht nicht mit Landstrom... abseits von Deutschland und einiger mediterraner Kreuzfahrt-„Metropolen“ scheint das Thema Umweltschutz, insbesondere im Fährverkehr, noch kein wirklich großes Thema zu sein
Mittlerweile liegt AIDAstella fest vertäut im Hafen von Olbia, die Liegezeit heute ist von 08 bis 17 Uhr.
Bereits gestern Abend haben wir nach dem Abendessen an der Pier 3 Bar kurz Fahrradhelme, wer wollte einen Rucksack, unsere Trinkflaschen und den Energieriegel abgeholt. Für heute steht unser einziger über AIDA gebuchter Ausflug an, auf Grund der positiven Erfahrungen im Hinblick auf die Fahrradausflüge haben wir uns für den Ausflug „OLBB11; Olbia und Strand mit dem Bike“ entschieden. Bei der Buchung sollte dieser noch von 09 bis 14 Uhr stattfinden, an Bord wurde die Zeit jedoch auf 10 bis 15 Uhr geändert.
So beenden wir in Ruhe unser Frühstück, schlendern ein wenig über das Deck und schauen uns die Bucht und den Hafen vom „Dach unseres Hochhauses“ an, ehe wir uns umziehen, die Rucksäcke schnappen und uns gegen kurz vor zehn vor dem Schiff für unseren Ausflug treffen.
Insgesamt gehen heute drei Gruppen auf Tour, zwei Gruppen a 17 Leute für unseren Ausflug, ausgestattet mit Trekking- oder Mountainbikes, und ein „Rückenwind“-Ausflug auf E-Bikes. Der Guide dieser Gruppe darf sich von Seiten seiner Kollegen einiges an Spott anhören
Die Gruppen werden aufgeteilt, unsere sehr sympathische Ausflugsleiterin stellt sich als „Hase“ vor, und jeder von uns bekommt eine kurze Einweisung und dann geht es auch schon los.
Wir verlassen den Hafen und umrunden das Ende des Naturhafens um auf die andere Seite zu kommen. Es ist schon richtig schön warm, die Sonne scheint und der Verkehr ist überschaubar, was auf Grund der fehlenden reinen Fahrradwege sehr angenehm ist. Wir folgen einigen großen Straßen, durchqueren mehrspurige Kreisverkehre, durchfahren ein kleines Hafen-Industriegebiet am Stadtrand von Olbia und erreichen nach rund 6 Kilometern unser erstes Zwischenziel.
Das Brunnenheiligtum „Sa Testa“, dessen Entstehungsgeschichte nach aktuellem Stand auf die letzten Jahrhunderte des zweiten Jahrtausends vor Christus datiert wird. Bis auf einen steinernen Kreis, sowie einen schmalen Eingang zu einer dunkeln Kammer, in der das Wasser steht, eingerahmt von schöner sardischer Strauchlandschaft, ist nicht wirklich viel spektakuläres zu sehen, und nach ein paar Bildern treffen wir uns dann doch nach wenigen Minuten bereits wieder an den Fahrrädern.
Auf Grund des unspektakulären Erlebnisses entschuldigt sich Hase beinahe bei uns. Die Gäste der vorherigen Touren hätten schon mehrfach mitgeteilt, dass dieser Stopp nicht unbedingt Not tut, und im Rahmen des Saisonabschlusses, AIDAstella liegt heute das letzte Mal für dieses Jahr in Olbia, möchte man anregen, diesen Punkt aus der Ausflugsbeschreibung zu entfernen...
Es geht erst ein wenig bergauf und dann lange bergab, wir folgen der Landstraße SP82 und durchfahren das Örtchen Pittulongu, welches mit einigen Stränden, Bars und Lokalitäten aufwarten kann. Ich werde ein wenig skeptisch, dieser mit öffentlichen Bussen sehr leicht und schnell zu erreichende Ort wäre wohl typisch für einen völlig überfüllten Strandaufenthalt im Rahmen eines geführten Ausfluges, ich soll aber positiv überrascht werden.
Wir durchqueren Pittulongu und biegen ein wenig später rechts ab. Es folgt eine kleine Straße aus befestigtem Sandboden und leicht welliges Terrain, welches den ersten eher ungeübten Radfahrern unserer Gruppe dann widererwartend doch einiges abverlangt, ehe es einen steilen Schotterweg hinab an den Strand geht. Auf Google Maps ist noch eine Art See vor dem Strand zu erkennen, der sich mittlerweile jedoch als große ausgetrocknete Fläche darstellt...
Der Strand den wir erreicht haben nennt sich „Spiaggia Cala Banana“ und ist wirklich herrlich!
Natürlich ist auch dieser Strand nicht einsam und verlassen, es gibt ein kleines Strandcafe mitsamt Toilette, der Betreiber vermietet an einem kleinen Stück des Strandes sogar ein paar Sonnenliegen, und am danebenliegenden Strand „Spiaggia di Nodu Pianu“ gibt es noch eine Bar und einen kleinen Bootsanleger.
Dennoch ist der Strand angenehm leer, die wenigen Leute, die mit uns da sind, unterhalten sich ausschließlich auf Italienisch und außer uns sind weit und breit auch keine Gelb-Weißen-Handtücher zu sehen, da Busse nicht bis zu dieser Bucht fahren und die Strandtransfers von AIDA eher die Strände in Pittulongua ansteuern.
Wir haben ungefähr eineinhalb Stunden Freizeit zum Baden, Sonnen, ein wenig die Küstenlinie entlang zu schlendern oder an der wirklich preiswerten Strandbar einen Kaffee zu trinken (Für einen Espresso aus der Siebträger-Maschine wird der unverschämt hohe Preis von einem Euro aufgerufen ).
Wir genießen den Strandaufenthalt in vollen Zügen, ehe sich alle Ausflügler wieder pünktlich bei den Fahrrädern treffen.
Der Rückweg entspricht dem Hinweg, wir folgen also der SP82 in entgegengesetzter Richtung zurück nach Olbia und biegen über einen großen Kreisverkehr auf die Hauptstraße SP4M ein, die den Hafen über eine vierspurige Brücke (ohne Fahrradweg) überquert, ehe wir die Hauptstraße verlassen und in die kleinen Gassen der Stadt Olbia einbiegen.
Wir folgen Hase in den Parcours Fausto Noce, einer Art Naherholungsgebiet für die Einheimischen. Der Park ist wunderschön angelegt, es gibt Wasserflächen mit Springbrunnen, ein Amphitheater, Fuß- und Tennisplätze sowie ausreichend Rasenflächen in der Sonne und im Schatten. Für die Einheimischen, deren Wohnungen in den seltensten Fällen Balkone oder Gärten haben, stellt dieser Park das soziale Zentrum außerhalb der eigenen Wohnung dar.
Wir fahren weiter an der kleinen Kirche Basilica di San Simplicio vorbei und Hase fragt, ob jemand die Kirche von innen besichtigen möchte. Im Rahmen einer einfachen demokratischen Mehrheitsentscheidung geht es dann jedoch ohne (kostenpflichtige) Besichtigung des Innenraums weiter...
Unser letzter Halt ist auf der Piazzetta Dionigi Panedda in der Corso Umberto I, der Hauptstraße bzw. Fußgängerzone von Olbia, in der es viele kleine Läden, Cafés und Restaurants gibt. Im Laufe der Zeit treffen sich alle drei Fahrradausflüge, also auch die Rückenwind-Athleten, dort.
Wir haben erneut rund eine Stunde Freizeit und holen uns zunächst ein Eis. Anders als in Deutschland zahlt man in Italien nicht direkt für Kugeln sondern eher für die Anzahl der Eissorten, die man nimmt, welche dann mit einem Spatel in eine Eiswaffel oder eine Schale gefüllt werden. Für jeweils zwei Sorten Eis pro Person zahle ich für mich und meine Freundin 6 Euro. Zuhause wären das rund 1,50 je Kugel Eis, das finde ich fair und ist für mich weit entfernt von dem berüchtigten „überteuerten italienischen Eis“. Das Eis schmeckt sehr lecker und ist bei den mittlerweile 30 Grad eine willkommene Abkühlung.
Nach einem kurzen Bummel durch einige Geschäfte geht es, vorbei an dem am Hafen aufgebauten Riesenrad, zurück zu AIDAstella, wo wir gegen viertel nach drei wieder ankommen und unsere Fahrräder abgeben.
Insgesamt war der Ausflug gut und hat sich gelohnt. Wir waren an einem schönen Strand, haben ein wenig von Olbia gesehen und hatten nebenbei noch eine Menge Sonne und ein wenig Bewegung. Das Brunnenheiligtum “Sa Testa“ ist wie gesagt kein Highlight und man sollte sich im klaren sein, dass der Weg primär entlang der Hauptstraßen mit dem entsprechenden italienischen Verkehr führt und man nicht die aus Deutschland bekannten ausgebauten Fahrradstraßen hat. Allerdings waren wir Ausflügler nicht die einzigen Radfahrer auf den Straßen, die Sarden nutzen Ihre Landstraßen ebenso als Radweg, wie wir es getan haben
Für normal fitte Menschen, die auch zuhause ab und an mal Fahrrad fahren, ist der Ausflug alles andere als anspruchsvoll, es ist eine gemütliche Fahrradtour von etwa 25 Kilometern, auf der bis auf einige kurze „Anstiege“ und einen etwas größeren Hügel kaum nennenswerte Höhenunterschiede zu meistern sind. Für einige Mitfahrer war allerdings auch dies schon zu viel, da haperte es trotz Erklärung bereits am Umgang mit der Kettenschaltung, und die Hitze kam dann noch dazu. Im Endeffekt muss jeder seinen eigenen Gesundheitszustand reflektieren und sich überlegen, ob man bei etwas höheren Temperaturen auf unbekannten Fahrrädern einen Fahrradausflug buchen möchte. Wenn man den Guides bei der Abgabe der Einverständniserklärung keine ehrlichen Angaben macht, kann man auch keine passende Beratung erwarten, aber das nur kurz am Rande...
Für uns haben sich die 60,00 Euro p. P., die der Ausflug gekostet hat, auf jeden Fall gelohnt, es war eine schöne Möglichkeit einen Eindruck von Olbia und der sardischen Natur zu bekommen
Zurück an Bord gehen die Damen der Reisegruppe direkt auf die Kabine, während der Vater meiner Freundin und ich uns noch einen “Feierabend“-Cappuccino an der Poolbar gönnen.
Im Anschluss gehen auch wir auf die Kabine, um uns frisch zu machen und für den Abend in Schale zu schmeißen.
Kurz vor 17 Uhr treffen wir uns mit einem kühlen Drink vorne auf Deck 14 wieder, wir wollen von dort das Auslaufen genießen. Auch wenn meine Freundin und ich bereits wissen, was einen da vorne erwartet, werden auch wir von dem ohrenbetäubenden Sound des Typhons derart erschreckt, dass einem beinahe das Glas aus der Hand fällt...
Langsam entfernen wir uns von der Pier und den noch immer im Hafen liegenden Fähren und Kapitän Ziegler steuert AIDAstella durch die schmalste Stelle der Bucht langsam hinaus in Richtung des offenen Meeres. Wir wandern von Deck 14 nach hinten an die Ocean Bar, um die letzten Blicke auf Olbia zu genießen.
Wir entschließen uns auf der Außenterrasse des East Restaurant Platz zu nehmen, um während des Abendessens und den noch immer herrlich warmen Temperaturen den Sonnenuntergang verfolgen zu können. Das Motto des Abends ist „Myanmar“. Ich persönlich habe immer wenig Ahnung, ob ich eine asiatische Speise nun Myanmar, Thailand, Vietnam oder Singapur zuordnen würde, es schmeckt jedoch ausgesprochen lecker. Insbesondere die frisch zubereiteten Speisen, welche man sich an einer Station selber aus bereitliegenden Zutaten kreieren, dann abgeben und frisch gebraten wieder abholen kann, sind eine feine Sache! (Kleiner Tipp: Es steht dort zwar ein Schild, dass die Handgeräte, welche durch Summen anzeigen, dass das Essen fertig ist, auf der Terrasse nicht funktionieren, bei uns hat es aber geklappt!)
Bevor wir uns um 21 Uhr die Show „Gimme, Gimme, Gimme - ABBA reloaded“ im Theatrium ansehen, schlendern wir noch ein wenig durch die Bordshops auf Deck 9.
Von der „ursprünglichen“ ABBA-Show waren wir immer begeistert, ABBA reloaded gefällt mir persönlich nicht so gut. Natürlich sind die ABBA-Songs noch immer richtig gut und sobald diese Songs laufen, kommt eigentlich überall Stimmung auf, und auch die gesangliche Darbietung der AIDAStars ist gut. Der neuen Choreographie mit den weißen Tonnen, deren Deckel abwechselnd mit einem A und einem B beschriftet sind, und auf denen während der Show getrommelt und um die herum getanzt wird in Kombination mit den weißen Perücken, welche alle Darsteller tragen, gefällt mir jedoch gar nicht und hat für mich auch keinerlei Zusammenhang mit der Musik und ABBA an sich. Aber das war nur meine Meinung.
Während im Brauhaus beim Karaoke das Casting für „The Voice of the Ocean“ läuft, in der AIDA Bar die Liveband spielt und in der Anytime Bar DJ Eric auflegt, schauen wir uns auf dem Pooldeck beim „Kino unter Sternen“ die neue Disney-Realverfilmung „Aladdin“ an. Dazu gibt es (kostenfreies) frisches Popcorn, eine schöne Aktion.
Bis zum Ende des Musicalfilms schaffen wir es jedoch nicht, zu lang war dann doch der Tag, und unter der warmen Wolldecke ist der Gedanke an die eigene Kabine nicht fern...
Wir hatten einen tollen, sehr warmen und sonnigen Tag auf Olbia und einen schönen Abend an Bord.
Als nächstes Erreichen wir morgen früh Neapel! Ich habe im Vorwege viel gelesen und freue mich sehr auf die Stadt, bin jedoch auch ein wenig skeptisch, ob Neapel dem inoffiziellen Titel als „dreckigste Stadt Italiens“ gerecht wird...
Kommentare 2