...der letzte Tag des Septembers 2019 wird uns heute in die „Ewige Stadt“ führen. Exakt 791 Tage nachdem ich Rom bereits mit AIDAperla besuchen durfte, läuft AIDAstella an diesem Montagmorgen in den Hafen von Civitavecchia ein.
Auch wenn wir natürlich wieder früh morgens den ersten Kaffee an Deck genießen, können wir heute keine tollen Bilder des Sonnenaufgangs machen, die Sonne versteckt sich unter einer dichten Wolkendecke, und auch der riesige Industrie- und Fährhafen von Civitavecchia ist als Fotomotiv kein wirkliches Highlight.
Unsere Liegezeit ist heute von 08 bis 20 Uhr angegeben, und da wir zügig von Bord wollen, um den erstmöglichen Zug nach Rom zu erwischen, treffen wir uns heute morgen um kurz vor sieben für ein Frühstück im Marktrestaurant, dieses hat bereits seit 06:30 geöffnet und wird schon stark frequentiert. Das Bella Donna Restaurant hätte ab 07 Uhr geöffnet, auf Grund des frischen Windes wäre die Terrasse dort aber auch kein gemütliches Plätzchen gewesen.
Als wir in den Hafen von Civitavecchia einlaufen, liegen dort bereits die Marella Explorer 2, ein mit der ehemaligen Mein Schiff 1 und der Mein Schiff Herz baugleiches Schiff, und die erst Ende 2018 in Dienst gestellte Celebrity Edge mit ihrem „Magic Carpet“, einer Art beweglichen Fahrstuhlplattform an der Steuerbordseite. Wir machen am Liegeplatz Pier 13 South zwischen den beiden Schiffen fest.
Eigentlich sind meine Freundin und ich keine Freunde davon, uns irgendwo anzustellen, dafür ist uns unsere Zeit meist zu schade, aber da wir um 08:42 Uhr den Regionalzug 2335 erwischen wollen, stehen auch wir noch ein wenig in der Schlange auf Deck 3, ehe wir AIDAstella um kurz nach 08 Uhr als einer der ersten verlassen.
Der AIDAheute war zu entnehmen, dass ein kostenfreier Hafenshuttle zwischen dem Schiff und der Haltestelle „Largo della Pace“ verkehrt, der einen angeblich auch am Hafenausgang aussteigen lässt, als Ziel jedoch nicht den Bahnhof sondern eine innenstadtnahe Haltestelle hat. Es ist natürlich völlig nachvollziehbar, dass die Stadt Civitavecchia die Besucher nicht kostenfrei in Richtung des Bahnhofes mit Ziel Rom bringt, sondern die Passagiere dann gerne in der eigenen Stadt halten würde. Der Hafen in Civitavecchia ist sehr weitläufig, und je nach Liegeplatz verlängert sich der Weg natürlich noch einmal, darf aber zu Fuß durchlaufen werden. Wer gut zu Fuß ist, wird keine Probleme haben, und so machen wir uns auf den Weg in Richtung des Bahnhofes, für die rund 3 Kilometer brauchen wir etwas weniger als eine halbe Stunde.
Am Bahnhof angekommen, kaufen wir im dortigen Ticket-Office das sog. B.I.R.G.-Ticket. Dieses 5-Zonen-Tagesticket kostet 12,00 Euro pro Person und deckt sowohl die Hin- und Rückfahrt ab/bis Civitavecchia ab, als auch den öffentlichen Nahverkehr in Rom selber. Wichtig ist jedoch, dass man dieses Ticket unbedingt einmalig vor der ersten Fahrt an einem der unzähligen Automaten am Bahnsteig entwerten muss, ansonsten wird es bei einer Kontrolle teuer
Der Zug ist pünktlich und nach 54 Minuten Fahrzeit steigen wir an der Haltestelle Roma Ostiense aus. Von der dortigen Metro-Station fahren wir mit der Linie B (Fahrtrichtung „Rebibbia“) zwei Stationen bist zur Haltestelle Colosseo.
Dort entlässt uns die Unterwelt direkt in das antike Zentrum der ehemaligen römischen Hauptstadt, vor uns ragt die monumentale Fassade des Kolosseums in den noch grauen Himmel. Wir haben weder für das Kolosseum noch für die gegenüberliegende Ausgrabungsstätte des „Forum Romanum“ Tickets gekauft. Wir schauen uns diese beiden Sehenswürdigkeiten lediglich von außen bzw. oben an, um auf unserem Spaziergang einen ersten Gesamteindruck der Stadt zu gewinnen.
Wir umwandern das Kolosseum, schauen uns den Konstantinsbogen an und werfen von außen einen ersten Blick auf die Überreste des Forum Romanum. Auch wenn die Flächen vor dem Kolosseum Ende September deutlich leerer sind als im August 2017, ist es wirklich voll und ein richtig schönes Flair möchte trotz der beeindrucken Szenerie nicht aufkommen. Natürlich ist man als Kreuzfahrer auch „nur“ einer dieser zum Teil nervigen Touristen vor Ort, aber bei 18,6 Millionen touristischen Übernachtungen im Jahr, die Rom zu verzeichnen hat, ist der Kreuzfahrt-Tourismus auch nur ein kleiner Teil und nicht die Ursache des nicht mehr zu leugnenden „Overtourism“. Auch wenn dieses Wort hier im Forum nicht jeder mag, ist es dennoch ein tatsächliches Problem vieler Destinationen....
An einem der vielen kostenfreien Wasserspender, die es in Rom und auch anderen Städten gibt, fülle ich meine Wasserflasche wieder auf und wir spazieren die Via die Fori Imperiali entlang in Richtung des italienischen Nationaldenkmals „Monumento a Vittorio Emanuele II“. Auf dem Weg dorthin hat man von vielen Aussichtspunkten noch einmal einen schönen Blick, inklusive erklärender Hinweistafeln, auf das „Forum Romanum“.
Wir erreichen das monumentale, aus sehr hellem bis beinahe weißem Marmor errichte, Nationaldenkmal. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten, und auch wenn das Gebäude definitiv protzig wirkt, finde ich es irgendwie sehr ansehnlich.
Wir erklimmen die Stufen (auf die man sich auch nicht setzen soll) und gehen bis ganz nach oben, von wo aus man einen wirklich schönen Blick über die Stadt hat. Das Forum Romanum ist zu bestaunen, ein erster Blick auf die Kuppel des Petersdom ist möglich und auch die sieben Hügel, in die Rom eingebettet ist, lassen sich erahnen. Hier oben befindet sich ein Café, und wer mag, kann mit einem (kostenpflichtigen) Fahrstuhl noch bis auf das höchste Dach des Gebäudes fahren.
Wir genießen das Panorama, machen ein paar Bilder und gehen dann wieder runter. Im Vergleich zu 2017 scheint eine Art „Rundgang“ installiert worden zu sein, über die Treppen auf der Vorderseite geht es nach oben und durch den Innenraum des Monumentes wieder hinab, sodass man durch eine Nebenpforte wieder hinaus kommt.
Wir überqueren die Piazza Venezia und schlendern durch die Gassen auf den Trevibrunnen zu. In einem kleinen Laden probieren wir Olivenöl und super leckeren Limoncello sowie Wassermelonen- und Schokoladenlikör, ehe wir den Trevibrunnen erreichen. Eigentlich ist der Brunnen wirklich schön, aber auch hier ist es nicht einfach, auf Grund der Menschenmassen, einen ungestörten Blick auf den Brunnen zu werfen. Darüber hinaus ist der Brunnen heute trocken gelegt und wird gereinigt. So haben die Damen aber auch keine Möglichkeit, zwei Münzen hineinzuwerfen, um sich in einen Italiener zu verlieben...
(Das Bild stammt aus dem Jahre 2017 und zeigt den Brunnen mit Wasser )
Auf Grund der Enge und der Tatsache, dass der Brunnen heute eh nicht sprudelt, halten wir uns dort nicht lange auf und spazieren zur Piazza di Spagna, um wenigsten einen kurzen Blick auf die Spanische Treppe zu erhaschen. Auch hier darf man sich seit einiger Zeit nicht mehr auf den Stufen niederlassen. Sicherheitsmitarbeiter achten auf die Einhaltung dieser Regeln.
Vor der Spanischen Treppe gibt ein ganz in weiß gekleideter Spielmannszug, aus Mitgliedern verschiedenster Nationen, eine Art Konzert, um für mehr Toleranz zu protestieren.
Wir spazieren weiter durch die Gassen, vorbei an Läden mit Kleidung, die sich der normalsterbliche AIDA-Fahrer niemals wird leisten können und normalen auch bei uns bekannten Marken. Die erste Weihnachtsmusik des Jahres hören wir in einem kleinen Laden auf der Via del Corso. Die dort verkaufte Weihnachtsdekoration ist eigentlich ganz niedlich und jedes Teil kann kostenfrei nach eigenen Wünschen beschrieben werden
Vorbei an der Mark-Aurel-Säule und dem Palazzo Montecitorio, dem Sitz der italienischen Abgeordnetenkammer, erreichen wir das Pantheon, welches noch immer kostenfrei zu besichtigen ist. Die Mädels suchen in der Nähe nach Postkarten, der Vater meiner Freundin und ich stellen uns in die Schlange und stehen nach kurzer Wartezeit unter der Öffnung in der Mitte der riesigen freischwebenden Kuppel, die über Jahrhunderte die größte Kuppel der Welt war. Das Pantheon wurde bereits von den Römern als Tempel errichtet und ist damit eines der am besten erhaltenen Gebäude dieser Zeit und hat so einiges überstanden.
Weiter geht es über die Piazza Navona, die Thriller-Fans spätestens aus dem Dan Brown Klassiker „Illuminati“ bekannt ist.
Neben der Piazza Navona finden wir gegen Mittag die Pizzeria „Pizza Ciro“. Dort kann man, wie an vielen anderen Stellen in der Stadt auch, sich eine fertige Pizza in der Auslage aussuchen, die dann gewogen und nach Gewicht bezahlt wird.
Für die Pizzastücke meiner Freundin und mir, die von der Größe als kleines Mittagessen völlig ausreichen, zahle ich 10,00 Euro, ein in Anbetracht der Qualität und Lage mitten in Rom unschlagbarer Preis!
Im Anschluss folgen wir der Via dei Coronari, einer kleinen Fußgängerstraße, die von kleinen Läden und Cafés gesäumt ist. Meine Freundin und Ihre Mutter bleiben an einem kleinen Laden mit Seidentüchern hängen, sehen dann aber auf Grund der hohen dreistelligen Preise doch vom Kauf ab...
Die Gasse führt uns mehr oder weniger direkt auf die Engelsbrücke, über die wir direkt auf die Engelsburg zugehen. Ursprünglich als Mausoleum für den römischen Kaiser Hadrian errichtet, diente diese Burg den Päpsten über Jahrhunderte als Schutzburg, direkter Zugang in den Vatikan inklusive
Wir gehen jedoch direkt auf den Petersdom mit dem davor liegenden Petersplatz zu, der zu einem Großteil von Säulengängen eingerahmt ist. Über GetYourGuide haben wir für knapp 20,00 Euro p.P. Online-Tickets inklusive Fast-Lane-Zugang erworben. Zwar ist der Innenraum des Petersdoms grundsätzlich kostenfrei zu besichtigen, jedoch kann man mit der Wartezeit Glück und Pech haben. 2017 hätten wir drei Stunden anstehen müssen, heute ist die Schlange deutlich kürzer, aber das weiß man vorher nicht. Mit ein wenig Mühe finden wir den GetYourGuide-Treffpunkt unter der rechten Säulenreihe und werden schnell durch die Sicherheitskontrolle gelotst.
Auf dem Schiff wurde vielfach darauf hingewiesen, dass in jedem Fall Schultern und Knie beim Betreten des Domes bedeckt sein müssen und auch die Herren der Schöpfung den Petersdom nur in langer Hose betreten können. Wie bereits 2017 ist es auch dieses Mal kein Problem, den Petersdom mit einer Shorts und bedeckten Schultern zu betreten, so wie es ein Großteil aller Besucher macht. Lediglich Frauen in Hotpants und Miniröcken werden abgewiesen und auf die bedeckten Schultern wird penibel genau geachtet. Hierfür reicht bei den Damen jedoch auch ein einfaches Tuch, welches man sich umlegen kann.
Auch wenn ich zwar gläubig, aber dennoch kein großer Freund des katholischen Glaubens bin, ist der Petersdom ein wirklich beeindruckendes Gebäude. Um die Schönheit und Eleganz des Innenraumes zu genießen und beeindruckend finden zu können, muss man kein großer Kirchengänger sein. Der Innenraum ist einfach unglaublich groß und prachtvoll ausgestattet, neben den sich kreuzenden Hauptkirchenschiffen gibt es viele kleine Kapellen und Nebenräume. Überthront wird der Innenraum von der gigantischen und weithin sichtbaren Kuppel des Petersdoms.
Da heute Montag ist und am Sonntag wohl die Messe abgehalten wurde, wird der Innenraum während unseres Besuches noch aufgeräumt, inklusive des mit Holzbarrieren abgezäunten Ganges, durch den der Papst gefahren wird. Wir besichtigen noch die unter dem Petersdom gelegene Gruft, in der zum Teil Jahrhunderte alte Sarkophage mit den sterblichen Überresten der Päpste stehen. Fotografieren ist hier aus verständlichen Gründen nicht erlaubt, mehrsprachige Schilder zu verstehen fällt aber anscheinend doch dem ein oder anderen hier schwer...
Wir verlassen den Petersdom und haben noch einmal einen tollen Blick über den Petersplatz. Mittlerweile scheint die Sonne auch wieder und auch die am morgen noch dichten Wolken haben sich aufgelockert.
Durch ein paar Nebenstraßen erreichen wir den in der Nähe des Vatikan gelegenen Bahnhof Roma S. Pietro und fahren mit dem Regionalzug 12250 um 15:02 zurück nach Civitavecchia.
Rom ist eine unglaublich schöne, größtenteils gepflegte und beeindruckende Stadt die uns im Großen und Ganzen wirklich gefallen hat!
Für mich war es bereits der zweite Besuch, doch auch die anderen drei konnten einen ersten Eindruck der Stadt gewinnen, da wir zwar wenig im Detail, dafür eine ganze Menge im Überblick gesehen haben. Wir nehmen uns auf jeden Fall vor, Rom noch einmal für mehrere Tage zu besuchen, dann auch das Kolosseum oder Forum Romanum zu besichtigen und insbesondere, um das „richtige“ Rom abseits der touristischen Hauptattraktionen kennenzulernen. Denn auch wenn wir an diesem Tag Teil der Touristenmassen waren, muss man einfach eingestehen, dass die Stadt dadurch an Charme verliert... an Orten wie dem Trevibrunnen, der Spanischen Treppe oder auch dem Kolosseum merkt man dies im Besonderen.
Sollten meine Freundin und ich noch einmal mit einem Kreuzfahrtschiff in Civitavecchia ankommen, wovon wir eigentlich ausgehen, könnten wir uns gut vorstellen, dem oftmals verschrienen Civitavecchia eine Chance zu geben oder, wie andere viel gereiste Gäste, die Vorzüge des fast leeren Schiffes zu genießen
Gegen halb fünf sind wir schon wieder zurück im Hafen und stehen vor AIDAstella.
Wer Rom auf eigene Faust erkunden möchte, kann mit dem Zug eigentlich wenig verkehrt machen, schneller und preiswerter kommt man nicht nach Rom. Der reine AIDA-Transfer in die ewige Stadt sollte knapp 60,00 Euro kosten. Natürlich trägt man das Restrisiko, nicht rechtzeitig am Schiff zu sein, allerdings fahren die Züge ungefähr alle dreißig Minuten (beispielsweise um 15:02, 15:30 und wieder um 16:02) und so regelmäßig, dass man mehr als genug Möglichkeiten hat. Auch wir hätten einen deutlich späteren Zug nehmen können und wären dennoch rechtzeitig zum Auslaufen auf dem Schiff gewesen.
Vor dem Schiff werden wir nach einem langen Tag und vielen Kilometern zu Fuß vom F&B-Team und einem DJ begrüß. Wer möchte, kann in seinen Fruchtpunsch einen ordentlichen Schuss Bacardi bekommen und damit die ausgegebene Currywurst herunterspülen. Zurück an Bord nehmen wir ausnahmsweise mal den Fahrstuhl, um an der Ocean Bar noch einen Kaffee zu trinken. Während in Rom die Sonne schien, war es in Civitavecchia wohl den ganzen Tag über recht wolkig.
Um 17 Uhr macht die Celebrity Edge die Leinen los, wendet und verlässt den Hafen. Wir hingegen gehen auf die Kabine, um uns in Ruhe für das Abendessen fertig zu machen.
Heute Essen wir im Markt Restaurant „skandinavisch“. Am Nebentisch bekommen wir mit, wie eine dort sitzende Dame einer Mitreisenden einen kleinen Schock bereitet.
„Ich freue mich sehr auf morgen, wenn wir in Florenz anlegen.“
„Sie wissen aber schon, dass unser morgiger Hafen Livorno sein wird? Von dort aus ist es noch eine ordentliche Busfahrt bis nach Florenz.“
Bei den Hafenbezeichnungen Civitavecchia/Rom, Livorno/Florenz oder auch Toulon/Marseille kann man schon einmal durcheinander kommen
Als das Schnapsi-Taxi vorbeikommt bestellen wir, natürlich ganz skandinavisch, drei Ouzo. Der Barkeeper schlägt uns folgenden Deal vor: Er spielt mit uns einen Kartentrick, wenn er die Karte errät, die wir zuvor aus dem Stapel gezogen haben, nehmen wir vier Ouzo und zahlen selber, wenn er unsere Karte nicht errät, lädt er uns ein... Natürlich gewinnt er, „never bet with a magician“! Wir zahlen die Getränke und stoßen auf einen weiteren gelungenen Tag der Reise an!
Auch wenn der Hafen von Civitavecchia nicht der schönste ist, schauen wir uns natürlich um 20 Uhr, heute mit einem Pullover gewappnet, das Auslaufen an. AIDAstella macht sich auf den Weg nach Livorno.
Um 21 Uhr schauen wir uns im Theatrium die von den Sängern und Artisten dargebotene Show „Musical Dreams - Traum vom Broadway“ an, ein bunter Misch bekannter Musical-Klassiker. Schön anzusehen und anzuhören
Den Abend lassen wir gemütlich an der AIDA Bar ausklingen. Nachdem wir den ganzen Tag auf den Beinen waren, fehlt uns die Motivation, in der Anytime Bar noch groß das Tanzbein zu schwingen...