16. November, Barcelona – bewölkt 18 Grad
Gestern waren wir noch in Frankreich und heute morgen sind wir in Spanien angekommen. Über Nacht ist mein Bett hierher gefahren, ich habe wunderbar geschlafen. Der Wecker klingelt früh, unser Ausflug heute beginnt schon um 8.30 Uhr. Blick auf den Hafen, alles prima.
Barcelona, was habe ich für Erinnerungen an diese Stadt???
Erstes mal in Barcelona beziehungsweise, durch die Stadt gefahren. Ich hatte gerade meinen Führerschein gemacht (1974) und mir für 500 Mark einen alten Simca gekauft. Mein Selbstvertrauen war groß und so bin ich als Fahranfänger von der Nähe Braunschweigs, quer durch Deutschland und Frankreich gefahren. Ich wollte nach Marokko, wo ich tatsächlich dann 3 Wochen gewesen bin. Auf der Strecke lag natürlich auch Barcelona und ich erinnere mich, als wäre es gestern. Nie im Leben bin ich mit meinem Auto vorher selbst durch eine Großstadt gefahren, schließlich war der „Lappen“ ja so frisch. Mehrspurige Straßen, chaotische Fahrer die ständig hupten. Blinken, war ein Fremdwort, man winkte kurz mit der Hand aus dem Fenster und schon wurde abgebogen. Heulend vor Angst habe ich die Durchfahrt der Stadt gemeistert … gesehen habe ich so gut nichts, musste ich doch auf die Straße schauen und so rauschte die wunderschöne Stadt an mir vorüber. Bei der Rückfahrt schien ich mich beruhigt zu haben – aber wieder nichts gesehen, es war dunkel. Ich schwor mir damals, nach Barcelona muss ich nicht unbedingt noch mal kommen. Zu laut, zu viele Autos und um Himmelswillen, wo soll ich dort parken – wo ich doch noch kein Einparkprofi bin. Das Schicksal schlug zu: 2008, ich bin für jemanden eingesprungen und so kam ich ein zweites Mal nach Barcelona. Nicht mit dem Bus, auch nicht mit dem Zug, sondern mit AIDAdiva. Es war meine erste AIDAreise und das AIDAvirus hat mich bei der Reise voll erwischt.
Was habe ich damals gemacht? Einen Ausflug zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Ich war begeistert von der Placa de Catalunia (die Busse mit dem Namen JULIA tauchen auch heute noch im Stadtbild auf), von der riesigen Kirche die im Bau war (Sagrada Familia), bin an der Casa Batllo vorbeigefahren, war im Park Güell, habe diverse Kirchen besichtigt, bin über die Rambla gebummelt und heute steht der Ausflug „Viva la Vida: Barcelona zu Fuß“ auf dem Programm.
Ich bin sehr gespannt, was ich wiedererkennen werde auf der Tour. Im Bus gegrüßt uns Carlos und er spricht ein einwandfreies Deutsch. Er hat eine Zeit in Deutschland gelebt und so wird es keine Schwierigkeit sein, seinen Ausführungen zu folgen. Der Bus fährt vom Hafen aus in Richtung Stadt. Barcelona ist neben den vielen Kurzurlaubern auch ein beliebtes Ziel von Kreuzfahrern, denn mit uns liegen noch ein paar Schiffe im Hafen. Erste interessante Sehenswürdigkeit ist das unübersehbare Denkmal, welches Christoph Kolumbus darstellt.
Es wurde anlässlich der Weltausstellung im Juni 1888 eingeweiht. Gekrönt wird das 60 Meter hohe Bauwerk mit der Figur des Kolumbus, der mit ausgestrecktem Arm in Richtung Meer zeigt. Rings um das Denkmal ist ein Gewusel, es ist auch der südlichste Punkt der Rambla (Flaniermeile) und man hat einen sagenhaften Rundblick – unten an dem großen Platz. Man kann aber auch das Denkmal erklimmen und soll von dort oben aus auch eine tolle Fernsicht haben. Schaffen wir heute nicht, vielleicht ein anderes mal. Vom Bus aus kann ich noch ein paar Fotos machen, zum Glück sind die Scheiben sauber.
Farbenfroh, ganz in der Nähe, präsentiert sich das Kunstwerk von Roy Lichtenstein, das einen Frauenkopf darstellt.
Von Carlos erfahren wir, dass der Hafen von Barcelona … und schon bin ich mit den Augen wo anders und mit den Ohren auch. Eins geht nur, schauen und fotografieren oder zuhören und schreiben.
Als fest stand, dass Barcelona 1992 die Stadt der Olympischen Spiele werden sollte, entstand eine Euphorie, die der Stadt einen großen Aufschwung bescherte. Es wurde vieles renoviert, was renovierungsbedürftig war und Barcelona, die Stadt mit einer langen und schwierigen Geschichte stand im Fokus der Welt. Auch der Beitritt in die EU brachte ihr Vorteile.
Ich habe in der Presse vergangenes Jahr verfolgt, dass es ein innenpolitisches Tauziehen gab zwischen den Katalanen und den Spaniern. Es geht um die Unabhängigkeit Kataloniens … Barcelona ist auf dem Sparkurs, erzählt uns der Reiseleiter, als wir wieder eine kleine Pause einlegen. Die Bürgermeisterin schaut auf die Stadtkasse und sie treibt den Schuldenabbau voran. Es werden Sonderprivilegien gestrichen, es gibt kaum noch Dienstfahrtzeuge und sie selbst kommt mit dem Fahrrad zum Rathaus gefahren. Auch als eine Hotelkette in der Stadt ein neues Hotel erbauen wollte, wurde das Vorhaben nicht genehmigt. Es gibt bereits genug Hotels in der Stadt. Ein Erkundungsgang zu Fuß hat einen Vorteil gegenüber einer Panoramafahrt mit dem Bus. Sehenswüdigkeiten rauschen nicht so rasch vorüber und es gibt ein paar Minuten zum Verweilen.
Wunderschön die Säulen am Postgebäude.
Und weiter geht es. Auf dem Weg zur Basilika „Santa Maria del Mar“ durch die schmalen Gassen, gibt es so viel zu sehen. Fassaden, reich verziert, kleine Balkone und immer wieder der Blick auf irgendeinen Turm.
Angekommen an einem der Wahrzeichens Barcelonas, stehen wir vor der Kirche Santa Maria del Mar. Die gewaltige Front mit den beiden Türmen beherrscht den ganzen Platz. In 55jähriger Bauzeit wurde die Kirche im Jahr 1383 geweiht.
Auf dem Boden entdecke ich feuchte Stellen und als ich nach oben schaue, sehe ich, dass es Löcher gibt im Dach. Leider, so erfahre ich, fehlt hier das Geld, um notwendige Reparaturarbeiten vorzunehmen. Auch am einem Nebenausgang scheint der morgendliche Regen seine Spuren hinterlassen zu lassen haben, es haben sich Pfützen im Inneren gebildet.
Auf dem Weg zur ersten Markthalle, die überwiegend von Einheimischen besucht wird, bleibt mein Blick an diesem Giebel hängen, er gehört zum Picasso Museum „Du, wir sollten echt mal ein paar Tage nach Barcelona kommen. Es gibt so viel zu entdecken“ sage ich und mein Mann nickt. Er ist auch mit schauen beschäftigt.
Obwohl es in den schmalen Gassen schattig ist, frösteln wir nicht.
Carlos zeigt auf das Schild und es bedeutet, hier ist der Eingang in die Gasse und irgendwo wird es eins geben mit „Salida“- Ausgang. Ich werde drauf achten. Und auch, ob ich jemanden mit Pferd sehe ... kleiner Scherz von mir.
Drinnen warten Marktstände mit Obst, Gemüse, Fleisch, Käse, Wein und vieles mehr – boah, wie lecker das hier duftet und wie frisch der Fisch aussieht.
Für Zuhause kaufe ich eingeschweißte grüne Oliven, ich kann doch nicht ohne Souvenir aus Barcelona nach Hause fahren, sage ich zu meinem Mann. Außerdem, der Hunger meldet sich! In einer Ecke sind noch archäologische Überreste zu sehen, die bei Bauarbeiten entdeckt wurden.
Weiter geht es im nächsten Teil ...