Bei den Worten „Kreuzfahrt mit Costa“ wird man häufig skeptisch angesehen.
2010 bin ich das erste mal mit Aida gefahren. Was folgte war eine Beziehung, die bis heute besteht. Aber wie in vielen Beziehungen kehrt der Alltag ein. Sie ist noch immer schön, aber nicht mehr aufregend. Für mich wurde es Zeit mal nach rechts und links zu sehen oder ganz konkret, zur Mutti.
Am 2. Juni 2018 sollte es mit AIDAmar auf die Ostsee gehen. Also warum nicht schon einige Tage eher anreisen und einen kleinen Urlaub vor dem Urlaub machen. Am 1. Juni liegt die Costa Favolosa in Warnemünde. Das wäre doch die Gelegenheit. Und ich nutze sie.
Anfang Januar 2018 buche ich für meine Freundin und mich die Schiffsbesichtigung und zwei Hotelübernachtungen. So haben wir noch die Gelegenheit uns Warnemünde anzusehen.
Nun heißt es warten, warten, warten ……… fast 6 lange Monate. Aber Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude. Wir waren gespannt – und seltsamerweise – auf die Schiffsbesichtigung sogar noch mehr als auf die Kreuzfahrt. Also auf zu neuen Ufern, ähm zu neuen Schiffen. Heute Abend werden wir wissen, ob wir an das Thema Costa Kreuzfahrt einen dicken Haken machen können.
Dann ist es endlich soweit. Vom Balkon unseres Hotelzimmers können wir sie schon kommen sehen.
Aber da fehlt doch was? Ja, der Kussmund. Trotzdem sieht auch dieses weiße Schiff elegant aus, als es in der Morgensonne die beiden Molenköpfe passiert.
Die Größe der Favolosa ist mit der Prima vergleichbar. Und auf der Prima haben wir uns nicht so richtig wohl gefühlt, obwohl sie auch ein tolles Schiff ist. Wir sind für die Prima offensichtlich die falsche Zielgruppe. Wie wird die Favolosa sein? Aber jetzt erst einmal gemütlich frühstücken.
Dann ist es auch schon kurz vor 10 Uhr. Noch eine kurze Fährüberfahrt und schon sind wir am Terminal.
Mit uns die ersten Interessenten.
Es sollten Gruppen von 17 Personen gebildet werden, nur unsere Gruppe fand ich mit 19 Personen inkl. einem Rollifahrer viel zu groß. Das lag meiner Meinung nach aber an der Drängelei (es ging zu wie 19.50 vor dem Marktrestaurant) und war so sicher nicht geplant. Die Führung wurde nicht vom einem Costa-Mitarbeiter gemacht, sondern von einem Studenten der Uni Rostock. Er und seine Kollegen machen auch die Führungen auf den Aidas.
Es konnte endlich losgehen. Wir bekamen Besucherausweise, ein Foto wurde gemacht und dann ging es aufs Schiff. Ich habe mir fest vorgenommen, alles objektiv zu betrachten und zu werten. Trotzdem habe ich immer mit Aida verglichen. So viel zum Thema objektiv. Aber welches Schiff wird am Ende der Besichtigung besser abgeschnitten haben?
Alles war gut organisiert, Zunächst ging es auf Deck 2. Und nein, Deck 2 liegt nicht unterhalb der Wasserlinie. Man betritt die Favolosa auf Deck 0, das entspricht dem Deck 3 einer Aida. Hier waren einige Kabinen zur Besichtigung freigegeben. Nach Auskunft des Guides sind dies immer unterschiedliche Kabinen. In unserem Fall waren es die kleinsten Kabinen der jeweiligen Kategorie. Auf mich wirkte die Innenkabine kleiner als die Innenkabinen auf Aida. Habe es aber nicht überprüft. Ein Blick zu meiner Freundin, ein Kopf schütteln, nein, hier möchten wir nicht „wohnen“. Weiter ging die Tour mit der Besichtigung einer Fensterkabine. Die sieht schon geräumiger aus. Anfreunden konnten wir uns aber auch mit dieser Kabine nicht. Hier geht der Punkt eindeutig an Aida.
Wir verlassen Deck 2 und fahren auf Deck 5 zum Atrium. Der Bereich wirkt riesig und wesentlich offener als das bekannte Theatrium der Kussmundflotte.
Was mir hier schon auffällt, es gibt kaum Teppiche. In den Fluren und Treppenhäusern ja, in diesem Bereich aber nicht. Der Boden ist glänzend und jede Lampe spiegelt sich. Mir hat das ganze bling bling nicht gefallen, ist aber Geschmackssache. Insgesamt war der Eindruck aber positiv.
Von dort ging es weiter auf Deck 11. Wer wollte konnte einen der gläsernen Fahrstühle benutzen. Es gab aber auch "normale".
Und hier auf dem Freideck erwartete uns dann die erste Überraschung.
Die Costa hat 3 Dinge, die Aida definitiv nicht hat.
Nummer 1: Ein Formel-1-Simulator. Ich dachte an ein ganz gut gemachtes Videospiel. Aber geirrt. Es ist ein echter Simulator.
Während ich versucht habe durch die spiegelnde Glasfront wenigstens ein Foto zu machen gingen meine Gedanken 7 Jahre zurück auf die AIDAbella. Damals bin ich vollkommen unerwartet Zuschauer eines Formel-1-Rennens geworden.
Vor dem Simulator mit Blick
auf das Meer ist eine kleine Rennfahrerbar. Die Tische ziert eine
Rennstrecke. Ich habe lange gebraucht bis ich wusste, welche Strecke
das ist.
Und, erkennt es jemand? Kleiner Tipp: Es ist nicht in Italien.
Weiter ging es zu den verschiedenen Pools, zunächst ein Indoorpool.
Das Glasdach soll bei Wärme und schönem Wetter geöffnet werden. Der Guide sagte nicht, wann den Italienern warm ist, denn es war mit fast 30 Grad ein wunderschöner Tag in Warnemünde und das Dach war verschlossen.
Der Weg führte uns durch das Buffettrestaurant wieder nach unten auf Deck 7. Hier konnten wir dann eine Balkonkabine besichtigen. Das Bild zeigt aber keine Showkabine. Die Tür stand offen, also einfach knips, duck und weg.
Anschließend besichtigten wir noch eine behindertengerechte Kabine. Getrennt stehende Betten und ein etwas schräger Zuschnitt, ebenfalls auf Deck 7 direkt im Bug.
Wir setzen unseren Weg fort und werfen einen Blick in den Sportbereich.
Inzwischen habe ich vollkommen die Orientierung verloren. Auch kein Wunder, es geht kreuz und quer über das Schiff und von oben nach unten und wieder zurück. Ich habe auch nicht auf den Weg geachtet, wir haben ja einen Guide.
Die nächste Station war das Theater. Ich war sprachlos, denn das habe ich nicht erwartet. Ein "richtiges" Theater mit vielen Plätzen, sogar mit Rückenlehnen. Ein Punkt an Costa.
Der Zufall hat das Erlebnis dann auch perfekt gemacht. Es war gerade Showprobe. "Big Spender" hat mich in den Bann gezogen. Am liebsten hätte ich mir einen Platz gesucht und noch eine Weile zugeschaut. Ging aber nicht, schade.
Auf dem weiteren Weg kommen wir wieder am Atrium vorbei, diesmal blicken wir von oben nach unten und haben auch eine gute Sicht auf die gläsernen Fahrstühle.
Es geht weiter durch diverse gastronomische Einrichtungen. Ich habe zwar Fotos gemacht, mir aber die Namen der einzelnen Bars nicht merken können. Das sieht doch einladend aus.
Wir sind nun schon fast 2 Stunden über das Schiff gelaufen. Ich habe mich nach einer kurzen Pause gesehnt. Aber vorher gab es noch 2 Überraschungen. Ich habe ja eingangs gesagt, dass es auf dem Schiff 3 Dinge gibt, die Aida nicht hat.
Und hier ist er, der Ort, den ich mir auf den Aida-Schiffen so sehr wünsche: Ein Eiscafe.
Auch hier wieder dieser spiegelnde Fußboden, aber die Sitzecken sehen gemütlich aus. Und es gibt auch Fensterplätze. Wie schön wäre es jetzt ..... vielleicht ein Cappu ..... oder ein kleines Eis ..... gut, auch nur eine einzige Kugel. Man darf doch träumen.
Wieder gehen wir durch Salone und Lokale und durch das Spielcasino. Von dort eine Treppe runter und einmal um die Ecke ....... und ich stehe an einem Ort, den ich niemals auf einem Kreuzfahrtschiff erwartet hätte: Eine kleine Kapelle.
Der Guide erzählte uns, dass das italienische Recht Kapitäne bevollmächtigt, Ehen zu schließen. Er erzählte weiter, dass in der kleinen Kapelle echte Hochzeiten stattfinden.
Meine Gedanken gingen zu den drei italienischen Kapitänen (mit denen ich leider noch nicht gefahren bin). Ob die zwei drei auch schon Paare verheiratet haben?
Hier konnte ich dann auch einen Moment verweilen. Bzw. ich musste es sogar. Denn ausgerechnet hier meldete meine Kamera, dass die Speicherkarte voll ist. Das Interesse an der Kapelle war in unserer Gruppe recht gering, so dass ich wirklich die Gelegenheit hatte, mal kurz zur Ruhe zu kommen. Nichts erinnert hier an ein Kreuzfahrtschiff. Aber das der Zugang zur Kapelle vom Casino aus erfolgt, ein Schelm, der sich dabei etwas denkt.
Wir gehen zurück die Treppe hinauf, unser Ziel sind die Fahrstühle. Wir fahren auf Deck 3 und stehen hier: Vor dem Eingang des Hauptrestaurants.
Unser Schiffsbesuch endete mit einem 5-Gänge-Menü. Ich war in der irrigen Annahme, dass man die Speisekarten mitnehmen kann, aber sie wurden wieder eingesammelt. Schade. Die Karten sind zwar auf Deutsch, aber wer so wie ich nicht viel Ahnung von italienischer Küche hat, hat trotzdem ein kleines Problem. Das Essen war gut, der Ablauf funktionierte reibungslos.
Es gab Vorspeise, Suppe, Pasta ein Hauptgericht und Nachtisch. An die Namen der Gerichte erinnere ich mich nicht. Dazu Wein (aus der Flasche) oder Wasser.
Ich bezweifle allerdings, dass ich mich in dem riesigen Restaurant wohl fühle, wenn es voll besetzt ist. Andererseits ist es auch mal schön, sich keinen Platz suchen zu müssen und bedient zu werden.
Nachdem Essen ging es gemeinsam vom Schiff. Im Terminal bekamen wir dann noch Geschenke:
Eine Strandtasche mit einer Tüte bunter Nudeln in Form eines Kreuzfahrtschiffes. Ebenfalls in der Tasche eine kleiner Werbezettel. Bei Buchung innerhalb von 3 Monaten mit Abfahrt bis 31.03.2019 gibt es ein BGH von 75 Euro. Nun, auf meiner Bestätigungsmail stand etwas anderes. Da fällt der Apfel also nicht weit vom Stamm.
"Heute Abend werden wir wissen, ob wir an das Thema Costa Kreuzfahrt einen dicken Haken machen können." Diesen Satz hatte ich eingangs geschrieben.
Und: Wir wissen es nicht!
Wirklich geholfen hat uns die Besichtigung nicht, um sich für oder gegen Costa zu entscheiden. Man sieht nur die Einrichtungen. Vom Bordleben bekommt man nichts mit, da kaum Gäste an Bord waren.
Das Schiff hat uns aber keinerlei Grund gegeben, es nicht mal zu versuchen.
Natürlich gab es Dinge, die mir nicht so gefallen haben, aber die gibt es auf Aida auch.
Zum Ende stand es zwischen Aida und Costa unentschieden.
Wir lassen den Tag mit einem Abendspaziergang ausklingen.
Bei diesem Lichtspiel lassen wir die Seele baumeln und freuen uns auf unsere Ostseekreuzfahrt.
Aber wie werden wir uns in Sachen Costa entscheiden? Wir wissen es noch nicht. Aber ich werde euch berichten.
Kommentare 18